Zoe Beck - Die Lieferantin

  • Kurzbeschreibung (Quelle: amazon)
    London, in einer nicht wirklich fernen Zukunft: Ein Drogenhändler treibt tot in der Themse, ein Schutzgelderpresser verschwindet spurlos. Ellie Johnson weiß, dass auch sie in Gefahr ist – sie leitet das heißeste Start-up Londons und zugleich das illegalste: Über ihre App bestellt man Drogen in höchster Qualität, und sie werden von Drohnen geliefert. Anonym, sicher, perfekt organisiert.
    Die Sache hat nur einen Haken – die gesamte Londoner Unterwelt fühlt sich von ihrem Geschäftsmodell bedroht und will ›Die Lieferantin‹ tot sehen. Ein Kopfgeld wird auf sie ausgesetzt. Ellie beschließt zu kämpfen – ihre Gegner sind mächtig, und sie lauern an jeder Straßenecke.


    Autor (Quelle: amazon)
    Zoë Beck, geboren 1975, wuchs zweisprachig auf und pendelt zwischen Großbritannien und Deutschland.
    Ihre große Liebe neben der Literatur ist die Musik: Mit drei Jahren begann sie, Klavier zu spielen, gewann bald darauf diverse Wettbewerbe und gab zahlreiche Konzerte.
    Heute arbeitet sie als freie Autorin, Redakteurin und Übersetzerin.
    2010 erhielt sie den Friedrich-Glauser-Preis in der Sparte "Bester Kurzkrimi".


    Inhalt
    Der Thriller spielt im Vereinigten Königreich. Die Hauptfigur ist Elliot Johnson. Sie liefert mit High-Tech-Drohnen und einer App, hochwertige Drogen an ihre Kunden. Dadurch ist sie für die Bosse der Unterwelt in London eine große Konkurrenz bzw. gefährdet deren Geschäfte. Das Drogenkartell von Boyce ist ihr größter Feind geworden. Als ein Kopfgeld auf sie ausgesetzt wird beginnt die Verfolgung/Hatz auf sie mit dem Ziel sie auszuschalten.


    Beurteilung
    Die Autorin schafft es vom ersten Satz an die einzelnen Personen so zu beschreiben, dass man fasziniert ist und unbedingt weiterlesen muss. Obwohl die Geschichte in der Zukunft spielt, scheint alles sehr realistisch. Im „Drohnen“-Zeitalter ist dies nicht so abwegig. Das Buch liest sich schnell „weg“.


    Fazit
    Die Geschichte ist insgesamt interessant erzählt; aber auch nicht mehr und nicht weniger. Der Schreibstil der Autorin war flüssig und ist angenehm. Ich denke, es ist ein gut gelungenes Buch. Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

  • London nach dem Brexit: Die Zeiten sind rauer geworden, die neuen Rechten gewinnen die Oberhand, rigorose Überwachung, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit gehören zum Alltag. Statt sich aufzuputschen nehmen die Menschen Drogen, um der grauen Wirklichkeit zu entfliehen. Elliot Johnson hat dafür eine perfekte Dienstleistung entwickelt: Ihre Website informiert detailliert und ansprechend über das Angebot, das über eine komfortable App bestellt werden kann. Die Lieferung kommt umgehend per Drohne, ohne dass jedoch Rückschlüsse auf den Absender gezogen werden können. Ihre Konkurrenten, drei alt eingesessene Unterweltchefs, reagieren sauer: So schnell lassen sie sich keine Marktanteile abjagen. Die Jagd auf die Neue beginnt ...
    Dieses Buch ist nicht nur ein Krimi, der im Drogenmilieu spielt, sondern auch eine deutliche Abrechnung mit einer Politik, die Populismus schürt und die Schwachen zugunsten der Starken weiter schwächt. Auch wenn es ein Zukunftsszenario darstellt: Die von Zoë Beck beschriebenen Zustände sind bereits jetzt in Ansätzen erkennbar und ohne Gegensteuern wird es sich wohl weiter in diese Richtung entwickeln.
    Doch zurück zum Krimi: Durch verschiedene Perspektiven erhält man Einblick in die unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereiche und wie diese trotz ihrer recht großen Unterschiede dennoch zusammenhängen. Ein Kneipenwirt bringt ungeplant einen Schutzgelderpresser um, worauf dessen Chefs erst einmal ein Komplott vermuten. Als Folge wird ein Drogenlieferant ermordet und durch ein einziges Wort, das bis zum Schluss nicht wirklich überzeugend bestätigt wird, gerät ein jahrelang mühsam austariertes Gleichgewicht in der Londoner Unterwelt ins Wanken. Es ist ein geniales Konstrukt, das die Autorin hier aufgebaut hat, denn irgendwie hängt Alles mit Jedem und Allem zusammen. Einiges mag vielleicht etwas zu plakativ sein (die Erklärung für Elliots Handeln oder die Verbindungen der Unterwelt mit der Politik), aber es fügt sich Alles wunderbar wie ein Puzzle zusammen und so manches Teil ist eine wirkliche Überraschung.
    Auch wenn es ein bisschen viel an Gesellschaftsthemen sind, die Zoë Beck in diesem Buch anspricht (Rassismus, Überwachung, Gesundheitsversorgung, Zero-Tolerance bei Drogen - auch Nikotin, Alkohol usw.): Durch die schnellen Perspektivwechsel und die Unterschiedlichkeit der Personen wirkt der Krimi nicht überfrachtet, und ich war wirklich gefesselt von dieser spannenden Geschichte in einer Gesellschaft, die ich hoffentlich nie kennenlernen muss.

