Martin Gregor-Dellin "Richard Wagner"

  • Ich habe jetzt das Buch von Gregor-Dellin gelesen: Klar, eine Fülle von
    Daten, Informationen und Geschichten. Und klar, ein solches Buch ist
    interessant, weil es eine interessante Lebensgeschichte erzählt. Und der
    Autor ist auch ohne Zweifel mit einigem schriftstellerischem Talent
    gesegnet, alles lässt sich also sehr flott und unterhaltsam lesen.
    Aber meiner Meinung nach will Gregor-Dellin zu viel. Er hält zu viele
    Hintergrundinformationen für notwendig zum Verständnis und dann
    informiert er uns eben über die politische, gesellschaflische und was
    weiß ich für Tatbestände, die sicherlich auch wirklich interessant sind,
    aber eben manchmal einfach zu weit führen und uns ab und zu auch
    regelrecht von der Hauptperson wegführen. Auch setzt er manchmal einfach
    zu viel voraus: Prominente dieser Zeit waren mir oft schlicht völlig
    unbekannt. Dieser ausschweifende Stil führte dann andererseits dazu,
    dass der Hauptstrang oft lückenhaft wirkte. Da passte der ganze Wagner
    einfach nicht mehr ins Werk - das geht natürlich nicht! Ein Beispiel:
    Mir persönlich war es wichtig zu erfahren, wie es zu den "Wagnertuben"
    kam; leider tauchen die überhaupt nicht auf. Die Kinder der Wagners sind
    schattenhaft und unvollständig beschrieben. Da bleibt es bei der
    lapidaren Erklärung, Wagner habe sie geliebt. Wie hat Wagner von
    anderer Musik erfahren? Hat er sich Klavierauszüge besorgt und sich
    vorgespielt? Man erfährt es nicht . Dafür wird Nietzsche streckenweise
    plötzlich zum Protagonisten, was zwar auch interessant ist, aber doch
    ein wenig vom Thema abschweift.



    Das war jetzt sehr viel Kritik für ein Buch, das mir sehr gut gefallen
    hat, das mir viele neue und interessante Informationen gegeben hat und
    mich noch einmal ganz zu Wagner geführt hat und bewirkt, dass ich
    seitdem wieder viel von ihm gehört habe.