Daniel José Older - Stadt der tanzenden Schatten / Shadowshaper

  • Wunderbare Idee und unglaublich rasant, aber leider auch mit blassen Charakteren


    Klappentext
    „Endlich Sommer. Sierra freut sich auf entspannte Tage mit ihren Freunden und auf ihr erstes großes Kunstprojekt: ein Drachen-Wandbild. Doch als bei einer Party ein Toter auf sie zustolpert, ihr Großvater plötzlich wirres Zeug redet und eins der Porträts an Brooklyns Häuserwänden Tränen weint, ist klar, dass diese Ferien alles andere als entspannt werden. Durch den Sprayer Robbie erfährt Sierra auch warum: Sie gehört zur geheimen Zunft der »Shadowshaper«, d.h. sie kann mit den Geistern ihrer Ahnen Bilder zum Leben erwecken. Aber jemand hat es auf Leute wie sie abgesehen!“


    Gestaltung
    Das Cover sticht sofort ins Auge, denn mit Backsteinhauswand und den Graffitis sieht es einfach richtig cool aus. Das Drachenbild passt dabei hervorragend als Covermotiv, da die Protagonistin des Buches auch ein solches plant und Graffitis ein wichtiges Element der Geschichte sind. Dass dann der Buchtitel ebenfalls wie ein Graffiti an die andere Seite der Hauswand „gesprayt“ wurde, passt dazu natürlich auch wie die Faust aufs Auge. Die Farben gefallen mir zudem sehr gut, da die Wandbilder bunt und modern aussehen und die Backsteinmauer ihnen das gewisse Flair verleiht.


    Meine Meinung
    Die Geschichte von „Stadt der tanzenden Schatten“ klang absolut vielversprechend und nach einer Handlung mit einer innovativen Idee. Ich meine, wann hat man schon einmal von lebendig werdenden Graffitis gelesen? In diesem Buch geht es um Sierra, die den sogenannten Shadowshapers angehört. Das bedeutet, sie kann ihre Bilder zum Leben erwecken. Doch Menschen mit ihren Fähigkeiten scheinen verfolgt zu werden…


    Mir gefiel besonders die Idee der Shadowshaper, da sie neu und frisch ist. So kommt Magie und ein ganz besonderes Flair in die Geschichte. Die Schattenbildner konnten mich vollkommen von sich überzeugen und begeistern, da ich ihre Gabe sehr faszinierend fand und gerne in ihre Welt abgetaucht bin. Dadurch dass die Handlung aus der Perspektive der Protagonistin Sierra erzählt wird, wird zudem ein packendes Rätselraten erzeugt, da die Jugendliche erst nach und nach Informationen über ihre Gabe und die neue Welt erfährt. So konnte ich mitraten und Vermutungen anstellen, was mir sehr viel Spaß bereitet hat.


    Gleichzeitig ist die Geschichte sehr temporeich erzählt. Es gab keine Stelle, an der Langeweile aufkam oder an der ich das Gefühl hatte, auf der Stelle zu treten. Eher im Gegenteil: ich hatte kaum Verschnaufpausen, musste immer weiter und weiter lesen und konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Ständig passierte etwas Spannendes, das für Nervenkitzel sorgte und die Handlung vorantrieb. Brenzlige Situationen waren hier an der Tagesordnung, sodass das Buch für mich ein Feuerwerk aus Rasanz und Spannung war.


    Dieser sehr temporeiche Erzählstil hatte aber auch zum Nachteil, dass die Charaktere etwas blass blieben. Dem Buch hätten hier ein paar Seiten mehr nicht geschadet, denn ich hatte beim Lesen auch den Eindruck, dass ich Sierra, ihre Familie und ihren Freund Robbie nur oberflächlich kennen lerne. Genauere Charakterdarstellungen hätten mich hier sehr gefreut, denn dann wäre die Geschichte perfekt gewesen. Mir gefiel jedoch, dass zwischen Sierra und Robbie zwar angedeutet wurde, dass da mehr Gefühle sein können bzw. sind, aber dass der Fokus der Handlung nicht auf diesen Emotionen lag. „Stadt der tanzenden Schatten“ konzentriert sich vielmehr auf die Spannung, Rätsel und Abenteuer. Da ich sowas liebe, fand ich dies natürlich klasse, aber Leser, die gefühlvolle Geschichten suchen, sollten sich dessen bewusst sein.


    Zudem muss ich auch sagen, dass die Einschübe von spanischen Sätzen mich manchmal in meinem Lesefluss unterbrochen haben. Sierra ist puerto-ricanischer Abstammung und spricht daher spanisch mit ihren Verwandten. Dass der Autor dies durch den Einbezug spanischer Sätze verdeutlicht und aufgreift, fand ich eine schöne Idee, da ihre Herkunft für mich so sehr greifbar wurde. So erhält das Buch Authentizität. Gleichzeitig hätte ich mir aber gewünscht, dass irgendwo zu finden gewesen wäre, was die Sätze bedeuten.


    Fazit
    „Stadt der tanzenden Schatten“ ist eine Geschichte mit einer frischen Idee, die mich richtig begeistern und mitreißen konnte. Die Handlung ist unglaublich temporeich und die Spannung hält an bis zum Schluss, sodass hier keine Langeweile aufkommt. Gleichzeitig gehen durch diesen Temporeichtum und die Rasanz etwas die Charaktere verloren, da auf sie nicht ganz so detailliert eingegangen wird. Zudem bremsen die eingestreuten spanischen Sätze, die die Herkunft der Protagonistin verdeutlichen sollen, etwas den Lesefluss. Die Action und Rasanz haben dieses Buch für mich aber zu einem packenden Erlebnis gemacht, das sich weg liest wie nichts!
    4 von 5 Sternen!


    Reihen-Infos
    1. Stadt der tanzenden Schatten
    2. Shadowhouse Fall (erscheint auf Englisch am 12. September 2017)
    3. ???