Harvey Kubernik - Leonard Cohen: Everybody Knows

  • Der im letzten Jahr verstorbene Leonard Cohen war ein Meister der leisen Töne und der lyrischen Songtexte, die nicht selten zunächst als Gedichte das Licht der Welt erblickten. 1934 in Montreal geboren, verlor er früh seinen Vater und verspürte schon zur Schulzeit einen Hang zur Poesie. In das Familienunternehmen in der Textilbranche einzusteigen, kam für ihn auf keinen Fall in Frage.


    Gitarre und Gesang praktizierte er eher nebenbei, er sah sich eher als Lyriker und veröffentlichte mehrere Gedichtbände mit guter Resonanz, bis er dann 1967 mit dem Album "Songs of Leonard Cohen" doch sein Glück als Musiker versuchte. Damit begann eine zwar nicht direkt kometenhafte, aber dafür fünf Jahrzehnte lange und stetige Karriere, die im Alter sogar noch einmal in nie dagewesener Beliebtheit gipfelte.


    In diesem großformatigen, schön gestalteten Bildband stellt Harvey Kubernik biographische Fakten neben sehr zahlreiche "O-Töne" von Weggefährten Leonard Cohens, Freunden, Musikern, Produzenten, Musikjournalisten und auch von Cohens Kindern, so dass dieses "must-have" für Cohen-Fans nicht nur optisch, sondern auch inhaltlich sehr ansprechend ist.


    Die Bilder selbst sind ausgezeichnet ausgewählt und eine Augenweide, von Kindheitsaufnahmen über Schnappschüsse und Konzertfotos bis hin zu wundervollen Profiporträts, die das Wesen dieses facettenreichen, schwer fassbaren und allem Anschein nach dabei äußerst sympathischen Künstlers eindrucksvoll für einen Augenblick festhalten.


    Für Detailverliebte gibt es am Ende noch einen umfangreichen Anhang mit einer kompletten Diskografie inklusive einer Übersicht der vielen existierenden Tribute-Alben. (Da das Buch bereits 2014 erschien, fehlt natürlich das letzte Meisterwerk, "You Want It Darker".)


    Vielleicht kein kompletter Ersatz für eine konventionelle Biographie (wer mehr ins Detail gehen möchte, dem sei "I'm Your Man" von Sylvie Simmons wärmstens ans Herz gelegt), aber ein sehr schönes Schmuckstück, in dem man immer wieder blättern möchte. Natürlich am allerbesten bei entsprechender Hintergrundmusik und einem Glas Rotwein, so samtig und dunkel wie Leonards Stimme.