Tessa Hadley - Damals / The Past

  • Die vier Geschwister in den 40ern und 50ern Alice, Roland, Fran und Harriet kehren für einen dreiwöchigen Urlaub im Sommer in das Haus der Großeltern und ihrer Kindheit zurück. Es ist ein altes renovierungsbedürftiges Pfarrhaus, und sie müssen gemeinsam entscheiden, ob sie es wieder herrichten oder verkaufen wollen. Die Geschwister reisen mitsamt Anhang an und bald schon zeigen sich die ersten Differenzen und Probleme untereinander sowie die Erinnerungen an die Vergangenheit und die Bindung zu dem Haus.


    Tessa Hadley hat mit ihrem Buch „Damals“ einen sehr intensiven Roman über die zwischenmenschlichen Beziehungen einer Familie vorgelegt, der dem Leser regelrecht unter die Haut geht. Der Schreibstil ist ruhig und bildhaft, aber flüssig gehalten, was sehr gut zur erzählten Geschichte passt und oftmals fast poetisch wirkt. Die Autorin ergeht sich nicht in Detailverliebtheit, sondern lässt dem Leser genügend Raum für eigene Spekulationen und Gedankengänge, um kleine Lücken zu füllen, was das Lesen sehr unterhaltsam macht. Gleichzeitig hat man bei einigen Situationen oder Begebenheiten das Gefühl eines Déjà-vu, so bekannt kommen sie einem vor. Auch die Beschreibungen über das Haus und die nähere Umgebung sind sehr bildhaft und lassen diese vor dem inneren Auge des Lesers entstehen. Es gibt keinen großen Spannungsbogen, die Handlung und die Protagonisten liefern diese wie von selbst. Die Geschichte wird in zwei Ebenen erzählt, die eine handelt von der Gegenwart und dem gemeinsamen Urlaub der Geschwister mit ihren Familien. Die andere schildert die Vergangenheit der vier und gibt einen guten Einblick über deren Kindheit, ihr Leben und ihre verschiedenen Persönlichkeiten. Gerade die Geschichten der Vergangenheit bilden die Grundlage für das Verständnis für die einzelnen Personen und deren Handlungsweisen. Aufgrund dessen fällt es dem Leser leicht, mitzufühlen und sich in die Protagonisten hineinzuversetzen, die oftmals ganz anders agieren, als sie durch ihr Denken vorher impliziert haben.


    Die Charaktere sind individuell angelegt und ausgearbeitet, so dass sie sehr wahrhaftig und authentisch wirken und dem Leser regelrecht in den Kopf kriechen. Man hat das Gefühl, ein Teil von ihnen zu sein. Harriet ist die Älteste der Geschwister und musste schon früh Verantwortung für alle übernehmen, weil die Mutter jung an Krebs verstarb und der Vater abgehauen ist, weshalb sie hauptsächlich bei den Großeltern aufwuchsen. Harriet ist sehr zurückhalten und wirkt oftmals hart und kalt. Roland ist zum dritten Mal verheiratet mit der Argentinierin Pilar, die es keinem der übrigen Geschwister recht machen kann und deshalb wie eine Außenseiterin behandelt wird. Alice ist ledig und hat den Sohn eines Liebhabers mitgebracht, während Fran mit ihren Kindern Ivy und Arthur aber ohne Ehemann Jeff anreist.


    „Damals“ ist ein sehr tiefgreifender und lesenswerter Roman, In dem die Autorin gekonnt das Bild einer Familie auf ungewohnte Weise seziert, dabei aber gefühlvoll vorgeht und damit Leser bei der Lektüre regelrecht unter die Haut geht. Absolute Leseempfehlung für eine echte Entdeckung!


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    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


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    Albert Einstein


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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten