Tessa Hennig - Bea macht blau

  • Der Tag des Schulabschlusses ihrer Tochter hat es in sich. Bea erhährt, dass Töchterlein Caroline mit ihrem nichtnutzigen Freund woanders studieren will, als ausgemacht war. Kaum hat sie das halbwegs verdaut, findet sie heraus, dass ihr Ehemann nicht nur geschäftlich ständig unterwegs ist, sondern eine Affaire mit einer Jüngeren hat. Als dann auch noch rauskommt, dass Caroline schwanger ist, hat Bea endlich die Nase voll. Sie schwingt sich in ihr Auto und fährt ins spanische Baskenland, um ihre Schwester dort zu besuchen und ihre Kindheitserinnerungen in Marias kleiner Hotelpension aufzufrischen. Unterwegs gabelt sie noch einen Anhalter namens Andreas auf, den sie kurzerhand mitschleift. Endlich in Spanien erfährt sie von Marias Schwester Alba, einer ehemaligen Opernsängerin, dass Maria vor kurzem gestorben ist. Die Pension ist heruntergekommen und renovierungsbedürftig, doch Anhalter Andreas, der sich sogleich einnistet ist handwerklich geschickt und brütet schon über den Schönheitsreparaturen. Alba macht sich derweil mit Hilfe von Angel, einem Tapasbudenbesitzer, in der Küche fit und Bea versucht, mit Schwesterherz Karin wieder ins Reine zu kommen. In der kleinen Hotelpension wird es von Tag zu Tag voller, denn es mieten sich Andreas neue Freunde ein, amerikanische Surfer, die den Garten auf Vordermann bringen, dafür umsonst übernachten dürfen. Dann steht Tochter Caroline vor der Tür, die ihren Vollidiot von Freund verlassen hat und sich nun an Mamas Brust ausheulen muss. Bei einem Ausflug lernt Bea auch noch Javier kennen und trifft auf eine verwandte künstlerische Seele, die in ihr alte Sehnsüchte weckt. Alles in allem ein Durcheinander der Gefühle, wenn Karin ihr nicht immer wieder in die Suppe spucken würde. Ob die Schwestern doch noch einmal miteinander klarkommen werden?


    Tessa Hennig hat mit ihrem Buch „Bea macht blau“ einen sehr unterhaltsamen und witzigen Roman vorgelegt, der auch noch ein altes Familiengeheimnis beinhaltet, mit dem man als Leser so gar nicht rechnet. Der Schreibstil ist flüssig und mit einer guten Prise Humor gespickt. Der Leser bekommt einen Platz in der ersten Reihe direkt neben Bea und folgt ihr auf Schritt und Tritt durch das aufkommende Chaos ihres Lebens. Schon die spontane Reise, die Ausflüge ebenso wie die alte Hotelpenison mit dem verwunschenen Garten so schön beschrieben, dass man sich alles wunderbar vorstellen kann. Auch Besuche in den Bars und Restaurants mit ihrem vielseitigen Speisenangebot lassen einem das Wasser im Mund zusammenlaufen und von einem Geschmack von Meer und mehr träumen.


    Die Charaktere sind sehr bunt gefächert, dabei alle individuell und liebevoll ausgearbeitet. Hier stoßen nicht nur verschiedene Nationen, sondern auch Kulturen zusammen, doch im Herzen sind sie sich doch so ähnlich. Bea ist eine sympathische Frau, die lange Jahre ihre eigenen Wünsche und Träume zurückgestellt hat, um Ehemann und Tochter alles recht zu machen. Die Familie war ihr Leben. Doch als die Seifenblase zerplatzt, krempelt sie die Ärmel hoch und nimmt ihr Schicksal in die Hand. Sie ist offen und hilfsbereit und hat das Herz auf dem rechten Fleck. Während sie sich auf das Abenteuer Baskenland einlässt, entwickelt sie zusehends immer mehr Kampfgeist und traut sich endlich, ihren Traum zu leben. Alba ist eine alte Diva, aber herzlich und etwas verschroben. Sie hat Angst, abgeschoben zu werden, ist einsam und freut sich, wenn endlich wieder Leben um sie herum ist. Sie blüht geradezu auf und entdeckt neue Fähigkeiten als Köchin. Karin ist eine verkrachte Existenz, keiner ihrer Träume ging in Erfüllung, nun lebt sie mit einem kiffenden Holländer in einem Wohnwagen. Auch wenn sie immer eifersüchtig auf ihre Schwester war, braucht sie doch endlich ein richtiges Dach über dem Kopf und Familienanschluss. Auch die übrigen Protagonisten sind sehr schön in der Handlung platziert und steuern mit ihren eigenen Geschichten zu einem bunten Strauß voller interessanter Episoden bei.


    „Bea macht blau“ ist ein sehr unterhaltsamer Roman um streitende Schwestern, vergessene Träume, alte Geheimnisse und den Mut, nochmals neu anzufangen. Absolute Leseempfehlung für einen Ausflug, der sich lohnt!


    Abenteuerlustige :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: !

