Jutta Wilke - Roofer

  • Der Jugendroman „Roofer“ von Jutta Wilke ist im Juni 2017 als gebundenes Buch und als E-Book im Coppenrathverlag erschienen. Dabei wird die nach wie vor aktuelle Thematik in die Höhe kletternder Jugendlicher aufgezeigt, die sich bei ihren waghalsigen Manövern gegenseitig filmt, um dabei den ultimativen Kick zu erleben und möglichst viele Clicks im Internet zu erhalten.



    Die Handlung:


    Nasti, die beste Freundin von Alice, liegt traurig bei Alice im Bett, nachdem ihr Freund und Roofer beim Klettern abgestürzt ist. Bei einer Rückblende wird die Geschichte bis zu diesem Ereignis aufgerollt.



    Meine Meinung:


    Alice wirkt auf mich normal und bodenständig, vor allem, wenn man bedenkt, wie ihre familiären Verhältnisse sind. Die Erzählung über ihren Vater hat mich sehr bewegt, ebenso andere Details, die in die doch kurze Geschichte eingeflossen sind.


    Auch Nasti hat Schwierigkeiten zu Hause, denn ihr werden offenbar nicht die nötigen Konsequenzen gesetzt, weshalb ihre Mutter ganz besonders auf den guten Einfluss von Alice auf ihre Tochter hofft und ihrer eigenen Tochter freie Bahn lässt. Nasti gibt sich abgebrüht, ist jedoch naiv.


    Nik gefällt mir jedoch als Charakter am besten, da er sehr authentisch rüberkommt, man viel über ihn und seine Vergangenheit erfährt und er sich trotz aller Widrigkeiten des Lebens zu einem feinen Kerl entwickelt hat. Zwischen Alice und ihm habe ich während des Lesens die Spannung spüren können.


    Die Thematik ist leider nach wie vor aktuell – sowohl Jugendliche aus „Problemfamilien“, die sich ihre Anerkennung außerhalb von Schule und Elternhaus im Internet und der Gleichgesinntengruppe suchen, wie auch gelangweilte Jugendliche aus gutem Hause lassen sich für Anerkennung im Internet auf gefährliche Aktionen ein. Oft gibt es, wie auch in diesem Buch, konkurrierende Anführer, die alle beweisen sollen, dass sie die Größten sind.


    Was mir an der Geschichte gut gefallen hat ist, dass sie trotz ihrer Kürze intensiv ist, weil ein kurzer Zeitraum dieser Teenager genau geschildert wird – ebenso bringt der Perspektivenwechsel mehr Licht in die Handlung und lässt die Charaktere authentischer und tiefer wirken. Ebenso gefällt es mir, dass nicht alle Geheimnisse gelüftet werden und auch am Ende noch viele Fragen offen sind, denn espasst einfach zu diesem Buch.


    Der Schreibstil hat mich gepackt und ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen.



    Fazit: Ein gutes Jugendbuch, das Einblicke in die Handlungsmotive Jugendlicher bietet.

  • starke Jugendliteratur


    Für "Roofer" von Jutta Wilke bleibt mir nichts anderes übrig als stark verdiente 5 Sterne zu vergeben. Eine Geschichte, die den Nerv der Zeit punktgenau trifft und die ich jedem Jugendlichen und auch Erwachsenen nur wärmstens empfehlen kann zu lesen.


    "Es ist der Kick" - "Das ist doch Wahnsinn" - "Du hast es doch auch gespürt, vorhin. Dieses Gefühl von Freiheit!" - "Wenn du es einmal gespürt hast, willst du es immer wieder, und irgendwann willst du mehr davon".
    (Zitate von den Seiten 92 und 93 aus dem rezensiertem Buch)


    Der Kick um den es hier geht ist purer Nervenkitzel. Jugendliche, in diesem Fall die Gruppe "Roofer", erklimmen die höchsten Häuser, Baustellen, Kräne um dort in waghalsigen Aktionen "frei" zu sein. Sie filmen sich dabei und stellen alles bei YouTube online um möglichst viele Klicks zu erhaschen. Roofer - das sind allen voran Trasher und Adrian und Ihre Clique. Die beiden Rivalen kämpfen erbittert darum, wer wohl der Bessere sein mag. Und dann kommt die Liebe ins Spiel und der Kampf um Freundschaft und Vertrauen. Und wie weit soll man dafür gehen? Sogar sein Leben riskieren? Die beiden Freundinnen Nasti und Alice sind neu mit dabei. Die Geschichte wird hauptsächlich aus der Sicht von Alice erzählt, die dem Ganzen eher skeptisch gegenübersteht, aus dem "Rausch" aber auch nicht mehr fliehen kann.


    Es wird wohl unter den Jugendlichen immer mehr zum Trend, sich vor anderen beweisen zu müssen. Wie viele Andere sich dabei schon schwer verletzt haben oder in wahnsinnigen Aktionen Ihr Leben geben mussten scheint dabei egal zu sein. Der Nervenkitzel und die Bewunderung über bestandene Mutproben ist das Ziel. Eine dazu mehr als passende Geschichte, die ich so gerne vielen Teens ans Herz legen möchte zu lesen, hat die Autorin mit diesem Buch erschaffen. Rasant, spannend und doch gefühlvoll lässt sie uns Einblick nehmen in das Leben der Roofer, das leider nicht ohne Folgen bleiben wird.


    Das Buch selbst ist wunderschön gestaltet, das Cover ist mehr als passend und spricht die Generation, die es erreichen soll, sicher sehr an. Es ist stabil gebunden, in verhältnismäßig großer Schrift verfasst sodass es auch die jüngeren Leser nicht abschrecken soll mit dem Lesen zu starten.
    Ein rundum gelungenes Buch - eine Geschichte die den Zeitgeist trifft - eine Erzählung die uns einen tiefen Blick in das Seelenleben von Teenagern erlaubt. Daumen hoch!

  • Alice sucht Nasti, ihre beste Freundin. Wie konnte aus der selbstbewussten und coolen Freundin so ein menschliches Wrack werden? Es fing mit einem Video an... Ein Junge spaziert auf einem Eisenträger hoch über der Erde und filmt sich dabei. Das beeindruckt Nasti, sie verliebt sich in einen Roofer, Trasher. Er gehört zu einer Gang, die mit waghalsigen Aktionen auf sich aufmerksam machen. Trasher tut alles für den Kick. Das verlangt er auch von Nasti, einen angeblichen Liebesbeweis. Und Nasti lässt sich darauf ein.
    Jutta Wilke beschreibt anschaulich das Denken und die Verhaltensweisen einer Gruppe von Jugendlichen, die Aufmerksamkeit suchen, damit Ängste überspielen, ihren Weg (noch) nicht gefunden haben.
    Klare Leseempfehlung für jugendliche Leser.

  • JUGENDROMAN MIT GUTER UNTERHALTUNG


    Der Roman hat eine nette Geschichte und einen guten Schreibstil. Es ist auch recht unterhaltsam das Buch zu lesen - jedoch ist das Buch in meinen Augen nichts besonderes. Eine nette Geschichte für Zwischendurch, die mich auch unterhalten hat - aber das gewisse Etwas fehlt.

  • Roofer
    Autorin: Jutta Wilke
    Verlag: Coppenrath (14.06.17)
    ISBN-10: 3649615096
    Seiten: 256
    Alter: 14-17 Jahre


    Inhalt:
    Die 16-jährigen Alice und Nasti sind allerbeste Freundinnen.
    Alice hat es schwer im Leben. Sie hat einen furchtbaren Stiefvater und traut sich kaum nach Hause, wenn sein Auto vor der Tür steht. Ihre Mutter ist abhängig von ihrem Mann, flüchtet sich in die Migräne und kümmert sich nicht um ihre Tochter.
    So ist Alice froh, wenn sie mit Nasti all das vergessen kann.


    Doch dann verliebt sich Nasti und ist plötzlich in einer neuen Clique - in der der Roofer.
    Jugendliche, die auf Baukräne klettern und Baufassaden von Hochhäusern. Je höher, desto besser. Sie filmen ihre Aktionen und stellen sie bei You Tube online.
    Zwischen Trasher, Nastis Schwarm und Adrian gibt es einen hohen Konkurrenzkampf. Sie sind die beiden Besten. Doch einer von Zweien, das lang natürlich nicht.
    Wer klettert als erstes auf besonders gefährliche Gebäude und markiert dort mit seinem Stencil das Revier.


    Alice kann das alles nicht nachvollziehen und will mit den Leuten nichts zu tun haben. Aber sie will auch Nasti nicht verlieren, also geht sie immer wieder mit.


