Jessica van Houven - Das Reich der Toten (Mitnal)

  • Mitnal (Das Reich der Toten) ~ Jessica van Houven


    Selfpublishing
    488 Seiten
    Debüt


    Inhalt:
    Eine alte Magie. Sie will nichts Gutes. Sie will die Dunkelheit.
    Ein ungewöhnlich starkes Erdbeben erschüttert die Akademie de Bacabs für magisch begabte Jugendliche. Als die Natur weiterhin verrücktspielt und sich einige Mitschüler verändern, ist Karicia die Einzige, die mehr hinter den Geschehnissen vermutet und zu recherchieren beginnt.
    Sie gesteht ihrer Cousine, dass sie Stimmen hört, die sie vor etwas warnen.
    Doch vor was? Gemeinsam kommen sie dem uralten Geheimnis näher, das im Dschungel Mexikos lauert und werden selbst immer tiefer in die dunkle Magie hineingezogen.
    ~~~~~~~~


    Meinung:


    Dieses Buch ist das perfekte Beispiel dafür, wie sehr einen die Verpackung täuschen kann. Ein wahnsinnig hübsches Cover und ein ebenso guter Klappentext machen halt noch keinen fantastischen Inhalt aus.


    Von Seite 1-420 passiert für mich so gut wie gar nichts "Spannendes". Ich wollte es nicht schreiben, aber das ganze Buch wirkte auf mich wie eine zugeknöpfte, hochstilsichere Psychologiestudentin, die alles totanalysieren und immer wieder und wieder durchkauen muss.
    Das klingt jetzt hart, aber es war das Erste, was mir in den Sinn kam und wäre auf den letzten paar Seiten nicht ein wenig Schwung in die Bude gekommen, wäre die Rezension weitaus schlechter ausgefallen.
    Aber von vorne:


    Der Schreibstil der Autorin ist sehr ungewöhnlich. Man braucht sehr lange, um sich daran zu gewöhnen und trotzdem bleibt der Gedanke im Hinterkopf: Das klingt alles aufgesetzt. Wie auswendig gelernt.
    Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven einzelner Magiebegabter erzählt. Diandro, Leonardo, Karicia, Sara, Vítoria und Guiliana spielen hierbei die wichtigsten Rollen.
    So weit so gut, die Charaktere sind der Autorin in Hinsicht auf eine bunte Mischung und Vielseitigkeit was die Wesenzüge angeht, relativ gelungen.
    Allerdings fehlte mir einfach komplett die Authentizität.


    Denn es kam mir so vor - und es kann auch sein, dass ich irgendwie geblendet wurde - als seien ausnahmslos alle männlichen Protagonisten friedliebend und offen, freundlich und richtige Strahlemenschen, einzig die Mädels besaßen für mich ein wenig mehr Tiefe.
    Vítoria, die Zickenqueen.
    Karicia, die Irre.
    Sara, die Kolerikerin.
    Und auch diese Einschätzungen lösten sich schnell in Luft auf.
    Denn je weiter das Buch voran schritt, umso mehr wuchs die Gruppe zusammen, im Versuch eine Lösung für das Problem der "unnatürlichen" Ereignisse zu finden, die sich rund um die "Akademie" ereigneten.


    Womit ich bei einem weiteren Problem angekommen bin:
    Dem Klappentext.
    Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass ich zu festgefahren und voreingenommen an die Story rangegangen bin, denn ich hatte laut Klappentext jugendliche Dialoge, die üblichen Kabbeleien, Partys und Späße erwartet, Lehrer, die die Protagonisten zurechtweisen, anfänglich vielleicht noch Einblicke in Magiekurse, einfach Spaß und Fantasy.
    Einen Teil davon hat mir das Buch geboten.
    Jedoch auf... "Erwachsenen-Niveau". Trocken, analysierend, in Dauerschleife:
    Warum geschieht das? Was passiert da? Wohin geht es jetzt? Was machen wir nun?
    Und das ohne dem Leser auch nur einen Schritt zu zeigen, an dem es voran geht - nein. Wenn es voran ging, dann meistens im Hintergrund ohne dass der Leser ausreichend informiert wurde.
    Irgendwann hat mich das so gelangweilt, dass ich teilweise Stellen überflogen und Seiten überblättert habe, in der Hoffnung, dass noch etwas passiert...


    Was auf den letzten 60-70 Seiten dann ja auch der Fall war.
    Man ist von jetzt auf gleich mitten im Götterstreit gefangen, es gibt Action, Verletzte, unvorhersehbare Entwicklungen und das Ende hat mich auch ein bisschen berührt und überrascht.
    In der Hinsicht ist der Autorin ein Clou gelungen.
    Nur leider macht es die vorherigen 420 Seiten, ich nenne es jetzt mal "überflüssige Erörterungswut mit kleinen, minimalen Spannungsbögen" nicht wett.


    Schlussendlich kann ich auch hier wieder sagen:
    Super Idee, nicht überzeugende Umsetzung.
    Auch wenn mir Karicia und Vítoria von ihrer Entwicklung her trotzdem gefallen haben..


    Fazit:


    Titel, Cover und Klappentext dieses Fantasydebüts beziehen sich in meinen Augen maximal auf die Nachforschungen, die sich step by step langsam durch das Buch ziehen, sowie auf das letzte Viertel der Geschichte.
    Alles davor hätte man, für meinen Geschmack, getrost auf 150 Seiten kürzen können.


    Wer sich jedoch gern mit den Inkas, Mayas und Azteken (und deren Geschichte und zwar intensiv recherchiert) beschäftigt und mit einer Engelsgeduld auf den finalen Schlag warten kann, wer gern Geschichten von außen und ohne viele "interaktive" Gefühle liest, der ist mit Mitnal gut beraten.


    Meine Erwartungen wurden leider nicht erfüllt und einzig die "Explosion" am Ende, wo alles auf jeden trifft und die Fäden zusammen laufen, rettet das Buch auf 3 von 5 :bewertung1von5: Sterne.