Marcel Mauss - Die Gabe: Form und Funktion des Austauschs in archaischen Gesellschaften/Essai sur le don : Forme et raison de l'échange dans les sociétés archaïques

  • Original : Französisch, 1923-24, erschienen in « L'Année sociologique »


    INHALT :
    Dieser Essay ist die erste systematische und vergleichende Studie über das weit verbreitete System des Geschenkaustauschs und die erste Deutung seiner Funktion im Bezugsrahmen der gesellschaftlichen Ordnung. Mauss zeigt hier, was die eigentliche Natur und fundamentale Bedeutung solcher Institutionen wie des Potlatsch und des Kula ist, die uns auf den ersten Blick befremdlich oder sogar sinnlos und unverständlich erscheinen. Und wenn er uns zeigt, wie sie zu verstehen sind, erschließt er uns nicht nur den Sinn bestimmter Bräuche, etwa der nordamerikanischen Indianer, sondern zugleich den Sinn analoger Bräuche in früheren Phasen der überlieferten Geschichte und überdies den Sinn von Praktiken unsere eigenen Gesellschaften in der gegenwärtigen Zeit. Der Vergleich (oder die Gegenüberstellung) von archaischen Institutionen, über die er schreibt, und unseren eigenen ist in seinem ganzen Essay implizit enthalten.
    (Quelle : amaz.de)


    BEMERKUNGEN :
    Es handelt sich um einen Grundlagentext, wenn auch nach Assage des Autors in unvollkommener und noch auszufeilender Form, der dennoch für Furore sorgte. Ich habe die französische Fassung in einer Ausgabe von 2012 gelesen. Sie wird lange eingeführt. Der Fußnotenapparat (durch den Autor) gibt reichliche Hinweise zu Quellen, Beispielen etc. Doch der Hauptkorpus erscheint relativ verständlich ohne all diese Zugaben.


    Anhand von Beispielen aus verschiedenen archaischen Gesellschaften (Melanesien, Polynesien, Nordwestamerika...) zeigt der Autor auf, dass die Gabe ein Empfangen herausfordert, und dieses Wiederum eine Gegengabe. Dieser Kreislauf entzieht sich rein kommerziellen Notwendigkeiten, sondern hat in seinen Ursprüngen andere Quellen und « Absichten ». Diese Beziehungen zementieren das Band zwischen Gesellschaften, Völkerns, Klans, Familien und Individuen, bzw schafffen eine Form der gegenseitigen Verwiesenheit und Abhängigkeit, die also ein soziales Band schaffen. (siehe auch : https://fr.wikipedia.org/wiki/Essai_sur_le_don )


    Im sehr strukturierten und gegliederten Text unterscheide ich dann vor allem einen zweiten Teil, der sich mit dem Überleben dieser Prinzipien in den alten Formen des Rechts beschäftigt (römisches Recht etc).


    In der Schlußfolgerung versucht Mauss, seine Beobachtungen auf unsere Gesellschaften auszuweiten und aktualisiert die Besonderheit von wichtigen Beziehungen, die sich rein komerziellen Gesichtspunkten verweigert. Die abschliessende Einladung, sich von gewissen Traditionen inspirieren zu lassen ist umwerfend und stimmt froh.


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    Hier einige von mir notierten Grundaussagen, die einen kleinen Einblick geben könnten :


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    Ich kann nicht hier die Mäander der Argumentation darstellen, sondern nur Lust machen auf eine Entdeckung : dieser Grundtext der modernen Anthropologie, Soziologie hat Konsequenzen in allen möglichen Lebensbereichen und mag uns anregen, über unser « Geben-Empfangen-Zurückgeben » neu nachzudenken.


    Diese herzliche Einladung mag an dieser Stelle genügen ?!


    AUTOR :
    Marcel Mauss (* 10. Mai 1872 in Épinal; † 10. Februar 1950 in Paris). Er war ein französischer Soziologe und Ethnologe. Er stammte aus einer jüdischen Familie, die eine kleine Seidenstickermanufaktur in den Vogesen betrieb. Vierzehn Jahre lang war sein Onkel, Émile Durkheim, sein Mentor. Mauss lehrte an der École Pratique des Hautes Études im Fachbereich Religionswissenschaften die „Religionen unzivilisierter Völker“ (wobei er die Bezeichnung „unzivilisiert“ ablehnte). Zusammen mit Durkheim begründete er die Zeitschrift « L'Année Sociologique » und 1925, zusammen mit Paul Rivet (1876–1958) und Lucien Lévy-Bruhl, das « Institut d'Ethnologie » in Paris. Kurz darauf erhielt er einen Lehrstuhl für Soziologie am Collège de France; die Bewerbung dafür hatte er, zum Ärger seines Onkels, 1908 noch abgelehnt.
    Politisch war Mauss eng mit der Arbeiter-Internationale verbunden, gründete die Zeitschriften Mouvement Socialiste und L'Humanité und veröffentlichte entsprechende reformsozialistische Artikel. Sein politisches Vorbild war Jean Jaurès. 1934 heiratete er seine Sekretärin. Während der deutschen Besatzungszeit drängte man ihn aus seiner Position. Er selbst blieb zwar unbehelligt, aber engste Kollegen (wie z. B. Maurice Halbwachs) wurden umgebracht.


    Er hatte durch seine Forschungsarbeiten immensen Einfluss auf die Humanwissenschaften, insbesondere in den Bereichen der Liguistik, Psychologie, Religionsgeschichte, des Orientalismus', der Ethnologie, Soziologie und der Anthropologie.


    Nach dem Krieg lebte er sozial isoliert, hinzu traten persönliche Probleme, und sein Geist versank in Umnachtung.


    Taschenbuch: 208 Seiten
    Verlag: Suhrkamp Verlag; Auflage: 11 (6. Oktober 1990)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 351828343X
    ISBN-13: 978-3518283431

  • À l'aide d'exemples empruntés à des sociétés diverses, l'auteur montre que le don est obligatoirement suivi d'un contre-don selon des codes pré-établis. Dons et contre-dons, articulés autour de la triple obligation de « donner-recevoir-rendre », créent un état de dépendance qui autorise la recréation permanente du lien social.
    Quelle : https://fr.wikipedia.org/wiki/Essai_sur_le_don


    In dieser verlinkten französischen Ausgabe begleitet von einer langen Einführung duch Florence Walter.


    Broché: 252 pages
    Editeur : PRESSES UNIVERSITAIRES DE FRANCE - PUF; Édition : 2 (8 septembre 2012)
    Collection : Quadrige
    Langue : Français
    ISBN-10: 2130606709
    ISBN-13: 978-2130606703