    Als Trasher Nasti zu einer gefährlichen Situation überredet, um Adrian zu übertrumpfen, spitzt sich die Situation zu.


    Das Buch ist abwechselt aus der Sicht von Alice geschrieben und dazwischen gibt es kurze Kapitel von Nikolas, einem obdachlosen Jugendlichen, der eine Verbindung zur Clique hat.


    Meine Meinung:
    Ich habe schon von Roofern gehört. Insbesondere in Russland ist das wohl seit Jahren ein beliebter Sport bei Jugendlichen. Und durch den Film, den ich in Erinnerung habe, hatte ich mir erstmal was ganz anderes vorgestellt. Ich dachte, es geht mehr um die Begeisterung des Roofens. Doch mir wurde auch schnell bewusst, dass es pädagogisch fahrlässig gewesen wäre. Man will Jugendliche ja schließlich nicht dazu animieren.


    Bekommen habe ich einen Jugendroman, der mir teils echt an die Nieren ging. Zu gut konnte ich mich wieder erinnern, wie schwer und belastend die Pubertät doch sein kann.
    Man wünscht sich nichts mehr, als angenommen zu werden, doch genau dies scheint fast unmöglich. Im Prinzip kämpfen alle Jugendlichen in dem Buch mit dieser Thematik, nur jeder auf eine ganz andere Art.
    Alice, die mit der Clique mitgeht, nur um Nasti nicht zu verlieren.
    Trasher, der sich in immer größere Lebensgefahr begibt, weil er dann alle Aufmerksamkeit der Clique hat. Der scheinbar glaubt, nur wenn er besser als Adrian ist, ist er was wert.
    Nasti, die von Trasher geliebt werden will und dabei ...
    Lest es selber.


    Alice und Nikolas erkennen im jeweils anderen die Verletzungen, die das Leben ihnen zugefügt hat.
    Zwischen denen beiden hätte ich mir einige Gespräche mehr gewünscht. Das wäre sicher sehr interessant geworden.


    Gefallen hat mir auch die ganz offensichtliche Thematik, denn ein Buch über Roofer gab es bisher noch nicht. Dabei fand ich es gut, dass der Handlungsort Deutschland ist.
    Auf You Tube findet Ihr übrigens tatsächlich Filme über Roofer.


    4,5 :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:


    Tiggerhinweis:


    Die meisten anderen Rezensionen die ich gelesen habe, spoilern einen ganz wichtigen Teil. Passt auf, wenn Ihr noch andere lesen wollt.

  • Durch ihre beste Freundin kommt Alice in Kontakt mit Jugendlichen, die Roofer sind. In ihrer Freizeit klettern sie also auf hohe Gebäude, balancieren in schwindelerregender Höhe und filmen sich dabei. Sie lieben den Kick, den sie aus der gefährlichen Trendsportart ziehen, verschließen jedoch die Augen davor, dass sie jedes Mal ihr Leben dabei riskieren. Jedes Abenteurer wird riskanter und Alice erliegt so langsam der Faszination, bis eine Mutprobe die Gruppe aufrüttelt.


    Die Extremsportart des Roofings als Thema eines Jugendromans zu nehmen, fand ich genial. Es ist mit Sicherheit etwas, dass Jugendliche interessiert und es ist das einzige Buch zu diesem Thema, das mir bisher begegnet ist.


    Der Großteil des Romans wird aus der Sicht von Alice als Ich-Erzählerin geschildert. Sie ist jedoch beim Thema Roofing eigentlich nur eine Randfigur und dadurch erhält man als Leser keinen Einblick in die aktiven Roofer und deren Gedankenwelt. Ab und an werden Passagen aus Niks Sicht geschildert, aber auch diese sind normalerweise keine Roofer-Kapitel. Das wirkt für mich etwas unglücklich, da die Roofer im zentralen Mittelpunkt stehen.


    Von Jutta Wilke habe ich bereits einige Jugendbücher gelesen. Dieses konnte mich leider nicht so begeistern, wie manch andere. Zum einen fand ich es schade, dass sehr viele interessante Themen aufgegriffen, aber stets nur angeschnitten und nie vertieft wurden. Zum anderen fand ich die Hauptfiguren nicht so eingängig wie sonst und die Nebenfiguren zu blass. Ich glaube, dem Roman hätten ein paar Seiten mehr nicht geschadet, damit einiges vertieft hätte werden können.


