Birgit Jasmund - Der Duft des Teufels

  • 1695 Köln. Der Italiener Giovanni Paolo Feminis verdient sich als Kramhändler seinen Lebensunterhalt, um seine Frau Sophia und seine Kinder durchzubringen. Seine Leidenschaft gilt allerdings dem Herstellen von Düften, insbesondere will er das Rezept seines Großvaters für die Kreation eines besonderen Aqua mirabilis entschlüsseln, um damit seinen Lebensstandard zu heben. Als er seine Frau von der Kirche abholen will, gelangt er mitten in einen Menschenauflauf, denn die Kirche wurde geschändet. Jeder ist sich sicher, dass der Teufel hier die Hand im Spiel hat. Die Hebamme Kathrina Obladen ist Witwe und lebt allein im Haus ihres Mannes. Sie bekommt keine Aufträge mehr, sondern vedingt sich ihren Unterhalt mit Flickschneiderei, denn sie wird von allen „die Protestantische“ genannt, obwohl sie katholisch ist und regelmäßig die Messe besucht. Als der Weber Fritz Haan ihr einen Antrag macht, lehnt Kathrina diesen ab, denn der Mann ist ihr unheimlich. Haan ist über die Abweisung so zornig, dass er auf Rache sinnt. Die Möglichkeit kommt schneller als erwartet in Gestalt des Dominikanermönches Bruder Martin, einem wortgewandten harten Mann, der dem Teufel in Köln den Gar ausmachen will. Dabei ist ihm jedes Mittel recht. Er zettelt mit Fritz Haan eine Hetzjagd gegen Frauen an, als in Köln ein Duftwasser auftaucht, das die Menschen willenlos und sündig machen soll, das sogenannte Teufelswasser. Haan hat nichts Besseres zu tun, als Kathrina als Hexe anzuzeigen, die daraufhin mit vielen anderen Frauen in den Kerker wandert. Der Kaufmannssohn Daniel, den Katharina erst vor kurzem kennengelernt hat, holt sich Giovanni Paolo Feminis mit ins Boot – gemeinsam machen sie sich auf die Jagd nach dem Hersteller des Teufelswassers und versuchen, die Frauen aus ihrem Gefängnis zu befreien.


    Birgit Jasmund hat mit ihrem Buch „Der Duft des Teufels“ einen sehr unterhaltsamen und spannenden historischen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und mit altem Vokabular gespickt, das im angehängten Glossar ausführlich erklärt wird. Die Autorin hat gut recherchiert und gewährt dem Leser einen Einblick in die damaligen Lebensumstände, Glaubensrichtungen sowie die gesellschaftlichen Strukturen, die es im 17. Jh. in Köln gegeben hat. Die Streifzüge durch die Stadt sind so lebendig beschrieben, dass der Leser sich das alte Köln wunderbar vorstellen kann. Die Hexenverfolgung ist schon einige Jahre her, aber die Autorin macht durch geschickte Dialoge und charismatische Protagonisten deutlich, wie schnell sich die Menschen manipulieren lassen und wieder dem Aberglauben verfallen, ihre Meinung ändern und sich sogar gegen die eigenen Nachbarn stellen, mit denen sie vorher befreundet waren.


