Abir Mukherjee - Ein angesehener Mann / A Rising Man

  • Kurzmeinung

    Suhani
    Spannendes, altes Kalkutta mit glaubwürdigen Personen. Hat mich mehr als gut unteehalten
  • Kurzmeinung

    Mystery
    Guter Titel. Spannend und flüssig.
  • Inhalt: (Verlagsseite)
    Kalkutta 1919 - die Luft steht in den Straßen einer Stadt, die im Chaos der Kolonialisierung zu versinken droht. Die Bevölkerung ist zerrissen zwischen alten Traditionen und der neuen Ordnung der britischen Besatzung.
    Aus dem Ersten Weltkrieg zurückgekehrt, findet sich Captain Sam Wyndham als Ermittler in diesem Moloch aus tropischer Hitze, Schlamm und bröckelnden Kolonialbauten wieder. Doch er hat kaum Gelegenheit, sich an seine neue Umgebung zu gewöhnen. Denn ein Mordfall hält die ganze Stadt in Atem. Seine Nachforschungen führen ihn in die opiumgetränkte Unterwelt Kalkuttas - und immer wieder an den Rand des Gesetzes.


    Der Autor: (Verlagsseite)
    Abir Mukherjee ist Brite mir indischen Wurzeln: Seine Eltern wanderten in den Sechzigerjahren nach England aus. Sein Debütroman Ein angesehener Mann schaffte auf Anhieb den Sprung auf die britischen Bestsellerlisten. Mukherjee lebt mit seiner Familie in London.


    Meinung:
    "Ein angesehener Mann" ist der erste Band einer Reihe um Captain Sam Wyndham, der sich nur wenige Wochen nach seiner Ankunft in Kalkutta bereits mit dem Mord an einem hochrangigen Beamten befassen muss. Unterstützt wird er von Sergeant 'Surrender-Not' Bannerjee, einem Inder, und Inspector Digby, der die Einheimischen als unterlegen betrachtet. Diese Kombination sorgt mehrfach für Spannungen; dazu kommt, dass die Ermittlungen dafür sorgen, dass auch das Militär ein Interesse an dem Fall entwickelt, was Wyndhams Arbeit noch komplizierter macht.


    In vielerlei Hinsicht ist Wyndham ein Produkt seiner Zeit, auch wenn er recht moderne Ansichten vertritt und beispielsweise kein Überlegenheitsgefühl aufgrund seiner britischen Herkunft verspürt. Ein Charakter im Buch wirft ihm vor, dass dies noch passieren könnte, wie es vielen Engländern passiert, die erst staunend nach Indien kommen und sich dann an den alltäglichen Rassismus gegenüber den Einheimischen gewöhnen, aber ob es sich wirklich so entwickeln wird, werden wohl erst die Folgebände zeigen. In "Ein angesehener Mann" ist er sehr von den Ereignissen des Ersten Weltkrieges desillusioniert und obwohl er sich seiner hohen Stellung bewusst ist und sie seinem Untergebenen verdeutlicht, geht er recht vorurteilsfrei mit jenen um, denen er im Zuge seiner Arbeit begegnet - was natürlich nicht heißt, dass er dem Empire gegenüber nicht loyal ist. Trotz seiner Schwächen und Laster, die er offen eingesteht, und gelegentlich hartem Vorgehen ist er ein insgesamt sympathischer, interessanter Charakter. Die anderen Figuren waren ebenfalls gut ausgearbeitet; gerade Bannerjee mochte ich gerne und ich hoffe, dass er in den nächsten Büchern wieder eine große Rolle spielen wird.


    Der Fall ist ziemlich undurchsichtig, was mir gefallen hat. Die Ermittlungen bewegen sich in mehrere Richtungen und es ist lange unklar, was die Motivation ist und wer hinter all dem steckt. Verdächtige gibt es mehr als genug und sie kommen aus den unterschiedlichsten sozialen Umständen, sodass dem Autor möglich ist, ein breites Bild der Situation in Kalkutta 1919 zu zeichnen. Die Polizeiarbeit war meiner Meinung nach realistisch dargestellt, vor allem in Bezug darauf, wie Wyndham zwischen verschiedenen Einflüssen gefangen war. Die Auflösung war überraschend, jedoch sehr stimmig und passend zur Geschichte.


