Ich lese derzeit das DDR-Buch schlechthin.
Die Ausgabe ist von 1964 vom Mitteldeutschen Verlage (Halle/Saale) und ich habe es aus der Bibliothek meines Vaters. Es ist also eines der wenigen Bücher, die schon Jahrzehnte bei mir sind.
Es war damals ein umstrittenes Buch. Ebenso wie später der Film, der nur ein paar Tage im Kino lief und dann verschwand.
Es ist kein typisches Propagandageschwafel - nein es zeigt die Probleme beim Aufbau des Sozialismus auf. Es zeigt wie schizophren oft die Vorgaben der Partei waren. Einerseits wurden Pläne vorgegeben, die aber bei der Mangelwirtschaft nicht erfüllt werden konnten, woraus dann oftmals ein Chaos entstand.
Die Geschichte spielt hauptsächlich auf der Baustelle des Chemiekombinates Schkona im Industrie-Dreieck um Halle, Schkopau und Leuna, nachempfunden der beiden großen Chemiekombinate Buna bei Schkopau und Leuna. Hier regiert Hannes Balla mit seiner Brigade. Bei Balla, so heißt es, kann man ordentlich Geld verdienen. Und er sorgt dafür, dass immer Material da ist. Und wenn sie es sich von anderen Brigaden klauen müssen.
Die Strafe dafür folgt auf dem Fuß, als Werner Horrath, seines Zeichens Parteisekretär und noch neu auf der Baustelle, dafür sorgt, dass die Truppe bei der Prämienverteilung leer ausgeht.
Auch Kati Klee, eine junge Ingenieurin, ist neu. Als Frau kämpft sie darum, auf dem Bau anerkannt zu werden.
Horrath, der in Rostock verheiratet ist und zwei Kinder hat, beginnt mit Kati eine Liebesbeziehung, die Kati sehr ernst nimmt. Sie versuchen, sie geheim zu halten, doch ausgerechnet Balla sieht die beiden eines Abends. Diese Bombe möchte er am liebsten platzen lassen, aber er lässt es noch.
Stattdessen stimmt er den neuen Plänen der Partei zu, nämlich eine dritte - die Nachtschicht - auf dem Bau einzuführen.
Auch Ballas Eltern lernen wir kennen, die einen Hof bewirtschaften und sich verzweifelt dagegen wehren, von den Genossenschaften geschluckt zu werden. Die beiden Alten hoffen vergeblich, dass Balla den Hof übernimmt, doch der stellt sich sein Leben anders vor.
Ich habe das Buch in jungen Jahren schon gelesen, habe aber nicht mehr in Erinnerung gehabt, dass der Schreibstil so schön ist. Ich weiß auch nicht mehr, wie die Geschichte ausgeht, bin also gespannt, wie es weitergeht.