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Bea, Anfang fünfzig, verheiratet mit Matthias und Mutter einer gerade erwachsenen Tochter, freut sich wie verrückt auf deren Abiball. Sie platzt fast vor Stolz, hat ihre „Lütte“ doch einen traumhaften Zensuren Durchschnitt, der es ihr ermöglicht sich in München einschreiben zu lassen, damit ist sie zwar von zu Hause weg, aber nicht so weit, dass man sich nicht gegenseitig fix besuchen könnte, auch an den Unterhaltskosten kann die Familie so sparen. Doch Beas blumige Tagträume werden jäh zerstört, denn ihre Tochter denkt gar nicht daran nach München zu gehen. Sie geht nach Passau mit ihrem Freund! Nachdem Bea diesen Schock noch nicht ganz verdaut hat, und ihr derTrennungsschmerz sehr zu schaffen macht, findet sie heraus, dass ihr Mann sich seit geraumer Zeit auch mit einer anderen Frau vergnügt. Der Eine unterstellt ihr auch nicht mehr glücklich in der Ehe gewesen zu sein, die Andere wirft ihr einen mütterlichen Kontrollzwang vor. Tief verletzt will Bea eigentlich nur noch fort, an einen Ort wo sie wieder Kraft und Energie tanken kann. Da fällt ihr ihr Lieblingsort aus der Kindheit ein, San Sebastian im Baskenland. Früher war sie jeden Sommer
    dort, zusammen mit ihrer Schwester. Hals über Kopf bricht sie auf.


    Tessa Hennigs Bücher sind mir durch vorablesen bekannt und auch ein wenig ans Herz gewachsen. Die Autorin schafft es Alltägliches gut zu verpacken und unterhaltsame Romane mit viel Humor zu kreieren. In "Beamacht blau" kommt ein Thema zur Sprache, das mich auch schon seit einiger Zeit umtreibt: die Kinder werden flügge und brechen in ihr eigenes selbständiges Leben auf. Mein Fall in das berühmte Loch wird abgepuffert durch einen Vollzeitjob, bei der Protagonistin eher nicht.


    Was mir sehr deutlich aufgefallen ist, sind die wirklich vielen Aneinanderreihungen von Klischees vom untreuen Ehemann, über die aufmüpfige Tochter, die zankhafte Schwester bis hin zur Helikopter-Mama. Ich empfinde das nicht ganz unrealistisch und Tessa Hennig versteht es auch sehr gut aus all diesem trotzdem ein sehr unterhaltsames Buch zu machen. Besonders gefallen haben mir die Beschreibung der Naturschönheiten, der Kunst und Kultur und auch der kurze politische Abriss des Baskenlandes. Da wurde meine Neugier doch sehr geweckt. Etwas zu dick aufgetragen, und deshalb ziehe ich der sonst ganz gut gelungenen Story einen Punkt ab, ist die wirklich haarsträubendenAufklärung der Familienverhältnisse der Protagonistin.

  • BEAS NEUSTART IM BASKENLAND
    Tessa Hennig schrieb mit „Bea macht blau“ einen kurzweiligen, amüsanten Roman.
    Die Hauptfigur Bea Völker glaubte ihr Familienleben voll im Griff zu haben. Sie hatte einen im Beruf erfolgreichen Mann, ein schönes Haus, eine scheinbar intakte Ehe und einen einwandfrei funktionierenden Haushalt. Besonders stolz war die Vollzeit-Mama auf ihre Tochter Caroline, die das Abitur gerade mit gutem Ergebnis absolviert hatte. Sie freut sich sehr auf die gemeinsame Zeit mit ihr bis zum Studienbeginn. Doch Caro verfolgt ganz andere Pläne. Statt in München, eröffnet sie ihren Eltern, wird sie in Passau studieren. Dort wohnt und studiert ihr Freund Jonas. Die Tochter zieht sofort aus und bei ihm ein. Diese Blitzentscheidung überrumpelt Bea völlig. Sie fällt in ein „Loch“, denn auch ihr Mann Matthias scheint nicht mehr sonderlich an ihr interessiert zu sein. Diese Ahnung bestätigt sich bald als Tatsache. Ihr Mann hat eine Affäre. Auch von Caro in Passau erfährt sie nicht gerade die Dinge, die sie aufbauen würden.
    Der gekränkten Bea reicht es und sie packt kurzerhand ihre Koffer und düst ab nach San Sebastián. Als Kind verbrachte sie jedes Jahr in dem spanischen Touristenort in einem wunderschönen Gästehaus bei Maria unbeschwerte Sommerferien. Wie geht es nun weiter im Leben von Bea, das sich von heute auf morgen veränderte? Sie besinnt sich zunächst wieder auf ihr Hobby Malen. Das lehrt sie nach und nach ihre allzu große Perfektion zu überwinden, Emotionen zuzulassen und auf die Leinwand zu bringen. Wie sie das letztendlich auch im Alltag meistert und es ihr gelingt ihren langgehegten Traum zu erfüllen, läßt sich in einem Rutsch durchlesen. Dabei gibt es natürlich Schwierigkeiten zu überwinden. Eine gewichtige Rolle dabei spielt ihre Schwester Karin, die seit vielen Jahren als Aussteigerin in Spanien lebt. Sie empfand ich als schwierigen Charakter. Fast am Ende des Buches wartet die Autorin mit einem überraschenden Knalleffekt auf.
    Und das Schönste: Es gibt ein Happy-End!
    Ich fühlte mich von Tessa Hennigs heiterem Schreibstil gut unterhalten. „Bea macht blau“ ist eine Geschichte, die sehr schön die Gefühle einer Mutter beschreibt, die Knall auf Fall von ihren Hauptaufgaben entbunden wird. Wie ihr der Neustart mit über Fünfzig in Spanien gelingt, liest sich vergnüglich, amüsant und angenehm. Eine leichte Sommerlektüre! Dafür 4 Sterne! :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: