Heute habe ich mit "Fat City", der einzigen Novelle, die Leonard Gardner geschrieben hat, begonnen. Das Cover zeigt gleich, worum es geht: Das Boxen. Sport interessiert mich normalerweise wenig, und Boxen noch weniger, doch Gardner erzählt mit solch einer Melancholie und so eindrücklichen, knappen und doch bildhaften Worten von zwei Männern, die sich im Leben durchzuschlagen versuchen, dass ich erst einmal eine Pause einlegen muss, um das Gelesene zu verarbeiten. Das Buch ist so realistisch, dass es schmerzt, und bei den Beschreibungen der Erntearbeit (die Novelle spielt in den 50ern) musste ich immer wieder an die Erntehelfer denken, die heut zu Tage unter kaum anderen Bedingungen arbeiten. Es ist kein Untrehaltungsroman, aber ein stimmungsvolles Gemälde einer vergangenen Zeit. Mein Kopfkino lief während des Lesens auf Hochtouren. Gleichzeitig habe ich Einiges über das Boxen an sich gelernt, und der Sport erscheint mir jetzt anspruchsvoller, als ich gedacht hatte. Die beiden Männer, die hier im Zentrum stehen, Billy Tully, der ehemalige Boxer und jetzige Erntehelfer, und Ernie, der aufstrebende Boxer: Beide sind Männer, die sich ihr täglich Brot mit ihrem Körper verdienen, voller Sehnsucht nach einem besseren Leben, und hart dafür arbeiten. Männer, die von Zweifeln und Trostlosigkeit heimgesucht werden. Diese Trostlosigkeit hat mich das Buch auch für den Moment unterbrechen lassen. Ich muss das erst einmal "sacken lassen", bevor ich weiterlese.
Der genaue, treffende und lakonische Ausdruck des Buches lässt mich aber voller Vorfreude auf das Weiterlesen sein, außerdem will ich wissen, wie es im Leben der Beiden weiter geht.
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Buchdetails
Titel: Fat City
Leonard Gardner (Autor) , Gregor Hens (Übersetzer)
Verlag: blumenbar
Format: Gebundene Ausgabe
Seitenzahl: 224
ISBN: 9783351050399
Termin: April 2017
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Kurzmeinung
Jean van der VlugtSelbstbetrug der Hoffnungslosen. Oder Ergebenheit. Ein schnörkelloser Roman als Gefühl, als Zustand. Grandios!