Brigitte Guggisberg - Willkommen in der Provence

  • Vivianne lebt mit ihrem Ehemann Victor, einem Bankdirektor, in einem großen Haus in Aix-en-Provence. Die beiden sind seit 25 Jahren verheiratet. Alles ist wie immer, als sie Victor morgens verabschiedet. Doch Victor kommt nicht mehr nach Hause. Nachdem sie ihn telefonisch nicht erreichen kann, weil er sein Handy abgestellt hat, meldet Vivianne ihn im Büro als schwerkrank ab und wird bei einem Mittagessen mit Victors Kollegen Emile darüber informiert, dass ihr Mann sie mit einem Berg an Schulden sitzengelassen hat: er hat sämtliche Konten leergeräumt und auch noch eine Traumwohnung in Paris gekauft. Was soll Vivianne jetzt machen ohne Geld und mit jeder Menge Schulden? Nach dem Schock erst mal ein Hèrmes-Täschchen kaufen und dann auf Freundin Aline hören, die sie sofort bei Airbnb anmeldet und Zimmer in ihrem Wohnhaus für Touristen öffnet. Ab jetzt hat Vivianne Begegnungen mit Gästen unterschiedlichster Couleur und lernt währenddessen auch noch den netten Arzt Felix kennen, der ihr Herz höher schlagen lässt. Vivianne hat sich schon fast mit ihrer Situation als „Neu-Single“ angefreundet, da platzt auf einmal Victor wieder in ihr Leben…


    Brigitte Guggisberg hat mit ihrem Buch „Willkommen in der Provence“ ihren Debütroman vorgelegt. Der Schreibstil ist locker und flüssig, ab und an blitzt ein wenig Humor hervor. Die Handlung wird aus der Perspektive von Vivianne in der Ich-Form erzählt. Die Beschreibungen der Umgebung von Aix-en-Provence sind bildhaft und lassen vor dem inneren Auge diese wunderschöne Landschaft mit ihrer Vielfalt an Gerüchen, Farben und Eindrücken, die das Gefühl von Urlaubsstimmung hochkommen lassen. Der Spannungsbogen, der kurz nach Beginn gelegt wird, steigert sich im weiteren Verlauf nicht sehr und lassen die Handlung so vor sich her plätschern bis zum offenen Ende.


    Die Charaktere sind unterschiedlich ausgestaltet und innerhalb der Handlung platziert worden. Vivianne ist nicht gerade eine sympathische Protagonistin, ihre Oberflächlichkeit ist oftmals regelrecht unerträglich. Sie schaut arrogant auf andere herab und dafür gibt es eigentlich keinen Grund. Sie wirkt wie die gelangweilte reiche Ehefrau, die nicht weiß, was sie mit sich anfangen soll. Auch ihre Freundinnen behandelt sie nicht immer nett, wobei die Frage ist, wie man in diesen Kreisen Freundschaft definiert. Da wird gelogen und versteckt, damit die anderen nicht erfahren, was einem gerade widerfahren ist. Victor ist auch nicht gerade eine Leuchte, er ist auf Selbstfindungstrip und denkt erst einmal nur an sich selbst, was ihn auch nicht gerade sympathisch macht. Dafür sind die Freundinnen Aline, Dodo, Eloise und Marcelle menschlicher als Vivianne wirkt. Die eine schreibt einen Sexroman, die andere leistet sich das eine oder andere Fettnäpfchen, eine will ihren Traum verwirklichen und die letzte ist Karrierefrau mit guten Ideen. Aber bei ihnen allen stimmt die Bezeichnung „Freundin“. Emile ist ein schmieriger Kerl, der sich einen Vorteil verschaffen will, wie auch immer. Und Felix ist ein netter Mann, der aber leider einfach zu blass bleibt, um wirklich Herzklopfen zu verursachen.


    „Willkommen in der Provence“ ist ein Roman über neue Chancen, alte Freundschaften, verdrängte Träume und Veränderungen. An sich alles Themen, die einen wirklich gut unterhalten können. Leider ist die Umsetzung hier nicht ganz gelungen und landet nur im Mittelfeld, vor allem aufgrund der unsympathischen Hauptprotagonistin, die nicht mitreißen konnte.


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    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


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    Albert Einstein


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