Oliver Kohler - Unsere Liebe soll nicht traurig sein

  • "Die Linien des Lebens sind verschieden, wie Wege sind, und wie der Berge Grenzen. Was hier wir sind, kann dort ein Gott ergänzen mit Harmonien und ewigem Lohn und Frieden." (Friedrich Hölderlin)
    Wir schreiben den 28. Januar 1945 es sollte ein wunderbarer Tag werden, den an diesem Tag treffen sich die der 17-jährige Flakhelfer Wolf-Dieter Kohler und seinen Vater Walter in den Kriegswirren Berlins. Doch an diesem Abend kommt es zum Bombenalarm und Wolf-Dieter muss mitansehen wie der Vater und sein Freund Karl Storch in unmittelbarer Nähe von Bomben getroffen werden. Für Wolf-Dieter gab es nun die Aufgabe, diese traurige Nachricht seiner Mutter und Frau Storch mitzuteilen. Wir erleben eine Rückblende aus dem Leben Walter Kohlers einem Maler der unter anderem auch Kirchenfenster bemalte. Es wird hier die Liebe zur Malerei von Walter Kohler beschrieben, mit welcher Hingabe er diese Werke gemacht hat. Und so ist es auch nicht verwunderlich das er dem Sohn diese künstlerische Ader vererbt hat. Man merkt aber auch wie zwiegespalten Walter Kohler den Krieg und seine Auswirkungen miterlebt hat. Ich denke, das dies hauptsächlich daher kommt, da Walter Kohler ein gläubiger Mensch war, dem sein Glaube sehr wichtig war. Ich frage mich wie man im Anbetracht das man Christ ist diese Kriegszeit überstehen konnte. In diesen Zeiten muss man doch als gläubiger Mensch sehr zwiegespalten gewesen sein.
    In dem Buch befinden sich auch beeindruckende Bilder von Walter und Wolf-Dieter Kohler. Der Glaube wurde Walter schon als Kind durch seinen Vater Pfarrer Christian Kohler in die Wiege gelegt und er hat diesen weitergegeben. Aber auch das Leben von Wolf-Dieter wird hier aufgegriffen. Beeindruckt hat mich die Aussage:
    "Dieser Krieg ist anderes. Goebbels hat ihn den totalen genannt. Die Gewalt achtet keine Grenzen mehr. Gesetze und Gebote halten uns nicht auf und nicht zurück. Wenn einige von uns dabei noch Kunst produzieren, ist das wie ein Frühstück im Stehen, eilig heruntergeschlungen, bis es wieder an Kämpfen geht." Hier merkt man sehr genau die Zwiespalt, mit dem sie damals zu kämpfen hatten. Ein Buch, das einem neu diese Zeit mit anderen Augen sehen lässt und das auch teils die Bibel aus künstlerischer Sicht darstellt.
    Oliver Kohler den Sohn Wolf-Dieters hat hier in diesem Buch ein Stück Lebensgeschichte von zwei begnadeten Künstlern und Männern Gottes in Kürze zusammengefasst, das man unbedingt lesen sollte, deshalb von mir 5 von 5 Sterne. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::thumleft:

  • Ein berührendes Buch einer viel zu kurzen Vater/Sohn Beziehung


    "...Erinnerungen kann man nicht waschen..."


    Jänner 1945, Vater Walter Kohler besucht in seinem Heimaturlaub seinen Sohn Wolf-Dieter, der Flakhelfer ist, bei seinem Einsatz - dann die Katastrophe. Während sich Wolf-Dieter in seiner Flakstellung schützen kann, schlägt die Bombe unmittelbar neben seinem Vater und dessen Begleitung ein. Wolf-Dieter gräbt seinen toten Vater mit bloßen Händen aus ...


    Ein Schicksal von vielen, könnte man meinen. Das Herausragende an dieser Geschichte sind die Gedanken, die wir sowohl mit Wolf-Dieter als auch mit Walter Kohler teilen dürfen. Auch Frau Kohler kommt zu Wort. Allen gemeinsam ist ein wunderbar poetische Sprache, die man inmitten des Grauens und der Trümmer kaum vermutet.


    Hier ein paar Bespiele:


    "...Während ich arbeite, verändert sich das Land...Dann betritt eine neue Führergestalt die Bühne...". Diese Aussage trifft Walter Kohler zu Beginn der Naziherrschaft, wohl ahnend, dass hier nicht Gutes entsteht.


    "...Wer die Rasse schändet, anders, wie er ist, wird zur Asche, die man den sprachlosen Eltern aushändigt wie ein vergessenes Kleidungsstück..." - dies ist für mich der härteste Gedanken.


    "...Die Kraft zu widerstehen liegt unter tausend Kompromissen begraben...." hier ringt Walter Kohler damit, sich dem Widerstand anzuschließen, doch nach Abwägen aller Risken, nimmt er nicht aktiv daran teil, um seine Familie zu schützen.


    "...Wenn die doch noch siegen, deren Uniform ich schon so lange trage, wird es keine Gottesdienste mehr geben..." - er erkennt, dass für Nächstenliebe und christliche Gesinnung in Nazi-Deutschland kein Platz ist. Als tief gläubiger Mensch verspürt er hier große Zukunftsangst.


    Fazit:


    Ein beeindruckendes Buch, das ich gerne gelesen habe.

    "Ein Tag ohne Buch ist ein verlorener Tag"


    "Nur ein Lesender kann auch ein Schreibender sein oder werden" (Maria Lassnig/1919-2014)