Kristina Ohlsson - Bruderlüge / Mios blues

  • Inhalt:
    Was ist an dem Tag passiert, an dem der vierjährige Mio verschwand? Gegen seinen Willen hat der Anwalt Martin Benner die Fährte des Kindes aufgenommen - schließlich befindet er sich in der Hand eines skrupellosen Unterweltbosses. Doch dann gerät Martin selbst in den Fokus der Ermittlung: Jemand versucht, ihm zwei Morde anzuhängen, und er hat keine Ahnung, wer es auf ihn abgesehen hat. Die Suche nach der Wahrheit stellt Benner schließlich vor eine entsetzliche Entscheidung: Soll er den kleinen Mio retten - oder sich selbst?


    Die Autorin:
    Kristina Ohlsson, Jahrgang 1979, arbeitete im schwedischen Außen- und Verteidigungsministerium als Expertin für EU-Außenpolitik und Nahostfragen, bei der nationalen schwedischen Polizeibehörde in Stockholm und als Terrorismusexpertin bei der OSZE in Wien. Mit ihrem Debütroman "Aschenputtel" gelang ihr der internationale Durchbruch als Thrillerautorin, gefolgt von "Tausendschön", "Sterntaler", "Himmelschlüssel" und "Papierjunge" – allesamt Fälle des bewährten Ermittlerteams Fredrika Bergmann und Alex Recht. Mit "Schwesterherz" und "Bruderlüge" schickt Kristina Ohlsson einen neuen Ermittler ins Rennen und erobert wieder einmal die schwedischen Leserherzen.


    Meinung:
    "Schwesterherz" war eines meiner Highlights im ersten Halbjahr. Das Buch war spannend, die Charaktere interessant, die Handlung wendungsreich und es sehr viel offen geblieben, sodass ich neugierig darauf war, wie es in "Bruderlüge" weitergehen würde. Leider kann der zweite und abschließende Band meiner Meinung nach nicht mit dem ersten mithalten.


    Auch "Bruderlüge" ist voller Wendungen und überraschender Enthüllungen. Man weiß nicht mehr, wem Benner vertrauen kann und wer noch alles in die Verschwörung verwickelt ist; zudem passieren in schneller Folge immer neue Dinge und die Schlinge um den Hals des Protagonisten zieht sich langsam zu, da es einen sehr einflussreichen Gegner zu haben scheint, der genau weiß, wie er ihm die Schuld für Morde und weitere Verbrechen in die Schuhe schieben kann. Die Bedrohung für Lucy und Belle, quasi seine Familie, war dauerhaft präsent und sehr real. Mir hat gefallen, wie Benner fast schon verzweifelt versucht hat, einen Überblick zu bekommen und zu durchschauen, was passiert ist; allerdings muss ich sagen, dass es für meinen Geschmack zu viele Wendungen gab. Es ging immer weiter, eine Überraschung nach der anderen, sodass schließlich nicht nur der Protagonist nicht mehr wusste, was hinter all dem stecken könnte, sondern auch mir fast schon der Kopf schwirrte. Es tauchen immer mehr Personen auf, die in einem Zusammenhang zu den Ereignissen stehen, neue Fragen entstehen... natürlich ist es klar, dass Lucifer problemlos in der Lage ist, alles zu manipulieren und es deshalb nicht einfach für Martin sein sollte, die Wahrheit zu erfahren. Ein paar ruhigere Momente zwischendurch hätten dem Buch allerdings nicht geschadet. Trotzdem fand ich die Handlung durchaus interessant und ich war gespannt zu erfahren, wo Mio war und was hinter all dem steckte.


    Richtig spannend wurde "Bruderlüge" erst im letzten Drittel, da sich der Konflikt hier sehr zugespitzt hat und man der Auflösung endlich nahe kam. Ich fand gut, wie alle Fäden zusammen gelaufen sind und dass Martin langsam begriffen hat, welche Rolle seine eigene Vergangenheit für die Ereignisse spielt. Die Motivation Lucifers konnte ich dann aus seiner Sicht nachvollziehen, wenn auch nicht gutheißen, aber sein Vorgehen... meiner Meinung nach war sein Plan unnötig kompliziert und verworren, er hätte sein Ziel um einiges einfacher erreichen können, vor allem mit dem Netzwerk, das ihm zur Verfügung stand. Generell wirkte die Geschichte am Ende zu konstruiert, gerade durch die zahlreichen Wendungen, die ich bereit erwähnt habe. Die Aufklärung aller Ereignisse war überzeugend und hat zu dem Rest der Handlung gepasst, der Weg dahin hätte meiner Meinung nach gekürzt und vereinfacht werden können.


