Alan Bradley - Mord ist nicht das letzte Wort / Thrice the Brinded Cat Hath Mew'd

  • Klappentext


    Endlich kehrt Flavia vom Internat in Kanada zurück nach Buckshaw, nur um dort zu erfahren, dass ihr Vater im Krankenhaus liegt und keinen Besuch empfangen darf. Um ihren boshaften Schwestern zu entkommen, schwingt Flavia sich auf ihr Fahrrad: Sie soll für die Frau des Pfarrers eine Nachricht an den abgeschieden lebenden Holzbildhauer Mr. Sambridge überbringen. Doch niemand öffnet. Neugierig betritt Flavia die Hütte und ist überrascht, einen Stapel Kinderbücher im Zuhause des ruppigen Junggesellen zu entdecken. Und noch ein unerwarteter Fund steht Flavia bevor – denn an der Schlafzimmertür hängt, kopfüber gekreuzigt, der tote Mr. Sambridge …


    Meine Meinung


    Flavia ist zurück - und nachdem sie im letzten Band an dem misslungenen Experiment teilnehmen musste, sich auf einer kanadischen Mädchenschule zu etablieren, kehrt sie endlich ins heimatliche Buckshaw zurück. Dem verschuldeten, aber dennoch, wenn auch auf skurrile Art Geborgenheit ausstrahlenden, Anwesen in England.


    Der Empfang war allerdings alles andere, als wie Flavia es sich erhofft hatte. Niemand steht zur Begrüßung bereit und scheint froh zu sein, dass sie wieder da ist. Trotz dem Humor, der ja in dieser Reihe immer wieder durchklingt, ist die 13jährige doch ein sehr einsames Mädchen, das ich gerne mal in den Arm nehmen würde. Die Gefühle zu zeigen ist ja in der Familie de Luce nicht gern gesehen und irgendwie muss die Kleine damit klarkommen. Zumindest Dogger ist immer für sie da und auf ihrer Seite, jemand, auf den sie sich verlassen kann. Genauso wie ihr Hobby, die Chemie, in dass sie sich jedesmal flüchtet, wenn alles über ihr zusammenzubrechen droht.


    Aber auch ihr zweites liebstes Hobby lässt sie aufblühen: natürlich entdeckt sie recht schnell wieder eine Leiche und die Aufklärung dieses Mordes erweist sich als recht verstrickt. Doch die Mädchenschule hatte durchaus eine positive "Hinterlassenschaft", die Flavia in einigen Situationen sehr weiterhilft; auf verschiedene Art und Weise.
    Für ihr Alter ist äußerst klug und scharfsinnig, aber diese Abgegrenzheit kompensiert sie gekonnt mit ihren vielen Fähigkeiten. Andererseits zeigt sie trotz allem auch mal ihre kindlichen Saiten, ihre Wünsche und Träume, während sie langsam beginnt, erwachsen zu werden. Zweifel an sich selbst kommen auf und sie beginnt zu suchen, um sich selbst zu finden.


    In der Ich-Form erzählt lässt uns Alan Bradley wieder gekonnt und glasklar an Flavias Gedanken und Gefühlen teilhaben. Die trockene und nüchterne Art hat allerdings auch etwas liebenswertes und zeigt, dass sie sich jeder Situation tapfer zu stellen weiß und nicht aufgeben wird.
    So ermittelt sie natürlich auch wieder auf eigene Faust und es hat wieder immens Spaß gemacht, sie dabei zu verfolgen - ob mit ihrem Fahrrad Gladys, zu Fuß oder mit dem Zug nach London; jedes Detail setzt sie wie ein Puzzle zusammen, um es am Ende ihrem geliebten Inspector Hewitt präsentieren zu können.


    Auch schön sind jedes Mal die Details aus der damaligen Zeit; ich fühle mich jedesmal um einige Jahrzehnte zurückversetzt. Die Umgangsformen, die Sprichwörter oder auch bekannte Persönlichkeiten, die damals "in Mode" waren. Klasse ist auch für jüngere Leser die älteren Ausdrucksweisen wie "Gusto", "Abort" oder "Galan", die vielen in der heutigen Zeit wahrscheinlich gar kein Begriff mehr sind!


    Ich verfolge die Reihe sehr gerne und muss gestehen, dass mir dieser Band bisher am besten gefallen hat! Leider wurde ja der Stil des Covers geändert, was ich wirklich extrem schade finde, die vorherigen waren wunderschön und hatten mit ihrer Art perfekt zu Flavias Geschichten gepasst!


    Fazit: 5 Sterne


    © Aleshanee
    Weltenwanderer

  • Flavia ist zurück aus dem ungeliebten Internat in Kanada, doch es ist keine glückselige Heimkehr - auf Buckshaw wartet die nächste Hiobsbotschaft auf sie, denn ihr Vater liegt mit einer bösen Lungenentzündung im Krankenhaus. Somit fällt Weihnachten auf Buckshaw in diesem Jahr mehr oder weniger flach, und selbst ihre Schwestern ziehen sich eher zurück, als sich mit Flavia Wortgefechte zu liefern.


    Als sie der ebenfalls erkrankten Pfarrersfrau einen Besuch abstattet und diese sie um einen Botengang bittet, kommt Flavia diese Ablenkung gerade recht, selbst wenn das Winterwetter abscheulich und der Weg zum Empfänger des zu überbringenden Briefes selbst mit Gladys, ihrem treuen Drahtesel, beschwerlich ist. Am Ziel angekommen, erlebt Flavia erneut eine unangenehme Überraschung. Dass niemand die Tür öffnet, hat einen ziemlich triftigen Grund: Mr. Sambridge, der alte, etwas eigenbrötlerische Holzschnitzer, ist tot, und zwar offenbar auf ziemlich bizarre Weise gestorben.


    Nach dem ersten Schrecken ist natürlich Flavias Spürsinn geweckt, und beim - selbstverständlich vorsichtigen - Herumstöbern im Haus des Toten entdeckt sie schon ein paar Dinge, die ihr Rätsel aufgeben: ein paar Kinderbücher, die so gar nicht zu dem alten Herrn zu passen scheinen, ein Namenszug in einem davon, der auf eine gemeinsame Bekannte hindeutet ... Mit Geduld und Spucke macht sich unsere Hobbydetektivin wieder einmal auf Spurensuche, doch sie fördert dabei erst einmal nur Merkwürdiges zutage, das kein richtiges Gesamtbild ergeben will.


    Der Grundton dieses Flavia-Bandes ist einfach nur abgrundtief traurig. Tat sie einem beim Lesen schon immer ein wenig leid mit ihrem geistesabwesenden Vater, der toten Mutter und den garstigen Schwestern, so hatte ich schon in den letzten beiden Büchern ständig das Bedürfnis, sie mal fest in den Arm zu nehmen, und in diesem Buch kommt noch die Sorge um den kranken Vater hinzu, den sie so gerne im Krankenhaus besuchen würde und immer wieder nicht kann oder darf. Wäre der gute alte Dogger nicht, die treue Seele, und die Köchin, die zwar miserabel kocht, aber ein warmes Herz hat, könnte man Flavias Situation kaum ertragen, denn gegen so viel Kummer helfen auch Gewitztheit und Frühreife nur wenig.


    Der Kriminalfall ist diesmal leider nicht so überzeugend. Zwar macht es wie immer Spaß, Flavia beim Ermitteln über die Schulter zu gucken, und es gibt auch ein paar spannende Enthüllungen, aber Flavias Schlussfolgerungen wirken zu oft sehr weit hergeholt und die eine oder andere Szene auch etwas übertrieben.


    Ein wenig schade auch, dass es diesmal nur wenig von liebgewonnenen alten Bekannten wie Inspector Hewitt, dem Pfarrer oder Dieter Schranz zu sehen gibt und sogar Daffy und Feely nur selten auftreten. Ich hoffe sehr, dass Flavia im nächsten Band nicht mehr so furchtbar alleine in allen Lebenslagen ist!


    Bei all der innerlichen und äußerlichen Kälte, die die Kleine diesmal erleben muss, blitzt aber zum Glück trotzdem immer wieder der schwarze Humor auf, der mit den größten Reiz der Serie ausmacht, und es gibt auch ein paar äußerst hübsche Wortspiele (zumindest im Original - "cool and crisp as a colonial cucumber" dürfte eher schwierig adäquat zu übersetzen sein).


    Für den nächsten Band wünsche ich mir wieder ein bisschen mehr Sonnenschein für Flavia und einen überzeugenderen Fall.

  • Eigentlich hatte ich die Serie um Flavia für mich schon abgeschrieben, denn diesen Teil hatte ich schon einmal angefangen zu lesen und dann total gelangweilt abgebrochen. Nachdem ich die anderen Teile davor auch schon nicht mehr so gut fand, wollte ich die Serie dann nicht mehr weiterlesen - konnte sie aber irgendwie auch nicht ganz vergessen. Weil ich Flavia und ihre Art und das ganze Setting drum herum einfach so mag. Warum auch immer habe ich also jetzt, 3 1/2 Jahre später, doch noch einmal zu dem Buch gegriffen und fand es auf einmal gar nicht mal so schlecht!


    Zum Inhalt wurde schon genug gesagt: Flavia ist zurück aus Kanada und wird nicht gerade freundlich zuhause empfangen. Zudem liegt ihr Vater im Krankenhaus. Selbstverständlich findet Flavia schon bald nach ihrer Ankunft in Bishop's Lacey eine Leiche und beginnt mit ihren Ermittlungen. Hiermit tröstet sie sich auch wenig darüber hinweg, dass der Zustand des Vaters so schlecht ist, dass sie ihn nicht besuchen kann...


    Trotz der langen Pause war ich sofort wieder drin - lediglich die Namen von Flavias Schwestern habe ich immer wieder durcheinander gebracht. Das Buch hat eine eher düstere Atmosphäre, wenn auch Flavias Geistesblitze und Gedanken mich immer wieder zum Schmunzeln gebracht haben.

    Schade fand ich, dass Flavia am Ende den Fall plötzlich aufklärt, ich als Leserin aber nicht mitbekommen hatte, dass sie ihn für sich schon gelöst hat. Damit meine ich: plötzlich überführt sie den Täter und erzählt der Polizei alles, doch diesen Sprung zu 'Flavia weiß auf einmal, wer der Mörder ist' wurde nicht beschrieben. Plötzlich hieß es lediglich, dieser Gedanke sei ihr schon vor einer Weile gekommen. Da sie aber alle anderen Gedanken mit dem Leser teilt, fand ich das irgendwie merkwürdig. Es könnte aber sein, dass das ein Stilmittel des Autors ist und es auch in den anderen Büchern so gehandhabt wurde..? Daran erinnere ich mich leider nicht mehr.

    Das Ende war dann ein Schrecken, bzw. hätte einer sein können, wenn ich mich nicht versehentlich woanders bereits böse gespoilert hätte :wuetend: Mir fehlte zudem ein wenig der Austausch mit Inspector Hewitt, der kam irgendwie etwas zu kurz in diesem Band. Ansonsten treffen wir jedoch auf viele alte Bekannte und einige neue Personen in und um Bishop's Lacey.


    Mir hat der Fall tatsächlich recht gut gefallen und ich vergebe :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb: . Ich bin froh, dass ich der Reihe noch eine Chance gegeben habe und möchte auch den nächsten Teil bald lesen :)