Jelle Behnert - Das Haus der schwarzen Schwäne

  • Leider hat mir das Buch überhaupt nicht gefallen, deshalb werde ich dazu auch keine Rezension verfassen, um niemanden zu beeinflussen.


    Schade, denn ich habe mich sehr auf einen historischen Roman gefreut, doch dies war ein düsteres und verqueres Buch, dessen Sinn ich bisher noch nicht ergründen konnte.


    Der Schreib- und Sprachstil der Autorin hat mir richtig gut gefallen, doch die Umsetzung der Geschichte ist so gar nicht gelungen. Auch die Charaktere wirken allesamt unsympathisch, da ist niemand, mit dem man sich als Leser identifizieren oder mitfühlen könnte. Gerade das macht für mich einen guten Roman aus. Ich frage mich die ganze Zeit, was die Autorin dem Leser eigentlich vermitteln möchte. Wenn man das Setting bedenkt, hätte man da wirklich etwas draus machen können. Doch diese Chance wurde hier so gar nicht genutzt.


    Seit Ewigkeiten habe ich meiner Meinung nach kein so schlechtes Buch mehr gelesen.


    Dafür gibt es keine Sterne!

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
    _____________________________________________


    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Klappentext (Amazon):
    Tøndern 1693, ganz Europa ist verrückt nach Spitze. Doch bei der Herstellung der filigranen Stoffe werden Tausende von Mädchen in Fabriken ausgebeutet und unterdrückt. Falka ist eine von ihnen. Nach dem Tod ihres Vaters hat sie die Heimat verlassen, um in Tøndern ihren Lebensunterhalt durch Klöppeln zu verdienen. Aber anders als ihre Leidensgenossinnen fügen sich Falka und ihre Freundinnen nicht ihrem Schicksal, sondern wagen etwas nie Dagewesenes: Sie lehnen sich gegen die Herrschenden auf. Und während sich auf der Weltbühne der Große Nordische Krieg anbahnt, kämpfen die Frauen ihre eigene Schlacht.


    Zur Autorin:
    Jelle Behnert wurde 1962 geboren, studierte in Berlin Publizistik und Literaturwissenschaften, schrieb danach u.a. für das Zeit-Magazin sowie Features für den Hörfunk und Drehbücher. „Liebe Steine Scherben“ war ihr Debüt.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Leider hat mir das Buch überhaupt nicht gefallen, deshalb werde ich dazu auch keine Rezension verfassen, um niemanden zu beeinflussen.

    Wenn man keine Rezension verfassen möchte, braucht man auch keinen Rezensionsthread zu erstellen. In solchen Fällen bietet sich eine Vorstellung im "Ich lese gerade (nicht mehr)"-Thread an.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • die Threaderstellerin gibt eine detaillierte Meinung wieder. Zusammen mit Maries Ergänzungen ist das schon eine aussagekräftige Rezension.
    Allerdings gehört das Buch meiner Meinung nach nicht zu den historischen Romanen. Eher zu den Romanen vor historischer Kulisse. Leider gibt es hier viel zu viele solcher Pseudo-historischen Romane, so dass die 'wirklichen' historischen Romane etwas untergehen

    Die Erfindung des Buchdruckes ist das größte Ereignis der Weltgeschichte (Victor Hugo).

  • Leider gibt es hier viel zu viele solcher Pseudo-historischen Romane, so dass die 'wirklichen' historischen Romane etwas untergehen

    Ja, das beklage ich auch schon seit Jahren! :cry:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Ich sehe das ein wenig anders. In Erinnerung an ein Zitat aus der Professursveröffentlichung Ansgar Nünnings, der darin 500 historische Romane bearbeitet hat: "Historical fiction has mostly a lot of fiction and a bit of history."


    In Großbritannien beschweren sich die Geschichtsdozenten, dass die Leute Auszüge und Ideen aus den Werken von z.B. Hilary Mantel als verbürgtes historisches Wissen in Semesterarbeiten und Klausuren - und natürlich in den Unterricht - bringen.

  • "Historical fiction has mostly a lot of fiction and a bit of history."

