Feri Lainscek - Halgato: Lacki roma - statt zu Leben/Namesto koga roza cveti

  • Original : Namesto koga roza cveti (Slowenisch, 1991)


    INHALT :
    Im Über-Mur-Gebiet (Nordosten Sloweniens) steht unter Titos Regiment der Nachkriegszeit eine Roma-Barackensiedlung, Lacki Roma. Dort wächst Sandor bei seiner Mutter Tereza auf und wird später von seinem mal auftauchenden, mal verschwindenden Vater "Halgato" genannt.Schließlich sind beide Elternteile verschwunden : der Vater (man erahnt politisch-existenzielle Schwierigkeiten) wird verhaftet, gefoltert, stirbt…, die Mutter taucht erst Jahre später mit einem neuen Mann, Bumbas, dessen Sohn Pisti und zwei Töchtern auf. Halgato aber erhielt vor dem Abschied seines Vaters von diesem eine Geige und ersten Unterricht. Später stellt sich die Violine als Prachtinstrument mit Geschichte heraus. Halgato wird nach und nach ein immens talentierter Geiger.


    Bei seinen Touren als Schleifer und Kesselflicker nimmt Bumbas seinen Stiefsohn mit, und benützt ihn später ausbeutend als Geldbeschaffer um die Ausbildung von Pisti und seine eigenen Ausschweifungen zu finanzieren…


    BEMERKUNGEN :
    Neben drei einleitenden, bzw abschliessenden Minikapiteln besteht das Werk aus fünf « Büchern » (= Teilen), mit je 7-18 Unterkapiteln. Bei insgesamt 230 Seiten also recht übersichtliche kurze Kapitel. Die « Bücher » umfassen jeweils Lebensstufen Halgatos.


    Der Handlungsort befindet sich in der Prekmurje, dem Über-Mur-Gebiet im Nordosten Sloweniens : diese Gegend wird von einer Ebene geprägt (im Gegensatz zum alpinen Restslowenien) und hat sich historisch anders entwickelt : es war 1941 besetzt von Ungarn, wurde von der Roten Armee '45 befreit und war von je her eine Erde des Durchzuges und der Mischung verschiedenster Völker, sowohl germanischer, ungarischer Abstammung wie halt auch hier den Hauptprotagonisten, den Roma. Übrigens stammt der Autor aus dieser Gegend und bekennt sich zu dieser besonderen Identität.


    Halgatos Leben steht hier im Mittelpunkt mit der oben geschilderten Ausgangssituation. Und mit ihm auch ein Stück der Geschichte der Roma zwischen Anpassung und Fortbestand ihrer Identität. Konfliktstoff bietet wohl der Wunsch Bumbas', seinen eigenen Sohn Pisti (Halbbruder Halgatos) auf der weiterführenden Schule zu sehen ! Ja, Erfolg muss her, eine Zukunft ! Doch der Weg in die Stadt wird Pisti, den Bruder und Freund, langsam entfremden und die beiden entzweien.


    Etwas hintergründiger gibt es auch historische Bezüge zum Jugoslawien Titos, dem Leben zwischen Zwang und gewollter Anpassung.


    Mehr sei dazu hier nicht gesagt.


    Die Sprache ist geradeheraus, manchmal ziemlich schockierend offen, vulgär gar, doch dahinter steckt jenes Pathos, jenes Fabulierende, Theatralische, das das Ganze wiederum abschwächt, relativisiert und manchmal eine « märchenhaftere », zeitlosere Stimmung verleiht (trotz der historischen Einbettung). Die Atmosphäre mag von manchen Ausschweifungen, Musik und nicht ganz koscheren Dingen geprägt sein, doch eine Grundstimmung ist wohl die Traurigkeit, eine gewisse Nostalgie, gar Verlassenheit.


    Das Buch wurde unter dem Titel « Halgato » 1993/94 erfolgreich verfilmt.


    Ein etwas anderes Buch über eine andere Lebensweise, die es nicht einfach gilt, mit unseren Urteilen abzuwerten. Echt interessant und bereichernd ! Es könnte vielen hier gefallen.


    AUTOR :
    Feri Lainšček wurde am 5.Oktober 1959 in Dolenci im Nordosten Sloweniens geboren und ist ein slowenischer Schriftsteller, Dichter und Drehbuchautor. In Ljubljana studierte er Journalismus und arbeitete in den 80iger Jahren als Radiosprecher bei Radio Ljubljana. Seit dem 90iger Jahren lebt und arbeitet er in Murska Sobota in seiner heimischen Prekmurje-Gegend. Er bekennt sich zu einer Identität seiner Ursprünge und arbeitete auch in der Sprache dieser Gegend - für die einen ein Dialekt, für ihn eine eigene Sprache.


    Produktinformation:
    Taschenbuch: 230 Seiten
    Verlag: Hermagoras (1994)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3850133095
    ISBN-13: 978-3850133098

  • Der Originaltitel « Namesto koga roza cveti » heißt übersetzt übrigens so etwas wie « Anstatt wessen die Blume blüht » (um eine Idee zu geben), oder « Instead Of Whom Does The Flower Bloom ».


    Wohl nicht bei den uns üblichen Anbietern im Original erhältlich (?), aber zB hier :


    https://www.bolha.com/knjige-r…oza-cveti-1317639916.html