Pat Conroy - The Death of Santini

  • Dass Pat Conroy ein schwieriges Verhältnis zu seinem Vater hatte, ist noch sehr euphemistisch ausgedrückt. Nicht von ungefähr kommt in seinen Romanen praktisch immer eine despotische, unnachgiebige, gewalttätige Vaterfigur vor, die allen Angst einflößt. Der echte Don Conroy, Marineflieger und Offizier, scheint ein Mensch gewesen zu sein, der als Romanfigur völlig überzogen gewirkt hätte, ein regelrechter Diktator, der weder vor körperlicher noch vor seelischer Gewalt zurückschreckte und in seiner Familie mit eiserner Hand das Regiment führte, während die Mutter, eine belesene Südstaatenschönheit, von ihrem ältesten Sohn einerseits verehrt und andererseits wegen ihrer Gefühlskälte ebenfalls gefürchtet wurde.


    Es ist eine zutiefst verkorkste Familie, in der Conroy aufwächst, geprägt von den hehren Idealen des Marine Corps und vom Katholizismus der irischstämmigen Familie väterlicherseits, beides von Haus aus keine Umfelder, in denen freies Denken erwünscht ist und sich Eltern und Kinder auf Augenhöhe begegnen. Die extremen Persönlichkeiten von Don und Peg Conroy verschärfen dies noch, und vieles, was Conroy hier erzählt, wirkt „stranger than fiction“. Der Umgang der Geschwister untereinander ist oft ruppig, aber auch von einem Galgenhumor geprägt, der auf Außenstehende befremdlich und manchmal gar geschmacklos wirken kann, aber sicher hilft, mit der Familiensituation klarzukommen. Zwei von Conroys sechs Geschwistern leiden unter heftigen psychischen Problemen, und auch der Autor selbst berichtet von seinen Selbstzweifeln, Depressionen und Zusammenbrüchen.


    Viele dieser Themen kommen versierten Conroy-Lesern bekannt vor, und in der Tat hat er vieles bereits in seinen früheren Büchern verarbeitet, schreibt hier aber in einem etwas nüchterneren Tonfall als bei seinen Romanen. Dafür geht er hier noch stärker in die Tiefe und hebt vor allem einen großen Wendepunkt hervor: die Veröffentlichung von „Der große Santini“, seinem ersten autobiographisch geprägten Roman, der zum Bruch mit einem Teil der erweiterten Familie, aber auch, völlig überraschend, zu einer Annäherung an seinen Vater führte.


    Dieses Selbstporträt mit dysfunktionaler Familie ist wahrlich kein Wohlfühlbuch, aber eine sehr interessante, um einen kleinen Abschnitt mit diversen Fotos ergänzte Komplementärlektüre zu Conroys Romanen.

  • Leider gibt es das Buch nicht auf deutsch.


    Und noch eine Anmerkung: es handelt sich NICHT um einen 2. Teil um Bull Meecham, sondern um ein eigenständiges, autobiographisches Buch, das nur einen ähnlichen Titel hat wie "The Great Santini".


    Bull Meecham aus dem "Great Santini" ist eine fiktionalisierte Version seines Vaters. In "The Death of Santini" geht es um den echten Don Conroy.

  • Darf ich noch mal hierauf hinweisen und die Moderator*innen bitten, die Reihenzuordnung rauszunehmen?

    Und noch eine Anmerkung: es handelt sich NICHT um einen 2. Teil um Bull Meecham, sondern um ein eigenständiges, autobiographisches Buch, das nur einen ähnlichen Titel hat wie "The Great Santini".


    Bull Meecham aus dem "Great Santini" ist eine fiktionalisierte Version seines Vaters. In "The Death of Santini" geht es um den echten Don Conroy.

  • Darf ich noch mal hierauf hinweisen und die Moderator*innen bitten, die Reihenzuordnung rauszunehmen?

    Und noch eine Anmerkung: es handelt sich NICHT um einen 2. Teil um Bull Meecham, sondern um ein eigenständiges, autobiographisches Buch, das nur einen ähnlichen Titel hat wie "The Great Santini".


    Bull Meecham aus dem "Great Santini" ist eine fiktionalisierte Version seines Vaters. In "The Death of Santini" geht es um den echten Don Conroy.

    Mara schaut Ihr Serienfeen bitte mal danach? :)

  • Mara schaut Ihr Serienfeen bitte mal danach?


    Da sich der Sohn/Autor von zwei Seiten (fiktional/biografisch) seinem Vater widmet, trifft es die Einordnung als Serie durchaus. Der Titel "Bull Meecham" ist aber unpassend, wie von dir, Magdalena, richtig angemerkt. Wir haben die Serie daher in "Santini" umbenannt. Das steht auf beiden Covern und bietet somit eine klare Schnittmenge.

    :study: Ich bin alt genug, um zu tun, was ich will und jung genug, um daran Spaß zu haben. :totlach: na ja schön langsam nicht mehr :puker:

  • So richtig glücklich bin ich damit zwar nicht, weil das meines Erachtens zwei ganz verschiedene Paar Schuhe sind (und Conroy die Vaterthematik auch in anderen autobiographisch gefärbten Büchern behandelt), aber das trifft es nun zumindest besser als die Bezeichnung Bull Meecham.