Leïla Slimani – Dann schlaf auch du/Chanson douce

  • Kurzmeinung

    Submania
    Sehr französisch, sehr tragisch.
  • Kurzmeinung

    Tessa
    Für mich ein seltsames,deprimierendes Buch.Der Schreibstil hat mir nicht gefallen
  • Das Trema ist eine Aussprechhilfe. Im Französischen zeigt es auf dem i an, dass es sich nicht um ein Digramm handelt, d.h. beim e-i in Leïla wird es als 2 Laute (Lé-i-la) ausgesprochen, während in Leila nur als ein Laut (Lä-la).

    Danke für die Info. Der Kommentar war eigentlich eher ironisch gemeint. Ich komme selbst aus dem Maghreb und Leila oder auch Leyla spricht man im Arabischen eben nicht wie mit einem Trema getrennt aus...

  • Tremaprobleme hin oder her, hast Du da einen echt tollen Beitrag geschrieben. Ausdrücklichen Dank, @Cle-o ! War für mich als Leser der französischen Version ganz interessant, manche Zitate nun hier auf Deutsch vorliegen zu haben. Und dazu dann Deine Bemerkungen. Prima!

  • Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich noch nie 3 Wochen für gerade einmal 220 Seiten gebraucht habe.
    Die Grundidee ist wirklich gut. Der Rest allerdings einfach nur mies.


    Die Figuren werden kaum bis gar nicht beschrieben.
    2 % des Inhalts bestehen aus Dialogen. D.h. ein gesprochener Satz, der alle 4 - 5 Seiten immer mal wieder in all den Be- und Umschreibungen auftaucht.
    Dabei ist alles so geschrieben, dass man in die Rolle eines Beobachters schlüpft, an dem alles nur vorbeizieht.


    Wenn das für Franzosen reicht, um eine Geschichte auf die Spitze der Bestsellerliste zu katapultieren und auch noch mit einem Preis auszuzeichnen... na dann Prost Mahlzeit!

  • Am Freitag entdeckte ich den Beitrag von @Lee-Lou und habe ziemlich sofort, und das heißt auch : impulsiv und beinahe scharf, geantwortet, bzw reagiert. Mit der Argumentation, bzw den Schlußfolgerungen der Userin war und bin ich (natürlich) nicht einverstanden. Allerdings war mir das Scharfe meiner Reaktion bewußt, und so habe ich meinen eigenen Beitrag also den Moderatoren, bzw @Mario angezeigt, damit sie überlegen, ob das so stehen bleiben kann oder darf.


    Nun durfte nicht, und kann ich auch akzeptieren. Mario schlug mir vor, in solchem Falle mit konkreten Nachfragen den User anzusprechen. Ich versuche das hiermit, etwas umständlich vielleicht, aber in der Hoffnung, verstanden zu werden :



    Ich finde es schade, dass es mE eine Mischung gibt zwischen unabweisbaren Tatsachen (« ich habe noch nie drei Wochen für 220 Seiten gebraucht... »), Behauptungen und Meinung(en). Dabei folgt alles aufeinander als ob es logisch wäre und zu sein hätte für alle. Es ist in diesem Rahmen hier kaum möglich auseinanderzudividieren. Ich denke aber, dass es recht klar ersichtlich ist.


    In dieser Weise trifft Deine Meinung für DEIN Lesen zu, DEINE Empfindung. Ist aber « sicherlich » meines Erachtens nicht objektivierbar, vor allem in den Äußerungen :


    Der Rest allerdings einfach nur mies.
    (...)
    Wenn das für Franzosen reicht, um eine Geschichte auf die Spitze der Bestsellerliste zu katapultieren und auch noch mit einem Preis auszuzeichnen... na dann Prost Mahlzeit!


    Wenn Du die Grundidee gut fandest (welche?), was für eine Umsetzung erwartest Du ?
    Wie hätte der Rest ausschauen sollen, so dass er Dir zugesagt hätte ?


    Wenn die von Dir angegebenen Lieblingsgenres also « Thriller, Horror, Dystopie, Science Fiction » sind, mit welcher Voraussetzung, welcher Motivation bzw Erwartungshaltung gingst Du an dieses Buch heran ?
    Kann es sein, dass Du einen Thriller oder gar einen Horror erwartet hast ?
    Kann ich dieses Buch unter jenen Kriterien angehen und dann beurteilen ?
    Wie objektiv ist dann die Behauptung, dass « der Rest mies ist » ?
    Ist dies hier ein Roman oder ein von Dir geliebtes (anderes?) Genre ?


    Die Figuren werden kaum bis gar nicht beschrieben.


    Sie sind nicht plakativ beschrieben in seitenlangen ausdrücklichen Charakterbeschreibungen ?
    Kann man aus der Handlung, dem Geschriebenen, sich nichts zusammenreimen ?
    Wo liegt die Freude eines entdeckenden Lesens ?
    Wo kommt das Weiterspinnen angedeuteter, suggerierter Dinge ins Spiel ?
    Muss mir alles auf dem Servierteller vorgesetzt werden ?


