Jess Kidd - Der Freund der Toten / Himself

  • Kurzmeinung

    Fezzig
    Wow, was für ein Roman! Hier ist das Dorf mindestens so sehr Protagonist wie die handelnden Personen. <3
  • Der etwas "andere" Roman


    Inhalt:
    Das Buch spielt in Irland im Jahre 1976. Mahony geht auf die Reise nach der Geschichte seiner Mutter - man findet nur Widersprüche und Geheimnisse vor... die Bewohner des Ortes sind nicht sehr auskunftsfreudig - als Leser merkt man sehr schnell, dass hier mehr dahinter stecken muss....


    Mein Fazit:
    Was mir besonders gut gefällt, ist dass dem Leser ein vollkommener Einblick in die Gedanken und Gefühle der einzelnen Protagonisten geboten wird - dadurch kann man sich sehr gut in jeden einzelnen hineinversetzen. Der Schreibstil hat definitiv etwas und dadurch hebt sich das Buch von anderen ab.
    Die Geschichte ist etwas anders - etwas neues, das hat für mich Lesen des Buches sehr unterhaltsam gestaltet.
    Das Buch konnte mich somit insgesamt gut unterhalten und ich kann es jedem weiterempfehlen, der nach einem bildhaften Schreibstil sucht.

  • Das Original.


    Die ausführliche Inhaltsangabe von Amazon:
    Der charmante Gelegenheitsdieb und Hippie Mahony glaubte immer, seine Mutter habe ihn aus Desinteresse 1950 in einem Waisenhaus in Dublin abgegeben. Sechsundzwanzig Jahre später erhält er einen Brief, der ein ganz anderes, ein brutales Licht auf die Geschichte seiner Mutter wirft. Mahony reist daraufhin in seinen Geburtsort, um herauszufinden, was damals wirklich geschah. Sein geradezu unheimlich vertrautes Gesicht beunruhigt die Bewohner von Anfang an. Mahony schürt Aufregung bei den Frauen, Neugierde bei den Männern und Misstrauen bei den Frommen. Bei der Aufklärung des mysteriösen Verschwindens seiner Mutter hilft ihm die alte Mrs Cauley, eine ehemalige Schauspielerin. Furchtlos, wie sie ist, macht die Alte nichts lieber, als in den Heimlichkeiten und Wunden anderer herumzustochern. Sie ist fest davon überzeugt, dass Mahonys Mutter ermordet wurde. Das ungleiche Paar heckt einen raffinierten Plan aus, um die Dorfbewohner zum Reden zu bringen. Auch wenn einige alles daran setzen, dass Mahony die Wahrheit nicht herausfindet, trifft er in dem Ort auf die eine oder andere exzentrische Person, die ihm hilft. Dass es sich dabei manchmal auch um einen Toten handelt, scheint Mahony nicht weiter zu stören.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • @binchen_3010: Der Roman klingt ja schon interessant. Aber was meinst Du mit "Der Schreibstil hat definitiv etwas" und "Die Geschichte ist etwas anders - etwas neues"? Etwas, anders und neu sind so relative Begriffe! Vielleicht kannst Du noch etwas dazu schreiben. Würde mich freuen! :winken:

    White "Die Erkundung von Selborne" (103/397)

    Manner "Das Mädchen auf der Himmelsbrücke" (54/151)


    :king: Jahresbeste: Gray (2024), Brookner (2023), Mizielińsky (2022), Lorenzen (2021), Jansson (2020), Lieberman (2019), Ferris (2018), Cather (2017), Tomine (2016), Raymond (2015)

    :study: Gelesen: 56 (2024), 138 (2023), 157 (2022), 185 (2021), 161 (2020), 127 (2019), 145 (2018), 119 (2017), 180 (2016), 156 (2015)70/365)
    O:-) Letzter Kauf: Kuhl "Helenes Familie" (23.04.)

