Øistein Borge - Kreuzschnitt / Den syvende demonen

  • Kurzmeinung

    wampy
    Borge ist ein begnadeter Erzähler
  • Kurzmeinung

    Chattys Buecherblog
    Ein Thriller der bestens unterhält.
  • DEM DÄMON AUF DER SPUR
    Das Buch von Øistein Borge wird als die Krimi-Entdeckung aus Skandinavien beworben. Ich kann dem nur voll und ganz zustimmen. Ja, „Kreuzschnitt“ ist ein spannender norwegischer Krimi, dessen Handlung zum größten Teil in Südfrankreich an der Côte d´Azur spielt.
    Es beginnt dramatisch mit dem Prolog – in nur wenig kursiv geschriebenen Zeilen - , die das Leben des Osloer Kriminalisten Bogart Bull vollkommen auf den Kopf stellen. Von jetzt auf gleich verliert er durch einen durchgeknallten Verbrechertypen, der sich erbarmungslos an ihm rächen will, seine Frau Frida und seine Tochter Anine. Darüber büßt Bogart seinen Halt, seinen Lebenswillen ein und wird zum Alkoholiker. Er fällt in ein tiefes Loch, aus dem ihm der Vater und eine kluge, fähige Chefin wieder heraushelfen. Eva Heiberg bietet dem verzweifelten Mann eine neue berufliche Perspektive bei Europol. In enger Zusammenarbeit mit der französischen Polizei fängt Bogart an, den viehischen Mord an dem superreichen Norweger Axel Krogh zu untersuchen.
    In 35 Kapiteln verbindet Øistein Borge Zeitebenen, Handlungsstränge, Personen, bei denen ich mir die Frage stellte, wie soll das alles jemals in eine Geschichte, in ein Ergebnis münden? Doch der Autor schreibt das so fesselnd, dass ich die Seiten regelrecht verschlungen habe.
    Es sind vier Zeiten, die beschrieben werden: 1906, 1918, 1943 und 2014. Vollkommen unerwartet wird der Leser plötzlich aus der Gegenwart zurückversetzt in eine andere Zeitebene. Es ist das Jahr 1906 und wir treffen auf berühmte Malerpersönlichkeiten wie Henri Matisse, Edvard Munch, Kees van Dongen, André Derain, Georges Rouault und Othon Friesz. Sie gelten heute zu den Malern des Fauvismus, der klassischen Moderne. Nur der Jüngste unter ihnen, Santiago Gaillard, ist fiktiv. Sie kommen aus einer Laune heraus überein, dass jeder ein kleines Dämonenbild malt und diese sieben Originale zusammen bei Santiago verbleiben. So weit, so gut.
    Im Jahre 1943 schließlich befinden wir uns mitten im Krieg, in der Zeit des französischen Widerstandes gegen die Deutschen. Blutige Kapitel voller Grausamkeit, Brutalität und schändlicher Verbrechen. Nichts für zartbesaitete Gemüter! Doch Borge berichtet von der Realität. Wiederum Zahnräder im Fortgang des Geschehens sind Santiago Gaillard, einer der vielen Maquisards und sein Sohn gleichen Namens, aber Tigo genannt, ein Junge noch. Die Zeiträume wechseln ständig und mit Bull und dem französischen Kommissar Moulin ist man mittendrin, aber trotzdem steigt man nicht dahinter. Spuren führen ins Leere oder in die Irre. Die Schauplätze wechseln, doch auch, wenn man eins und eins zusammenzählt, die Fälle wollen erst einmal nicht zusammenpassen.
    Mein Fazit:
    „Kreuzschnitt“ ist für mich kein x-beliebiger 0815-Krimi, sondern bekommt von mir das Prädikat: „besonders wertvoll“.
    Die dynamische Handlung mit bewegenden und schrecklichen Momenten ist durch überraschende Wendungen gekennzeichnet. Die Charaktere finde ich meisterhaft und vor allem realistisch dargestellt. Ich konnte sie mir uneingeschränkt vorstellen. Kommissar Bull ist zwar vom Schicksal arg gebeutelt, aber wie er sowohl mit den französischen Kollegen als auch ansonsten mit den Menschen umgeht, gefällt mir sehr.
    Eine Fortsetzung mit ihm wünsche ich mir, Herr Borge!
    Das Cover paßt, hat aber mit der modernistischen Villa des Axel Krogh (ausgeführt durch den norwegischen Architekten Sverre Fehn) nichts gemein.


