Ab dem Jahre 2050 wandte sich der Planet gegen das Land und seine Bevölkerung. Durch den steigenden Meeresspiegel waren Teile der USA einfach untergegangen. Umweltkatastrophen waren keine Seltenheit und im Jahre 2074 brach der zweite amerikanische Bürgerkrieg aus, der 20 Jahre andauern sollte, und anschließend rafft eine Seuche Millionen von Menschen dahin. Über diese Zeit berichtet der Erzähler, der sein Berufsleben dem Studium dieser Ära gewidmet hat. Er erzählt die Geschichte einer Zerstörung, die in St. James, Louisiana begann.
Omar El Akkad hat einen dystopischen Roman geschrieben, der von seiner Handlung her nicht besonders abwegig erscheint: Eine Weltmacht, die sich erneut entzweit und bis zum äußersten bekriegt. Das hat es alles schon gegeben und wenn wir nicht aufpassen, kann sich dieses leider auch wiederholen.
Die Geschehnisse werden fast alle aus Sarat Chestnuts Perspektive geschildert. Diese Figur begleitet man in 5-6 Jahresschritten vom Kind bis zur erwachsenen Frau. So erfährt man, wie die verschiedenen Phasen des Krieges, der Zerstörung und der Seuche abliefen und wie diese die Menschen beeinflusst und deren Leben verändert haben. Sarat ist keine Sympathieträgerin per se. Viel mehr verdeutlicht sie die Auswirkungen des Krieges auf den Menschen und das auf eine knallharte Art und Weise.
Der Roman ist ungeschönt und manches Mal ganz schon brutal. Es gibt Hunger, Flüchtlingslager, bombenwerfende Drohnen, Folter, Selbstmordattentäter - das ganze Spektrum an Grausamkeiten. Trotzdem wirkt nichts künstlich aufgebauscht. Ich hatte das Gefühl, das ich ein Individuum während dieser Zeit begleite und dessen Realität erlebe. In diesem Roman ist es Fiktion, da der Autor sich einen zweiten Bürgerkrieg erdacht hat, aber vieles aus diesem Buch gibt es genauso, an einem anderen Ort und vielleicht in einem anderen Kontext, aber es ist keine Fantasiehandlung, sondern erschreckend real.
"American War" ist kein Roman, den man schnell nebenbei liest. Dafür ist die Thematik zu heftig. Ich bin beim Lesen des Öftern ins Stocken geraten. Ob das nun am Schreibstil des Autors oder an der Übersetzung lag, kann ich nicht beurteilen. Trotzdem ist es ein Buch über eine wichtige Thematik, die als Roman eher Zugang zu einer breiteren Masse von Lesern finden wird, als dieses als Sachbuch der Fall wäre.
Fazit: Ein aufrüttelnder, brutaler Roman über den Zerfall einer einstigen Weltmacht, die Zerstörung der Bevölkerung und vielen grausamen Ereignissen, die bereits jetzt an anderen Orten der Welt stattfinden. Es ist eine Mahnung an uns Menschen, dass unsere Handlungen die Zukunft entscheidend prägen werden und wir daher sorgfältig damit umgehen müssen.
- Gebundene Ausgabe: 448 Seiten
- Übersetzer: Manfred Allié und Gabriele Kempf-Allié