    Fazit: Ein interessantes Thema, wobei das volle Potenzial leider nicht ausgeschöpft wurde. Die Handlung und die Figuren hätten noch etwas stärker ausgearbeitet werden müssen. 3,5 - 4 Sterne vergebe ich dafür.



    • Gebundene Ausgabe: 256 Seiten
    • Vom Hersteller empfohlenes Alter: 14 - 17 Jahre
    • :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:
  • Inhalt

    Alice und Nasti sind ein Herz und eine Seele. Alice hat es nach dem Tod ihres Vaters nicht leicht gehabt und muss sich zuhause mit einem anspruchsvollen Stiefvater auseinandersetzten. Ihre Freundin Nasti ist erst vor kurzem nach Frankfurt gezogen und spielt die Rolle eines unkonventionellen Paradiesvogels. Als Nasti den Jungen Trasher kennenlernt, gerät sie in die Szene jugendlicher Roofer, die auf Großbaustellen herum klettern und die Action-Cam-Aufnahmen ihrer Mutproben im Internet hochladen. Roofer klettern immer vermummt, damit sie auf den Videsos nicht identifiziert werden können und Roofer haben als Gruppe einen strengen Ehrenkodex. Seit zwischen Trasher und Adrian ein erbitterter Konkurrenzkampf herrscht, sind sie nicht mehr nur in den halbfertigen Gebäuden unterwegs, sondern auch auf Eisenträgern, die aus den Gebäuden herausragen. Als Trasher gemeinsam mit Nasti für die ultimative Szene posen will, versucht Alice das unbedingt zu verhindern. Da Alice von Beginn der Beziehung zwischen ihm und Nasti deutlich eifersüchtig auf den Kletterer war, ist ihre Überzeugungskraft Nasti gegenüber eher schwach. Doch vorher kommt es zum Zusammentreffen von Alice mit Nikolaus, der früher mit der Truppe geklettert ist, aber nicht so ehrgeizig unterwegs ist wie Trasher und Adrian. Nikolaus verspricht Alice den Himmel – und das scheint genau die Tonlage zu sein, die sie in ihrem Leben bisher vermisst hat.


    Fazit

    Nach einem Prolog und einer Video-Sequenz zu Beginn wird in sehr kurzen Kapiteln die Geschichte abwechselnd in der Ichform von Alice erzählt und (abgesetzt in anderer Schrifttype) von einem neutralen Beobachter, der Nikolaus‘ Wegen folgt. Der Wechsel der Erzählerstimme und das anfängliche Rätseln, wie Nikolaus mit der Truppe von Trasher verbunden ist, sorgen von Beginn an für Spannung. Die Ichperspektive blendet leider einige Dinge aus, die mich an den jugendlichen Figuren interessiert hätten. Jugendromane sollen u. a. Einblick in fremde Lebenswelten geben, ohne dass man dazu selbst in den Einbaum oder den Gleitschirm steigen muss. Für jugendliche Leser hätte ich mir mehr Einblick in das „Wie“ gewünscht – wie ist es, Alice zu sein oder Trasher. Außer Alice und Nikolaus wirkten die Figuren auf mich eher skizzenhaft schwarz-weiß gezeichnet. Bei Nasti und Bee fand ich das reichlich unbefriedigend. Alice als Berichterstatterin steht dem Roofing kritisch gegenüber. Eine Einfühlung in die Motivation der Roofer-Clique kann man also weder von ihr noch von Nasti erwarten, die sich für die Rolle des bewundernden Groupies entschieden hat. Soziale Probleme wie Obdachlosigkeit, das Leben mit alleinerziehenden Elternteilen oder in Patchworkfamilien wirken nur angerissen, so wie Alices Narben, die das Ritzen an ihren Armen hinterlassen hat, nur kurz sichtbar werden. Die von Alice erzählten Kapitel haben mich sprachlich nicht völlig überzeugt, weil die Schriftsprache der erwachsenen Autorin an einigen Stellen den knappen Stil jugendlicher Smartphone-Nutzer verdrängt. Insgesamt ein fesselnder Plot, der mir als erwachsener Leserin streckenweise zu oberflächlich blieb und dessen Erzählperspektive mich nicht überzeugen konnte.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

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