Lucy Clarke - Die Bucht, die im Mondlicht versank / Last Seen

  • Auf einer Sandbank in Longstone an der englischen Küste lernen sich die Teenager Isla Berry und Sarah Symonds kennen und sind fortan beste Freundinnen und unzertrennlich. Sie teilen alles miteinander und in schweren Schicksalsschlägen stehen sie sich bei. Die Sommer verbringen sie in einer Strandhütte. Isla hat sich allerdings vorgenommen, nach der Schule einige Zeit in der Welt rumzureisen und verlässt England und Sarah dafür. Auch von ihrem Freund Nick trennt sie sich und lässt ihn hinter sich. Als Isla nach 18 Monaten hochschwanger zurückkehrt, ist Sarah mit einem Kind von Nick ebenfalls schwanger und mit ihm verlobt. Sowohl Isla als auch Sarah bekommen einen Sohn, Marley und Jacob. Sie wachsen zusammen auf und auch die Freundschaft zwischen ihren Müttern ist so eng wie eh und je. Doch dann stirbt Islas Sohn Marley beim Spiel mit Jacob. Und Jahre später verschwindet Jacob plötzlich, ausgerechnet an Marleys Todestag….


    Lucy Clarke hat mit ihrem Buch „Die Bucht, die im Mondlicht versank“ einen sehr fesselnden, emotionalen und stimmungsvollen Roman vorgelegt, der von der ersten bis zur letzten Seite den Leser in Atem hält. Der Schreibstil ist flüssig, schnell ist man in der Handlung versunken und durch den ständigen Perspektivwechsel zwischen Islas und Sarahs Sicht mitten im Geschehen und immer dabei. Die Gefühle und Gedanken der Hauptprotagonistinnen liegen dabei offen und geben viel Einblick in die Freundschaft der beiden Frauen und deren Entwicklung. Der Spannungsbogen ist zu Beginn noch niedrig angelegt, doch schraubt er sich während der Geschichte immer mehr in die Höhe, denn es gibt einiges an Konfliktpotential, das hier zur Sprache gebracht und bewältigt werden will. Dabei geht es um Vertrauen, Liebe, das Mutterdasein, Verlustängste und Ehrlichkeit, aber auch Geheimnisse, Betrug und Lügen spielen eine Rolle. Die Autorin schafft es wunderbar, durch geschickt eingebaute Wendungen den Leser bei der Stange zu halten und für Überraschungen zu sorgen, die man nicht auf dem Zettel hatte. Die Landschaftsbeschreibungen sind sehr bildhaft gestaltet und lassen den Leser die Sandbank vor Augen haben und den Wind und das Meer spüren, das so eine große Rolle in diesem Buch spielt.


    Die Charaktere sind sehr vielfältig ausgearbeitet und liebevoll platziert worden. Sie wirken lebendig und sehr realitätsnah, so dass man sich als Leser gut mit ihnen identifizieren kann. Sarah und Isla sind zwei sehr sympathische Frauen, die sich wunderbar ergänzen und fast von Beginn an wie Seelenverwandte wirken. Während bei Sarah mehr die Gegenwart zu Wort kommt und viele Gefühle zum Ausdruck kommen, steht Isla für die Dinge, die die beiden Frauen in der Vergangenheit geteilt haben und was sie auch voneinander entfernt hat. Die gegenseitige Enttäuschung beider Frauen ist regelrecht greifbar. Jacob und Marley sind miteinander aufgewachsen und ebenfalls eng miteinander verbunden, so wie ihre Mütter vorher. Gleichfalls wird sehr deutlich, wie eng die verschiedenen Bande miteinander verknüpft sind.


    „Die Bucht, die im Mondlicht versank“ ist ein sehr unterhaltsamer und facettenreicher Roman über eine langjährige Freundschaft, die auf eine sehr harte Probe gestellt wird, wobei sie alle Beteiligten bis ins Mark erschüttert. Ein spannendes Drama, was gleichzeitig zum Nachdenken anregt und man sich oftmals die Frage stellt, wer hier eigentlich die Wahrheit sagt. Absolute Leseempfehlung für eine sehr gut geschriebene Geschichte!


    Spannende :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: .

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Mein Fazit:


    Dieses Buch ist mein Erstling von Lucy Clark. Der Plot und das schöne Cover sind sehr reizvoll. Connys Rezension hat meine Neugierde dann restlos geweckt.


    Ich tauchte in eine Welt ein, die man sich malerischer nicht ausdenken könnte, es ist nahezu paradiesisch. Aber auch das schönste Paradies hat irgendwo ein kleines Schattenfleckchen und das ist in diesem Buch Marley. Marley hat zusammen mit Jacob die Sommer auf der Sandbank verbracht. Beste Freunde, die alles zusammen machten und teilten und jeder Herausforderung trotzten. Doch an Jacobs zehnten Geburtstag passiert das Unglück: Marley ertrinkt und seine Leiche wird nie geborgen. Isla hat sich von diesem Schicksalsschlag nie erholt, da sie keine Antworten auf ihre Fragen bekommt und durch die Abwesenheit der Leiche nicht wirklich abschließen kann. Sie hat nur die Sandbank zum Trauern.


    Sarah als ihre beste Freundin steht ihr zur Seite, wo sie nur kann. Schließlich kennen sie sich seit der Jugend. Ihre beiden Kinder kamen im Abstand von 3 Wochen zur Welt und die gemeinsamen Sommer auf der Sandbank haben ihre Freundschaft gefestigt. Nick, der erst mit Isla zusammen war und dann später schließlich Sarah heiratete, weil sie schwanger war, fühlt sich zwischen den Frauen manchmal hin und her gerissen. Aber doch versucht er, es allen recht zu machen. Seine Firma allerdings steht kurz vor dem Konkurs, was die Situation sehr belastet.


    Als Jacob schließlich verschwindet, kommen mehrere Dinge zusammen: Nick muss nach Bristol wegen eines potentiellen Auftrags. Isla reist nach Chile zurück, doch zuvor hat sie sich mit Sarah heftig gestritten. Und auch Jacob wird für kurze Zeit Zentrum von Sarahs Zorn und er verschwindet zu seinem Freund Luke, der eine Party schmeißt. Wie Sarah später herausfindet, hatte Jacob auch Streit mit seiner Freundin Caz. Und dann sind da noch der seltsame Isaac und der aufbrausende Robert (Caz‘ Vater), die sich irgendwie sonderbar benehmen! Schließlich schalten Sarah und Nick die Polizei ein, denn sie machen sich nun ernsthaft Sorgen.


    Die Geschichte um die vier Hauptfiguren wird aus wechselnder Sicht von Sarah und Isla erzählt, wie sie Andeutungen machen, von ihrer Freundschaft berichten und wie die perfekte Welt allmählich Risse bekommt. Dabei gibt es immer wieder überraschende Wendungen und tiefgründige Einsichten in die Protagonisten. Die Figuren sind wie aus dem Leben geschnitten, authentisch und auf ihre Art und Weise auch liebenswürdig und sehr lebendig beschrieben. Auch wenn das Leben auf der Sandbank durchaus paradiesisch anmutet, sobald man Nachbarschaft hat, ist das Paradies Geschichte. Das wird immer wieder deutlich, je mehr Sarah und Nick auf der Suche nach Jacob sind.


    Dabei zeigt sich eben, das Lügen kurze Beine haben. Wenn man aus Dingen, die eigentlich kein Geheimnis sind, solche macht, dann passieren tragische Dinge. Denn irgendwie gibt es dann doch Missverständnisse und mit der Zeit wachsenden Misstrauen. Dabei werden die menschlichen Aspekte deutlich und niemand kann auf jemanden den Finger zeigen, denn wer würde an deren Stelle anders entscheiden? Die dichte Atmosphäre und eindringliche Sprache runden das ganze ab.


    Die Geschichte hat mich gefesselt und buchstäblich auf der letzten Seite gibt es die Auflösung. Einzig die manchmal schnell wechselnden Sichten und Kapitel verwirrten mich gelegentlich. Aber daran habe ich mich mit der Zeit gewöhnt. Ich kann das Buch uneingeschränkt empfehlen, daher gibt es von mir fünf Sterne!

  • Vorweg: Die Aufmachung des Buches ist sehr schön - vor allem der mit blauen Seesternen bedruckte Buchschnitt.


    Sarah und Isla sind eng befreundet seit ihrer Jugendzeit. Als sie erwachsen sind kaufen sie sich nebeneinander liegende Strandhäuser, wo sie regelmäßig den Sommer verbringen.
    Beide bekommen zeitnah Söhne - Isla ist alleinerziehend und Sarah inzwischen mit Islas Exfreund verheiratet - die allerbeste Freunde werden. Am 10. Geburtstag von Sarahs Sohn Jacob ertrinkt Marley im Meer. Beide Kinder spielten unbeaufsichtigt am Strand und waren unerlaubt schwimmen gegangen.
    Auf den Tag 7 Jahre später verschwindet auch Jacob an fast der gleichen Stelle. Er kehrt nicht von seiner Geburtstagsfeier bei Freunden zurück und es gibt keine Spur, was genau passiert ist.