  • Irgendwo an der Küste Irlands, im kleinen Dorf Mulderrig, taucht im Jahre 1976 ein junger Mann auf, der vielen Einheimischen merkwürdig bekannt vorkommt. Kein Wunder, denn der 26jährige Mahony ist seiner Mutter Orla wie aus dem Gesicht geschnitten, die in Mulderrig lebte und kurz nach seiner Geburt verschwand. Mahony wuchs in einem Waisenhaus in Dublin auf und ist nun auf der Suche nach Orla, was offensichtlich Vielen überhaupt nicht gefällt. Doch er bekommt auch Unterstützung - und nicht nur von den Lebenden.
    Wer sich mit übersinnlicher, eher etwas weniger realitätsgetreuer Lektüre schwertut, sollte besser die Finger von diesem Buch lassen. Denn hier spielen beispielsweise Tote eine wichtige Rolle: "Die Toten zieht es zu den Verwirrten und Ungeschriebenen, den Beschädigten und Gebrochenen.... Denn die Toten haben gebrauchte Geschichten für dich, wenn du sie hereinlassen würdest." Mahony lässt sie herein (wenn auch wohl eher unfreiwillig), während die meisten von uns sie übersehen, denn wir sind "... mit einem beruhigenden Mangel an Visionen gesegnet." Die Toten haben sich ihre Eigenheiten bewahrt, vermutlich sind sie sogar noch verstärkt, sodass die Beschreibungen herrlich skurril und gleichzeitig liebenswert wirken (wie zum Beispiel Johnnie, der immer wieder nur halb bekleidet toten Zimmermädchen nachstellt). Trotzdem erscheinen sie wie auch andere übernatürliche Erscheinungen (seltsame Wetterphänomene, eine plötzliche Quelle in einem Bibliothekszimmer incl. Fröschen, ...) hier weniger mystisch als einfach dazugehörend; ein Teil von Irland, der etwas schräg und einnehmend ist wie viele der Figuren.
    Was dem Ganzen zudem etwas Phantastisches verleiht, ist der wunderbare Sprachstil der Autorin. Unbelebten Dingen verleiht sie eine Seele, in dem sie sie zu handelnden Subjekten werden lässt: "Bald wurde der Regen selbstbewusster, platschte auf Kopfsteinpflaster, hüpfte durch die Traktorspuren in der festgebackenen Erde." oder "Und natürlich wussten auch die Bäume Bescheid, aber sie trieben ihre Pfahlwurzeln einfach tiefer in die Erde und behielten ihre Meinung für sich."
    Doch was nicht vergessen werden sollte: spannend ist die Suche nach Orla zudem. Alles in Allem ein durchweg tolles Lesevergnügen!

    :study: Das Eis von Laline Paul

    :study: Der Zauberberg von Thomas Mann
    :musik: QUALITYLAND von Marc-Uwe Kling

  • MIT DEN TOTEN IM BUNDE


    „Der Freund der Toten“ - Der Roman ist für mich ein Anwärter für das Buch des Jahres 2017. –
    Ein absolut gelungenes Debüt der Engländerin Jess Kidd! Ihr folgt man gern durch die Geschichte des charmanten Hippies und Womanizers Mahony, der seine Wurzeln in dem kleinen irischen Ort Mulderrig sucht.
    Vor 26 Jahren wurde er in Dublin in einem Körbchen vor dem Waisenhaus abgestellt. Beigelegt wurde damals ein Briefumschlag. Diesen Umschlag erhält er über Umwege erst viel später aus dem Nachlaß der ihm nie gewogenen Schwester Veronica. Der Inhalt trifft ihn bis ins Mark: Ein Foto seiner blutjungen Mutter Orla Sweeney, die ihn liebevoll im Arm hält, umseitig mit einer aussagekräftigen Beschriftung. Er war immer der Annahme, dass seine Mutter ihn nicht wollte. Mit dem Beweis in den Händen, das es so nicht war, macht er sich auf den Weg in den Ort seiner Geburt.
    Der Roman beginnt im Jahre 1950 mit einer unglaublich präzisen Beschreibung der brutalen Tötung einer jungen Frau im Wald. Ihr Kind entgeht der Ermordung durch das plötzliche, wundersame Verbergen des Kleinen durch Blätter und Farne.
    Weiter geht es dann 1976. Mahony kommt im beschaulichen Mulderrig an und erzeugt von Anfang an Unruhe durch sein merkwürdig vertrautes Gesicht. Er findet in Rathmore House eine Unterkunft. Dort wohnt die alte Mrs Cauley, eine ehemalige Schauspielerin, sehr hell im Kopf, aber mit siechem Körper. Sie hilft Mahony Licht in das mysteriöse Verschwinden seiner Mutter zu bringen. Gemeinsam hecken sie einen cleveren Plan aus. Am Ende geht der auch auf, aber lange Zeit sieht es danach aus, dass Mahony das gleiche Schicksal wie seine Mutter ereilt. Zu viele Bewohner Mulderrigs stellen sich gegen ihn oder halten sich bedeckt. Doch Mahony hat starke Verbündete. Die Toten stehen ihm bei. Sie helfen dabei, dass sich langsam Mosaiksteinchen zu Mosaiksteinchen fügt. Allen voran ist da die kleine Ida, die ihr gelbes Jojo sucht und der bedauernswerte Hund, der totgeschlagen wurde, weil er die Untat an Orla verhindern wollte.


    Durch Jess Kidd feinsinnigen, illustrativen Schreibstil, durch die beeindruckenden Sätze, die sie formuliert, durch die bildhaften Vergleiche, die sie findet, wird der Roman zu einer literarischen Besonderheit. Sie weiß um die Wirkung der Worte und setzt sie ganz bewußt ein.
    Es fällt mir schwer die poetisch angehauchte Geschichte einem Genre zuzuordnen. Es gibt viele Krimielemente als auch solche Elemente, die märchenhaft, übernatürlich oder magisch sind. Auch der Humor kommt nicht zu kurz, mal bitter, bissig, spitzzüngig und gemein oder sogar schwarz. Ich bin daher einverstanden, dass man „Der Freund der Toten“ als Roman bezeichnet.
    Die Autorin zeichnet Charaktere, die einzigartig sind. Herausgreifen möchte ich den Pater Eugene Quinn, der mit dem tückischen Aussehen eines Wiesels geschlagen ist. Diesen Nachteil unterstreicht sie noch in der Beschreibung des Pfarrhauses, das mit dem Auftauchen von Mahony plötzlich durch eine Unmenge von Fröschen bevölkert wird (eine von den 10 biblischen Plagen?).
    Das Cover des Buches ist ein Eyecatcher. Es fügt sich auch im nachhinein nahtlos in den Gesamteindruck des Buches ein. Da sind Augen aus dem schwarzen Hintergrund, Blumen und Farne, Fuchs und Hase zu sehen.
    Das Ende der Geschichte geht aus wie im Märchen. Das Gute siegt über das Böse. Mahony darf glücklich mit einer Frau sein weiteres Leben gestalten. Und wenn er nicht gestorben ist, dann lebt er noch heute.



    :love: Ein beeindruckendes Debüt, das ich mit fünf glitzernden, blinkenden Sternen bedenken möchte. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: Meine unbedingte Leseempfehlung! :love:

  • Mystische Verbrecherjagd


    „Der Freund der Toten“ ist der Debütroman des Autors Jess Kidd. In ihm spielen das Verschwinden eines Mädchens und jede Menge tote Gestalten eine große Rolle.


    1976 – Mahony möchte das Verschwinden seiner Mutter Orla vor mehr als 25 Jahren aufklären. Dies beginnt mit einem Brief, den er nach dem Tod einer Nonne bekommen, die in dem Waisenhaus gearbeitet hat, in dem Mahony als Baby abgelegt wurde & dort aufwuchs. Dieser enthält ein Foto, den Namen seiner Mutter sowie den Ort, in dem er geboren wurde. So begibt sich Mahony also nach Mulderring.
    Die Bewohner des kleines Ortes in Irland finden es gar nicht gut, dass Mahony dort rumschnüffelt. Alle wollen ihm weismachen, dass seine Mutter aus freien Stücken zusammen mit ihm das Örtchen verlassen hat. Was wissen sie wirklich über das Verschwinden seiner Mutter? Und was noch wichtiger ist, was verbergen sie?
    Hilfe bekommt Mahony von der alten Mrs Cauley. Sie versucht ihm zu helfen, herauszufinden, was damals wirklich geschah. Auch die Toten helfen mal mehr, mal weniger mit. Mahony hat die Gabe, die Toten zu sehen. Diese hat er von seiner Mutter Orla geerbt. Auch sie konnte die Toten sehen. Sie hat Geheimnisse von ihnen erfahren, die sie den betreffenden Leuten mitgeteilt hat. Das hat sie nicht gerade beliebter gemacht, als sie ohnehin schon war. Wurde ihr dies zum Verhängnis? Oder weil sie ein Kind von einem ihrer zahlreichen Freier hatte, obwohl sie selbst fast noch ein Kind war?
    Viel Zeit bleibt Mahony nicht mehr, denn er verstößt gegen seine Bewährungsauflagen, in dem er sich in Mulderring aufhält. Und auch bald schon hat es eine ganz bestimmt Person auf ihn abgesehen.
    Dazwischen gibt es noch jede Menge Frösche, eine heilige Quelle in der Bibliothek des Pfarrhauses, jeder Menge Morde und einen unheilvollen mystischen Sturm und Ruß in fast allen Häusern. Da bekommen nicht nur die Toten Angst...


