Geneviève de Gaulle Anthonioz - Durch die Nacht / La Traversée de la nuit

  • Original: Französisch, 1998


    INHALT:
    Nach der Niederlage und deutschen Besetzung Frankreichs im Juni 1940 trat Geneviève de Gaulle der Résistance bei und half bei der Organisation des Nachrichtendienstes. Von den französischen Hilfskräften der Gestapo am 20. Juli 1943 verhaftet, wurde sie am 2. Februar 1944 in das Konzentrationslager Ravensbrück deportiert und dort auf Befehl Heinrich Himmlers vier Monate in Isolationshaft gehalten, um sie für einen Gefangenenaustausch benutzen zu können. Sie kam im April 1945 frei. Über diese Zeit schrieb sie dieses Buch, das unter dem Titel Durch die Nacht 1999 auf Deutsch erschienen ist. (Wikipedia.de)


    BEMERKUNGEN:
    Erst über fünfzig Jahre nach der Internierung im KZ Ravensbrück schreibt Geneviève de Gaulle Anthonioz von dieser Erfahrung. Wie präzise ihr alles vor Augen steht, wie lebendig die Menschen, denen sie begegnet ist, ihr Herz bewohnen Menschen die oft in dieser Zeit einem schrecklichen Ende entegegnschauten. Diese klaren Bilder zeugen wohl von der Intensität des Erlebens, wie eingebrannt das Durchgemachte ist. Diese Schilderung fängt mit der zufallenden Tür zur Einzelhaft an. In der Dunkelheit ihrer Zelle kommen die Erinnerungen hoch, Passagen über die vorhergehende Zeit: die Inhaftierung im Gefängnis von Fresnes/Frankreich, die dreitägige Bahnfahrt ins Ungewisse (Ravensbrück), Zeiten der Zwangsarbeit, Periode in einer Ausbesserungswerkstatt, das solidarische Beisammensein mit den anderen Frauen, Verhöre durch die SS... Richtig einordnen kann der Leser ihr Emfpinden wohl auch erst, wenn wir verstehen, dass sie einerseits selber als Widerstandskämpferin festgenommen worden war, aber auch dann gegen Ende des Krieges einen "höheren Wert" erhielt als Nichte des General de Gaulles. Dies ließ sie in diesem makabren Umfeld anders behandelt werden. Die Einzelhaft lastet schwer, doch die physisch Angeschlagene erahnt auch, dass sie eine eigene Matraze hat und sie in manchem eine "Sonderbehandlung" erfährt, so gering und degradierend das auch ausschaut. Wie sehr auch das dann wiederum für eine so feine Frau eine Last sein kann...: nicht bei und mit ihren Gefährtinnen zu sein!


    So durchleben wir diese Durchquerung der Nacht, und wie ein Mensch sich letztlich irgendwo eine Hoffnung bewahrt, versucht, nicht zu vertieren. Der Glaube ist ihr in der inneren Nacht eine kleine Boje. Was für ein Zeugnis (das für mich hier ohne Bewertung bleibt)!


    Vielleicht bekommt diese knappe Schilderung nochmals einen besonderen Ton, wenn man berücksichtigt, dass bei der Veröffentlichung die Autorin in Frankreich schon seit Langem für ihren unermüdlichen Einsatz für die Sozialschwachen, "Armen" des Landes bekannt war. Als Präsidentin von ATD-Vierte Welt hat sie viel dazu beigetragen (auch legal), dass Benachteiligten und den modernen Ausgestossenen unserer Gesellschaften nicht nur einfach Zugänge ermöglicht werden, aber sie sich ihrer Würde bewusst werden.


    AUTORIN:
    Geneviève de Gaulle-Anthonioz (* 25. Oktober 1920 in Saint-Jean-de-Valériscle, Département Gard; † 14. Februar 2002 in Paris) war eine Nichte von Charles de Gaulle, Mitglied der Résistance und Präsidentin der Menschenrechtsbewegung ATD Vierte Welt. Für ihr öffentliches Wirken erhielt sie als erste Frau das Großkreuz der Ehrenlegion.


    Geneviève de Gaulle wuchs als ältestes dreier Kinder auf. Ihr Vater Xavier de Gaulle (1887–1955), der älteste Bruder von Charles de Gaulle, war Ingenieur; ihre Mutter starb, als sie vier Jahre alt war. Ab 1935 studierte sie an der Universität von Rennes Geschichte. Nach der oben erwähnten, beschriebenen Zeit, also nach dem Weltkrieg, wurde sie Präsidentin der ADIR, der nationalen Organisation der deportierten und internierten Frauen der Résistance, war sie aktiv in der juristischen Verfolgung nationalsozialistischer Kriegsverbrecher tätig. 1987 trat sie als Zeugin im Prozess gegen Klaus Barbie auf.


    1946 heiratete sie den Kunstverleger Bernard Anthonioz. Wie dieser arbeitete sie im Ministerium André Malraux’ und engagierte sich im Rassemblement du peuple français, der von ihrem Onkel gegründeten politischen Bewegung. 1958 lernte sie Joseph Wresinski kennen, Pater der Obdachlosensiedlung Noisy-le-Grand und Gründer der ATD Vierte Welt. Nach einer Zeit der Freiwilligenarbeit für diese Organisation übernahm sie deren Präsidium von 1964 bis 2001.


    1988 wurde sie Mitglied des nationalen Wirtschafts- und Sozialrats, über den sie sich für eine verbesserte Gesetzgebung zugunsten Armer einsetzte. Das mit ihrer Hilfe entworfene Gesetz wurde 1998 vom französischen Parlament verabschiedet.


    Neben dem Großkreuz der Ehrenlegion erhielt sie den Preis der Menschenrechte in Frankreich und der Welt (1994), die Médaille de la Résistance und das Croix de guerre (1939). Charles de Gaulle widmete ihr sein Buch Mémoires de Guerre („Kriegserinnerungen“).



    In der Verlinkung zu amaz.de steht dieses Buch verloren und kommentarlos dar. Dabei gehört es in Frankreich zu einem der Juwelen, was den Widerstand anbetrifft, bzw als Zeugnis einer bemerkenswerten Frau!


    Gebundene Ausgabe: 96 Seiten
    Verlag: Arche (1. Januar 1999)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3716022578
    ISBN-13: 978-3716022573

  • Verschiedene Auflagen und Ausgaben seit dem Erscheinen des Buches im französischen Original:
    "La Traversée de la nuit"


    Poche: 96 pages
    Editeur : Seuil (16 novembre 2001)
    Collection : Points
    Langue : Français
    ISBN-10: 2020516543
    ISBN-13: 978-2020516549