    Die Charaktere sind schön ausgearbeitet und gut platziert. Jeder einzelne hat seine Eigenarten, Stärken und Schwächen, so wirken sie realitätsnah und lebendig. Der Leser kann seine Sympathien gerecht verteilen und sich gut in den einen oder anderen hineinversetzen. Katharina ist eine sympathische Frau, die sich allein durchs Leben schlagen muss. Sie hält sich gerade so über Wasser, da ihr die Menschen aufgrund des protestantischen Glaubens ihres verstorbenen Mannes mit Misstrauen begegnen. Sie lässt sich nicht unterkriegen und stellt sich mutig jeder Herausforderung. Daniel ist ein attraktiver Mann, der viel Wert auf Gerechtigkeit legt, Aberglauben verabscheut und sich für die Schwächeren einsetzt. Er ist hilfsbereit und lässt auch mal die Fäuste sprechen. Giovanni Paolo Feminis ist ein lustiger Kauz, der das Herz auf dem rechten Fleck hat, seine Familie liebt und eine feine Nase für Düfte besitzt. Fritz Haan ist ein unangenehmer Mann, der von Neid zerfressen andere Menschen ins Unglück stürzt. Er lügt und ist gewalttätig, sollte er seinen Willen nicht bekommen. Dominikanermönch Martin ist ein verblendeter Mann mit viel Charisma, der die Menschen mit Worten manipuliert, um an sein Ziel zu kommen.


    „Der Duft des Teufels“ ist ein spannender historischer Roman über Aberglauben, Düfte, Teufelswerk und aufrechte Bürger, die die Wahrheit herausfinden wollen. Für diese famose Unterhaltung kann es nur eine absolute Leseempfehlung geben!


    Tolle :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: .

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


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    Albert Einstein


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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Nachdem ich die Vorgeschichte gelesen hatte, war ich sehr gespannt, was mich nun erwarten würde. Klar, es würde wieder um dem Teufel gehen, soviel stand fest, zumal der Titel ja auch darauf schließen ließ.

    Sehr schön beschreibt die Autorin die aufblühende Liebe zwischen Daniel und der jungen Witwe Katharina. Durch den ausgeprägten Schreibstil werden die Gefühle so detailliert beschrieben, dass man beim Lesen stellenweise fast schon seufzt oder auch die Luft anhält. Was anfänglich sehr leicht dargestellt wird, wird nachher zur Zerreißprobe. Kann die Liebe dem Teufel standhalten?

    Aber auch der italienische Familienvater Giovanni Paolo Feminis wurde sehr detailliert charakterisiert. Sein Denken und Handeln waren für mich stets nachvollziehbar und er hatte sich auch im Laufe des Romans zu einem Nebenprotagonisten entwickelt, dessen Geschichte ich sehr gerne verfolgte. Etwas zögerlich, aber doch auch zielstrebig setzt er seinen Weg als Parfümeur fort, trotz all der Widersacher und Schwierigkeiten. Für mich war er einer der beeindruckendsten Figuren dieses Romans.

    Die Kulisse Kölns zu damaliger Zeit hat mir auch sehr gut gefallen. Die kleinen Gassen und Winkel, wurden durch den Schreibstil der Autorin, vor meinem geistigen Auge, mit Leben gefüllt, so dass ich das Kopfsteinpflaster, das Klappern der Absätze beim Überschreiten der Wege sowie auch das Marktgeschrei sehr gut empfinden konnte. Ja, man könnte fast schon sagen, dass ich mich in die Zeit habe fallen lassen - Dank der Autorin!

    Allerdings gab es auch einen kleinen Wehmutstropfen. Ab und zu gab es so kleine Hänger oder Wiederholungen in der Geschichte, die den Lesefluss bzw. Lesegenuss etwas getrübt haben.

    Der Schluss war klar und ohne grosse Überraschung, aber nun ja, welche Überraschung sollte es auch geben?! Jeder von uns kennt ja das Produkt, und sei es auch nur von den Taschentüchern der Großmutter.

    Am Ende des Buch gibt es dann noch ein paar Worterklärungen der kölschen und italienischen Ausdrücke, die sich aber meiner Meinung nach in der Geschichte gut erklärt haben.

    Und wer es bis zum Schluss immer noch nicht weiß, für den wurde im Nachwort nochmals das Kölnische Wasser erklärt.
    Ob dieses Buch nun auch zur Verkaufssteigerung des Duftwässerchen beiträgt? Ich werde bei meinem nächsten Besuch in der Parfümerie auf jeden Fall die neuen Produkte des echt Kölnisch Wassers in Augenschein nehmen.