    Fazit:
    Trotz aller Kritik ist "Bruderlüge" kein schlechtes Buch. Es ist fesselnd, lässt sich sehr gut lesen und ich mochte, wie sehr die Ereignisse Benner zugesetzt haben und dass er langsam in die Enge getrieben wurde. Die Charaktere waren wieder gut ausgearbeitet und es war interessant, das Geheimnis nach und nach aufzudecken. Wäre die Geschichte weniger verworren gewesen und hätte das Ende für mich nicht so konstruiert gewirkt, hätte ich das Buch besser bewertet. So gibt es 'nur' :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: .
    _________________
    Herzlichen Dank an die Verlagsgruppe Random House für das Leseexemplar.

    Carpe Diem.
    :study: Yrsa Sigurðardóttir - Gespenstisches Island

    2024 gelesen: 13 Bücher | gehört: 4 Bücher

  • Wie schon im 1. Band versank ich auch hier bis über beide Ohren in der Spannung. Und gerne würde ich dasselbe sagen wie über Band 1: Dass es einiges zu bekritteln gibt, aber die fesselnde Handlung und das stimmig aufgebaute Konstrukt im Vordergrund stehen und die Mängel vergessen lassen. Doch gefällt mir dieser Band bei weitem nicht so wie der 1.


    Zum einen erlebt der Protagonist keine Entwicklung; das, was ins Wanken gebracht wird, bleibt im Kopf stecken und beeinflusst die Persönlichkeit nicht. Das einzige, was Brenner bisher sympathisch machte, nämlich seine Beziehung zur Stieftochter, ist hier nur noch eine nebenher laufende Emotion. Das Mädchen selbst spielt nur am Rande eine Rolle.

    Die Handlung schlägt einen Haken nach dem anderen, was eher zur Verwirrung des Lesers beiträgt als zur Auflösung des Falls. Keine Person ist gegen einen Verdacht gefeit, an niemandem kann man sich orientieren.


    Vollends daneben: Das Ende. Selten habe ich in einem Krimi ein so lächerliches, an den Haaren herbeigezogenes, nicht nachvollziehbares Tätermotiv gelesen. DAS ALLES DAFÜR??? So ein Aufwand DAFÜR? Das hätte der Täter wesentlich einfacher, mit weniger Leichen und weniger Plackerei haben können. Zumal das Ganze ja

    Nach dem Lesen habe ich mich gefühlt wie ein Kind, das mit einem prallen bunten Luftballon spielt, um am Ende festzustellen, dass es nichts weiter als ein hässliches, schrumpliges Stück Plastik in der Hand hält.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Ich habe bewusst einige Tage verstreichen lassen um diesen zu lesen. Habe ein anderes Buch dazwischen geschoben.

    Hätte bei diesem Thriller, der Fortsetzung von "Schwesterherz" sehr gerne geschrieben - WoW der Knaller.


    Der Auftakt des zweiten Bandes beginnt mit einem Interview, jedoch ist es Karen eine Journalistin da Frederik gestorben ist, sowie einer Zusammenfassung der vorangegangenen Geschehnissen.

    Man erfährt beim weiter lesen wie das Leben von Martin Benner weiter verläuft, und er beginnt Nachforschungen zu betreiben.

    Da es für mich wichtig war lesen zu können wie sich der Erzähler charakterlich positiv weiterentwickelt, etwas was man im ersten Band sehr gut mitverfolgen konnte, achtete ich nebst der eigentlichen Handlung sehr genau darauf. Dabei spielt seine Adoptivtochter eine wichtige Rolle.


    Schnell wird klar Martin schlittert wieder in einen Strudel von Ereignissen, welche ihn drohen zu überrollen.



    Der Satz auf Seite 43 brachte mich echt zum Lachen "Ich bin ein Mann mit schlichten Bedürfnissen" - ich werde das jetzt nicht kommentieren, jedoch jeder der den ersten Band aufmerksam gelesen hat...



    Nochmal möchte ich betonen dass mir der erste Band sehr gut gefallen hat, trotz einiger Unzulänglichkeiten, einigen Ungereimtheiten.

    Hier beginnen jedoch schon sehr früh, sich Fehler einzuschleichen, und das ist echt nervig.


    Ich bin nun in gedanklich in Texas während Martin Lucy seine Geschichte erzählt. Würde ich nicht wissen wollen wie genau die Autorin diese losen Fäden zusammen knüpfen wird, wäre dies der Moment wo ich eigentlich sagen müsste "ohne mich".

    Das dieser zweite Teil nach nur 112Seiten, (e-Book) schon so unglaubwürdig klingt überrascht mit tatsächlich sehr. Ich werde weiter berichten.

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • Gut sagen wir mal so, es gibt im Leben viele Zufälle, das ist unbestreitbar. Jedoch diese Zufälligkeiten in diesem Thriller, muss man erst mal verdauen. Man wird als Leser hin und her geschubst, von einem möglichen Verdächtigen zum nächsten, von einem möglichen Mordopfer zu einem andern. Auf Seite 220 (e-book) war ich schon fast mehr der Verzweiflung nahe wie Martin Benner.

    Wie schon im ersten Beitrag erwähnt, hier häufen sich die Fehler schon sehr früh und das ist ärgerlich.

    Dazu passieren noch so lächerliche Sachen wie um ein Beispiel zu nennen das lange Telefonat in die USA, in dem lang und breit sehr ausführlich über die Geschehnisse schwadroniert wird, obwohl Benner doch befürchten muss dass das Telefon abgehört werden könnte, und obwohl er denkt dass....(aber da müsste ich einen Spoiler setzen, darum)


    Hach, das Bild muss man sich vorstellen, Martin Benner, Luxus pur, der bevorzugt Chinos trägt, absolut unauffällig. Und wenn eines davon piepst, diese aus den Hosentaschen angeln....ich zitiere

    "Eins meiner Handys piepte. Wenn das so weiterginge, würde ich mir eine Handtasche anschaffen müssen. Ich hatte mit Handys meine Hosentaschen auf eine Weise vollgestopft, die bestenfalls als unvorteilhaft bezeichnet werden konnte."


    Und dann, wie wenn die Autorin meine Gedanken erfasst hätte welche mir im Kopf herumschwirrten "Tarantino hätte sicher Freude diese irrsinnige Geschichte auf seine Art und Weise zu verfilmen" - werde ich erlöst und im nächsten Interview werden Tarantino und Woody Allan erwähnt. Seite 225 (e-book) Danke für :lol:


    Ich will mich nicht noch weiter auslassen was mir als Leser aufgetischt wurde, jedoch je weiter ich las desto öfters dachte ich "hier brichst du ab" , denn, ich zitiere die Worte der Autorin "Es gibt eine Grenze, wie viel Bullshit man auf einen Schlag ertragen kann". Seite 267 (e-Book)

    Dennoch habe ich bis zu bitteren Ende durchgehalten, denn sonst wäre ich gar nicht mehr aus diesem "Wirrwarr" raus gekommen. Aber das Schlussbouquet, - wie ein Feuerwerk dass verpufft weil es rein regnet.


    Klar war der Thriller spannend. Ich habe mich teilweise fast fieberhaft von einer Seite zur nächsten gehangelt. Jedoch schlussendlich war es einfach zu viel des Guten. Ich kann gar nicht mehr zählen wie oft ich kopfschüttelnd durchatmen musste, so unglaublich klang die Geschichte, und ich bin sicher all den Toten welche diesen Thriller bevölkern ging es genau so :)


    Ich erwarte in einem Thriller ganz sicher keine Charakterstudie, jedoch wenn die Autorin sich bemüht wie sie im ersten Band, um der Geschichte mehr Tiefe zu geben, die Entwicklung ihrer Figuren präzise aufzeichnet, darf sie doch den Leser im Folgeband nicht einfach ins Leere laufen lassen. Das jedoch passiert hier leider, was sehr schade ist.


    Fazit : Es ist mir unerklärlich dass eine Autorin welche einen solchen starken Thriller "Schwesterherz" abliefert, mich im Zweiten einfach auflaufen lässt. Bewertung? Muss diese Geschichte erst mal etwas "sacken" lassen dann...

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • serjena , ich unterschreibe jeden Deiner Sätze :thumleft:. Genauso kam es mir auch vor. Nach dem ersten Band dachte ich noch: Hach, nach so vielen Pleiten endlich wieder ein toller Krimi! Und dann las ich Band 2 :(. Den man ja, so wie die Handlung aufgebaut ist, lesen muss. Es kommt mir vor, als hätte die Autorin am Ende von "Schwesterherz" noch nicht gewusst, wie sie ihre Geschichte endgültig auflösen soll und hat sich dann leider für das hirnrissigste Szenarium entschieden, was einem einfallen kann.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • serjena und Marie Ich bin ja so ziemlich erstaunt, fand ich den ersten band doch schon so einschläfernd :sleep:

    Hab das damals als Hörbuch mit Detlef Bierstedt gelesen... an dem kann es nicht gelegen haben, glaube ich:-k

    Aber ich hab schon überlegt, ob es vielleicht generell sein kann, dass man Hörbücher anders wahrnimmt als wenn man das Buch liest? :-k

  • serjena und Marie Ich bin ja so ziemlich erstaunt, fand ich den ersten band doch schon so einschläfernd :sleep:

    Hab das damals als Hörbuch mit Detlef Bierstedt gelesen... an dem kann es nicht gelegen haben, glaube ich:-k

    Aber ich hab schon überlegt, ob es vielleicht generell sein kann, dass man Hörbücher anders wahrnimmt als wenn man das Buch liest? :-k

    Krimis kann ich sehr schlecht als Hörbuch geniessen, irgendwie kann ich mir die Handlung nicht merken, diese muss ich mir lesend einprägen und was mir wichtig scheint mit Notizen unterlegen (e-Book ist ideal dafür)

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter