Georges Simenon - Die Überlebenden der Télémaque / Les rescapés du Télémaque

  • Autor: Georges Simenon
    Titel: Die Überlebenden der Télémaque, übersetzt von Hainer Kober
    Originaltitel: Les rescapés du Télémaque, erschien erstmals 1938
    Seiten: 224 in elf Kapiteln
    Verlag: Diogenes
    ISBN: 9783257241099


    Der Autor: (der Verlagsseite entnommen)
    Georges Simenon, geboren 1903 in Liège/Belgien, begann nach abgebrochener Buchhändlerlehre als Lokalreporter. Nach einer Zeit in Paris als Privatsekretär eines Marquis wohnte er auf seinem Boot, mit dem er bis nach Lappland fuhr, Reiseberichte und erste ›Maigret‹-Romane verfassend. Schaffenswut und viele Ortswechsel bestimmten 30 Jahre lang sein Leben, bis er sich am Genfersee niederließ, wo er nach 75 ›Maigret‹-und über 120 ›Non-Maigret‹-Romanen, statt Romane zu schreiben, ausgreifende autobiographische Arbeiten diktierte. Er starb am 4. September 1989 in Lausanne.


    Inhalt: (Klappentext)
    Das Vergangene ist nie tot, manchmal ist es nicht einmal vergangen, sondern eher wie eine Flutwelle, die unvermutet noch einmal zurückschwappt.
    Sobald sein Kutter in Fécamp angelegt hat, wird der Kapitän Pierre Canut verhaftet: Beim letzten Landgang soll er einem fremden alten Mann die Kehle durchschnitten haben – aus Rache für ein unaussprechliches Verbrechen, das zwanzig Jahre zuvor an seinem Vater begangen wurde. Pierre hat einen Zwillingsbruder, Charles. Die beiden können ohne einander nicht leben. Charles schwört, dass sein Bruder unschuldig ist, und bringt dadurch sich und seinen Bruder in Gefahr.


    Meinung:
    Ein typischer Simenon-Krimi, diesmal ohne seinen bekannten Kommissar Maigret. Die Geschichte lebt eher von der ausgezeichnet beschriebenen Atmosphäre als vom eigentlichen Kriminalfall: ein Mann wird verhaftet und sein Bruder versucht auf eigene Faust den Mörder zu fassen. Natürlich ist das ganze Dorf überzeugt, dass die Polizei nicht den Richtigen hat, schliesslich ist Pierre Canut allseits beliebt. Wäre sein Bruder Charles verhaftet sähe die Sache wohl anders aus. Jener ist deutlich weniger populär, schüchtern, zweifelnd, startet er beherzt seine Untersuchungen, stellt dann aber ernüchtert fest, dass Detektivarbeit in Romanen deutlich einfacher funktioniert. Desillusioniert stolpert er irgendwie durch die Geschichte, bis der Fall meines Erachtens nach etwas unbefriedigend aufgeklärt wird. Am Ende wird er weiter im Schatten seines Bruders leben, zwar einmal nach Paris gekommen sein, aber ein gefeierter Held sieht anders aus.
    Insofern: ein schwacher Krimi, aber eine unterhaltsame Familiengeschichte mit der Hafenatmosphäre Fécamps Ende der 1930er Jahre.