    Die Geschichte wird in der Gegenwart, also 1976, erzählt sowie in der Vergangenheit. So lernt man Mahonys Mutter Orla auch ein bisschen besser kennen.

  • Irland, 1976. Mulderrig, ein kleines irisches verschlafenes Dorf, wird wachgerüttelt, als der charmante Hippie Mahony unerwartet auftaucht und Fragen über seine Mutter und ihr Verschwinden vor über 20 Jahren stellt. Fragen, die für viele Dorfbewohner unbeantwortet bleiben sollen.
    Die Beschreibung könnte auch zu einem Krimi mit ernsten Ermittlungen passen, doch dieses Buch ist ganz anders: es ist eine skurrile und schräge Geschichte mit viel Humor, interessanten und teilweise exzentrischen Charakteren und paranormalen Elementen.
    Das Buch lässt sich in einem Rutsch lesen: man wird von dem poetischen Schreibstil der Autorin, den schrägen Ereignissen und Dialogen schnell in den Bann gezogen.
    Wer bei diesem Buch einen Krimi mit viel Spannung, überraschenden Wendungen und unerwarteter Auflösung erwartet, wird enttäuscht sein: die Geschichte ist sehr einfach und die Auflösung ist schon ziemlich früh hervorsehbar; wer aber ein unterhaltsames Buch mit tollen Dialogen und skurrilen Charakteren sucht, wird mit diesem Buch einen Volltreffer landen.

  • Die Autorin

    Jess Kidd, 1973 in London geboren, hat ihre Kindheit teilweise in einem Dorf an der irischen Westküste verbracht. Sie hat Literatur an der St. Mary’s University in Twickenham studiert. Derzeit arbeitet sie an ihrem zweiten Roman. Die Autorin lebt mit ihrer Tochter in London.


    Inhalt

    1950 wird in Mulderrig im irischen County Mayo langsam und quälend eine junge Frau ermordet. Sie ist selbst fast noch ein Kind und hinterlässt ein Baby. 25 Jahre später taucht im Dorf ein verblüffend gut aussehender junger Mann auf. Tadhg, dem Barmann, läuft es bei seinem Anblick kalt den Rücken hinunter; denn der hippiehafte Mahoney blickt ihn mit den Augen des Mädchens an, das damals in Mulderrig verscharrt wurde. Mahoney wurde im Waisenhaus in Dublin stets gesagt, seine Mutter sei eine Hafen-Hure gewesen. Doch ein in ausdrucksvoller Schrift verfasster Brief verrät dem jungen Mann aus Dublin seinen Namen und weist ihm den Weg ins Heimatdorf seiner Mutter. Gemeinsam mit der alternden Mrs. Cauley nimmt es Mahoney mit den Lebenslügen einer Dorfgemeinschaft auf, in der vermutlich jeder etwas zu verbergen hat. Ein geplantes Theaterstück dient den beiden als Deckmantel ihrer Befragung. Als die Toten von Mulderrig mit Francis zu sprechen beginnen, zerstreut das letzte Zweifel, ob er wirklich Orlas Sohn sein kann. Orla hat ihre paranormale Gabe offensichtlich ihrem Sohn vererbt. Die Vorfahren der heutigen Dorfbewohner quellen ihm buchstäblich aus den Wänden entgegen, treiben ihre Reifen mit Stöckchen durch das Dorf – und lassen sich mit einigem Geschick als Zeugen befragen. Bücher wuseln durch Szenen, Socken in der Schublade werden beängstigend lebendig und der ganze Ort benimmt sich, als wäre er eine Person. In Mulderrig sind Gegenstände belebt und wehrhaft.


    Fazit

    Die aus dem Buchcover wuchernden Ranken und Farne symbolisieren die Üppigkeit, in der einem aus dem Buch Klatsch, Aberglaube und paranormale Fähigkeiten entgegen ranken. Zwar gibt es im Dschungel Mulderrys keine Affen und keine Pfeilgiftfrösche, die Fuchsien auf dem Cover vermitteln jedoch das typische Irland-Feeling, zwischen üppigen Fuchsienhecken auf Landstraßen einem Ziel entgegenzukurven. Um sich mit Mahoneys Spurensuche zu vergnügen, sollten Leser an die Existenz von Elfen und Trollen glauben (jedenfalls in Irland) und an Wälder als Bollwerke, hinter denen sich paranormale Kräfte verbergen. Zwischen lebenden und verstorbenen Figuren zu unterscheiden, ist mir nicht immer geglückt – aber genau das ist der Spaß beim Lesen dieses ungewöhnlichen Erstlingsromans. Wer sensibel auf Grausamkeiten gegenüber Tieren reagiert, sollte lieber Abstand halten.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Toibin - Long Island

    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Jess Kidd - Der Freund der Toten

    Was geschah damals in Mulderrig ... ?


    Im irischen Mulderrig sind Fremde nicht willkommen. Auch der sympathisch-abgerissene Mahony nicht, der obendrein etwas beunruhigend Vertrautes an sich hat. Dass er das mysteriöse Verschwinden seiner blutjungen Mutter vor mehr als 20 Jahren aufklären will, stimmt die Dorfbewohner nicht gerade freundlicher. Ganz im Gegenteil. Einzig die exzentrische und scharfzüngige alte Mrs Cauley unterstützt ihn tatkräftig - denn sie glaubt schon lange, dass jeder weiß, was wirklich geschah … (Klappentext)


    Die Art wie Jess Kidd hier erzählt hat etwas Herzerfrischendes. Da ist eine Prise eines beißenden Humors, der mir sehr gefallen hat. Die Art, wie sie die etwas verschrobenen Bewohner des Dorfes und ihre menschlichen Eigenheiten und auch Abgründe beschreibt, hat schon einen besonderen Charme. Und zeigt das sie die Eigenheiten solcher auf dem Land befindlichen in sich geschlossenen Gesellschaften gut zu zeichnen weiß. Und man darf auch nicht vergessen zu erwähnen, dass der Roman 1976 angesiedelt ist. Da waren noch etwas andere mediale Verbindungen zur Außenwelt etwas völlig Normales. Das ist etwas was man sich heutzutage kaum mehr vorzustellen vermag. Und auch das Charisma, das sie dem Haupthelden, dem Mann mit dem unwiderstehlichen Lächeln, verpasst, hat schon etwas Bezauberndes. Ich habe ihn gemocht diesen Mahony. Und gemocht habe ich auch die Art, wie Jess Kidd die weibliche Umgebung des Mahony zeichnet, hat mich erreicht, der Esprit der Damen Cauley und Doosey, und die Menschlichkeit von Róisín und Shauna. Und um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, kommt das Magische. Mahony kann Tote sehen und mit ihnen kommunizieren. Dies empfand ich als interessant umgesetzt, ist aber meiner Meinung nach noch ausbaufähig. Aber das war ja ein Erstling der Autorin. Mal schauen. Auch erwähnenswert ist die Fähigkeit der Autorin die Natur zu zeichnen. Da kommt eine etwas blumige Art der Beschreibung zum Tragen, fast schon in einer betörenden und poetischen Art, die mir sehr gefallen hat. Und genauso auch Elemente des Phantastischen, die den gesamten Roman hervorheben aus dem ganzen Einerlei.


    Der Roman hat einen starken Sog und ist spannend geschrieben. Jess Kidd hat die Geschichte in zwei Erzählstränge gegliedert, einmal die Handlung 1976 und zweitens die Rückblicke in die Geschehnisse bis zu Orlas Tod. Eine geschickte Erzählweise, die ich hier auch wieder genießen konnte.