    Besonders gut fand ich, dass der Autor nicht nur den Fall, sondern auch das Leben in Indien ausführlich dargestellt hat. An ein paar Stellen überschüttet er den Leser geradezu mit Informationen, was ein wenig von der Haupthandlung wegführte, doch meistens waren sie gut in die Geschichte eingebettet. Der Rassismus den Einheimischen gegenüber wurde ausführlich beleuchtet und nicht beschönigt und auch die Unruhen in der Bevölkerung sind thematisiert. Es wird interessant sein zu sehen, wie das Setting in den nächsten Büchern benutzt werden wird.


    Fazit:
    "Ein angesehener Mann" bekommt von mir vier Sterne. Es ist ein guter historischer Krimi, der einen packenden Fall und Einblicke in das Leben in Indien im Jahr 1919 liefert. Dazu kommen Charaktere mit Ecken und Kanten und eine schonungslose Ausleuchtung der Schwächen sowohl der Figuren als auch des Empires an sich.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:
    _________________
    Herzlichen Dank an die Verlagsgruppe Random House für das Leseexemplar.

    Carpe Diem.
    :musik: Herr Heiland und der gefallene Engel, gelesen von Reinhard Kuhnert

    2024 gelesen: 18 Bücher | gehört: 4 Bücher

  • Mir hat "Ein angesehener Mann" auch sehr gut gefallen.
    Das lag hauptsächlich (aber nicht ausschließlich) an dem Setting im Kalkutta des Jahres 1919. Ich finde Abir Mukherjee hat die Atmosphäre dort toll eingefangen und auch den Konflikt zwischen den Engländern und den Indern sehr gut und realistisch dargestellt.
    Auch die Figuren fand ich allesamt gut ausgearbeitet und authentisch. Am liebsten mochte ich natürlich 'Surrender-Not' (dessen richtigen Namen ich leider nicht mehr weiß), der einfach total sympathisch war, wie ich fand. Aber auch Captain Wyndham fand ich durchaus interessant und freue mich schon darauf, in den nächsten Fällen mehr von den beiden zu lesen!


    Ich habe das Buch auch mit vier Sternen bewertet, da es mir vielleicht ein ganz kleines bisschen zu wenig spannend war, aber ansonsten ein tolles Buch! :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Captain Sam Wyndham ist, wie so viele Männer, gebrochen von den Grauen des Krieges. Von seinen früheren Freunden hat niemand überlebt und auch seine Frau ist gestorben. Als ihm sein ehemaliger Kommandant eine Stelle in Kalkutta anbietet, ist das für ihn eine Art Rettung. Nur wenige Tage nach seinem Amtsantritt in der indischen Metropole, muss er einen grausamen Mord aufklären. Das Mordopfer ist ein hoher britischer Beamter und so gehen die Wogen hoch, denn die indische Bevölkerung giert nach Unabhängigkeit und stellt sich immer mehr gegen die Briten. Die zivilen Kolonisten sind durch den Mord aufgeschreckt und fürchten sich alsdann auch vor den “aufsässigen” Indern. Für den Captain ist es nicht leicht auszumachen in welche Richtung er ermitteln soll. Einerseits sind dort die Revolutionäre, andererseits das britische Militär, welches seine eigenen Interessen verfolgt.
    Dem Autor ist mit seinem Debüt ein kontrastreicher Roman gelungen. Im Fokus steht ganz klar der Mordfall, dessen Hergang und Auflösung dem Leser über lange Zeit geschickt verborgen bleibt. Neben diesem Hauptakt erhält man aber auch einen guten Einblick in die Gesellschaft der damaligen Zeit. Während Wyndham als weltoffener Mensch erscheint und jedem Bewohner der Stadt gleich freundlich gegenübertritt, egal ob Weißer oder Inder, so klar sind die gesellschaftlichen Unterschiede in den anderen Charakteren zu erkennen. Die Überheblichkeit der Kolonisten, die meist durch Billigarbeitskräfte zu Reichtum kamen und dem gegenüber steht die arme heimische Bevölkerung, deren gehorsam von den Machthabern mit allen Mitteln eingetrieben werden will, bieten einen guten Blick auf die Situation der Inder während das Empire das Land regierte. Neben diesen menschlichen Gehabe, kann man sich aber auch das Kalkutta Anfang des 20. Jahrhunderts sehr bildlich vorstellen. Für eine noch bessere Orientierung sorgt eine Karte auf der Innenseite der Klappenbroschur.
    Am Ausdrucksstärksten fand ich aber dann doch Captain Sam Wyndham. Sein Kriegstrauma, das er mit Opium u bewältigen versucht und die damit verbundenen Drogenräusche erlebt man sehr real. Trotzdem, oder gerade deswegen, empfand ich ihn als sehr ehrlichen und sympathischen Charakter. Sein Humor ist trocken und seine philosophischen Gedankengänge über Land, Leute und die britische Herrschaft sorgen für eine gute Portion Spaßfaktor.
    Abir Mukherjee ist Brite mit indischen Wurzeln dessen Eltern in den sechziger Jahren aus Kalkutta nach England auswanderten. Durch diese familiäre Verbindung nach Indien, ist ihm ein wie ich finde, gut nachvollziehbare Einsicht in die damalige Zeit und auch eine glaubwürdige Handlung gelungen.

    Mein Fazit:
    Abir Mukherjee ist in seinem 1. Fall mit Captain Sam Wyndham ein guter Kriminalroman gelungen. Historische Hintergründe und koloniale Prachtbauten versetzten einen ganz leicht auf den Indischen Subkontinent während der Britischen Großmacht.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Klappentext:

    Kalkutta 1919

    Aus dem Großen Krieg zurückgekehrt, findet sich Sam Wyndham als Ermittler in einem Moloch aus tropischer Hitze, Schlamm und bröckelnden Kolonialbauten wieder. Doch er hat kaum Gelegenheit, sich an die neue Umgebung zu gewöhnen. Denn ein Mordfall hält die Stadt in Atem. Seine Nachforschungen führen Sam in die opiumgetränkte Unterwelt Kalkuttas – und immer wieder an den Rand des Gesetzes.


    „Intelligent und mitreißend,“

    [Ian Rankin]

    Sam Wyndham 1

    *********************

    Das Cover hat mich sofort festgehalten.

    Da hatte ich sofort ein Bild vom alten Indien im Kopf.

    Und genau da spielt die Geschichte auch, Anfang des 20. Jahrhunderts in Kalkutta.


    Laut Klappentext hört sich das Buch nach einem Krimi an, das ist es auch – aber nicht nur.

    Vorne steht „Roman“ drauf, ist es auch – aber nicht nur.

    Ich würde es einen Roman mit Kriminalfall nennen.

    Ein Roman, weil die Geschichte viel von Kalkutta in der damaligen Zeit erzählt mit all ihren Eigenschaften.

    Ein Kalkutta, das immer noch von Briten vertreten wird aber selbst schon im Aufbruch ist. Der Ruf nach Unabhängigkeit wird immer größer aber noch haben die Briten die behördliche Verwaltung und das Gesetzt in der Hand.

    Es brodelt zwar schon unterschwellig in der einheimischen Bevölkerung, aber noch hat das Empire Oberwasser.

    Aber vielleicht auch nicht mehr so, wie es die Briten glauben?

    Denn da ist ja auch noch der Mord an einen leitenden Angestellten der Verwaltungsbehörde.
    Der trotz des Romananteils gleichwertig seinen Anteil an der Geschichte hat.

    Er ist immer gegenwärtig und beides – der Roman und der Krimi – verbinden sich perfekt.


    Das Buch konnte mich von Anfang an fesseln und beginnt auch gleich mit dem Fund der Leiche, also kein unnötiges Vorabgeschwafel. Die Ermittlungen fangen somit gleich an.

    Als Neuling soll Sam den Fall leiten, er merkt aber schnell dass die Uhren in Kalkutta und allgemein in Indien anders ticken. Nicht nur das die Einheimischen nicht gerade kooperativ sind, merkt er auch das in den eigenen Reihen nicht alles so läuft wie es den Anschein hat.

    Jeder in der Hierarchie des Empire scheint seine eigenen Ansichten und Methoden zu haben, was für den Fall nicht unbedingt immer hilfreich ist.

    Sam muss sich nicht nur an das schwer zu ertragende Klima des Landes gewöhnen und einen Mord aufklären, er muss auch schnell feststellen das er nicht in jeder Hinsicht Unterstützung findet.

    Weder bei den Einheimischen, noch bei den eigenen Leuten.

    Wird er trotzdem den Fall lösen können?

    Und wenn ja, was wird der Mord noch alles aufdecken?

    Die Fragen wurden mir am Ende alle beantwortet!


    Der Autor hat es geschafft, das in meinem Kopf das Buch in einem Film umgewandelt wurde. Die Figuren waren für mich alle glaubwürdig und ich konnte gut in die Geschichte abtauchen.

    Sam Wyndham, dessen Hintergrund man nach und nach erfährt – Ein Charakter mit Ecken und Kanten, der seine eigenen „Monster“ noch mit sich herumträgt.

    Seinen unmittelbaren Vorgesetzten und einige andere der Behörde, die auch nicht immer so können wie sie gerne wollen.

    Und vor allem ist da der indische Sergeant Banerjee.

