Verena Maria Kalmann - Von Elise

  • Die 35-jährige Valerie Mollwitz lebt in München und ist Geigerin mit kurzfristigen Engagements, da es bisher zu einer Festanstellung nicht gekommen ist. Sie lebt mit ihrem Freund Adrian zusammen, den sie bei ihrer Rückkehr nach einer Orchesterprobe mit ihrer besten Freundin im Bett erwischt. Valerie ist geschockt und zieht sofort sämtliche Register: sie wirft beide aus ihrer Wohnung und nimmt die ihr kurzfristig angebotene Stelle als 2. Konzertmeisterin bei der Pariser Oper an. Schon zwei Wochen später sitzt sie zwischen Umzugskartons in der französischen Hauptstadt und findet durch Zufall in einem alten Biedermeiersofa das Tagebuch ihrer Urgroßtante Elise. Elise war 100 Jahre zuvor Pianistin und mit dem begabten Geiger Karl Finkenberg verheiratet. Während sie die Geschichte ihrer Urgroßtante durch die Lektüre kennenlernt, ist ihr neuer Alltag im Orchester ein Auf und Ab der Gefühle, denn die erste Konzertmeisterin mobbt sie und bisher hat sie auch noch keinen Anschluss an die Kollegen gefunden. Bis sie dem Oboisten Jan begegnet…


    Verena Maria Kalmann hat mit ihrem Buch „Von Elise“ einen sehr gefühlvollen Debütroman vorgelegt, in dem sich alles um die Oper, der Musik und die Liebe dreht. Der Schreibstil ist flüssig und nimmt den Leser schnell mit an die Seite von Valerie und in die Welt der klassischen Musik. Die Geschichte wird in zwei Handlungssträngen erzählt, der erste beschreibt das Leben von Valerie und ihre Zeit in Paris, der zweite lässt durch die Tagebuchseiten Elise wieder zum Leben erwecken, deren Einträge einen Zeitrahmen von 1914 bis 1962 wieder lebendig werden lassen. Die Autorin beschreibt auf sehr eindrückliche Weise, wie hart der Arbeitsalltag in einem Orchester und wie groß und hart der Konkurrenzkampf untereinander ist. Gleichzeitig werden auch die Parallelen zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit in Bezug auf Lebensweise und das Zwischenmenschliche sehr deutlich aufgezeigt. Jeder, der professionell ein Instrument spielt oder eine Vorliebe für die Oper, das Ballett oder klassische Konzerte hat, wird in der Handlung Dinge wiederfinden, die der Realität entsprechen.


    Die Charaktere sind sehr schön ausgearbeitet, wirken lebensecht und authentisch. Valerie ist eine eher zurückhaltende Frau, die für die Musik lebt und alles in sie hineinlegt. Durch die vielen Enttäuschungen, ob privat oder beruflich, hat sie sich sehr zurückgezogen. Oftmals möchte man sie schütteln oder ihr einen Tritt geben, dass sie so vieles mit sich machen lässt, ob es nun ihre Kollegen oder ihr Exfreund sind. Sie traut sich einfach nicht, den Mund aufzumachen. Doch durch ihr Talent und die Anerkennung der Konzertbesucher sowie die Freundschaft zu einigen Kollegen gewinnt sie immer mehr an Selbstsicherheit und Selbstbewusstsein. Endlich macht sie mal den Mund auf und wehrt sich! Adrian ist ein Kotzbrocken der besonderen Art, der meint, wenn er ruft, müssen alle springen. Jan ist ein sehr netter Musikerkollege, der sich um seine Freunde kümmert und ihnen beisteht, wenn sie Hilfe besonders nötig haben. Elise ist eine sehr patente Frau, die Stärke und Mut in sich vereint, dabei ein großes Herz hat und gleichzeitig die ihr anbefohlenen beschützt.


    „Für Elise“ ist ein sehr gelungener teils historischer Roman über Familiengeheimnisse, Liebe, Kriegszeiten, die Musik und die Arbeit in einem Orchester. Er zeigt auf wunderschöne Weise, wie Musik die Menschen miteinander verbindet, sogar über den Tod hinaus. Absolute Leseempfehlung für eine Neuentdeckung!


    Sehr schöne :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: .

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
    _____________________________________________


    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • in dem sich alles um die Oper, der Musik und die Liebe dreht.

    und auch wenn der Roman auf zwei Zeitebenen spielt, so spielen Musik und das Leben als Berufsmusiker die wichtigere Rolle und die Historie ist nur der Hintergrund, weshalb ich den Thread zu den Romanen verschoben habe :wink:

  • Ganz lieben Dank für die Mühe. :winken:

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Mich hat der Titel auf das Buch aufmerksam gemacht (ich glaube, jeder denkt da an Beethovens 'Für Elise') und so ist es vor fast zwei Jahren auf meinem Reader für Prime-Reading gelandet. Jezt habe ich es endlich gelesen und ich muss sagen, es hat mir außerordentlich gut gefallen.

    Das Buch ist ganz klar ein Liebesroman, schön und gefühlvoll geschrieben und es gab bei mir sogar ein paar Tränchen, was ich jahr(zehnt)elang nicht bei einem Buch erlebt habe.

    Ich fieberte mit Elise und ihrem Mann mit und es tat mir in der Seele weh, dass


    Das Setting in der Musikerszene gefiel mir ganz besonders gut. Ich spiele selbst kein Instrument und kenne mich in diesem Metier überhaupt nicht aus. Aber die Beschreibungen, wie eine Klavierspielerin und ein Geiger Musikstücke einüben oder wie ein Orchester probt, fand ich unheimlich spannend, viel mehr als das Geschehen in einem lauwarmen Krimi mich fesseln kann.

    Dazu kam, dass die Gegend um die Beethovenhalle Schauplatz im Roman ist und mein Arbeitsplatz nur wenige Schritte davon entfernt ist.

    Bei der Charakterzeichnung hat es die Autorin etwas übertrieben, es gab zu viel Schwarz-Weiß-Malerei. Und dazu noch den einen oder anderen sehr unrealistischen Zufall.

    Ich bin keine Opern- und Konzertbesucherin, aber das Buch hat mir Lust gemacht, mal einen Konzertbesuch ins Auge zu fassen. Von mir gab es :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    Die Erfindung des Buchdruckes ist das größte Ereignis der Weltgeschichte (Victor Hugo).