Maria Lang - Tragödie auf einem Landfriedhof / Tragedi på en lantkyrkogård

  • Klappentext:
    Schneeflocken fallen. Kamine prasseln. Im Dörfchen Västlinge wird Weihnachten gefeiert. Einzig die Leiche im örtlichen Lebensmittelladen stört die Idylle ...


    Über die Autorin:
    Maria Lang gilt als schwedische Agatha Christie, denn die 1914 geborene Autorin veröffentlichte 42 Krimis, in denen auch kontroverse Themen zur Sprache kommen. Maria Lang studierte Literaturwissenschaften und war 20 Jahre lang als Rektorin einer Mädchenschule tätig. Außerdem lehrte sie an der Universtität Stockholm und war Gründungsmitglied der schwedischen Krimiakademie "Svenska Deckarakademien". Sie starb 1991.


    Meine Meinung:
    Der Ort Västlinge besteht aus einer Kirche, einem Freidhof, einem Laden und drei Häusern, die sich alle in größerem Abstand zueinaner um die Kirche herum gruppieren. Puck, ihr Ehemann Einar und ihr Vater verbringen die Weihnachtsfeiertage bei Pucks Onkel Tord, der hier Pfarrer ist, und seiner 11jährigen Tochter Lotta. Tord ist verwitwet, weshalb ihm Hjördis Holm den Haushalt führt. Die Stimmung an Heiligabend ist entspannt, man isst und plaudert, tauscht Geschenke und geht zur Kirche. Spätabends kommt eine der Nachbarinnen aufgelöst zum Pfarrhaus. Barbara Sandell vermisst ihren Mann, den Gemischtwarenhändler, und bittet den Pfarrer und seine Gäste, ihr bei der Suche zu helfen. Kurz darauf finden sie die Leiche des Mannes in seinem Laden. Einer der aus Stockholm hinzugezogenen Polizisten ist ein Bekannter von Puck und ihrem Mann, so dass die kleine Familie in die Ermittlungen einbezogen wird. Verdächtig sind neben Barbara, einer blonden Sexbombe mit bewegter Vergangenheit, auch die Haushälterin, die den Toten von früher kannte, sowie die Nachbarinnen, eine Witwe mit ihrer Tochter, für deren Mann bzw. Vater Barbara vor ihrer Hochzeit als Sekretärin gearbeitet hatte. Aber auch ein jugendlicher Rebell, der Aushilfsküster und sogar der Pfarrer hätten ein Motiv gehabt. Dann wird das Kirchensilber gestohlen, und es geschieht ein zweiter Mord.


    Dieser Krimi erschien zuerst 1954, doch sowohl die Handlung, das Mordmotiv als auch die Figuren wirken frisch und modern. Abgesehen von der fehlenden Technologie (die man jedoch nicht vermisst) könnte der Krimi auch in unserer Zeit spielen. Im Vordergrund steht die Ermittlungsarbeit, es geht weniger um schockierende Effekte, sondern mehr um die psychologischen und biographischen Hintergründe der Beteiligten, d.h. Details aus der Vergangenheit geben mehr Aufschluss über die Tat als Indizien. Der Autorin arbeitet viel mit der Stimmung vor Ort - sei es das heimelige Gefühl im Pfarrhaus, sei es die unheimliche Atmosphäre auf dem Friedhof oder im Haus des Gemischtwarenhändlers - und wiegt die Leserin damit in Sicherheit oder baut Spannung auf, bevor sie die nächste Bombe platzen lässt. Beim Lesen werden dadurch die Umgebung und die Figuren äußerst lebendig, man hat das Gefühl, selber mitten in der Handlung drin zu sein.


    Auch die Umstände, die schließlich zum Mord führten, verschleiert sie geschickt. Ihre Figuren tischen einem Lügen auf oder speisen einen mit Halbwahrheiten ab, bis am Schluß endlich alles aufgedröselt wird. Manche der Figuren sind einem von Anfang an sympathisch und man hofft, dass sie nichts mit der Sache zu tun haben, während man andere am liebsten auf den Mond schießen würde. Die falschen Fährten waren aber so gut gelegt, dass die Auflösung mich doch überraschte.


    Fazit:
    Ein wunderbarer Weihnachtskrimi mit ganz besonderem Charme.

    Verführung Volljähriger zum Bücherkauf sollte nicht unter 5 Jahren Stadtbibliotheksmitgliedschaft bestraft werden!

