Seth Dickinson - Die Verräterin / The Traitor Baru Cormorant

  • High Fantasy ganz ohne Magie - dieses Konzept geht auf in einer groß angelegten, fiktiven Welt, in der sich ein unscheinbares Mädchen in seine Rachepläne verbeißt, um es den Imperialen für seine "Säuberung" und die Infiltration ihrer Heimat heimzuzahlen. Durch die komplexe Struktur und die Art der Rebellion, die durch den wirtschaftlichen Charakter geprägt ist, war es mir in mancher Hinsicht etwas zu spröde. Die Thematik, die dahintersteckt, ist allerdings sehr aktuell.


    Klappentext


    Baru Kormoran ist eine junge und hochbegabte Frau, die miterleben muss, wie das Imperium der Masken ihre Heimat Taranoke erobert, ohne einen Tropfen Blut zu vergießen: Der übermächtigen Handelsflotte hat die abgelegene Insel nichts entgegenzusetzen. Anstatt aufzubegehren, lässt Baru sich von den Imperialen anwerben und steigt rasch selbst zu einer Machtposition auf. Ihr Ziel: das Imperium von innen heraus zu zerstören.
    Von ihren neuen Herren in die Kolonie Aurdwynn versetzt, bekommt sie es alsbald mit einer ganzen Reihe rebellischer Herzogtümer zu tun. Im Kampf um Macht und Freiheit findet sie sich zwischen den Fronten wieder und muss sich fragen, wo sie steht – aufseiten der Rebellion oder des Imperiums. Baru fällt eine Entscheidung, deren Tragweite sie nicht einmal selbst zu ahnen vermag ...


    Meine Meinung


    Auf das Buch bin ich durch die Blogparade zu buchigen Geheimtipps aufmerksam geworden, denn auf dem Blog Bücher, Reisen und Meer klang die Vorstellung von "Das Imperium der Masken" sehr begeistert!


    Die Verlagsinfo hat mich dann erst recht neugierig gemacht! Ich bin ja ein großer Fantasy Fan und den Bezug zu Game of Thrones fand ich zwar gewagt, aber ich wollte mich da mal überraschen lassen. Die Bewertungen auf goodreads vom Original waren durchweg positiv und so hab ich mich wirklich sehr auf dieses Abenteuer gefreut.


    Ich weiß gar nicht so genau, wo ich anfangen soll, denn die Rezension fällt mir wirklich etwas schwer. Zuerst einmal: es ist keine (!) "richtige" High Fantasy Geschichte, denn es kommt keinerlei Magie darin vor. Allerdings befinden wir uns in einer fiktiven Welt, in der sich Elemente aus der Vergangenheit und ja, auch ein bisschen aus der Zukunft, vermengen. Allerdings nicht mit Raumschiffen, besonderer Technik oder ähnlichem, sondern eher in der Gesellschaftsform der Imperialen und ihrer fortschrittlichen Medizin, deren Kenntnisse sie auch (unter anderem) als Druckmittel einsetzen.


    Am Anfang kommt man gut in die Geschichte rein, denn hier wird mit der Kindheit von Baru und der Übernahme ihres Landes Taranoke durch die Reichsrepublik viel erklärt und man bekommt einen Einblick in die Machtstrukturen und die Hintergründe zu dieser Welt. Erzählt wird das ganze aus Barus Sicht und so erhält man einen sehr prägnanten Eindruck, wie intrigant und perfide die Imperialen gegen die anderen Länder vorgehen.
    Barus Traum, eine Machtposition in Falcrest zu erreichen und sich damit an ihnen zu rächen ist aber nicht so einfach als gedacht - denn es verschlägt sie erstmal nach Aurdwynn, wo sie zwischen einer Vielzahl von Herzogtümern als Reichsbuchhalterin eine Rebellion zerschlagen soll. Sozusagen als Treuebeweis gegenüber dem Imperium.
    Darum geht es in dem Buch - nur darum. Zu einigen wichtigen Hintergründen komme ich gleich noch, aber an sich dreht sich die Geschichte in der Haupthandlung wirklich nur darum, wer wem gegenüber loyal ist, ob die Herzogtümer von Aurdwynn zum Imperium halten und wer sich mit einer Rebellion gegen sie auflehnt. Das ganze hin und her, die ganzen Strategien und Taktiken sind allerdings leider nicht so mein Ding. Mir war das ganze meist einfach zu nüchtern geschrieben und die ganze politische Kriegskunst war mir als Thema zu trocken.


    Durch Game of Thrones bin ich ja einiges gewöhnt, was die Vielzahl von Namen, Orten, Beziehungen etc. betrifft und das ist auch der einzige Vergleich, den man hier ziehen kann - aus meiner Sicht. Der Autor hat es aber leider nicht geschafft, mich dafür begeistern zu können. Der Schreibstil war für mich zu monoton und ich bin auch, ehrlich gesagt, oft nicht mitgekommen, was gemeint war. Manche Seiten musste ich doppelt lesen, weil ich sie nicht verstanden habe und wenn ich mir dumm vorkomme, kommt nicht gerade Leselust auf ... Woran es lag, weiß ich nicht so genau, aber wie gesagt waren mir die Strategien was die Geldwirtschaft und ihr Einfluss auf eine eventuelle Rebellion haben könnte - und teilweise auch Fremdwörter zuviel des Guten, wodurch ich öfter den Faden verloren hab.
    Ich hab mich mit dem Lesen wirklich schwer getan.


    Was natürlich ein sehr wichtiger Hintergedanke des ganzen war, bzw. was der Autor mit dem ganzen sagen möchte, hat auf jeden Fall großes Interesse verdient. Denn das Imperium der Masken, die Reichsrepublik, möchte herrschen - und zwar so, wie sie es für richtig halten. Hier geht es um "Zivilisierung" anderer Völker und Länder, die anders sind und anders leben. Es gibt gleichgeschlechtliche Paare, die als "Sodomiten" und "Tribaden" bezeichnet werden und die bei Entdeckung qualvolle Strafen zu erwarten haben. "Hygiene" ist hier oft das Stichwort und eine "Reinheit der Völker".
    Sie sollen dankbar sein, da sie ja Wissen und fortschrittliche Heilkünste durch die Übernahme der Imperialen erhalten, aber dafür ihre Freiheit aufgegen müssen. Ihre Freiheit, so zu leben, wie ihr Herz es ihnen sagt.
    Dabei zieht man natürlich automatisch Parallelen zu unserer Welt und macht sich so seine eigenen Gedanken; und auch Baru muss sich vielen Entscheidungen stellen, die gegen ihr Herz sprechen. Auch die Macht über die Kontrolle von anderen, grenzenloser Macht, führen viele in Versuchung und nicht jeder ist dagegen gefeit.


    Alles in allem empfand ich das ganze als sehr nüchtern, strukturiert, kalkulierend und kalt. Das trägt natürlich zu der Atmosphäre bei, die einem einen grausamen Spiegel vorhalten und damit provozieren soll. Trotzdem konnte ich mich nicht so recht einfühlen und hab mich bis zum Schluss leider auch nicht wirklich darauf einlassen können.


    Fazit: 3 Sterne


    © Aleshanee
    Weltenwanderer


    Band 2 und 3 sollen 2018 bzw. 2019 auf deutsch erscheinen

  • Erfrischende Protagonistin in etwas trockener, theoretischer Handlung


    Klappentext

    „Baru Kormoran ist eine junge und hochbegabte Frau, die miterleben muss, wie das Imperium der Masken ihre Heimat Taranoke erobert, ohne einen Tropfen Blut zu vergießen: Der übermächtigen Handelsflotte hat die abgelegene Insel nichts entgegenzusetzen. Anstatt aufzubegehren, lässt Baru sich von den Imperialen anwerben und steigt rasch selbst zu einer Machtposition auf. Ihr Ziel: das Imperium von innen heraus zu zerstören.

