Christopher Rice - Der Schneegarten/The Snow Garden

  • Seit sie sich vor einigen Wochen bei Studienbeginn am College in Atherton kennengelernt haben, sind Kathryn und Randall die besten Freunde. Sie vertrauen sich alles an, und so ist Kathryn auch die einzige, die weiß, dass Randall eine Affäre mit seinem Professor Eric Eberman hat.


    Eben jener Eric Eberman ist kurz darauf in aller Munde, nachdem seine Frau bei einem spektakulären Autounfall ums Leben gekommen ist und sich so mancher fragt, ob es ein Unfall oder Selbstmord war, als Lisas Wagen von einer Brücke in den Fluss stürzte. Und war Eberman nicht Jahre zuvor schon einmal in einen rätselhaften Todesfall verwickelt, als nämlich eine Studentin zu Tode kam, ebenfalls im Winter, ebenfalls im Fluss?


    Irgendwann glaubt Randall zu wissen, was tatsächlich geschehen ist. Sein ungeheuerlicher Verdacht bedarf jedoch der Beweise, die er mit Hilfe eines Kommilitonen, der gleichzeitig zur Redaktion der Collegezeitung gehört, sammeln will. Keine ungefährliche Idee.


    Kathryn wiederum muss sich eingestehen, dass sie wohl doch nicht so viel über Randall wusste, wie sie angenommen hatte, und dass es um sie herum offenbar ziemlich viel gibt, von dem sie nichts geahnt hat und was sie eigentlich gar nicht so genau wissen wollte ...


    Colleges sind immer wieder gern genommen als Schauplatz für Intrigen, Machtspielchen, verbotene Beziehungen und andere dunkle Verwicklungen. Atherton ist da keine Ausnahme - düstere Geheimnisse liegen unter der Eliteuni-Oberfläche verborgen wie die Stadt während der ganzen Zeit, die der Roman umspannt, unter dichtem Schnee.


    Nach und nach enthüllt sich mit immer neuen, überraschenden Wendungen, wie finster es hinter der Fassade Athertons aussieht (dagegen sind Randalls erste Vorahnungen ein harmloses Kindermärchen). Auch diverse Charaktere sind überhaupt nicht, was sie zunächst zu sein scheinen. Diese Überraschungseffekte gelingen Christopher Rice wirklich gut, auch wenn er ein bisschen zu viel an menschlichen Abgründen in die Geschichte packt.


    Was hingegen überhaupt nicht gelungen ist, sind die Figuren an sich. Keine davon bietet Identifikationspotential oder weckt auch nur tieferes Interesse, sie bleiben papierdünn und leblos. Obwohl sie spannende Hintergründe haben und in gefährliche Dinge verwickelt werden, bleiben sie dem Leser gleichgültig. Auch die Dialoge wirken meist blass und selbst für intellektuelle Studenten zu gestelzt, es kommt keinerlei echtes "College-Feeling" auf.


    Ärgerlich sind auch die oft zu blumige Sprache und die zahlreichen Metaphern, die wohl originell und kreativ sein sollen, aber einfach nur misslungen wirken.


    Mit reduzierterer Sprache, etwas strafferer Erzählweise und lebendigen Charaktern und ohne den überkandidelten Showdown hätte das ein toller College-Thriller werden können, so aber war es eher ein Buch zum Durchquälen (denn wie es ausgeht, will man durchaus erfahren).