    So verheißungsvoll der Plot auch ist, die Geschichte und vor allem der Schreibstil konnten mich wirklich nur enttäuschen.
    Die Geschichte windet sich durch immerhin über 400 Seiten auf eine Art und Weise, dass ich teilweise nur den Kopf schütteln konnte. Die Ich-Erzählerinnen Sarah und Isla schildern abwechselnd die Folgetage nach Jacobs Verschwinden bzw. in Rückblicken die Zeit nach Marleys Ertrinken, wobei auch dieser nie gefunden wurde. Auffallend war für mich, dass Sarah sich eigentlich ausschließlich für sich selbst interessierte und Isla sich seit 7 Jahren inbrünstig in ihrer Leidensrolle suhlte. Ich fand beide rundum unsympathisch.
    Ich könnte mir vorstellen, dass diese Geschichte als Film sogar unterhaltsam sein könnte. Hätte ich lieber so lange gewartet...


    Die Autorin hat leider einen Schreibstil, der mich absolut nicht mitnehmen kann. Unecht wirkende Dialoge und holprige, gestelzte Schreibweise haben es mir echt nicht leicht gemacht, dieses Buch bis zum Ende durchzuhalten. Es hatte teilweise etwas Pilchereskes an sich, was es für mich schwer lesbar machte.
    Es tauchten in Folge regelmäßig irgendwelche Sachverhalte und Leute auf, die die bisherigen Ermittlungen alle wieder über den Haufen warfen. Gegen Ende lief das alles im Eiltempo ab und alle paar Seiten präsentierte sich eine neue Verwirrung - Verzeihung: Erkenntnis. Insgesamt alles etwas überkonstruiert. Meines Erachtens hat sich die Autorin an der selbst gestellten Aufgabe, ein psychologisches Drama zu entwickeln, eindeutig verhoben.



    Fazit: Na ja.... Das Thema hatte so viel Potential - für mich war es verschwendete Lesezeit!


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Fazit: Na ja.... Das Thema hatte so viel Potential - für mich war es verschwendete Lesezeit!

    Dafür ist Deine Bewertung ja noch sehr großzügig. :wink:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Dafür ist Deine Bewertung ja noch sehr großzügig. :wink:

    In der Tat. Als ich gestern hier schrieb dachte ich auch, dass 2,5 Sterne eigentlich noch zu viel sind. Aber ich habe dann doch positiv angerechnet, dass sie es immerhin geschafft hat, dass ich doch zu neugierig war was mit dem armen Jungen passiert war, um es abzubrechen. :lol:
    Und ich habe als mildernd bewertet, dass meine Erwartungen einfach in die falsche Richtung gingen. Ich hatte etwas in der Art "Wir lösen einen spannenden, psychologisch dichten Kriminalfall" erwartet. Dabei brauche ich ja nicht mal richtigen Thrill, wie man an meinen durchaus begeisterten Rezensionen vom Fall Kallmann und auch Friedrich Ani ahnen kann. Ich brauch nicht mal irgendwelche Action. Aber dann will ich doch vernünftige Charaktere und vor allem einen Schreibstil, der mich faszinieren und fesseln kann. Das hier war für mich Pilcher mit etwas rätselhaftem Drumherum. Hätte ich vorher in das Buch hinein gelesen, hätte ich geahnt was da auf mich zukommt. Da kann die Frau ja nichts dafür und deshalb halte ich die Sterne-Bewertung in fairen Grenzen. :ergeben:


    @Marie
    Lies einfach mal das Buch an - vielleicht gefällt dir der Stil ja. :-,
    Der Prolog ist sogar noch richtig gut.

  • Aber dann will ich doch vernünftige Charaktere und vor allem einen Schreibstil, der mich faszinieren und fesseln kann. Das hier war für mich Pilcher mit etwas rätselhaftem Drumherum.

    Das ist nachvollziehbar. Von Mrs Pilcher habe ich ein einziges Mal ein Buch gekauft und (an)gelesen, das seinerzeit (lange vor der Erfindung des Internets und den damit verbundenen Informationsmöglichkeiten) auf den Bestsellerlisten war.
    Das Buch habe ich nicht lange durchgehalten und baldmöglichst entsorgt. [-(

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
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