    Ich vergebe fünf von fünf Sternen und meine unbedingte Lese/Kaufempfehlung! :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Gerne mehr von Bogart Bull!


    Bogart Bull: was für ein Name! Er ist Kommissar bei der Osloer Kriminalpolizei und durchlebt nach dem Unfalltod seiner Frau und seiner kleinen Tochter eine tiefe Krise. Hinzu kommt, dass der Unfall durch einen von Bogart vor Jahren gefassten Kriminellen absichtlich verursacht wurde. Trauer und Schuld hat Bull durch Alkohol zu verdrängen versucht, bis er nun zwar endlich trocken, aber immer noch tief gezeichnet ist.


    Von seiner Chefin wird Bogart Bull zu Europol versetzt, wo er in Sainte-Maxime in Südfrankreich den Mord an dem norwegischen Unternehmer und Kunstsammler Axel Krogh aufklären soll. Kroghs Leiche weist auf dem Rücken ein mit dem Messer eingeschnittenes Kreuz auf. Ein Symbol? Obwohl die ganze Villa voller wertvoller Kunstgegenstände ist, fehlt nur ein kleines Bild, das vermutlich von Edvard Munch stammt. Nur kurze Zeit später wird eine zweite Leiche gefunden, ähnlich zugerichtet wie Axel Krogh. Doch das Vorgehen ist nicht ganz identisch. Handelt es sich also um einen oder um mehrere Täter?


    Bulls Ermittlungen, die er zusammen mit dem französischen Kollegen Jean Moulin durchführt, führen ihn in die Vergangenheit, in die Zeit der Résistance und der deutschen Besatzung Frankreichs. In eingeschobenen Kapiteln wird aus der Perspektive der damals Beteiligten erzählt, was die Vergangenheit lebendig und anschaulich vermittelt. Auch die Zeit, als das gestohlene Gemälde entstand, lässt der Autor aus Sicht der Maler bildhaft auferstehen.


    Diese Kapitel stören zwar etwas den Erzählfluss der Gegenwart, verdeutlichen aber dadurch auch die Komplexität der Handlung. Bogart Bull gibt einen überaus sympathischen Ermittler ab, der durch seine Recherchen und vielleicht auch durch die angenehme Atmosphäre an der Côte d’Azur wieder zu neuem Lebensmut zurückfindet.


    Die Auflösung des Falls erscheint mir allerdings am Ende doch etwas zu konstruiert. Hier wäre eine weniger komplexe Lösung in meinen Augen überzeugender gewesen.


    Insgesamt ist ,,Kreuzschnitt“ aber ein spannender, unterhaltsamer und empfehlenswerter Roman und Bogart Bull sollte unbedingt weiter ermitteln!
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Das Cover lässt einen düsteren Skandinavienkrimi erwarten. Das Buch beginnt auch entsprechend mit den Mord an der Frau und Tochter von Bull. Dadurch wird er in eine tiefe Krise gestürzt, die er mit Alkohol zu bekämpfen sucht. Seine Chefin gibt ihn noch eine Chance. Nach einer Entziehungskur bekommt er eine Stelle bei Europol. Sein erster Einsatz führt ihn noch Südfrankreich, wo ein reicher Norweger ermordet in seiner Villa gefunden wird. Als Einziges wird ein unscheinbares Gemälde gestohlen. Der Fall wird immer mysteriöser als anschießend seine Tochter ermordet wird. Es gibt keine Spuren und die Polizei tappt einige Zeit im Dunklen.
    Dieses Buch wird in zwei Handlungssträngen erzählt. Einmal werden die Ermittlungen zur Mördersuche beschrieben. Anderseits wird die Geschichte des gestohlenen Bildes erzählt. Sie scheint auf dem ersten Blick nichts mit der Gegenwart zu tun zu haben, deshalb hat sie mich anfangs auch etwas gestört.
    Besonders gefallen hat mir die Darstellung von Bull. Man konnte mit ihn mitfiebern und seine Handlungen nachvollziehen. Hier hat es der Autor geschafft, einen sympathischen Ermittler ohne Supermanallüren zu erschaffen.
    Die Spannung wird währen des gesamten Buchs hochgehalten und zu einer plausiblen Auflösung geführt.
    Nur der Titel ist etwas irreführend. Der Originaltitel "Siebenter Dämon" ist viel aussagekräftiger.
    Der Cliffhanger am Ende lässt auf eine Fortsetzung hoffen.
    Das Buch bekommt von mir 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung.

