Clémentine Beauvais - Die Königinnen der Würstchen/ Les pétites reines

  • Klappentext:
    Mireille, Astrid und Hakima sind auf Facebook von ihren Mitschülern zur Wurst des Jahres in Gold, Silber und Bronze gewählt worden – der Preis für die hässlichsten Mädchen. Doch die drei beschließen, sich nicht unterkriegen zu lassen. Zusammen planen sie einen Road-Trip per Fahrrad nach Paris. Ziel: die große Party im Elysée-Palast am Nationalfeiertag. Finanzierung: Unterwegsverkauf von Würstchen. Ein chaotische, lustige und herzzerreißende Reise beginnt. Und auf der Party hat jede der drei ein ganz eigenes Anliegen …


    Meine Meinung:
    Die Geschichte fängt schon gleich skurril an. Mireille ärgert sich darüber, dass sie nur die Bronze-Wurst ihrer Schule geworden ist. Galgenhumor? Ernst gemeint? Man weiß es zunächst nicht, aber man wundert sich. Nicht lange, dann nimmt die Goldene Wurst, Astrid, Kontakt zu Mireille auf. Die beiden Mädchen verstehen sich auf Anhieb und beschließen, auch die silberne Wurst, Hakima, aufzusuchen.


    „Uns verbindet ein gemeinsames Unglück.“ (S. 38)


    Aus dem gemeinsamen Unglück wird eine gemeinsame Mission. Alle drei Mädchen haben unterschiedliche Gründe, aber ein gemeinsames Ziel. Die Gartenparty im Elysee-Palast zum 14. Juli.


    Mireille ist schon diejenige von den drei Mädchen, die die anderen mitzieht. Sie ist schlagfertig und nimmt kein Blatt vor den Mund. Sie hat mir wirklich gut gefallen, auch wenn ich ab und an auch Mitleid mit ihr hatte. Ihr Leben ist schon ein bisschen aus den Fugen so wie es ist und ich denke, dass viele Verhaltensweisen von ihr eher Ablenkungsmanöver waren, damit sie sich nicht mit ihren wahren Gefühlen auseinandersetzen muss.


    Astrid und Hakima sind eher stillere Charaktere, die sich von Mireille mitreißen lassen. Astrid ist handwerklich sehr begabt. Wie sie die Fahrräder wieder flott gemacht hat, hat mir imponiert. Auch, wie sie nach einiger Zeit die beiden anderen Mädchen einbezogen und ihnen Aufgaben zugeteilt hat, hat mich beeindruckt. Sie macht nämlich zuerst eher einen unterwürfigen Eindruck. Hamika ist die „Kleine“ in dieser Geschichte. Sie kämpft auf der Reise mit den typischen Jungmädchenproblemen, wie z. B. Ihrer ersten Periode.


    Mireille ist in diesem Roman die treibende Kraft, die die Mädchen immer wieder anspornt ihre Grenzen zu überwinden. Sie versucht aus der Situation das Beste für sich und die anderen beiden zu machen und ich finde, dass ihr das auch sehr gut gelingt. Heftig fand ich, dass Mitschüler Mireille aufs heftigste beleidigen und die Lehrer nicht eingreifen. Aber so ist das Leben leider nur allzu oft. Bei Mobbing wird weggeschaut und niemand hilft.


    Auch Rassismus und Diskriminierung sind auf der Fahrt der Mädchen kurz Thema. Ich weiß nicht genau, wie ich es einordnen soll, dass Mareille auch das einfach vom Tisch wischt. Einerseits denke ich schon, dass die Autorin sich hätte mit dem Thema auseinandersetzen müssen, andererseits fand ich die Geschichte glaubwürdig. Was hätte sie tun sollen? Diskutieren mit Wildfremden hätte eh nichts genutzt, also war das, was sie gemacht hat eigentlich die einzig mögliche Art damit umzugehen. Das mag der eine oder andere Leser aber durchaus anders sehen. Ich fand zumindest sehr realistisch, wie die Autorin die Geschichte dargestellt hat.


    Ebenso nicht so besonders toll fand ich, dass die Mädchen (die älteste gerade mal 16 Jahre alt) betrunken von einer Studentenparty wiederkommen und die beiden Älteren die jüngere Hakima (7. Klasse) mit Schmerztabletten füttern, nur weil sie ihre Periode und dadurch bedingt ein bisschen Bauchschmerzen hat. Muss nicht sein, finde ich.


    Aber, ich fand das Buch trotzdem total genial, habe viel gelacht, viel mit dem Kopf geschüttelt und habe mich einfach nur gut unterhalten gefühlt. Man muss, meiner Ansicht nach, nicht alles analysieren, sondern kann auch einfach mal genießen. Und genau das habe ich bei dieser Geschichte getan. Mireille ist einfach eine tolle Protagonistin, die etwas gegen sich und die Welt hat, alles mit einem sarkastischen oder lustigen Spruch versieht und einfach lebt. Für mich ist das die Kernaussage dieses Buches: Einfach machen und sich nicht unterkriegen lassen, egal welche Steine dir in den Weg geworfen werden.


    Ich kann euch „Die Königinnen der Würstchen“ wirklich empfehlen (allerdings nur, wenn ihr über meine Kritikpunkte wegschauen könnt, sonst solltet ihr lieber die Finger davon lassen – ich bin sicher, dass dieses Buch polarisieren wird und es auch negative Stimmen geben wird).


    Für mich war es ein lustiger Road-Trip mit einem ernsten Hintergrund, bei dem sich die Protagonisten selbst nicht allzu ernst nehmen und sich von der Wahl zur Wurst nicht unterkriegen lassen. Genau wie die Mädchen sich nicht so ernst nehmen darf man auch das Buch nicht zu ernst nehmen, sonst wird man sicher keinen Spaß daran haben.


    Von mir gibt es gerne 5 Sterne und eine Leseempfehlung. Außerdem habe ich für mich aus diesem Buch wieder die Erkenntnis gezogen: Einfach mal machen und nicht darauf hören, was andere über einen denken und sagen. Manchmal ist es gut, einfach beide Ohren zuzuklappen.

    Gruß
    Yvonne

    Nicht die haben die Bücher recht lieb, welche sie unberührt in den Schränken aufheben, sondern, die sie Tag und Nacht in den Händen haben, und daher beschmutzet sind, welche Eselsohren darein machen, sie abnutzen und mit Anmerkungen bedecken.
    (Erasmus von Rotterdam)

  • Gruß
    Yvonne

    Nicht die haben die Bücher recht lieb, welche sie unberührt in den Schränken aufheben, sondern, die sie Tag und Nacht in den Händen haben, und daher beschmutzet sind, welche Eselsohren darein machen, sie abnutzen und mit Anmerkungen bedecken.
    (Erasmus von Rotterdam)