Mitchell Hogan: Die Feuer von Anasoma

  • Bei Fantasyromanen habe ich schon oft Fehlkäufe getätigt. Deshalb bin ich eher zurückhaltend bei neuen Titeln geworden. Dieses Roman habe ich mir nach einigem Zögern doch gekauft. Auch wieder wegen der Inhaltsbeschreibung. :roll: Denn der Titel gefält mir nicht, klingt für meine Ohren irgendwie schundmäßig reißerisch, und der Nachname des Autors lässt mich an Hulk Hogan denken. *grusel* :loool: Nein, das Buch hat auf Anhieb nichts, außer der Inhaltsbeschreibung, was mich verlocken würde. Obwohl das Grundthema kleiner Junge-Magie-hartes Leben-magische Ringe auch fast allzu vertraut und somit abgekupfert-abgewandelt klingt. Mal schauen, was Hogan daraus macht.


    Inhalt:
    Caldan ist zehn Jahre alt, als seine Eltern von den Schergen des Kaisers ermordet werden. Er selbst entkommt seinen Verfolgern und findet in einem Kloster Unterschlupf, wo er von den Brüdern in den Grundlagen der Arkanen Magie unterrichtet wird. Doch dann verletzt er Jahre später bei einer Prügelei unwillentlich einen Mitschüler und wird, mit nichts als ein paar Münzen in der Tasche, hinausgeworfen. Von nun an muss er sich alleine durchschlagen – in einer Welt, die noch immer von den Mördern seiner Eltern beherrscht wird. Für Caldan beginnt ein langer und steiniger Weg, an dessen Ende er einer der größten Magier seiner Zeit sein wird …


    Am Anfang des Buches sind zwei Übersichtskarten abgebildet: das Mahrusische Kaiserreich, das von der Steppe im Süden und vom Smaragdmeer im Osten begrenzt wird, und die Stadt Anasoma. Im folgenden Prolog wird erzählt, wie Aldrich und Iselle mit ihrer Tochter Nerissa auf der Flucht sind. Beide werden ermordet, Nerissa, dem kleinen Mädchen, scheint es zu gelingen, zu fliehen und zu überleben. Dann bricht die Erzählung ab und es geht mit Kapitel 1 und Caldan weiter.


    Weiter bin ich noch nicht gekommen. Bis hierher aber sagt mir zumindest der Schreibstil des Autors zu. Er erzählt flüssig, anschaulich und spannend, ohne sprachliche Mißgriffe, ohne dass mir Formulierungen unangenehm aufgefallen wären, ohne übertriebene Emotionalität. Ich mag weiterlesen. Das ist zumindest schon mal positiv. :wink:

  • Es scheint, diesmal war es kein Mißgriff - ich bin schon hundert Seiten weiter! Und werde heute abend erneut weiterlesen. Hört sich gut an, nicht wahr? :lol:


    Die Story nimmt langsam Fahrt auf. Hogan hat - für mich - ein gutes Erzähltempo. Nicht zu langweilig-ausführlich, aber auch nicht mit Volldampf voraus. Er lässt dem Leser Zeit, Zusammenhänge zu erkennen und die Personen und Ereignisse richtig "sortieren" zu können. Das gefällt mir. Bisweilen fand ich, dass Anklänge an Trudi Canavans "Sonea" vorhanden sind, aber dieser Eindruck verfestigt sich nicht so, dass man das Gefühl hat, Hogan hätte von Canavan abgekupfert. Vielleicht hat er sie einfach nur komplett und begeistert gelesen. :loool:


    Ab Kapitel Vier taucht ein hochinteressantes Problem auf, das sicher schon unzählige Philosophen beschäftigt hat und das man in einem Fantasyroman nicht unbedingt zu finden vermutet: der Kampf gegen das Böse, mit Mitteln des Bösen, die aber für gut erklärt werden, weil sie ja das Böse vernichten wollen. Man will - in der Überzeugung, absolut das Gute und Wahre damit zu tun - das Böse ausrotten, schlachtet Menschen dafür grausam und gnadenlos ab, auch Unschuldige, und erkennt nicht, dass man damit selbst zu einem Teil des Bösen wird. Hochspannend, wie Hogan seine Akteure dieses Dilemma thematisieren lässt - nicht durch Worte (keine Sorgen, keiner labert in dem Buch seitenweise über Gut und Böse) , sondern durch ihr Verhalten, ihre Emotionen, ihre Reaktionen. Diese Passagen erinnerten mich unwillkürlich an Tolkien, bei dem ja auch der Kampf gegen das Böse eine entscheidende Rolle spielt bzw. das Grundthema ist. Auch bei ihm, im "Herr der Ringe", geht es oft darum, was man tun darf, was man tun muss, um gegen das Böse vorzugehen, und wie leicht man dabei, ohne es zu wollen und wahrzunehmen, unmerklich die Seiten wechselt, weil man tut, was das Böse und nicht mehr das Gute einem eingibt. (Alles sehr vereinfacht und unphilosophisch ausgedrückt).