  • Gemeinsam mit ihrem Ehemann und ihrem Vater verbringt die Literaturwissenschaftlerin Puck die Weihnachtsfeiertage bei ihrem Onkel und seiner aufgeweckten Tochter Lotta. Während draußen die Schneeflocken auf das beschauliche Dörfchen Västlinge rieseln, feiern sie den Heiligen Abend. Lotta bekommt ein Katzenjunges geschenkt, die warmherzige Haushälterin versorgt die Familie mit Leckereien – die Idylle könnte perfekter nicht sein. Bis die Nachbarin völlig aufgelöst hereinschneit. Ihr Mann ist verschwunden. Gemeinsam begibt man sich auf die Suche, und schon bald ist klar: Ein Mörder ist unterwegs im beschaulichen Örtchen….(Klappentext)


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    Obwohl die Inhaltsangabe einen typischen Krimi vermuten lässt, ist dieser doch so ganz anders. Hier tritt der Ermittler nämlich erst im Verlauf der Geschichte auf und ist im Grunde nur eine Nebenfigur.
    Der Kriminalkommissar Christer Wijk ist ein Freund von Puck und Einar Bure, hält sich eher im Hintergrund, ist aber deswegen nicht weniger präsent. Er vernimmt Verdächtige und wirft immer wieder Vermutungen oder laut ausgesprochene Gedanken in den Raum, welche die illustre Gesellschaft wild spekulieren und grübeln lässt wer wohl der Mörder ist und was das Motiv sein könnte. Auch als Leser wird man in dieses Ratespiel hineingezogen und Verdächtige gibt es hier wahrlich genug.
    Stück für Stück scheint man dem Verdächtigen näher zu kommen und doch bleibt es bis zum Ende hin undurchsichtig, bis es zu einer überraschenden Auflösung kommt.


    Der Schreibstil ist überraschend modern und frisch und lässt einen keinesfalls vermuten, dass es sich hier bereits um einen Klassiker aus dem Jahr 1954 handelt.
    Ich selbst kam erst darauf, als ich über eine Jahreszahl stolperte, die irgendwie so gar nicht auf mein Bild eines gegenwärtigen Krimis schließen lässt. Manchmal sollte man eben doch mehr auf die Autoren-Info im Klappentext achten.


    Die Charakerzeichnungen sind ausgefeilt und auch durchaus authentisch. Zudem wimmelt dieser Krimi von skurrilen Figuren und so manche Situationskomik lässt einen des Öfteren schmunzeln.


    Die Spannung ist eher ruhig, jedoch stets vorhanden und es werden hier so manche Geheimnisse aufgedeckt, welche einen nur wieder zu Spekulationen antreibt.


    Die unglaublich atmosphärische Settingbeschreibung, welche den Leser in ein winterliches schwedisches Dorf versetzt, rundet den Krimi ab und zurück bleibt eine fantastische Unterhaltungslektüre.


    Fazit:
    Ein amüsanter klassischer Krimi mit skurrilen Figuren, viel Spekulationen und einem Ermittler als Nebenfigur.
    Dieser Krimi hat mich herrlich unterhalten und ließ die winterliche Atmosphäre zumindest für paar Stunden bei mir einziehen. Ein toller Weihnachtskrimi, dem ich eine absolute Leseempfehlung aussprechen kann. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    © Pink Anemone

    Wenn ein Mann zurückweicht, weicht er zurück. Eine Frau weicht nur zurück, um besser Anlauf nehmen zu können. (Zsa Zsa Gabor)
    :twisted:

  • Ein gemütlicher schwedischer Whodunnit aus den Fünfzigern. Setting, Personal und Vorgehensweise bei der Lösung des Falls erinnern in der Tat stark an Agatha Christie, da verspricht der Klappentext nicht zuviel. Nur die bei Christie oft herrlich skurrilen Dialoge fehlen mir. Vielleicht gibt es sie in anderen Büchern. Ich werde bestimmt noch mehr von der Autorin lesen.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study: Jutta Aurahs - Katzen :cat:

    :musik: Asako Yuzuki - Butter (Re-???)

    :musik: Satoshi Yagisawa - Die Tage in der Buchhandlung Morisaki

    :montag: Dietrich Krusche (Hg.) - Haiku (Reread)

    :montag: Deb Olin Unferth - Happy Green Family (Reread)