    Wenn ein historischer Roman nur aus "history" (historischen Fakten) ohne Fiktion bestände, wäre es gar kein Roman, sondern ein Sachbuch. :wink: Es ist schon klar, dass selbst Autoren wie Hilary Mantel Fiktives in ihre Werke einbauen und ihren Figuren Worte und Gedanken verleihen. Sie kann schließlich z.B.Cromwell nicht mehr fragen, ob das alles völlig historisch korrekt ist, was sie (be)schreibt.
    Dennoch sehe ich einen großen Unterschied zwischen Romanen mit einem vollkommen "historisch verbürgten Personal", deren Handlungen so eng wie möglich an historischen Quellen orientiert sind und solchen Romanen, in denen erfundene Personen einfach nur vor einer historischen Kulisse - teilweise sogar schlecht recherchiert - agieren.
    Erstere sind für mich historische Romane, letztere nicht. Letztere wären für mich dann je nach der Thematik Liebesromane, Familienromane, Abenteuerrromane etc.

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  • Falka wächst Ende des 17. Jahrhunderts in sehr ärmlichen Verhältnissen auf der Insel Fanø auf. Ihr Leben scheint vorbestimmt, sie wird ihren Vetter Peder heiraten und auf der Insel bleiben. Doch dann kommt alles ganz anders und Falka landet in Willem Tondersens Klöppelfabrik in Tondern. Die Verhältnisse, in denen die Klöpplerinnen leben und arbeiten müssen, sind schrecklich, aber es gibt auch Freundschaft und Zusammenhalt unter den Mädchen.


    Das wunderschöne Cover machte mir Lust, den Roman zu lesen, und zunächst fand ich ihn auch sehr interessant. Die Verhältnisse, in denen Falka leben muss, vor allem das Elend der Klöpplerinnen werden eindrücklich dargestellt und auch der historische Hintergrund schien mir interessant.


    Nach etwa 100 Seiten jedoch ging der Roman in eine Richtung, die mir nicht mehr so sehr gefiel, er wurde zunehmend abstrus, Falka verlor immer mehr meine Sympathie und die Geschichte behagte mir auch immer weniger. Für mich wurde der Roman mit jeder Seite weniger historisch. Falka möchte ein Mädchenreich erschaffen, und das mit äußerst extremen Mitteln. Ihr Gedankengut ist stellenweise kaum nachzuvollziehen, für mich geht das schon ins geistig Ungesunde. Sicher ist gesellschaftliche Kritik angebracht, für mich jedoch nicht auf diese Weise, da es einfach immer unrealer wirkt. Das Historische tritt immer mehr in den Hintergrund, auch wenn immer mal wieder das politische Tagesgeschehen mit hineinspielt, jedoch nur am Rande. Ich erwartete einen gut recherchierten, interessanten und spannenden historischen Roman, der mich mit in seine Zeit nimmt. Das habe ich nicht bekommen.


    Sprachlich ist der Roman interessant und besonders, wenn auch manchmal etwas anstrengend. Ich glaube, das war es aber im Wesentlichen, warum ich bis zum Ende dabei blieb.


    Die Charaktere blieben mir durchgehend fremd, auch wenn man manchen recht gut kennen lernt, sie berührten aber nicht mein Herz und ich konnte – außer zu Anfang – kaum mit ihnen mitfühlen. Hin und wieder fesselte mich der Roman für einige Zeit schon, da wurde es interessant und manchmal sogar spannend – leider aber eben nur immer für ein paar Seiten.


    Sehr gefehlt hat mir ein Nachwort. Ich hätte gerne gewusst, warum die Autorin diesen Roman geschrieben hat. Auch ein Glossar hätte dem Roman gut getan, manche Worte konnte ich mir ergoogeln, aber ich weiß bis heute nicht, was „gauchen“ bedeuten soll, ein Wort, das beinahe inflationär verwendet wird. Zum Googeln hat mich der Roman übrigens auch sonst gebracht, ich informierte mich über das Klöppeln, über die Insel Fanø (die tatsächlich Probleme mit Sandstürmen hatte), über den politischen Hintergrund usw. So habe ich immerhin meinen Horizont wieder etwas erweitern können, wenn auch nur indirekt durch den Roman.


    Den Roman zu bewerten, fällt mir schwer, nach langem Überlegen vergebe ich 2,5 Sterne. Sicher wird auch dieser Roman Liebhaber finden, gerade sprachlich wird ihn manch einer genießen können. Wer allerdings einen interessanten und fesselnden historischen Roman lesen will, sollte nach einem anderen Buch greifen.

