Simon Borowiak - Du sollst eventuell nicht töten

  • Klappentext:
    Neues Heim, neues Glück? Als Schlomo, der Hypochonder mit dem scharfen Blick, und Mendelssohn, sein blinder Freund mit dem Fledermaus-Radar, ihr neues Domizil in einer vornehmen Hamburger Villengegend beziehen, sind beide ganz verzückt von ihren Nachbarn. Und in der Tat: Ritchie, Laura, Katharina und das sehr, sehr hübsche Nesthäkchen Marvie erweisen sich als blitzgescheites Geschwisterquartett. Dumm nur: ein wurstförmiger, mit einem knödelnden Bass und unerschütterlichem Sendungsbewusstsein gesegneter Theaterarsch stört Schlomos zartes Werben um Marvies Gunst. Er ist ihr Freund, und auf einmal ist er tot. Da muss man sich zu helfen wissen …


    Hörbuch-Details:
    gekürzte Lesung auf 3 CDs
    Gesamtspielzeit ca. 209 Minuten
    Verlag: Random House Audio
    Sprecher: Simon Boworiak (der Autor)


    Meine Meinung:
    Anfangs wusste ich nicht so recht, was ich von diesem Hörbuch halten sollte, denn da wurde ja bloß über das Privatleben von zwei Freunden geredet. Gut, der eine war blind, das ist ein eher ungewöhnlicher Protagonist, aber von einer Krimihandlung mit Leiche und Ermittlungen konnte keine Rede sein. Dennoch zogen mich die kleinen Alltagsbegebenheiten und Beobachtungen, die Dialoge und vor allem das Geplänkel der beiden Freunde schnell in ihren Bann. Der Autor liest das aber auch auf eine Weise, die zu seinem Ich-Erzähler passt: eine Person, die nicht so recht weiß, was sie im Leben soll, die sich von anderen lenken lässt und eher reagiert als agiert. Andererseits hat sie immer wieder gute, wenn auch etwas skurrile Ideen, um unangenehme Situationen zu meistern oder um das Leben ein wenig aufregender zu gestalten.


    Die Geschichte enthält viel schwarzen Humor, ohne pietätlos zu werden, und etliche skurrile Szenen oder Überlegungen, bei denen ich schmunzeln oder sogar lachen musste. Gerade letzteres schaffen nicht viele Bücher. Allein wie die drei Freunde (später gesellt sich noch Cromwell, ein Aushilfslehrer, zu den beiden Hauptfiguren hinzu) darüber diskutieren, ob es moralisch vertretbar sei, einen furchtbaren Menschen sterben zu lassen oder was alles passieren könnte, wenn man die Leiche an bestimmten Orten verschwinden lässt, fand ich absolut köstlich. Man sieht die Gewissenskonflikte der einzelnen Personen direkt vor sich, wie sie sich winden und versuchen, die Tat, in die sie da hineingezogen wurden, vor sich selber zu rechtfertigen. Fast hat man selber ein schlechtes Gewissen, weil man sich so herrlich darüber amüsiert.


    "Du sollst eventuell nicht töten" wird dabei so ruhig erzählt, dass das Lustige und Skurrile fast schon nebensächlich daherkommt. Manchmal stutzte ich kurz, bevor ich kapierte, was da gerade gesagt oder getan worden war. Der vorlesende Autor trifft vor allem in den wörtlichen Reden den richtigen Tonfall, so dass der Eindruck entseht, ein guter Freund erzählt einem eine launige Geschichte. Ein wenig erinnerte er mich an Loriot, nur böser und bissiger.


    Von mir gibt es :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: , weil mich der Schluss nicht ganz zufriedenstellte. Wegen mir hätte es ruhig ein paar Verwicklungen mehr geben können. Auf jeden Fall möchte ich aber noch mehr von Borowiak lesen oder hören.

    Verführung Volljähriger zum Bücherkauf sollte nicht unter 5 Jahren Stadtbibliotheksmitgliedschaft bestraft werden!