Frances Hodgson Burnett - Der geheime Garten / The Secret Garden

  • Der Geheime Garten



    Eine zauberhafte Geschichte!



    Inhalt:


    Nach dem Tod ihrer Eltern wird die verwöhnte Mary auf das abgelegene Landgut ihres Onkels geschickt. Das große Haus mit seinen zahlreichen verschlossenen Türen weckt bald ihre Neugier. Eines Tages findet sie den geheimen Zugang zu einem verwilderten Garten und beginnt ihn heimlich zu pflegen. Mary verändert sich, und auch ihr kränkelnder, tyrannischer Cousin Colin kann sich dem Bann des Gartens und dem Zauber der Freundschaft nicht verschließen…



    Fazit:


    Die Geschichte ist trotz der 110 Jahre, die sie auf dem Buckel hat, noch immer aktuell und spannend. Der Schreibstil ist detailliert und beschreibt Umgebung, Reisen, Erlebnisse und Emotionen der Protagonisten. Die Geschichte ist nicht pompös, aber ich glaube dadurch wirkt sie realistisch und somit sympathisch.


    Ich würde das Buch/ die CD ab einem Alter von 10 Jahren empfehlen. Das Hörspiel war auf vier CDs aufgeteilt, wodurch man es in Etappen anhören konnte.


    Kurz gesagt: Ich war von der Geschichte positiv überrascht und werde mir wahrscheinlich den neuen Film, der 2020 produziert wurde, ansehen.

  • Was für eine wunderschöne, bezaubernde und berührende Geschichte! Warum wird das nicht in der Schule gelesen? Es transportiert so eine wundervolle Botschaft mit so viel Liebe dass ich es wirklich jedem ans Herz legen möchte, der es noch nicht kennt!


    Es hat aber auch seine Schattenseiten, denn Mary, die in Indien aufwächst, wird mit 10 Jahren zur Waise und hatte zuvor auch kein wirklich schönes Leben. Vom Vater nicht beachtet, von der Mutter nur als störend empfunden, wurde sie von "Fremden" aufgezogen, die ihr jeden Wunsch erfüllt haben, um sich vor ihren Wutausbrüchen zu schützen. Deshalb verwundert es nicht, dass sie zu einem herrischen und kaltherzigen Mädchen heranwächst.

    Nach dem Tod ihrer Eltern kommt sie zu ihrem Onkel Mr. Craven nach England. Er besitzt dort ein sehr großes Anwesen mitten im Moor - ein tristes und düsteres Haus, das die Stimmung der Bewohner widerspiegelt.


    Doch Mary hat Glück, denn das Dienstmädchen Martha ist eine Plaudertasche und redet mehr und offener, als sie eigentlich sollte und lockt damit eine verborgene Seite in ihr heraus, die bisher unter der Last des Alleinseins und der Nichtbeachtung begraben war. Vor allem ihre Einsamkeit und ihre Unselbständigkeit fallen mehr und mehr von ihr ab. Diese Veränderungen in Mary ist sehr schön zu beobachten, vor allem als sie das erste Mal mit jemand anderem Mitleid verspürt.


    Zitat

    Es war doch sonderbar, dachte sie, um wie viel sympathischer ein Mensch wirkte, wenn er lächelte. Das war ihr noch nie aufgefallen.

    Zitat Seite 45


    Mir ist ja schon in Der kleine Lord aufgefallen, dass die Autorin sehr oft vom Aussehen spricht. Der kleine Lord war immer so ein hübscher und damit liebenswerter Kerl, was mich ein bisschen geärgert hat, aber ich denke, dass ich durch diese Geschichte hier verstanden habe, warum sie das so oft betont hat.

    Mary nämlich wird als unscheinbar und reizloses Geschöpf beschrieben, entsprechend ihrem Charakter. Als sie sich allerdings verändert, an die frische Luft geht, sich bewegt und gut isst, spielt und netter wird, verändert sich dadurch auch ihr Aussehen. Wie in dem Zitat oben hat es einfach etwas mit der Ausstrahlung zu tun, denn ein missmutiger Mensch wirkt einfach anders, als ein fröhlicher :)


    Ihr Onkel Craven will nichts mit ihr zu tun haben, das Zimmer, in dem sie untergebracht ist, enthält keine Spielsachen und so ist Mary - zum Glück - dazu gezwungen, selbst etwas zu unternehmen und zu suchen, mit dem sie sich beschäftigen kann. Und sie wird fündig!


    Die Autorin verbindet hier wunderschön die etwas trostlose Landschaft nach dem Winter, die plötzlich, oder eher nach und nach, wieder zum Leben erwacht. In der die Blumen und Bäume nach der Sonne trachten, sich entfalten, erblühen, in den Himmel sehen und die Welt mit ihren Farben bunter machen. Ebenso wie es auch das Mädchen Mary durchlebt. Eine wunderschöne Metapher, die sich durch die ganze Geschichte zieht!


    Mary lernt auch den Bruder ihres Dienstmädchens kennen: Dickon. Und ihn habe ich auch sehr ins Herz geschlossen. Er scheint eine Art kleiner Zauberer zu sein, denn er spricht mit den Tieren, die ihn auch immer wieder begleiten, wie eine Krähe, oder Eichhörnchen, oder Hasen. Seine Verbundenheit mit der Natur ist die Magie, die alles Leben durchdringt und hat in ihm einen ganz außergewöhnlichen Charakter, den man einfach nur bewundern muss. Natürlich kennt er sich auch bestens mit Pflanzen aus und so kann er Mary helfen, ihren geheimen Traum zu verwirklichen.