    Sub: 5537:twisted: (Start 2024: 5533)

    Gelesen 2024: 14 / 1 abgebrochen

    gelesen 2023: 55/ 2 abgebrochen / 26075 Seiten

    gelesen 2022: 65 / 26292 Seiten

    gelesen 2021: 94 / 1 abgebrochen / 35469 Seiten


    :montag: Anders Roslund - Engelsgabe

    :study: John Katzenbach - Der Wolf


    Lesen... das geht 1 bis 2 Jahre gut, aber dann ist man süchtig danach.

  • Unfassbar traurig ist der Einstieg in diesen Kriminalroman. Aus Rache über die Verhaftung und Verurteilung eines jungen Sexualstraftäters aus gutem Haus, tötet dieser nach Absitzen seiner Haftstrafe, die Frau und minderjährige Tochter der Osloer Kriminalkommissars Bogart Bull durch einen selbst verschuldeten Autounfall. Bogart bekämpft seine grenzenlose Trauer mit Unmengen an Alkohol, erst seine geduldige Chefin und sein Vater bringen ihn dazu sich einer Entziehungskur zu unterziehen. Sechs Monate nach dem tragischen Ereignis ist er wieder im Dienst, aber noch lange entfernt von seiner ehemals brillanten Ermittlungstätigkeit. Seine Chefin möchte ihn jetzt als Verbindungsbeamten von Europol einsetzten. Jedes Jahr kommen zwei bis drei norwegische Staatsbürger innerhalb der EU gewaltsam ums Leben. Europol Niederlande versucht ein Netzwerk aufzubauen, in dem die Ermittler des jeweiligen EU-Landes Unterstützung von Kollegen aus dem Heimatland der Opfer bekommen. Der erste Fall für Bull ist die Ermordung des Magnaten Axel Krogh. Krogh, ein sogenannter Schattenmann des norwegischen Wirtschaftslebens, steht auf der Liste der reichsten Männer ganz oben. War dies ein Motiv? Doch fehlt in der riesigen Villa über Saint- Tropez nur ein einziges kleines Bild, noch dazu von einem namenlosen Künstler.


    „Kreuzschnitt“ ist ein vielschichtiger komplexer Krimi, der raffiniert, drei sehr verschiedenen Zeitebenen am selben Ort miteinander verbindet.


    Borge beginnt mit der Gegenwart in Norwegen und einem ziemlichen Hammer, der zugegebenermaßen schwer zu ertragen ist. Die Trauer seines Protagonisten ist fast mit den Händen greifbar. Seine Alkoholsucht vielleicht verwerflich und trotzdem nachvollziehbar. Der weitere Verlauf ist für Fans der Kriminalliteratur vorhersehbar, der Kommissar reist nach Südfrankreich und beginnt hier eine Zusammenarbeit mit seinen französischen Kollegen. Erfrischend hierbei ist die angenehme Tatsache, dass es nicht zu Grabenkämpfen zwischen den Ermittlern kommt, sondern der französische Kommissar als recht sympathisch und souverän dargestellt wird.


    Dann gibt es einen ersten Schnitt und man befindet sich immer noch in Südfrankreich allerdings in der illustren Gesellschaft von Matisse, Derain und ihren Mitstreitern, auf dem Höhepunkt des Fauvismus, zu denen sich (dem Autor sei Dank) auch ein Edvard Munch gesellt.


    Dramatische und ergreifende Szenen spielen sich auf der dritten Zeitebene statt. Südfrankreich während des zweiten Weltkrieges und die Rolle der französischen Widerstandskämpfer.


    Aus all diesen, im ersten Moment scheinbar unzusammenhängenden Erzählsträngen, wird ein wirklich fesselnder Roman mit Crime- Effekt.


    „Kreuzschnitt“ war für mich ein immens aufwühlender, ergreifender, abwechslungsreicher und spannungsgeladener Krimi, den ich sehr gerne weiterempfehle.

  • Kreuzschnitt, Norwegen-Krimi von Øistein Borge, 336 Seiten erschienen im Droemer Knaur Verlag.
    Debütroman von Øistein Borge um den schicksalsgebeutelten, norwegischen Ermittler Bogart Bull.
    Ein provozierter Verkehrsunfall der für eine Frau und ihre Tochter tödlich endet. Die beiden waren die Familie von Bogart Bull, sie fielen den Rachegelüsten eines von Bull überführten Täters zum Opfer. Der Ermittler wird mit dem Verlust nicht fertig, und versumpft in Selbstmitleid und Alkohol. Nach einem Aufenthalt in einer Entzugsklinik ist er "wieder da". Seine Chefin versetzt ihn zu Europol. Dadurch wird Bull in die Ermittlungen um die Ermordung des Wirtschaftsmagnaten und Kunstsammler Axel Krogh hineingezogen. Bogart Bull begibt sich auf eine Reise nach Südfrankreich. Als es noch weitere Todesopfer im Zusammenhang mit dem Tod von Krogh gibt, zeichnet sich eine Mordserie ab. Bulls Ermittlungen führen ihn zu einem grausamen und ungesühnten Verbrechen während des 2. Weltkriegs.
    34 spannende Kapitel, die mit Zeit und Ortsangaben versehen sind, helfen dem Leser, sich in der Geschichte, die durch verschiedene Zeitebenen und mehrere Erzählstränge führt, zurechtzufinden. Der Krimi erscheint im auktorialen Erzählstil. Borge schafft es aufs Trefflichste, mit vielen Dialogen und klaren Worten, die Story lebendig zu erzählen und auch die verschiedenen Handlungsstränge glaubhaft zusammen zu führen. Anderssprachliche Phrasen und Eigennamen sind kursiv gedruckt und werden dadurch hervorgehoben. Schon durch den spannungsgeladenen Prolog fühlte ich mich in die Geschichte katapultiert, der Spannungsbogen war unvergleichlich hoch und ließ mich bis zur letzten Seite nicht mehr los. Im letzten Drittel klären sich die Zusammenhänge, jedoch die endgültige Auflösung war trotzdem eine Überraschung. Bis zum Schluss war ich sozusagen „auf der falschen Fährte“. Am meisten betroffen gemacht, haben mich die Kapitel, die die Geschehnisse im März 1943 beschreiben. Aufs Äußerste gespannt und fassungslos verfolgte ich die grausame, ja beinahe unerträgliche Schilderung. Atmosphärisch dicht erzählt, dennoch jederzeit nachvollziehbar ist dem Autor ein Debüt gelungen, das mich zu jeder Zeit gefesselt, fasziniert und super unterhalten hat. Gut gefallen hat mir, die Verknüpfung mit Bulls persönlichem Schicksal, ohne die Geschichte über zu strapazieren. Die Zusammenarbeit mit dem französischen Commissaire Moulin hat den Roman noch zusätzlich belebt, dazu greift Borge immer wieder auf das Privatleben der Charaktere zurück und versucht so, die Figuren dem Leser näher zu bringen. Nebenbei erfährt man Interessantes über den Fauvismus und einige seiner Vertreter. Der Epilog, „Herbst“ betitelt, könnte die Andeutung für eine Fortsetzung des Krimis sein, die ich auf keinen Fall verpassen möchte. Ein einziger kleiner Kritikpunkt. Auf Seite 111, heißt es im kursiven Text: „ Als der Apostel Paulus im Jahr 64 von Kaiser Nero zum Tod am Kreuz verurteilt wurde…..“, hier handelt es sich nicht um Paulus (Paulus wurde enthauptet) hier muss es Petrus heißen.
    Eine Empfehlung für die Liebhaber tiefgängiger anspruchsvoller Norwegen-Krimis und für Leser die sich spannend und niveauvoll unterhalten wollen. Ein rundherum gelungenes Debüt. Øistein Borge, den Autor sollte man sich merken. Von mir dazu 5 verdiente Sterne.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study::musik::montag:


    Und wenn mir alle Königskronen für meine Bücher und meine Freude am Lesen angeboten wären: Ich würde sie ausschlagen.
    François Fénelon

  • :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:
    Cotignac, Südfrankreich im Jahr 1906:


    Der Fauvismus, eine zunächst kontrovers diskutierte Stilrichtung der Malerei, erreicht ihren Höhepunkt. Sieben ihrer Vertreter treffen sich zu einem mehrwöchigen Aufenthalt, einer Art Workshop, auf einem ehemaligen Weingut: Georges Roualt, Kees van Dongen, André Derain, Santiago Gaillard, Edvard Munch, Henri Matisse und Othon Friesz.


    Eymoutiers, Nouvelle-Aquitaine im Jahr 1943:


    Partisanen des Marquis, einer Bewegung der Résistance, planen als Sabotageakt gegen die deutsche Besetzung Frankreichs die Sprengung einer Brücke. Doch der sadistische SS-Obersturmführer Otto Wittmann ist den Maquisards auf der Spur.


    Oslo, Norwegen in der Gegenwart:


    Nach dem Tod seiner Frau und der gemeinsamen Tochter stürzt Kommissar Bogart Bull ab den Alkoholismus, macht eine Entziehungskur und tritt danach seine Stelle bei der Osloer Kriminalpolizei wieder an. Aber er ist nur noch ein Schatten seiner Selbst und seine Chefin beschließt, dass er zwei Dinge braucht: einen Tapetenwechsel und eine neue Aufgabe als Agent des Europols. Sein erster Fall führt Bull nach Südfrankreich, wo der reiche norwegische Unternehmer Axel Krogh ermordet wurde.


    Der Kriminalroman springt zwischen diesen drei Zeitebenen hin und her – nur nach und nach setzen sich die Bruchstücke zusammen zu einem clever konstruierten, komplexen Fall, dessen Wurzeln weit zurückreichen.


    Für mich waren es besonders der historische Hintergrund und die gekonnte Verknüpfung der verschiedenen Handlungsstränge, die das Buch originell und spannend machten. Man kann zwar schon früh erahnen, wo (und wann) der Schlüssel des Ganzen wohl liegen muss, aber wie genau alles zusammenhängt, das ist die Frage! Natürlich gibt es da auch die ein oder andere unerwartete Wendung und die Auflösung konnte mich überraschen.


    Die Spannung ist in meinen Augen eher eine ruhige, und ein paar Mal wird der Spannungsbogen auch unterbrochen, wenn die Geschichte in eine andere Zeit springt. Manches hätte vielleicht etwas gestrafft werden können, aber ansonsten fand ich die Geschichte durchweg sehr interessant.


    Gegen Ende hilft Kommissar Zufall etwas bei der Auflösung, aber das fand ich noch verzeihlich, weil es auf mich nicht zu konstruiert wirkte.


    Im ersten Moment hatte ich die Befürchtung, Kommissar Bogart Bull könnte ein furchtbares Klischee sein. Immerhin tummeln sich in der skandinavischen Kriminalliteratur die Ermittler mit Alkoholproblemen nur so, und langsam verliert das an Wirkung. Bogart stellte sich jedoch als die erfrischende Ausnahme heraus. Er ist auf dem besten Weg, sein Leben wieder in die Spur zu bringen und ist auch ein erfreulich umgänglicher Typ, der mit den französischen Ermittlern gut und ohne Egotrips zusammenarbeitet. Ich hätte nichts dagegen, ihm in weiteren Bänden in andere Länder zu folgen! Auf Norwegisch ist ein zweiter Band bereits erschienen, ich hoffe also auf eine deutsche Übersetzung.


    Auch die anderen Charaktere fand ich gut geschrieben, glaubhaft und ohne Klischees.


    "Der Widerschein seines blassen Gesichts hing wie ein Gespenst über den Lichtern auf der anderen Seite der Bucht."
    (Zitat)


    Der Schreibstil ist sehr ansprechend – oft ruhig, mit klaren Sätzen, aber auch mit prägnanten Bildern, die Atmosphäre erzeugen.


    Fazit:


    In Südfrankreich wird die Leiche eines reichen Norwegers gefunden, mit einem großen eingeschnittenen Kreuz auf dem Rücken. Aus seiner Villa wurde lediglich ein einziges Bild eines unbekannten Malers gestohlen – der sich aber rasch als der berühmte norwegische Maler Edvard Munch identifizieren lässt. Europol-Ermittler Bogart Bull, hinzugezogen aus Oslo, folgt den Spuren, die in die Zeit der deutschen Besatzung Norwegens führen.


    Mich hat besonders angesprochen, dass die Handlung sich über mehrere Zeitebenen erstreckt und die Auflösung intelligent konstruiert wurde. Der angenehme Schreibstil und der sympathische Ermittler taten ihr Übriges, um dieses Krimi-Debüt in meinen Augen zu einem Erfolg zu machen.

  • Wer meine Rezensionen kennt, weiß, dass ich viel Wert auf das Cover lege. Und auch hier, bei diesem vorliegenden Buch, war es das Cover, das meinen Blick angezogen hat. Diese Trennung der Farben, das Herrenhaus...irgendwie sieht das ziemlich mystisch aus. Da ich jedoch mit dem skandinavischen Krimis so meine Probleme habe, war ich nun wirklich gespannt, was mich erwartet würde.

    ØISTEIN BORGE beschreibt seinen Protagonisten, Kommissar Bogart Bull, sehr gefühlvoll. Schnell wird klar, dass der Leser praktisch von Anfang an dabei sein soll. Man erlebt das Gefühlschaos aufgrund des Todes der Ehefrau und der Tochter, und auch den tiefen Fall in den Alkoholkonsum. Dieses ist zwar mittlerweile nichts mehr außergewöhnliches in den Krimis, dennoch fand ich es hier sehr ansprechend. Gefühlvoll aber nicht zu emotional. Man erlebt seinen Fall, aber auch, wie er sich selbst wieder aufrappelt, auch dank seines Umfeldes.

    Durch die sehr interessanten Wendungen bleibt die Handlung sehr spannend und man möchte das Buch kaum aus der Hand legen.
    Das Buch umfasst zwei Handlungsstränge, die perfekt am Ende ineinander übergehen.

    Fazit:
    Für 9,90 € erhält man hier einen Thriller, der einen über 336 Seiten hinweg, bestens unterhält.

    Endlich mal ein skandinavischer Thriller, der mich wirklich begeistert hat.

  • Ich bin nur mäßig zufrieden mit dem Buch. An sich mag ich nordische Krimis sehr, aber dieses hier bleibt meinen Erwartungen etwas schuldig. Dabei ist der Ermittler Bogart Bull recht gut beschrieben und kommt durchwegs sympathisch rüber und scheint ein guter Ermittler zu sein.


    Zu Beginn war ich bei der ersten Rückblende überrascht, als hier der bekannte Maler Edvard Munch und einige andere zeitgenössische Künstler auftraten. Der künstlerische Aspekt war recht interessant (ich google gerne beim Lesen Künstler oder Musikstücke etc, die gerade im Buch vorkommen).
    Doch nach dieser Episode landet man bei den Rückblenden dann wieder in der Zeit des zweiten Weltkrieges, wo Franzosen im Widerstand gegen die (eh klar- bösen, brutalen) Deutschen kämpfen.
    Trotz spannender Erzählung, vor allem in der Gegenwart, fühlte ich mich bei der immer näherkommenden Auflösung etwas betrogen.

