Klappentext
Die ungestillte Sehnsucht nach Liebe macht sie unsterblich. Aber alles, was sie will, ist endlich zu lieben.
„Zweihundert Jahre habe ich die Liebe gesucht, wollte sie mehr als alles andere – nie hat sie sich meiner erbarmt. Ich habe noch nie geliebt. Wurde noch nie geliebt.“
Pearl ist eine Suchende. Ihre Sehnsucht nach Liebe ist so groß, dass sie selbst im Tod keine Ruhe gefunden hat und zur Unsterblichkeit verdammt ist. Sie hat nur eine Möglichkeit, erlöst zu werden: sie muss die wahre, aufrichtige Liebe erfahren. Aber der, den sie endlich lieben kann, stellt sich als ihr größter Feind heraus. Wird er ihre Gefühle erwidern und sie befreien oder wird er ihr Schicksal auf ewig besiegeln?
Meine Meinung
Ein Buch über die Liebe? Sehr ungewöhnlich für mich, aber mich hat der Aspekt der Unsterblichkeit gereizt und ich muss zugeben, vor allem auch das wunderschöne Cover - und ich wurde nicht enttäuscht!
Anfangs war ich noch etwas skeptisch, denn die Protagonistin Pearl, die ja schon seit 200 Jahren nach ihrer wahren Liebe sucht, schien mir schon sehr naiv zu sein. Trotz ihrem Alter von 18 Jahren, in dem sie gestorben und wiedergeboren wurde, sollte die lange Zeit auf Erden doch etwas mehr Reife mitbringen.
Aber ich hab mich davon nicht abschrecken lassen und muss gestehen, dass ich es nach dem etwas seichten Anfang das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte!
Die Geschichte spielt, wie sollte es anders sein, in Venedig, der Stadt der Liebe. Der Schauplatz ist natürlich perfekt gewählt und hat der Suche eine ganz besondere Atmosphäre geboten. Pearl ist als Suchende nicht die einzige - sie hat sich mit Damien und Alexa zusammengeschlossen, die ebenfalls ihre wahre Liebe finden wollen. In Venedig doch leicht, sollte man meinen, aber eben auch sehr schwer, wenn man die vielen verliebten Pärchen beobachtet, während man selbst so lange Zeit alleine ist.
Julie Heiland spielt hier sehr intensiv mit der Sehnsucht, die wohl jeder Mensch in sich trägt: den einen Menschen zu finden, den man wirklich liebt und der diese Gefühle auch zurückgibt. Diesen einen Seelenpartner, mit dem das Schicksal uns zusammenführt und der perfekt zu uns passt. Ich hatte da ein bisschen Bedenken, denn diese Vorstellung, wenn sie auch jeder von uns in sich trägt, wird doch zu oft nicht erfüllt. Es weckt schon eine gewisse Wehmut und ich hatte desöfteren Tränen in den Augen beim Lesen, da die Hoffnungslosigkeit dabei schon sehr deutlich gemacht wird.
Das ganze löst die Autorin aber sehr geschickt auf, was ich natürlich hier nicht verraten werde. Der Aspekt der Freundschaft hat mir hier aber noch ein bisschen gefehlt (wenn auch unterschwellig vorhanden), denn eben auch die Liebe zu anderen Menschen in all ihren Facetten zählt hier für mich sehr wohl dazu. Auch das kann einen stärken und das Leben genießen lassen, manchmal war es doch etwas deprimierend, dass das Leben ohne den richtigen Partner nur trostlos erscheinen "soll".
Auch die Aussage, dass man das Leben bzw. die Schönheit des Lebens gar nicht wirklich wahrnehmen kann, wenn man nicht verliebt ist, fand ich doch etwas grenzwertig.
Ebenfalls wird die Sicht etwas verklärt, denn diese Verliebtheit, mit der ja alles seinen Anfang nimmt, ist für mich noch keine Liebe - die erwächst erst aus dem Zusammenleben - wobei ich schon daran glaube, dass man "den Einen / die Eine" tatsächlich auf den ersten Blick voll und ganz in sein Herz schließen und erkennen kann. Das wird ja oft bemängelt bei Liebesgeschichten, aber ja, sowas gibts.
Ein wichtiger Punkt war dabei auch die Einsamkeit und der Neid, die hier immer wieder mitspielen. Wie man sich fühlt, wenn man diese ganzen Pärchen um sich rum hat, das Glück der anderen sieht und selbst diese Momente des Alleinseins kaum noch aushalten kann.
Pearl ist, wie gesagt, schon etwas naiv, was sich aber im Verlauf der Handlung legt. Ihre beiden Mit-Suchenden sind ebenfalls wichtige Charaktere - gerade Damien, der seine positive Ausstrahlung immer beibehält und die Hoffnung nicht verliert, im Gegensatz zu Alexa, die dazu tendiert, die Hoffnung aufzugeben.
Hier kommen jetzt die Jäger ins Spiel. Denn die Suchenden werden ja vom Kuss der wahren Liebe erlöst. Doch das hat einen Haken: Küssen sie jemanden, der nicht ihre wahre Liebe ist, stehlen sie demjenigen alle Gefühle. Hier gabs ein paar logische Ungereimtheiten, die ich aber mal beiseite geschoben habe.
Jedenfalls sind die Jäger auf der Suche nach "bösen" Suchenden, die gar nicht mehr nach ihrem Seelenpartner Ausschau halten, sondern nur noch den kurzen Kick suchen, sich ein paar Stunden das Gefühl der Liebe zu holen - und somit andere Menschen zu gefühllosen Wesen machen, deren Leben von da an nur noch von Leere bestimmt ist.
Die beiden Jäger, die in Venedig unterwegs sind, sind sehr unterschiedlich. Der eine ist zerfressen von Hass und Wut und wünscht deshalb jedem Suchenden den Tod, ohne ihnen eine Chance auf Erlösung lassen zu wollen. Ein unsympathischer Kerl, der aber auch sein Päckchen zu tragen hat, denn er kompensiert damit nur den eigenen Schmerz, den er in sich trägt. Die Sichtweisen wechseln zwischen Pearl und ihm und werden aus der Ich-Perspektive erzählt.
Der andere Jäger hat sich die Wärme im Herzen bewahrt und glaubt daran, dass es noch Hoffnung gibt. Seine direkte Art, gleichzeitig abwartend und immer ein Lächeln auf den Lippen, gleichzeitig verspielt und aufmerksam und mitfühlend ist schon ein wahrer Traum.
Mich hat die Geschichte jedenfalls sehr berührt, da ich mich mit Pearl direkt verbunden gefühlt habe - ich konnte alles was sie durchmacht sehr gut nachempfinden. Ein paar Aspekte sehe ich zwar in der Aussage etwas kritisch, aber ich war während dem Lesen so sehr in diese Gefühlswelt eingebunden, dass ich meist einfach darüber hinweggesehen habe. Liebe ist für jeden anders und es gibt so viele Facetten in der Familie, im Freundeskreis und in der Partnerschaft, dass sich jeder vielleicht auch die Menschen in Erinnerung rufen sollte, die ihm außerhalb einer Beziehung auch das Gefühl des Geliebtwerdens geben können.
Fazit: 4.5 Sterne
© Aleshanee
Weltenwanderer