Stefan Bachmannn - Die Wedernoch / The Whatnot

  • 4.5 Sterne für den Abschluss der Dilogie - etwas schwächer als Band 1, aber die originellen Ideen und der Schreibstil sind wirklich großartig! ♥


    Zum Inhalt


    Das gefährliche Abenteuer um die Verschwörung aus höchsten Kreisen haben der Mischling Bartholomew und Mr. Jelliby im ersten Band von Die Seltsamen gut überstanden. Doch die Auswirkungen schlagen hohe Wellen, denn die Feen haben das bröckelnde Vertrauen der Menschen verloren und wurden in das Alte Land vertrieben. Nicht alle jedoch wollen in ihre alte Heimat zurück und so gibt es überall noch magische Wesen und Spuren von Zauberei.
    Im Norden braut sich etwas zusammen und ein erneuter Krieg zwischen den Menschen und den Feen scheint unausweichlich ...


    Spoiler zu Band 1!


    Mit dem ersten Band hat mich der noch sehr junge Autor total begeistern können und ich war gespannt, wie es mit Bartholomew und Mr. Jelliby weitergeht. Ich war im ersten Moment ein bisschen enttäuscht, dass dieses Mal anfangs andere Protagonisten im Mittelpunkt stehen. Das war mutig gemacht und auch überraschend, ist aber nach kurzer Gewöhnung auf jeden Fall


    Im Fokus steht hier Pikey, ein Waisenjunge aus London, der eine extrem unschöne Begegnung mit einer mächtigen Fee hatte. Seine Erinnungen daran sind allerdings verblasst, aber die Fee hat ihm etwas gestohlen, das noch eine sehr wichtige Rolle spielen wird. Hier muss ich wirklich nochmal betonen, auf was für grandiose Ideen Stefan Bachmann gekommen ist, denn wie auch im ersten Band gibt es wieder eine Menge origineller und verblüffender Details. Sie machen diese Welt grausam und brutal, aber auch lebendig und zu einer abgefahrenen und realistischen Bühne, auf welcher die Figuren immer wieder um ihr Überleben kämpfen müssen.


    Bartholomew taucht leider erst ab der Hälfte des Bandes auf und die Suche nach seiner Schwester hat ihn mit der Zeit doch sehr überspannt und ja, besessen gemacht. Seine Angst, zu spät zu kommen, ist aber durchaus berechtigt, denn Hettie hat keinen einfachen Weg vor sich.
    Durch das Portal ins Feenland verbannt muss sie mit gehässigen, gruseligen Kreaturen zurechtkommen - und das Bild, das der Autor hier von den Feen zeichnet, ist unglaublich eindringlich und alles andere als zart und verspielt. Bzw. verspielt könnte man es nennen, wenn man noch Grausamkeit und Tücke dazu packt. Auch das Aussehen und die Beschreibungen bestechen mit treffenden Metaphern, die mir völlig neu waren und die das ganze auf allen Ebenen anschaulich gemacht haben.
    Ich kann da nicht genug davon schwärmen, weil wie er das beschreibt, grade wenn man auch sein Alter berücksichtigt, ist wirklich bewundernswert!


    Die Botschaften hier klingen auch wieder gut verständlich durch, gerade auch für junge Leser: Pickey, den Waisenjungen, bringt seine Hilfsbereitschaft von einem Schlamassel ins andere, und auch wenn er selbst nur endlich einfach einmal etwas mehr haben möchte als nichts, hat er immer auch das Gute für andere im Blick. Nicht aufgeben, die Hoffnung nicht verlieren - auch Hettie ist davon geprägt und man sieht hier sehr schön: wie viel Schlimmes auch im Leben passiert, alles hat seine Gründe und führt uns meist auf einen Weg, der vielleicht auch etwas positives bringt. Zumindest macht es uns zu dem Menschen, der wir heute sind.


    © Aleshanee
    Weltenwanderer