Ann Cleeves - Ein dunkler Fleck / Harbour Street

  • Klappentext:
    Dicke Schneeflocken fallen auf Newcastle nieder, Weihnachten steht vor der Tür. Detective Ashworths Vorfreude verfliegt jedoch schnell. Auf dem Heimweg sieht er eine alte Dame tot in der Bahn sitzen, ihr Körper weist Messerstiche auf. Und niemand hat etwas gesehen.
    Zusammen mit seiner Chefin Vera Stanhope macht er sich auf den Weg nach Northumberland in das kleine Städtchen Mardle, wo die Tote lebte. Die Ermittlungen dort stellen sie vor ein Rätsel. Die alte Dame war fromm und bescheiden - wer konnte ein Interesse an ihrem Tod gehabt haben? Als eine zweite Leiche gefunden wird, führen auch hier die Spuren zu der kleinen Pension «Harbour Street». Und deren Gäste schweigen beharrlich.
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    Der letzte Satz ist übrigens nicht wahr. (Anm.d.Rez.)


    Zur Autorin:
    Ann Cleeves, geboren in Herefordshire, arbeitete als Zwanzigjährige zwei Jahre lang als Köchin auf Fair Isle. Heute lebt sie mit ihrer Familie in West Yorkshire und ist Mitglied des «Murder Squad», eines illustren Krimi-Zirkels. Für «Die Nacht der Raben» wurde sie 2006 mit der weltweit wichtigsten Auszeichnung der Kriminal-Literatur ausgezeichnet – dem «Duncan Lawrie Dagger Award». (Amazon)


    Allgemeine Informationen:
    Originaltitel: Harbour Street
    Erstmals erschienen 2014 bei Macmillan/Pan Macmillan, London
    Aus dem Englischen übersetzt von Stefanie Kremer
    Meist aus der personalen Perspektive von Vera Stanhope oder Joe Ashworth erzählt
    45 Kapitel auf 444 Seiten


    Persönliche Meinung:
    Vorweihnachtszeit in Northumberland. Hektik, Gedränge auf den Straßen und in der U-Bahn. Sergeant Ashworths Tochter, die mit ihrem Vater unterwegs ist, entdeckt in einem Waggon die Leiche der 70-jährigen Margaret Krukowski, einer Dame, die vor allem durch ihr soziales Engagement bekannt und geachtet war. Vera macht sich auf, durch die Nachbarschaft der Toten zu trampeln und sich in Mardle, Margarets Heimatort, unbeliebt zu machen.


    Zunächst gefiel mir dieser Band von allen am besten. Dass man keinen nervenzerberstenden Thriller von Ann Cleeves zu erwarten hat, weiß man. Aber sie schildert den vorweihnachtlichen Winter mit Schneefall, eisigem Wind und klirrender Kälte so eindringlich, dass man selbst bei 30° Außentemperatur anfängt, eine Strickjacke zu suchen.


    Die Beziehungen der einzelnen Figuren untereinander, Liebe, verschmähte Liebe, Geld, Gewalt – die ganze Skala möglicher Motive kommt zutage, genau wie man es von traditionellen englischen Krimis kennt und warum man sie schätzt.


    Irgendwann nach etwa 300-350 hat man eigentlich genug. So langsam könnte Vera eigentlich zu Potte kommen. Aber immer noch darf man jedes Ermittlungsergebnis und jede kleine Spur zweimal oder dreimal lesen: Wenn Joe oder Holly eine Entdeckung machen, wenn Vera davon unterrichtet wird und wenn das Problem in der Teamsitzung besprochen wird.
    Eine ebenso seitenfüllende wie überflüssige Entführung rettet die Spannung des letzten Viertels nicht mehr. Auch für den Mörder und sein klägliches und unglaubwürdiges Motiv hat Cleeves hier kein gutes Händchen. Es scheint, als hätte sie geschrieben und geschrieben in der Hoffnung, dass ihr irgendwann ein Täter, den der Leser möglichst nicht erraten soll, einfallen könnte und ein Geistesblitz das Motiv liefert.
    Zu allem Übel hat die Autorin auch noch vergessen, Tschechows Gewehr getreu den literarischen Gesetzen abzufeuern:


    Nach einem Krimi mit so vielen verpassten und verpatzten Chancen wünschte ich mir, eine wie Vera auf die Autorin loszulassen. :-,

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)