    Die Vorgeschichte von Munch spielt im Wesentlichen keine Rolle.
    Manche Erzählungen aus der Weltkriegszeit waren sehr brutal und hatten auch gar keinen direkten Bezug zur Gesichte, sondern dienten nur zur Veranschaulichung, wie böse jemand ist.
    Und zu guter letzt


    Meine Begeisterung hält sich in Grenzen. Obwohl die Vorschau für ein weiters Buch vom Autor (Irrfahrt) recht interessant begonnen hat, bin ich noch am Überlegen, ob ich es lesen soll.

  • Begnadeter Erzähler mit einer charismatischen Hauptfigur


    Buchmeinung zu Oistein Borge – Kreuzschnitt


    Kreuzschnitt ist ein Kriminalroman von Oistein Borge, der 2017 bei Droemer Knaur in der Übersetzung von Andreas Brunstermann erschienen ist. Der Titel der norwegischen Originalausgabe lautet De syvende demonen und ist 2016 erschienen.


    Zum Autor:
    Oistein Borge, Jahrgang 1958, kommt aus der Film- und Werbebranche, wo er als Regisseur, Texter und Creative Director gearbeitet hat. Er hat sowohl in Norwegen als auch im Ausland zahleiche Auszeichnungen für seine Arbeit erhalten, darunter zwei goldene Löwen beim Werbefilmfestival in Cannes.


    Zum Inhalt:
    Bei einem Unfall hat der norwegische Kommissar Bogart Bull seine Frau und sein Kind verloren. Er leidet sehr darunter und wird unleidlich. Deshalb wird er Europol zugeordnet, um einen Mord an einem norwegischen Millionär aufzuklären, bei dem nur ein Gemälde von Edvard Munch gestohlen wurde.


    Meine Meinung:
    Mich hat dieses Buch von Anfang an fasziniert. Bogart Bull war mir mit seiner ruhigen unaufgeregten Art direkt sympathisch. Familiär vorbelastet hat er ein wenig Kunstkenntnisse und gerade Edvard Munch sagt ihm etwas. Es gibt zwei Haupthandlungsstränge, von denen einer im besetzten Frankreich bei einer Resistance Gruppe spielt. Immer wieder werden kurze Passagen aus dieser Zeit in die aktuelle Suche nach dem Mörder eingestreut. Basis dieser Einspielungen sind Tagebucheinträge. Langsam entsteht ein Bild der damaligen Geschehnisse, die sehr dunkel sind und zum Tod mehrerer Menschen geführt haben. Manchmal erscheinen Bogart Bull Dämonen aus seiner Vergangenheit, aber sein Zustand bessert sich stetig. Unterstützung bei den aktuellen Ermittlungen erhält er von einem französischen Kommissar, mit dem sich Bull gut versteht. Langsam aber sicher nähert sich Bull dem Täter und es gibt einen angemessenen Showdown. Über der ganzen Geschichte liegt eine dunkle Stimmung und die Frage, welchen Preis die Gerechtigkeit rechtfertigt.
    Der Schreibstil ist atmosphärisch und eindringlich. Es gibt einige unerwartete Wendungen und auch einige Spuren, die im Sand verlaufen. Mich hat dieser Roman gefesselt und bestens unterhalten.


    Fazit:
    Ein ruhiger und atmosphärischer Kriminalroman, der mit einem komplexen Plot und einer charismatischen Hauptfigur überzeugt. Gerne bewerte ich den Titel mit fünf von fünf Sternen (95 von 100 Punkten) und spreche eine uneingeschränkte Leseempfehlung aus.

    :study: James Lee Burke - Die Tote im Eisblock


    :musik: Hanna von Feilitzsch - Bittersüße Mandeln