    :study: Das Eis von Laline Paul

    :study: Der Zauberberg von Thomas Mann
    :musik: QUALITYLAND von Marc-Uwe Kling

  • Meine Meinung:


    London in der Zukunft. Der Brexit ist bereits vollzogen. Ellie Johnson hat ihren Bruder durch illegale, nicht saubere Drogen verloren. Sie wählt einen etwas ungewöhnlichen Weg, um andere junge Leute davor zu schützen: Sie verkauft selber Drogen über das Darknet, allerdings nur saubere Ware und diese wird durch Drohnen ausgeliefert. Mit dieser neuen Art des Drogenverkaufs macht sie sich unter den alten Hasen keine Freunde und es dauert nicht allzu lange, bis auf sie ein Kopfgeld ausgesetzt ist …


    Zoe Beck hat zugegebenermaßen einen sehr gewöhnungsbedürftigen Schreibstil. Die ganzen unterschiedlichen Figuren haben mich zunächst noch etwas verwirrt. Zumal sie augenscheinlich alle nichts miteinander zu tun haben. Es hat etwas gedauert, bis ich alles durchblickt habe. Doch nach und nach konnte ich immer weiter in die Geschichte eintauchen. Drogen, Macht und Korruption. Die Autorin versteht zu fesseln. Besonders interessant fand ich die detaillierte Beschreibung der Drohnentechnik und dass es sich hier um Drohnen handelt, die eigentlich für den Krieg konzipiert sind. Ich bin mir nicht sicher, wie viel von dem, was Zoe Beck zu ihrem Thema gemacht hat, tatsächlich schon so eingetreten ist. Weit davon entfernt sind wir in der heutigen Zeit mit Sicherheit nicht und das finde ich schon sehr beängstigend.


    „Die Lieferantin“ ist spannend von der ersten bis zur letzten Seite. Dies war zwar mein erstes aber sicherlich nicht mein letztes Buch von Zoe Beck. Von mir gibt es vier Sterne.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    "Wirklich reich ist, wer mehr Träume in seiner Seele hat, als die Realität zerstören kann!"


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  • Eine beklemmende, nicht allzu weit entfernte Zukunft


    Ein „Was wäre, wenn….“ der besonderen Art bietet dieser Thriller von Zoё Beck. Für ein packendes Buch genau das richtige, hoffe ich dennoch nicht, dass die Entwicklungen so vorangehen wie hier.


    Was wäre, wenn Großbritannien letztendlich aus der EU ausgetreten ist, sich dann den Baustellen im Inland widmet und dabei ein verschärftes Drogengesetz beschlossen werden soll, das Konsumenten wie Suchgiftgegner auf die Straßen treibt und die halbe Unterwelt Londons auf den Plan ruft? Letztere befürchten massive Verdiensteinbußen und wissen sich nur auf „ihre Art“ zu wehren. Dazu gesellen sich Nationalisten, die den harten Regierungskurs nicht hart genug finden und alles „nicht-britische“ loswerden wollen, notfalls ebenso mit Gewalt.
    Zwischen die Fronten geraten dabei naturgemäß auch Unschuldige. Und solche, die es gerne von sich glauben wollen. Wie Ellie, die mit ihrem unkonventionellen Drogen-Onlineshop auch die höchsten Kreise Londons beliefert. Eine perfekte Ausgangsbasis für eine Art britischen Mafia-Krimi, wobei aufgrund der Spannung sogar der so wunderbare schwarze Humor eigentlich zu kurz kommt.


    Mehr sei nicht verraten, ich kann jedem Fan der Spannungsliteratur raten, sich selbst von der eigenartig beklemmend-faszinierenden, aufgewiegelten „After-Brexit-Stimmung“ gefangennehmen zu lassen. Und als man gegen Ende schon dem erwarteten Knalleffekt entgegenfiebert und dann doch (fast) alles anders kommt, schwingt die Autorin ebenso überraschend die „Moralkeule“. Hochmut kommt vor dem Fall - eindrucksvoll zeichnet Beck das Bild eines Menschen, der immer stärker seine Prinzipien verrät, schändliche Taten mit abstrusen Theorien rechtfertigt und schließlich die unausweichliche Bruchlandung begeht. Alles Fiktion? Hoffentlich.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: