Autor: James Joyce
Titel: Ulysses
Seiten: 990 Seiten, unterteilt in 18 Kapitel
Verlag: Suhrkamp
ISBN: 9783518412985
Autor:
James Augustine Aloysius Joyce, geboren 1882 in Dublin und 1941 in Zürich gestorben, war ein irischer Schriftsteller. Ulysses gilt als sein bedeutendster Roman, aber auch Dubliner, Ein Portrait des Künstlers als junger Mann, und Finnegans Wake gehören zu seinen bekannteren Werken.
Inhalt:
Der Roman beschreibt wie Leopold Bloom, Anzeigenverkäufer einer Tageszeitung, den 16. Juni 1904 in seiner Heimatstadt Dublin verbringt. (Mittlerweile wird das Datum nicht nur in Dublin als "Bloomsday" gefeiert)
Dabei schildert Joyce nicht nur die offensichtlichen Geschehnisse, sondern - und das macht den Roman so besonders - vermittelt in einer ungeordneten, bruchstückhaften, sprunghaften Sprache, in einem Bewusstseinsstrom, die Gedanken des Protagonisten. Erinnerungsfetzen wechseln sich ab mit Assoziationen, Tagträumen, und die "Erzählung" dreht sich wie ein Karussell umher.
Wirklich "Action" gibt es nicht: Leopold kauft Seife, besucht eine Beerdigungsfeier, isst zu Mittag, schaut bei der Tageszeitung vorbei, usw.
Ach ja: die insgesamt 18 Kapitel orientieren sich an Homers Irrfahrten des Odysseus; wer dieses Epos nicht allzu gut kennt, und auch keine Sekundärliteratur zur Hilfe nimmt, der wird vermutlich Schwierigkeiten haben, entsprechende Verweise und Anlehnungen zu verstehen.
Meinung:
Ein so bekanntes Werk, und noch keinen Rezithread dazu hier im BT? Vermutlich liegt es daran, dass zwar Viele das Buch beginnen, aber irgendwann die Lektüre abbrechen. Und auch ich, muss ich gestehen, habe den Roman nicht zu Ende gelesen. Nach einem Drittel, also ca 300 Seiten war Schluß. Zuvor hatte ich schon mehrmals das Buch in die Ecke geschmissen und Tage später wieder hervorgeholt. Dennoch möchte ich hier kurz meine Meinung abgeben, und durch den Thread auch andere Leser ermuntern, hier ihre Leseerfahrung abzugeben. Denn etwas Weiteres ist klar: mein Beitrag taugt nicht für die Ecke "Das Buch, das alle toll finden. Nur Du nicht.".
Zunächst einmal ist der Aufwand wirklich bewundernswert, den Joyce in sein Meisterwerk gesteckt hat. Sieben Jahre hat er daran geschrieben und war zu Recht der Auffassung, dass noch Jahrzehnte später die Leser, Kritiker und Gelehrten über den Text diskutieren werden: Der Bezug zu Homers Odyssee, die Kritik an der katholischen Kirche, das Verhältnis Irlands zur britischen Krone, die sprachlichen Mittel (bspw besteht ein Kapitel komplett aus kurzen Zeitungsartikeln, und im letzten Kapitel gibt es einen ziemlichen langen Monolog ohne Interpunktionszeichen), die Besonderheit, den Alltag Dublins an nur einem gewöhnlichen Tag zu schildern, usw. Seinem Freund Stuart Gilbert gab Joyce einen „Lektüreschlüssel“, um die Symbole und Motive in den einzelnen Kapitel betreffend Farbe, Organ, Technik, etc besser zu erkennen oder zu deuten.
Ich habe mir Homers Odysseus nicht vorab durchgelesen, und die unzähligen Anspielungen auf damalige Zeitgenossen und Machtverhältnisse entgingen mir ebenso (bis auf ein paar offensichtliche Seitenhiebe auf die Kirche). Es gibt natürlich diverse andere Romane, die sprachlich und inhaltlich ähnlich ausschweifend sind: Herman Melvilles „Moby Dick“ fällt mir da ein, oder auch Umberto Ecos „Das Foucaultsche Pendel“. In beiden Romanen gibt es viele Anspielungen, die neben der Rahmenhandlung, mit „Gelehrsamkeit“ und mehr oder weniger versteckten Hinweisen Kritik an etwas üben. In beiden Romanen möchte der Autor aus unterschiedlichen Gründen den Leser mit diversen Ausschweifungen beeindrucken oder aufklären. Aber hier bei „Ulysses“ gibt es kaum eine Rahmenhandlung. Joyce beeindruckt einfach mit seiner Sprachgewalt und versteckt möglichst viele Anspielungen, Motive, philosophische Ideen und Symbolik. Das kann Spaß machen, solche Verweise zu entdecken, die diversen Deutungsmöglichkeiten in der Sekundärliteratur zu lesen und die Parallelen zu „Odysseus“ zu ziehen, oder Leser, die einfach die Sprache und Erzählfluss auf sich wirken lassen möchte – denen kann ich den Roman empfehlen. Ich persönlich kann mit dem Jahrhundertroman wenig anfangen.