    Von ihren neuen Herren in die Kolonie Aurdwynn versetzt, bekommt sie es alsbald mit einer ganzen Reihe rebellischer Herzogtümer zu tun. Im Kampf um Macht und Freiheit findet sie sich zwischen den Fronten wieder und muss sich fragen, wo sie steht – aufseiten der Rebellion oder des Imperiums. Baru fällt eine Entscheidung, deren Tragweite sie nicht einmal selbst zu ahnen vermag ...“


    Gestaltung

    Das Cover gefällt mir richtig gut, da ich das Motiv sehr ansprechend finde. Den Vogel, der zum Himmel zu fliegen scheint und der aussieht, als sei er mit Aquarell oder Wasserfarben gemalt, mag ich sehr. Zudem finde ich es klasse, dass in seinen Umrissen ein Gesicht zu erkennen ist, das einen sehr eindringlichen Blick hat und dem Betrachter direkt in die Augen zu sehen scheint. Auch mag ich die Farben, die miteinander kombiniert werden. Der Vogel sieht durch seine schwarze Farbe aus wie ein Rabe und das orange-gelbliche Gesicht sowie der Titel kommen vor seinen dunklen Farben gut zur Geltung. Der helle, schlichte Hintergrund lenkt dabei nicht vom Wesentlichen ab.


    Meine Meinung

    Auf „Die Verräterin – Das Imperium der Masken“ bin ich vor allem durch das für mich sehr ansprechende Cover aufmerksam geworden, sodass ich mir den Klappentext durchlas und nicht mehr umher konnte, als das Buch lesen zu wollen. An dieser Geschichte gefiel mir besonders die Idee, dass die Protagonistin Baru sich nicht sofort offensichtlich einer Rebellion anschließt und so offen (z.B. mit Kämpfen) gegen das unterdrückende Imperium vorgeht, sondern dass sie den Feind von innen heraus zerstören möchte. Das empfand ich als sehr abwechslungsreich und vor allem auch interessant, denn so kommt es zu einigen Verstrickungen und Intrigen, die durchaus interessant waren.


    Gleichzeitig muss ich hierzu aber auch anmerken, dass ich das Buch als sehr politisch und trocken empfunden habe. Das Ränkespiel aus raffinierten Intrigen und politischen Gegebenheiten ist zwar spannend, aber gleichzeitig verlang es auch ein Höchstmaß an Aufmerksamkeit, um alle Zusammenhänge zu begreifen und verstehen. In diese Geschichte kann man sich nicht so einfach hineinfallen lassen, da man stets aufpassen und mitdenken muss.


    Für mich hätte die Handlung ruhig etwas mehr Tempo vertragen können, um mich mehr mitzureißen, denn ich habe doch manchmal Lesepausen einlegen müssen, um nach kleineren Längen weiterlesen zu können. Es fehlte manchmal einfach die Rasanz und die Action, denn „Die Verräterin“ dreht sich hauptsächlich um die Strukturen und Systeme des Imperiums, um Intrigen und um Pläneschmiedereien, sodass mir manchmal einfach die Abwechslung mit schnelleren Szenen fehlte, obwohl ich gerade die Intrigen spannend fand.


    Sehr gut gefallen hat mir dafür Baru. Sie ist klug, listig und hat ihr Ziel der Rache am Imperium vor Augen. Sie arbeitet sich mit ihrer Intelligenz und hervorstechenden Leistungen hoch, bis sie einen wichtigen Posten inne hat und bewegt sich unter ihren Feinden, als gehöre sie zum Imperium dazu. Doch eigentlich plant sie, ihr Volk zu befreien. Ihren Charakter empfand ich als sehr beeindruckend und erfrischend in diesem Genre, da sie tapfer ist und andere Wege geht als die Gewohnten.


    Fazit

    „Die Verräterin – Das Imperium der Masken” ist ein solider Auftaktband, der mich vor allem durch seine intelligente, listige Protagonistin überzeugen konnte, die sich den üblichen Formen dieses Genres widersetzt und so für frischen Wind sorgt. Die Handlung ist gespickt mit spannenden Intriegen, aber leider ist sie auch etwas trocken, da ihr für meinen Geschmack etwas das Tempo gefehlt hat.

    Knappe 4 von 5 Sternen!


    Reihen-Infos

    1. Die Verräterin – Das Imperium der Masken

    2. The Monster Baru Cormorant (erscheint auf Englsich am 30. Oktober 2018)

    3. ???