Verlagsinfo
1. Gebot: Keine voreiligen Schlüsse
Das schwarze Satellitentelefon klingelt. Am anderen Ende ist ein Mädchen, das von einem korrupten Cop verfolgt wird. Evan Smoak wird ihr helfen.
4. Gebot: Es ist nie persönlich
Evan ist ein Absolvent des Orphan-Programms, in dem Waisenkinder zu hocheffizienten Killern ausgebildet wurden. Nach Jahren des Mordens für die Regierung ist er in den Untergrund gegangen. Er hilft nun den Verzweifelten, die nicht zur Polizei gehen können. Dabei hält er sich strikt an seine eigenen Gebote. Doch diesmal muss er gegen eine Regel nach der anderen verstoßen, damit die allerwichtigste unangetastet bleibt:
10. Gebot: Lasse niemals einen Unschuldigen sterben
Meine Meinung
Er bringt böse Menschen um, hat dabei aber seine Gebote, an die er sich strikt hält, hatte einen Mentor und man lernt ihn nach und nach durch Rückblicke in seine Kindheit und Jugend besser kennen: erinnerte mich natürlich sehr an die Serie "Dexter", die ich mit großer Begeisterung angeschaut hab!
Aber mit diesen Parallelen ist es dann auch schon vorbei mit der Ähnlichkeit. Evan Smoke lernt man gleich zu Beginn recht gut kennen. Er hat zahlreiche sichere Häuser, um sich im Fall der Fälle vor Verfolgern verstecken zu können, aber sein Hauptwohnsitz ist einem etwas bieder anmutenden Apartementhaus in Los Angeles. Der Schein soll natürlich trügen, denn seine Wohnung ist mit sämtlichen Sicherheitsvorkehrungen ausgestattet, die man sich nur vorstellen kann! Der Autor zeigt einem das auch bis ins Detail, was mir manchmal auch etwas zuviel des Guten war. Genauso der exzentrische Geschmack an Spirituosen, sowie die verschiedenen Kampfarten aus aller Welt, die sehr ausführlich beschrieben werden. An manchen Stellen hätte man das auch etwas abkürzen können.
Ansonsten geht es mit dem Tempo gut voran und die Handlung ist durchweg spannend. Der Schreibstil ist recht nüchtern, passt sich aber damit sehr gut dem Protagonisten an und bedingt durch die sachliche Tonlage die Ernsthaftigkeit der Ereignisse und die Härte der Realität.
Evan gehörte dem Projekt Orphan an - was es damit auf sich hat, erfährt man auch nach und nach aus Rückblicken. Momentan ist er jedoch eine Art Auftragskiller, der Menschen hilft, die in Not sind. In großer Not, bei denen der Tod sozusagen schon anhand von Geldeintreibern oder ähnlichen vor der Tür steht.
Je mehr man in sein Leben auftaucht, desto mehr versteht man seine geradezu wahnhafte Paranoia und im Grund ist er ein sehr einsamer Mensch, der nie gelernt hat, was soziales Leben eigentlich bedeutet.
Die wenigen Momente, in denen er mit der "normalen" Welt in Berührung kommt, sind auf ein Minimum beschränkt. Dadurch wirkt er in diesen Situationen ungewollt komisch, ja manchmal kam seine Unbeholfenheit direkt witzig rüber, dann aber auch wieder traurig, durch das völlige Fehlen an einem vertrauten Umgang mit anderen Menschen. Das hat mich an ein, zwei Stellen doch berührt.
Er musste lernen, niemandem zu vertrauen und alles, was er tut, abzuwägen - das ist auch gut so, denn bei seinem neuen Auftrag scheint plötzlich alles aus dem Ruder zu laufen. Evan ist gezwungen, seine eingefleischten Regeln zu brechen und auch ich als Leser wusste lange nicht, wem man glauben kann und was hinter der ganzen Chaos steckt, was da über ihn hereinbricht!
Gewalt, Unterdrückung und viel Blut sind an der Tagesordnung, aber es artet jetzt nicht in einem Gemetzel aus - viele Szenen sind zwar brutal, aber im Vordergrund steht die Bedrohung, die Evan auf Schritt und Tritt folgt. Damit entwickelt es einen sehr subtilen Sog und ich war durchwegs von der Spannung gefesselt!
Ein aufwühlender und an manchen Stellen dramatischer Thriller um einen Mann, der nur von seinen Prinzipien zu leben gelernt hat und dessen Routine auf einmal komplett auf den Kopf gestellt wird: ein Auftragskiller, der selbst ins Fadenkreuz gerät.
Der zweite Band "Projekt Orphan" erscheint im August 2017
Fazit: 4.5 Sterne
© Aleshanee
Weltenwanderer