Laura Kuhn - We could be heroes

  • Inhalt
    Plötzlich scheint der Vorschlag ihres Vaters aufs Land zu ziehen, gar nicht mehr so übel. Die Stadt hat Lou, die auf einer Party ihre beste Freundin geküsst hat, schließlich nichts mehr zu bieten. Die Flucht vor Natalie und den Gefühlen ihr gegenüber, kommt da gerade recht. Auf ihrer neuen Schule läuft alles gut, sie findet Freunde und lebt sich ein. Doch dann läuft ihr die geheimnisvolle Elia über den Weg und Lou spürt, dass bei ihr alles anders werden könnte. Sie ahnt allerdings nicht, dass sie nicht die Einzige ist, die ein Auge auf Elia geworfen hat.


    Meine Meinung
    Es ist nicht leicht jemanden zu lieben, besonders wenn dieser jemand zum eigenen Geschlecht gehört. Die Angst vor Unverständnis und Vorurteilen ist immer groß, doch auch die eigene Angst vor Offenbarung errichtet innere Barrieren.


    Lou kennt sich mit dieser Angst aus. Seit einer Weile schon, fühlt sie sich zu ihrer besten Freundin hingezogen, doch sie weiß, dass das Zeigen ihrer Gefühle die Freundschaft zerstören würde, denn Natalie steht nun mal auf Jungs. Im betrunkenen Zustand kommt es aber zu einem Kuss, der zwischen ihnen alles verändert. Die Freundschaft bleibt, doch die Distanz zwischen den Freundinnen wächst. Auch in ihrer neuen Umgebung findet Lou ein Mädchen, das ihr Herz schneller schlagen lässt. Sie gesteht sich aber ein, dass es sich intensiver anfühlt als bei Natalie. Lou wünscht sich nichts sehnlicher als Elia kennen zu lernen, mit ihr Zeit zu verbringen und ihr nahe zu sein. Sie sucht nach Möglichkeiten sie zu treffen, stalkt sie schon beinahe, doch ihr klar zu sagen was sie fühlt, kann sie nicht. Die Angst vor Zurückweisung ist zu groß.


    Aus Lous Perspektive erlebt der Leser das Gefühl der Verliebtheit und das damit verbundene Chaos. Die Art, wie die Autorin dieses innere Durcheinander, die Sehnsucht und Angst in Worte fasst, ist unglaublich gelungen. Man bekommt den Eindruck, dass es genau so sein könnte. Wobei eigentlich jeder, der mal heimlich verliebt war, die Gefühle nachvollziehen kann. Das Geschlecht spielt dabei ja weniger eine Rolle. Doch neben der Verliebtheit, herrscht bei Lou auch die Unsicherheit vor, wie ihre Umgebung darauf reagieren könnte, dass sie nun mal Mädchen mag. Ihr Bruder hat sie akzeptiert, doch werden es andere auch tun?


    Es gab viele positive Aspekte in der Umschreibung, allerdings gibt es auch Dinge, die mich störten. Die Autorin hat eine tolle Beziehung zwischen Lou und ihren Bruder Tom geschrieben, doch leider lässt dies während der Handlung nach. Erst sind sie sich nahe, doch später reden sie kaum miteinander. Da wächst die Distanz. Der Vater ist auch keine Vertrauensperson, denn schließlich ist er dauerabwesend. Selbst die Freundschaften wirkten eher oberflächlich, denn die Freundinnen haben sie nur gezwungenermaßen einander anvertraut.


    Es war schön, dass die Autorin Lou ein Vorbild geschrieben hat. Jemanden, der alles schon durchgemacht hat und von seinen Erfahrungen berichtet. Die Berichte waren interessant und sicherlich nahe am Leben. Doch so schön dieses lesbisch-sein auch angenommen wird, die Autorin zeigt nur eine Seite. Es gibt hier niemanden, der sich aufregt oder es eklig findet. Versteht mich nicht falsch, es wäre ja schön, wenn Outing so leicht angenommen werden würden, doch es ist ja nicht immer so. Ja, manche nehmen es an und sind damit im Klaren, doch andere sind angewidert, verständnislos und wenden sich ab. Diese Beleuchtung hätte vielleicht mit eingebracht werden sollen.


    Laura Kuhn hat einen angenehmen und einnehmenden Schreibstil, trotzdem dauert es eine Weile, bis die Geschichte fahrt aufnimmt. Dadurch wirkt es zwar realistisch und authentisch, aber auch etwas in die Länge gezogen. Die Charaktere sind sympathisch, allerdings manchmal zu perfekt oder aber zu blass. Manche wirkten gar wie Statisten, die nur ein einer Szene gebraucht wurden. Dies mag daher rühren, dass Lou in ihrer eigenen kleinen Blase lebt und an ihnen keinerlei Interesse zeigt, was irgendwie schade ist. Etwas unnötig waren die Einschübe, brachten sie doch nur Unverständnis und Ratlosigkeit. Erst viel später wurde offenbart, dass sie zu einer bestimmten Person gehören. Im Grunde hätte man auf dieses Stilmittel verzichten können.


    Fazit
    "We could be heroes" ist ein leichter lesbischer Jugendroman für Zwischendurch, der nur bedingt überzeugen kann. Die Idee ist toll, beinahe alles wirkt authentisch und doch gibt es Punkte, die einfach zu schwach ausgearbeitet wurden. Die Autorin beweist, dass sie durchaus gut schreiben kann, nicht umsonst gewann sie mit dieser Geschichte den Tolino Schreibwettbewerb, doch mich hat sie mit dieser Handlung nicht völlig überzeugt. Dennoch bin ich gespannt, was Laura Kuhn uns als Nächstes liefern könnte.


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