Luciano Bolis - Il mio granello di sabbia/Mon grain de sable

  • Original : Italienisch, 1946


    Autobiographischer Bericht


    INHALT :
    Genua im Februar 1945 : Luciano Bolis, einer der Verantwortlichen des örtlichen Widerstandes, wird von den Schwarzhemden festgenommen und gefoltert. Um seine Kameraden nicht auszuliefern will er Selbstmord begehen, schneidet sich mit einer Rasierkling die Pulsadern auf, an den Händen, an der Kehle. Die Folterknechte entdecken ihn und bringen ihn sterbend ins Krankenhaus… Er überlebt.
    Bei der Befreiung verfasst Bolis eine nahezu klinischen, schrecklichen Bericht über das, was er erlebte. Nüchterne Schilderung, in der er fein analysiert, wie der allein dastehende Mensch angesichts physischen Leiden denkt und den Selbstmord erwägt, um nicht andere Menschen zu gefährden durch ein eventuelles Nachgeben unter der Folter.


    BEMERKUNGEN :
    Der französische (aktuelle) Verleger der « Fosse aux Ours » (ein wunderbarer kleiner Verlag) bezeichnete selber diesen Titel als Juwel seines Kataloges. Das zog mich an und liess mich nun dieses autobiographische Zeugnis lesen. Bolis stammte also selber aus einem eher bürgerlich-faschistischem Elternhaus, nahm aber Abstand und engagierte sich nach und nach im Widerstand. In Genua nahm er einen sehr verantwortlichen Platz ein, hatte Zugang – als einziger – zu gewissen Daten. Als er festgenommen wird, wird er alles versuchen, um seine Identität zu schützen, und vor allem die ihm anvertrauten Mitkämpfer. Er wird bestialischen Folterungen ausgesetzt, kann sich aber halten aufgrund einer enormen physischen (er ist ausgezeichneter Sportler) als auch itellektuellen Widerstandskraft. Seine Schilderung ist nicht so, dass er uns Details aufdrängt und quasi den Voyeuristen in uns weckt, aber der halbwegs aufmerksame Leser erahnt die Tortur innerlicher und äusserlicher Art.
    Wie erlebt man « von innen » solche an die Grenzen des Erträglichen gehenden Folterungen ? Was hält uns aufrecht ? Und wohin kann uns der Wunsch, die Seinen und « die Sache » nicht zu verraten, treiben ? Nicht aus Todessehnsucht, sondern aus Akt der Treue ? Sich in diesem Bekenntnis bis zum Tod auf die ersten Märtyrer (Christen) berufend, entschliesst sich Bolis zum Suizid. Dabei geht er mit den ihm zu Verfügung stehenden Mitteln systematisch um…
    Halbtot, wird er ins Krankenhaus gebracht : Meint man, ihn jetzt kleinkriegen zu können ? Ein Fluchtprojekt organisiert sich im Widerstand, und Bolis schwankt zwischen Lebensmut und -hoffnungslosigkeit.


    In allem bleibt dieser « Held » sehr demütig, stellt sich eben nicht als solchen hin. Wir aber staunen, wie er sich der schnellen Urteile enthält und sein eigenes Tun relativisiert und nüchtern schildern kann. Jeder Menschen wird mit seinen Möglichkeiten gesehen.
    Und dieser Mensch wird sich dann nach dem Krieg einsetzen für den Aufbau Europas !


    Welch ein Zeugnis ! In Italien immer wieder aufgelegter Klassiker...


    AUTOR :
    Luciano Bolis wurde am 17.April 1918 in Mailand geboren und starb am 20.Februar 1993 in Rom. Er war ein antifaschistischer Widerstandskämpfer, Mitglied der Bewegung Giustizia e Libertà, der Partito d'Azione und engagierte sich früh auf europäischer Ebene.


    Selber im bürgerlichen, eher dem Faschismus nahestehendem, Milieu geboren, Student der Literatur und Philosophie in Padua, nahm er gegen die Positionen seiner Eltern Stellung und zog seine beiden Brüder mit in die Reihen des italienischen Widerstandes. Er war ein hervorragender Sportler und entwickelte bei seiner zweiten Festnahme in Genua durch die Schwarzhemden im Februar 1945 außergewöhnliche Widerstandskräfte physischer und moralischer Art. Nach dem Krieg wird Leiter eines Archis für Dokumente des Widerstandes. Als aktiver Kämpfer für den Aufbau Europas wird er später auch Beamter im Europarat Strassburgs. Diese « bürokratische » Seite konnte ihn nicht immer zufriedenstellen und er erlebte wie ein goldenes Exil. 1978 geht er in Rente und zurück nach Rom, wo er sich aber weiterhin politisch und pädagogisch engagiert. Die Krankenschwester Ines, die ihn nach den Folterungen pflegte, wurde seine Begleiterin bis zum Tode...
    (Quelle : wikipedia.it ; http://www.storiaxxisecolo.it/…ie%20antifascisti138.html – auf Italienisch)


    Dettagli prodotto:
    Copertina flessibile: 102 pagine
    Editore: Einaudi; einaudi vario edizione (1973)
    Collana: Nuovi Coralli
    Lingua: Italiano
    ISBN-10: 8806365584
    ISBN-13: 978-8806365585

  • Hier eine Verlinkung zu einer französischen Auflage « Mon grain de sable »:


    Verlag: 10 (17. Januar 2000)
    Sprache: Französisch
    ISBN-10: 2264030585
    ISBN-13: 978-2264030580