    Kurzum: dieses Buch ist sehr vielschichtig angelegt und auch die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet. An Hogans Sprache und Stil habe ich nach wie vor nichts auszusetzen. Bis auf den Titel. Den finde ich unverändert gräßlich! :thumbdown:


    Mal ganz vorsichtig und ohne etwas zu versprechen wage ich zu vermuten, dass "Die Feuer von Anasoma", wenn alles so weitergeht, es zu mehr als drei Sternen und einen Platz in meinem Bücherregal bringen könnte. Aber noch bin ich mir nicht sicher, es wollen ja noch ca. 600 Seiten gelesen werden, und da kann ein guter Eindruck immer noch den Bach runtergehen.

  • Ich gestehe ich überfliege immer nur, um mich nicht versehentlich irgendwie zu spoilern, da ist wohl auch die Seitenangabe untergegangen :-,

    Keine Sorge, ich verrate nichts von der Story, sowas hasse ich selber wie die Pest, wenn jemand, der ein Buch gerade liest, schon alles ausplaudert. :evil: Damit nimmt man denjenigen, die sich für das Buch interessieren, jeden Spaß dran, und natürlich jegliche Spannung. Ich werde weiterhin nur meine allgemeinen Eindrücke und Assoziationen berichten, aber nichts vom Inhalt.

  • So, ich bin durch. :lol:


    Leider wurde meine zugegeben naive Hoffnung enttäuscht, es könnte mal in einem Fantasyroman ohne die üblichen grausamen Szenen abgehen. Die kommen in diesem Buch zwar nicht in rauhen Mengen vor, auch nicht gleich am Anfang, aber ich habe trotzdem ein paar Mal schlucken müssen, bevor ich weitergelesen habe. Die brutalen Szenen sind jedoch immer noch vertretbar, und wenn man nicht so überempfindlich ist wie ich, gehen sie einem wahrscheinlich nicht mal sonderlich nahe.


    Das Ende ist überraschend - und eindeutig auf eine Fortsetzung angelegt. Klar, wann hat ein Fantasy-Autor jemals nur einen einzigen Band geschrieben. :roll::wink: Ich stand ziemlich verblüfft da, als ich auf den letzten Seiten angekommen war, und musste erst verarbeiten, wie die Story ausging. Sollte jedoch ein Folgeband erscheinen, würde ich ihn mir auf jeden Fall kaufen und mich schon aufs Weiterlesen freuen.


    Beim Epilog, den der Autor noch auf einer knappen Seite angefügt hat, musste ich breit grinsen. Er bedankt sich u.a. darin bei seiner Mutter, die ihn schon als Elfjährigen mit Tolkien und dem "Herr der Ringe" vertraut gemacht hat. :loool: Mein Gefühl hat mich also nicht getrogen, dass Tolkien'sche Anschauungen in Hogans Roman mitschwingen. Man muss allerdings ganz klar sagen, dass seine Story in keiner Weise abgekupfert ist. Er hat sie auf sehr eigenständige und originelle Weise aufgebaut und entwickelt, und wenn ich sage, dass mich manches an Tolkien oder Canavan erinnert, dann meint das nur manche Details und Grundzüge, nicht aber die Story als solche. Es ist eher so, dass man sich beim Lesen manchmal denkt, oh, diesen Begriff kenne ich doch von Canavan, oder diese Problematik (wie geschildert) kommt doch bei Tolkien auch vor, aber nicht, Mist, das ist doch dasselbe wie bei Canavan oder Tolkien nur in anderen Gewändern, Umgebungen und mit ein bißchen anderem Zeugs außenrum.


    Insgesamt würde ich, wenn das hier eine Rezensin wäre, vier Sterne für das Buch vergeben, plus eine Leseempfehlung, plus das Kompliment an den Autor von mir, dass ich von ihm auch Fortsetzungsbände zu lesen bereit wäre. :thumleft:

  • Ich hab dieses Buch in einem offenen Bücherschrank gefunden und in den Ferien konnte ich dieses Buch lesen. Da es meinem Mann auch gefiel, haben wir es uns geteilt und immer wenn der einte weitergelesen hat, war der andere mit den Kindern beschäftigt.


    Sein Schreibstil gefällt mir ausgesprochen gut, flüssig, spannend und eigentlich fast nie langatmig. Eher gegen den Schluss fand ich einige Szenen zu lange beschreiben, weil ich wohl zu rasch wissen wollte wie des Buch endet. Mir war lange nicht klar, dass es sich um einem Mehrbänder handelt! ( Hab nun gesehen, dass es im Englischen 4 Bänder sind!)

    Der 2. Band sollte im Mai 2018 in Deutsch erscheinen, da muss ich ja nicht mehr lange darauf warten:D


    Da es noch viele offene Fragen hat, viele Personen sich untereinander noch nicht getroffen haben oder nicht klar ist wie die Verbindungen sind, freue ich mich sehr aufs weiterlesen.

    Ich gebe dem Buch 4,5 Sterne, weil es mich überrascht hat eine gute Ferienlektüre war und gespannt bin wie es mit Caldan weitergeht!