Federico Inverni - Das Opfer Null / Il prigioniero della notte

  • Das Buch beginnt mit einem rätselhaften Vorspann dessen Sinn und Inhalt sich zunächst nicht erschließt. Doch dann sind wir abwechselnd mit Lucas und Anna Wayne dirket mitten im Geschehen drin. Lucas muss mit seinem langjärigen Kollegen Martin zum Einsatz in eine quasi aussichtslose Geisel Situation, während Anna quasi parallel wohl an einem weiteren Tatort eintrifft. Schnell und kurz wechslen die Kapitel fast schon stakkatohaft zwischen Lucas und Anna. Das verstärkt die Spannung und die Brisanz der Lage. Annas Kapitel werden aus ihrer Sicht erzählt. Details zu den Protagonisten und Hintergründen werden zunächst nur spärlich Preis gegeben, man muss sich besonders in Annas Situation erst hinein rätseln. Von Lucas Verlusten in der Vergangenheit ist zunächst nicht die Rede. Der neue Captain schleppt Lucas dann trotz des gerade beendeten kritischen Einsatzes, der fast in einem totalen Desaster geendet ist, zu Anna und der Pathologin Sasha an den neuen Tatort.


    Das Buch ist geprägt von intensiven Beschreibungen, man kann das Feuer, die Explosionen, die Nacht fast selber spüren.


    Anna erlebt Lucas als wortkargen Einzelgänger, der in seiner sozialen Interaktion eingeschränkt ist. Er wirkt kalt, logisch und zu tiefst erschöpft. Aber er ist auch ein begnadeter Tatort-Leser und Verhör-Spezialist, über den man sich seine berühmtesten Fälle erzählt. Er genoß in der Vergangenheit im Dezernat Privilegien, wird aber von seinen Kollegen kaum je gesehen, man zieht ihn nur zu besonderen Fällen und Situationen hinzu.


    Nach der vierten Tat eines Serienmörders durfte Anna ihn endlich mit der widerstrebenden Genehmigung des neuen Captains dazu ziehen. Sie kommt als Leitung im Fall und erfahrene Profilerin nicht mehr weiter. Es drohen weitere Taten. Die Geschichte ist fesselnd und düster.


    Zur Mitte des Buches klärt sich dann, was es mit dem Opfer Null auf sich hat. Die beiden Hauptpersonen werden in ihrem Charakter und ihren Hintergründen klarer. Lucas erinnert in seiner Deduktion stark an den Sherlock der neuen Serie. Zunächst kann ihm keiner bei seinen unglaublichen gedanklichen Sprüngen folgen, aber zum Glück folgen dann die Erklärungen. Der ohnehin schon verzwickte Fall wird immer komplexer, verwickelter und vielschichtiger.


    Im letzten Viertel kommt es zu heftige Wendungen und einer rasanten Verfolgungsjagd. Die letzten Seiten des Thrillers „Das Opfer Null“ von Federico Inverni verschlingt man förmlich, will wissen wie das alles zu Ende gehen wird.


    Zum Schluss führen die Fäden zusammen und es klärt sich alles auf. Man erhascht dann im Epilog auch noch einen möglichen Blick in die Zukunft.


    Lucas ist ein kantiger, sperriger Charakter, der aber in seinem Leiden Beschützerinstinkte weckt. Anna ist tough, willensstark, beharrlich und einfallsreich.


    Ein spannender Thriller mit zwei außergewöhnlichen Hauptfiguren.


    4,5 von 5 Punkten.