    Surrendranath Banerjee, genannt „Surender-not“, weil keiner seinen Namen richtig aussprechen kann.

    Er ist der engste Mitarbeiter von Sam, mehr als Laufbursche von den anderen gedacht, doch Sam merkt schon bald dass in Surender-not mehr steckt.

    Aber auch zu den Einheimischen im Polizeidienst haben die Oberen der Behörden eine eigene Meinung…

    (Neben Sam ist Surender-not mein Lieblings-Charakter!)


    Das Buch war durchweg interessant und spannend zu lesen.

    Die Konflikte an allen Seiten des Landes, insbesondere Kalkutta. Die Einheimischen, die im Untergrund schon aufbegehren. Die Behördenwillkür, die jeden treffen kann. Jeder will das Beste für sich rausholen und dabei die Oberhand über das Land und seine Bewohner behalten – oder wiedererlangen.

    Da wird vertuscht und intrigiert nach allen Seiten – und der Ermittler Sam sitzt quasi zwischen allen Stühlen.

    Natürlich bleibt diese Geschichte nicht frei von Rassendenken, aber so war es in der Zeit und alles andere wäre auch mehr als unglaubwürdig gewesen.

    Zitat

    "Vor allem aber müssen die Beherrschten von der eigenen Unterlegenheit selbst überzeugt sein. Sie müssen davon überzeugt sein, dass sie zu IHREM eigenen Vorteil beherrscht werden."

    [Seite 205]

    Was mich allerdings gestört hat, waren die eingestreuten indischen Wörter.

    Nicht jeder weiß dass ein „Lathe“ der Polizeistock der indischen Polizisten ist.

    Ein „Punkah“ der große Fächer an der Decke ist.

    Und so gibt es noch einige andere Begriffe, die zwar nur verstreut auftauchen und nie Überhand nehmen, die aber nicht erklärt werden.

    Ein Glossar hinten im Buch wäre da sicher hilfreich gewesen!

    Mich persönlich hat es nicht gestört, da ich schon viele indische Geschichten gelesen habe. Die kurzen, in der wörtlichen Rede fallenden Worte erklären sich durch die Gesamtheit des Satzes, denn Bengali ist mir auch nicht so geläufig wie Hindi und ich hab trotzdem alles verstanden.

    Aber nicht jeder hat schon so viele indische Geschichten gelesen wie ich und könnte damit Schwierigkeiten haben und deswegen ziehe ich hier auch einen halben Punkt ab.

    Gut fand ich aber die im vorderen Deckel abgedruckte Karte mit den ganzen Orten wo die Geschichte stattfindet. So kann der Leser sich auch im dichten Straßengewirr Kalkuttas orientierten.

    Mein Fazit

    Über 500 Seiten eine spannende und
    bildreiche Geschichte aus dem alten Kalkutta (heute Kolkata).

    Intrigen und Verschleierung sind hier genauso zu finden wie Mut und Vertrauen.

    Ein Schreibstil der mich fesseln konnte, mit einer glaubhaften Geschichte, die mich gespannt auf Sam Wynhams 2. Fall warten lässt!


    Meine Bewertung - :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    Gegensätze ziehen sich an - ich bin voller Gegensätze und komme somit auch mit (fast) allen gut aus :-,

    ****

    "Von allen Welten, die der Mensch erschaffen hat, ist die der Bücher die gewaltigste."

    - Heinrich Heine -


    Bin dann mal :study:


    Suhanis Bücherblog

  • Beitrag an bestehenden Thread angehängt :wink:

    Danke dir!

    Hatte extra in der Suche den Titel, als auch Autor gegeben aber nichts gefunden. Hat mit meinen anderen immer geklappt :scratch:

    Gegensätze ziehen sich an - ich bin voller Gegensätze und komme somit auch mit (fast) allen gut aus :-,

    ****

    "Von allen Welten, die der Mensch erschaffen hat, ist die der Bücher die gewaltigste."

    - Heinrich Heine -


    Bin dann mal :study:


    Suhanis Bücherblog

  • Beitrag an bestehenden Thread angehängt :wink:

    Danke dir!

    Hatte extra in der Suche den Titel, als auch Autor gegeben aber nichts gefunden. Hat mit meinen anderen immer geklappt :scratch:

    Manchmal ist die Suche leichter, wenn man nur nach dem Nachnamen sucht. Oder, wie ich in diesem Fall, auf den Autorennamen oben in der Buchinfo klickt, denn dann landet man auf seiner Buchseite hier im BT und sieht dort ganz unten, ob es evtl. schon eine Rezension zum Buch gibt. :wink: