Horst Bosetzky - Wie ein Tier

  • Kurzbeschreibung (Quelle: amazon)
    Als habe Berlin unter Hitlerdiktatur und Krieg nicht schon genug zu leiden, wird die Stadt im Jahr 1940 durch einen Serienmörder zusätzlich in Angst und Schrecken versetzt. Kaltblütig vergewaltigt und ermordet der Unbekannte entlang der S-Bahn-Strecke nach Erkner mehrere Frauen.
    Horst Bosetzky schildert den authentischen Fall des Paul Ogorzow, der als "Berliner S-Bahn-Mörder" in die Annalen eingegangen ist. Da seine Taten die Moral der Bevölkerung untergruben, fahndete die Polizei unter Druck des NS-Regimes fieberhaft nach dem Mörder. Doch der unberechenbare Triebtäter, Mitarbeiter der Eisenbahn und nach außen hin ein biederer Bürger, konnte über ein Jahr lang sein Unwesen treiben, bevor er verhaftet wurde.
    "Wie ein Tier" gehört zu einer Reihe dokumentarischer Spannungsromane, die den schriftstellerischen Höhepunkt des Berliner Erfolgsautors Horst Bosetzky markieren. In diesen Doku-Krimis verwebt der bekannte Kriminalschriftsteller gekonnt Fakten und Fiktion zu einer packenden Romanhandlung. Anhand eines realen Kriminalfalles zeichnet er jeweils das gültige Bild einer markanten Umbruchphase in der Geschichte Berlins.


    Autor (Quelle: Wikipedia)
    Horst Otto Oskar Bosetzky (als Pseudonym auch -ky; * 1. Februar 1938 in Berlin) ist ein deutscher Soziologe und Schriftsteller, der einer breiteren Öffentlichkeit vor allem durch Kriminalromane bekannt wurde. […]


    Allgemeines
    Erschienen am 1. September 2013 im Jaron Verlag als TB mit 384 Seiten
    Gliederung: Doku-Krimi in fünf Teilen mit insgesamt 30 Kapiteln – Nachwort (1995) – Literaturempfehlungen
    Erzählung (mit Zitierung von Originaldokumenten) in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven
    Handlungsort und -zeit: Berlin 1940/1941


    Inhalt und Beurteilung
    Bei dem vorliegenden Buch handelt es sich um einen „Doku-Krimi“, der die wahren Ereignisse um die Serienmorde des Paul Ozorgow (1912 – 1942) unter genauer Beachtung der historischen Fakten und Einfügung einiger weniger fiktiver Romanfiguren in Romanform verarbeitet. Die Schilderung der Untaten dieses Mannes, auf dessen Konto acht Morde, sechs Mordversuche und unzählige „Sittlichkeitsverbrechen“ von der Belästigung bis zur Vergewaltigung gehen, sowie der Ermittlungen der Polizei in diesem Fall wird in unmittelbaren Bezug zur Zeit des Nationalsozialismus gesetzt. Der Autor verdeutlicht, warum die kranke Persönlichkeit des Täters gerade zu dieser Zeit quasi „aufblühen“ und auch lange unerkannt agieren konnte. Menschenverachtende Ansichten und Taten der Nazis spiegeln sich auch im Denken des Paul Ozorgow wider, der sich selbst als reißendes Tier sieht, das letztlich nur der Natur folgt, in der die vermeintlich Besseren und Stärkeren die Schlechteren und Schwächeren zur Strecke bringen. Wenn er mit dieser Einstellung auch in die Zeit passt, so machen - entgegen seinen Erwartungen an die Solidarität seiner Parteigenossen – die Nationalsozialisten nach seiner Verhaftung buchstäblich kurzen Prozess mit ihm und er wird als „Volksschädling“ hingerichtet.
    Der Roman schildert nicht nur die Ermittlungen der Polizei, sondern gibt auch Einblick in das Innenleben des S-Bahn-Mörders, durch seine gedanklichen Schilderungen seines Alltagslebens und seiner Kindheit/Jugend, in der schon einige Weichen falsch gestellt wurden, gewinnt der Leser einen Eindruck von der Psyche eines Psychopathen, der seinesgleichen suchen dürfte. In diesem Abschnitt aus der Perspektive des Täters werden auch Einblicke in das Treiben der Nazis im Konzentrationslager gegeben, die auch für hartgesottene Krimileser kaum zu ertragen sind, gerade weil es sich hier nicht um einen fiktiven Thriller handelt, sondern um einen in Romanform gegossenen Tatsachenbericht.
    Der Erzählstil ist teilweise spannungsvoll nach Krimiart, teilweise eher einem Sachbuch entsprechend. Die Zitate aus der Urteilsschrift sowie die Beifügung des Berliner S-Bahn-Streckenplans mitsamt Markierung der Tatorte betonen den Sachbuchaspekt.


    Fazit
    Ein lesenswerter Doku-Krimi, der allerdings in seinen Schilderungen oft bis an die Grenze des Erträglichen geht! Um leichte Unterhaltung handelt es sich hier nicht, für Jugendliche oder sehr sensible Leser ist das Buch eher ungeeignet.
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    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
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    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998