  • aber ich weiß bis heute nicht, was „gauchen“ bedeuten soll,

    ich habe nur den Begriff "Gauch" im Sinne von "Narr, Tor" gefunden, kann aber nicht beurteilen, ob das im Kontext eine passende Interpretation wäre :-k

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • ich habe nur den Begriff "Gauch" im Sinne von "Narr, Tor" gefunden, kann aber nicht beurteilen, ob das im Kontext eine passende Interpretation wäre :-k

    Das hatte ich auch gefunden, passt m. E. aber nicht wirklich, "gauchen" wird als Verb und immer dann verwendet, wenn derjenige sich fortbewegt, aber nicht im Sinne von trottelig oder so ...

  • historischer Roman oder Fantasie?


    Falka wächst auf einer kleinen Insel auf, doch als der Vater von einer Seefahrt nicht zurückkehrt, muss sie den sicheren Hafen der Heimat verlassen. Sie wird nach Tondern in die Fabrik zur Herstellung von Spitze verkauft. Ihre Geschichte spielt im ausgehenden 17. Jahrhundert in Dänemark. Falka wird gezwungen, sich den Gegebenheiten der Fabrik anzupassen und ihr Schicksal anzunehmen. Genau dies macht sie auch aber anders, als die Männer denken. Schnell wird Falka die beste Klöpplerin, die Tondern je gesehen hat, geschickt nutzt sie ihre Fähigkeiten, um ihre eigenen Ziele zu erreichen.


    Jelle Behnert erzählt hier eine ganz eigene Geschichte über das Leben einer jungen Frau und ihr schweres Schicksal. Die erste Hälfte dieses Romans hat mich völlig in seinen Bann gezogen. Der Erzählstil hat es mir richtig angetan, ich mochte das Buch kaum aus der Hand legen. Mit zielsicheren Worten beschreibt die Autorin Falka. Diese hat ein schweres Schicksal durchzustehen. Sie muss hart arbeiten, um zu überleben, dabei verliert sie aber nie ihre eigenen Ziele aus den Augen. „Liebe dein Schicksal“ ist ihr Motto und dies versucht sie auch, ihren Mitmenschen zu vermitteln. Sie hat damit Erfolg und die Menschen um sie herum können ihr einfach nicht widerstehen.


    Am Anfang erzählt die Autorin nicht nur von Falka, sondern auch davon wie es im 17. Jahrhundert war zu leben und als Frau zu arbeiten. Schwer und Trostlos war es gerade für die jungen Frauen, die mehr Kinder waren und schwer in den Fabriken schuften mussten. Eigentlich war es kaum auszuhalten, davon zu lesen. Aber gerade der Charakter von Falka war es, der Licht und Hoffnung zu diesen Kindern gebracht hat. Genau darum musste ich immer weiter lesen und einfach wissen, wie sich ihr Schicksal wandeln würde. Leider geht dieser schöne historische Roman dann einen Weg, der wohl eindeutig in das Reich der Fantasie gehört.


    Die Mädchen und allen voran Falka organisieren einen Aufstand und wehren sich gegen ihre Herren. Eigentlich eine logische Schlussfolgerung sollte man meinen, leider sind diese Beschreibungen und wie es nun weitergeht so weit her geholt, dass sie einfach nur noch unglaubwürdig wirken und so in einem historischen Roman, meiner Meinung nach, nichts zu suchen haben. Dieser Aufstand wird mit viel Brutalität beschrieben und zeigt alle grausame Härte, die ein Krieg mit sich bringt, leider hat es so einen Aufstand der Klöpplerin und die hier beschriebenen Folgen nie gegeben. Ein Nachwort, in dem Behnert erklärt was Fiktion und Wahrheit ist, gibt es hier nicht. Es wäre interessant gewesen zu erfahren, woher die Autorin ihre Inspiration zu diesem Roman genommen hat.


    Auch wenn ich gerade die zweite Hälfte des Romans dem Reich der Fantasie zuordne, hat mir „Das Haus der schwarzen Schwäne“ gut gefallen. Es ist ein Roman mit viel Herzblut, mit Romantik auf seine ganz eigene Weise und einem Ende, welches zu Falka passt.


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