Maya Shepherd - Über alle Grenzen (Anna und Yasin)

  • RESPECT. LOVE. TOLERANCE.


    Über alle Grenzen ~ Maya Sheperd


    Sternensand Verlag
    544 Seiten
    ET: 25. August 2017


    Inhalt:
    Eine Liebe, die sich über jedes Hindernis hinwegsetzt.
    Eine Liebe, die unter die Haut geht.
    Eine Liebe, die keine Grenzen kennt.


    Wörter, Zahlen und Sätze zieren Annas Körper.
    Dort, wo niemand sie sieht.
    Unauslöschbar sind sie in ihre Haut geritzt. Sie bleiben für immer und verschwinden nicht einfach wie ihr Vater, der ihre Mutter für eine Jüngere verlassen hat.


    Yasin kommt aus dem Kosovo. Wie viele Flüchtlinge sucht er in Deutschland Schutz, in der Hoffnung auf ein neues, sicheres Leben. Er spricht fließend Deutsch und trotzdem hört ihm niemand zu. Niemand sieht ihn. Bis er Anna begegnet.
    Das traurige und verschlossene Mädchen ist der erste Mensch, der ihn als Person und nicht nur als Flüchtling sieht.
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    Meinung:
    Ich weiß ehrlich nicht gesagt, wo ich anfangen soll.
    Die Autorin hat sich mit diesem Buch an ein - auch für mich - schwieriges Thema herangewagt, weshalb ich mir für diese Rezension auch jedes einzelne Wort gut überlegen muss.


    Die Geschichte ist ein Spiegel einer möglichen Realität, der Realität zweier Menschen, die sich finden und verlieben. Und deswegen umso schwerer zu beurteilen.
    Die Autorin selbst sagt im Nachwort, dass sie dieses Buch nicht geschrieben hat, um sich auf irgendeine Seite zu stellen, sondern um zum Nachdenken anzuregen.
    Und das hat sie auf jeden Fall geschafft.


    Erzählt wird die Story meist aus Annas Sicht.
    Die Trennung ihrer Eltern hat sie schwer mitgenommen, aber sie ist aus Solidarität mit ihrer Mutter nach Köln gezogen.
    Hier steht sie nun nach dem ersten Extrem - Luxus, Geld, keine Sorgen - dem zweiten Extrem - Armut, kleine Wohnung, viele Sorgen - gegenüber.
    Anna wirkte im ersten Drittel des Buches sehr düster und dunkel auf mich.
    Die Emotionen werden gut transportiert, denn auch ich fühlte mich sofort down, wurde sozusagen eingenommen von der Protagonistin.


    Und so erlebte ich das anfängliche Tief aus Annas Sicht - neue Schule, neue Freunde, stressiges Verhältnis zu den Eltern - nur um dann immer wieder in Yasins Geschichte, in seine Flucht geworfen zu werden.
    Die ist nicht deprimierend, sondern einfach nur sehr sehr traurig und herzzerreißend.


    Die zweite Sicht, die in etwa bis zur Hälfte des Buches erzählt wird, handelt von Yasin, seiner Familie und der Flucht aus dem Kosovo.
    Und jeder, wirklich jeder, kann sich das eigentlich nur zu gut vorstellen, denn die Bilder, die hier beschrieben werden kennt man - aus dem Fernsehen.
    Einpferchung, Warten, Hoffen & Bangen.
    Viel zu kleine Boote, Instabilität, Körpergeruch.
    Das offene Meer zwischen zwei Küsten.
    Hunger, Durst und Leid.


    Bis zur Ankunft in Italien haben die Medien oft berichtet.
    Doch was danach geschieht war mir neu - und zeugt auch von guter Recherchearbeit, denn das, was die Autorin geschrieben hat, wirkt auf mich absolut authentisch.
    Und furchteinflößend zugleich, denn ich musste mir immer wieder vor Augen führen - DAS IST REAL. Ist es einfach.
    Keine Fiktion, nein.
    Das passiert und passierte ständig.


    "Hoffnungslosigkeit lag in ihrem Blick.
    »In einem Land ohne Perspektiven gibt es auch keine Zukunft.«"
    (Pos. 933 von 6520)


    Der Schreibstil besticht durch Klar- und Einfachheit. Da gibt es keine Schnörkel, keine Ausschweifungen und auch nichts zu beschönigen.


    Anna und Yasin lernen sich im Laufe des Buches kennen und lieben.
    Das ist kein Spoiler, sondern ein logischer Schluss des Klappentextes.


    Beide haben ihre Päckchen zu tragen, beide tragen Narben, ob gewollt oder ungewollt. Sie werden vor Probleme gestellt, die es zu lösen gilt. Meist gelingt es, aber nicht immer.


    Und obwohl dieses Thema heikel ist und das Buch unter die Kategorie "Reale Liebesromane" fällt und ich dadurch eigentlich kein Recht darauf habe Spannung zu erwarten - denn die gibt es im realen Leben oft auch nicht - ist es doch leider genau das, was mir ein wenig gefehlt hat.


    Liebe, Gefühle, Angst und auch Wende/Höhepunkte sind reichlich vorhanden. Doch an Spannung mangelte es mir.
    Ich habe das Buch dennoch nicht weglegen können, denn die Geschichte ist einfach... unbeschreiblich schön und traurig.


    Fazit:


    "Über alle Grenzen" ist für mich vielmehr ein Hoffnungsbericht.
    Hoffnung darauf, dass man aus jedem Stein, der einem in den Weg gelegt wird, etwas Schönes bauen kann (Ähnliches Zitat Goethe).


    "Jeder Mensch trug sowohl gute als auch schlechte Seiten in sich. Niemand wurde schlecht geboren. In keinem Land der Welt."
    (Pos. 5686 von 6520)


    Dieses Buch ist empfehlenswert für alle, die gerne außergewöhnliche Liebesgeschichten lesen.
    Für all jene, die Grund zum Nachdenken brauchen.
    Sie ist einfach für alle, weil es im Idealfall keine Grenzen gibt.


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