Momentan lese ich "Top Girls. Feminismus und der Aufstieg des neoliberalen Geschlechterregimes" von Angela McRobbie.
Das Thema des Buches scheint ziemlich interessant ! Die Autorin McRobbie geht von einer sehr strengen Trennung des Feminismus und des Postfeminismus aus, die sich beide stark widersprechen. Der Feminismus habe sehr viel für die Frauen als gesellschaftliche Gruppe getan. Doch dieser gehöre nun der Vergangenheit an. Denn viele oder sogar die meisten der westlichen Frauen verkaufen ihre WIRKLICHEN Rechte als eigene Subjekte durch andere kleinere Vorteile: Möglichkeit zum Berufserwerb, Freiheit in ihrer Sexualität und die Option zur Selbständigkeit. Doch im Gegenzug für diese Rechte müssen die westlichen Frauen Abstand vom Feminismus nehmen und ihn öffentlich lächerlich machen und ihn als Vergangenheit betrachten (dabei verweist sie beispielsweise auf Bridget Jones, Sex and the City und Allvy McBeal). Das ist der Postfeminismus.
Die Grundgedanken finde ich ziemlich spannend, da ich selbst manchmal das Gefühl habe, dass unglaublich viele Personen (m/w) sich vom Feminismus distanzieren, als wäre er ein heißes Eisen. Sogar in Bereichen, die bis heute noch definitiv sexistisch sind und so. Frei nach dem Motto: "Ich sehe das auch so, aber um Gottes willen, ein Feminist bin ich nicht."
Allerdings habe ich das Gefühl, dass die Autorin etwas verbittert wirkt. Man möchte fast meinen, sie halte Frauen für Verräter an der Gesellschaftsgruppe der Frauen (was auch immer das sein mag). Das scheint sie etwas verbittert zu haben. Sehr oft bindet sie auch biographische Erfahrungen ein, wie sie eine offensichtliche Benachteiligung von Frauen deswegen halb toleriert habe, weil sie sich daraus eine beidseitige Kompromisshaltung versprochen habe. Was ja ganz nett ist. Aber aus diesen Kurzexkursen quellt quasi ihre Enttäuschung hervor.
Außerdem nennt sie immer wieder jemanden als Bösen, der mit diesen Postfeministinnen (den Top Girls) diesen Kompromiß schließt (Aufgabe feministischer Gedanken gegen Privilegien). Doch es bleibt beim "Jemand". Wer das genau sein soll, weiß ich (noch ?) nicht. Irgendeine neoliberale Schicht wird immer genannt oder irgendwelche neoliberalen Institutionen. Doch das bleibt echt schwammig.
Hab bisher etwa ~1/4 gelesen, also 55 Seiten. Mal sehen, wohin das ganze führt. Nur mit einer Sache hab ich noch so ein Problem. Warum müssen Gesellschaftswissenschaftler immer so schreiben, als wollten sie nicht, dass IRGENDJEMAND sie versteht ? <.< Das ist echt anstrengend. Sie könnte bestimmt viel leserlicher schreiben, wenn sie es wollte. >.> Ich bin fast geneigt, das Buch deswegen abzubrechen, obwohl mich das Thema echt interessiert.