  • Klappentext laut Amazon:
    Seit dem Tod seiner Familie ist für den ehemaligen verdeckten Ermittler Lucas nichts mehr, wie es war. Er isst nicht, er schläft nicht, er empfindet nichts. So muss sich die ewige Dunkelheit anfühlen. Doch dann tötet ein Serienmörder vier Frauen, und die Polizei ist auf Lucas' Hilfe angewiesen. Denn niemand kann Tatorte so gut lesen wie er. Gemeinsam mit der jungen Psychiaterin Anna entwickelt er ein Täterprofil, scheint den Killer allmählich zu durchschauen. Aber dann wird die Mordserie unterbrochen. Etwas muss geschehen sein. Und Anna beginnt, Lucas zu hinterfragen. Denn auch sie hat in ihrem Leben schon in viele Abgründe geblickt …

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Verlagstext:

    Du weißt, wie es ist, in Finsternis zu leben. Du spürst, wo das Böse sich versteckt. Aber du kannst dich ihm nicht entziehen.
    Seit dem Tod seiner Familie ist für den ehemaligen verdeckten Ermittler Lucas nichts mehr, wie es war. Er isst nicht, er schläft nicht, er empfindet nichts. So muss sich die ewige Dunkelheit anfühlen. Doch dann tötet ein Serienmörder vier Frauen, und die Polizei ist auf Lucas' Hilfe angewiesen. Denn niemand kann Tatorte so gut lesen wie er. Gemeinsam mit der jungen Psychiaterin Anna entwickelt er ein Täterprofil, scheint den Killer allmählich zu durchschauen. Aber dann wird die Mordserie unterbrochen. Etwas muss geschehen sein. Und Anna beginnt, Lucas zu hinterfragen. Denn auch sie hat in ihrem Leben schon in viele Abgründe geblickt …

    Mein Eindruck:
    Der Beginn war schon sehr spannend, auch wenn mir nicht klar war, was das mit der eigentlichen Handlung zu tun hatte. Man befindet sich in diesen Anfangskapiteln in einer ganz und gar anderen Handlung und fragt sich natürlich, ob da parallel zwei Ermittlungen ablaufen. Erst als Lucas zu Annas Ermittlungen hinzugezogen wird und er seine Ergebnisse schildert wird einiges klarer. Geschickt verstrickt der Autor die eine Handlung mit der anderen und baut die Geschichte so auf. Das Tempo ist sehr rasant. Die Ermittlungen ziehen sich nur über wenige Tage. Immer wieder kommen überraschende Wendung hinzu, mit denen man so nicht gerechnet hat. Auch Anna und Lucas sind sehr undurchsichtig. Man weiß nie genau was da als nächstes kommt. Das hält die Spannung sehr hoch. Seite um Seite will man einfach wissen, wie das Ganze denn ausgeht. Denn eines ist schon früh klar: die Zeit läuft gegen die Ermittler und gegen ein noch lebendes Opfer! Anna und Lucas sind ein Ermittlerpaar, das ich so noch nie erlebt habe. Beide haben schreckliches durchgemacht in ihrer Vergangenheit, beide zwar auf unterschiedliche Art und Weise, doch beide kämpfen mit ihren persönlichen Dämonen. Während Anna irgendwie eine Möglichkeit gefunden hat mit ihren Ängsten und ihrer Wut umzugehen, ist es für Lucas ungleich schwerer. Er ist nicht nur psychisch sehr angeschlagen, seine Krankheit sieht man ihm auch äußerlich an. Diese Krankheit lässt ihn Dinge tun, die nicht nur sein Leben gefährden. Durch seine Gedanken und Träume ist man als Leser ganz nah dran, das ist verwirrend und spannend gleichzeitig.Die Anmerkung des Autors am Ende der Geschichte fand ich auch sehr interessant. Hier erfährt man, warum er seinen Hauptfiguren diese “Kopfnote” verpasst hat, seine Faszination für ein bestimmtes Thema in der Neurowissenschaft. Es erklärt gut, warum Lucas so ist wie er ist. Ich kannte diese Krankheit vorher nicht, hab in diesem Thriller das erst mal davon gelesen. Auch in der Geschichte selber erfährt man einiges darüber und bekommt ein besseres Bild zu dem Ermittler. Sehr interessant, auch wenn ich persönlich nicht so die Liebhaberin von Lateinischen Fachausdrücken bin!Mein Fazit:
    Ein rasanter temporeicher Thriller, der einem kaum Zeit zum Atmen lässt. Eine gut durchdachte Handlung mit geschickt platzierten Wendungen und einem Ermittlerpaar das man so nicht erwarten würde.
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