    Zitat

    "Die Kräfte des Zaubers wirken unaufhörlich, und er lässt wie aus dem Nichts Neues entstehen. Alles erwächst aus einem Zauber, Blätter und Bäume, Blumen und Vögel, Dachse und Füchse und Eichhörnchen und Menschen. Also muss der Zauber überall sein."

    Zitat Seite 256


    Das wird noch sehr wichtig, denn außer dem geheimen Garten, der Marys Wunder ist, gibt es noch Rätsel in dem alten Gemäuer im Moor. Nachts hört sie nämlich immer wieder seltsame Geräusche in dem alten Haus - ein Weinen und Stöhnen, dem sie unbedingt auf den Grund kommen möchte. Und was sie schließlich entdeckt, lässt sie weiter über sich hinauswachsen.

    Manches was Mary oder auch andere hier sagen oder tun wirkt sehr gefühllos, schroff und hartherzig. Aber verwoben mit der Geschichte, den Entdeckungen und Entwicklungen kristallisieren sich die Veränderungen so wunderschön wie eine kahle Erde, aus der plötzlich die hartnäckigen Triebe hervorsprießen und sich allein durch Willenskraft in die schönsten Blüten verwandeln.


    Ein weiterer, sehr bewegender Aspekt ist die Macht des Glaubens und der Hoffnung. Eigentlich wissen wir sehr gut, wie stark sich diese Einstellungen auswirken, aber wir machen es uns viel zu selten bewusst. Sich ständig einzureden wie schlimm alles ist wird uns kaum positiv beeinflussen - entgegen einem Mantra, indem wir uns gut zureden, uns selbst fröhlich stimmen, uns auf die positiven Dinge konzentrieren!


    Zitat

    Einen traurigen oder bösen Gedanken in sein Herz zu lassen ist so gefährlich, wie wenn Bakterien in den Körper gelangen, die Scharlach auslösen. Wenn sie einmal drin sind und man sie nicht bekämpft, erholt man sich vielleicht sein ganzes Leben nicht mehr davon.

    Zitat Seite 301


    Ein äußerst wertvoller Gedanke, der in dieser Zeit (1911) scheinbar erstmals so wirklich in den Köpfen der Menschen angekommen ist. Und den viele anscheinend wieder vergessen haben. Unsere Gedanken voll zu machen mit Ängsten, Sorgen und Hoffnungslosigkeit wird uns nicht aus unserem seelischen Tief herausfinden lassen.

    Aber wenn die Sonne uns bis ins Herz scheint, wir die Natur beobachten mit all ihrer Fülle, ihrem Lebenswunsch, ihrer bunten Vielfalt und Sorglosigkeit - ich denke, das hilft uns viel mehr, genauso wie das Lachen, das Beisammensein mit lieben Menschen, das Genießen der kleinen Glücksmomente, auf die wir viel öfters acht geben sollten.


    Mein Fazit: 5 Sterne


    Weltenwanderer

  • Mary Lennox ist ein verwöhntes, eigensinniges Kind der gehobenen Schicht , das in Gesellschaft ihres Kindermädchens und mit einigen Bediensteten in Indien ein einsames Leben führt. Die eigene Mutter lehnt es ab sich um sie zu kümmern und so kommt es, dass Mary verhärmt und unglücklich ist, ohne es selbst zu wissen.

    Als beide Eltern der Cholera zum Opfer fallen kommt Mary als Waise nach England auf das Anwesen ihres Onkels: Misselthwaite Manor. Ein seltsames, großes Haus, das düster mitten im Moor liegt.

    Auch der Onkel ist ein verbitterter Mann und möchte seine Nichte nicht sehen. Mary wird im Haus einquartiert und soll sich möglichst unauffaellig verhalten. Gott sei Dank aber gibt es das gutmütige Hausmädchen Martha. Sie hat ein sonniges und liebevolles Wesen und schaftt es nach und nach Marys Vertrauen zu erlangen. Sie ermuntert Mary dazu nach draussen zu gehen und sich zu bewegen. So kommmt es, dass Mary anfängt die Gärten erkundet. Schon bald hört sie auch von einem verborgenen Garten, der seit dem Tod ihrer Tante vor 10 Jahren nicht mehr betreten werden darf und nun möchte sie diesem Geheimnis unbedingt auf die Spur kommen

    Es ist wunderbar zu verfolgen wie dieses verbitterte, störrische Kind aufgeblüht und zunehmend weicher wird. Wir erleben den Wandel Marys vom unglücklichen, trotzigen Kind zu einem fröhlichen, liebenswerten Mädchen, das zunehmend Freude am Leben findet. Sie schliesst Freundschaften mit Menschen und Tieren und kommt schließlich auch hinter das Geheimnis eines seltsamen Weinens, das immer wieder im Haus zu hoeren ist.

    Eine wunderbare, liebenwerte Geschichte. Eine Geschichte über Freundschaft, Schönheit und Hoffnung die berührt.

    Ein Klassiker für Kinder und Erwachsene gleichermaßen.