    2 % des Inhalts bestehen aus Dialogen.


    Es ist nicht ganz ersichtlich, aber im Zusammenhang scheinst Du damit sagen zu wollen, dass ein Buch mit 2 % Dialogen (stimmt das in dieser Prozentangabe? Hast Du das nachgerechnet ?) einfach nicht gut sein kann ? Ist das richtig verstanden ?
    Gibt es also keine Art Bücher, die zB ohne die überwiegende Verwendung von Dialogen gut sein können ?


    I
    (…) Wenn das für Franzosen reicht, um eine Geschichte auf die Spitze der Bestsellerliste zu katapultieren und auch noch mit einem Preis auszuzeichnen... na dann Prost Mahlzeit!


    Ja, das reichte also für die Franzosen.


    Verstehen die Franzosen nichts von Literatur ?
    Hast Du schon mal was von diesem Prix Goncourt gehört ?
    (Ich stelle hier einmal klar, dass ich nicht einfach alle Preise billige oder selber für gut befinde, ja, vielleicht sollte ich sogar sagen, dass ich nicht Slimani den Goncourt 2016 gegönnt habe… ; aber das steht auf einem anderen Blatt!)
    Wird mit diesem Preis zB ein Buch aus den von Dir geschätzten Genres geehrt, in denen Du daheim bist?


    Mit der Abschlußbemerkung « na dann Prost Mahlzeit » (zumindest bei uns im Rheinland) wird aus dieser Tatsache ja quasi ein « na, dann können wir ja direkt abdanken » oder ähnliches. Bzw für mich eine Form der Geringschätzung, des Unverständnisses.
    Darf ich daher also den Rückschluss ziehen, dass die Käufer und Leser (die es geschätzt haben) dieses Buches Ignoranten sind, oder gar Dummköpfe oder sonst was ?


    Und wenn das schon für unsere lieben französischen Nachbarn gilt (die im Gegensatz zu uns Deutschen also nichts von Literatur verstehen), gilt das dann also auch für alle deutschen Leser und Wertschätzer dieses Buches ? Dh zB diejenigen (unter ihnen ich), die sich oben ebenfalls teils beeindruckt fanden ?


    Ja, Fragen über Fragen. Das alles war für mich persönlich in meinem gelöschtem Beitrag enthalten ; ich habe schlicht versucht, es hier etwas ausführlicher darzustellen. Natürlich nicht erschöpfend. Und eben etwas umständlich. Man sehe es mir nach, bitte!


    Nichts für ungut : freuen wir uns an den von uns jeweils geliebten Büchern !

  • So, ich melde mich auch mal kurz, da ich Deinen Beitrag - den es nicht mehr gibt - gestern bereits gesehen habe.
    Erst möchte ich hier aber anmerken, dass ich Deine Äußerung nicht als negativ empfunden habe.
    Ist nicht das erste Mal, dass ich ein Buch anders bewerte als die Mehrheit und andere dies absolut nicht nachvollziehen konnten und dann noch ausfallend wurden. (letzteres bezieht sich nicht auf Dich).


    Ich werde nicht auf jede einzelne Deiner aufgeführten Fragen eingehen, aber ich fasse ganz kurz nochmal konkreter zusammen, was mir an diesem Buch nicht gefallen hat.


    Nein, ich habe weder einen Thriller noch einen Horror-Roman erwartet. Mir wurde dieses Buch zugeschickt ohne dass ich überhaupt im Vorfeld wusste, um welches Buch folglich auch um welchen Inhalt es sich handelt. Daher habe ich ohne irgendeine Erwartung einfach angefangen zu lesen.


    Nach der ersten gelesenen Seite, weiß man ja im Prinzip schon, um was es geht.
    Dass man diese Thematik (ich versuche Spoiler zu vermeiden) quasi von hinten wieder aufrollt, hat mir gefallen. Auch das Thema an sich hat mir zugesagt.
    Was mich jedoch sehr gestört hat, ist die Perspektive, aus der alles sozusagen erzählt wird und passiert. Dadurch hat mir die Autorin - in meinen Augen - keine Möglichkeit gelassen, auch nur im Ansatz irgendwas nachzuempfinden. (Wohnungssituation der Nanny z.B.)


    Dialoge sind meiner Meinung nach oft in der Lage gewisse Emotionen an den Leser heranzutragen. Da Du das Buch ja gelesen hast, weißt du, dass es in dieser Geschichte Dialoge in diesem Sinne nicht wirklich gibt. Ein weiterer Punkt mit dem ich mich nicht anfreunden konnte. Dadurch wirkte auf mich alles eher distanziert und oberflächlich. Vielleicht ist genau das von der Autorin gewünscht... ich weiß es nicht. Mich hat es jedenfalls nicht angesprochen.


    200 Seiten lese ich oft auch einfach an einem Stück weg. Das war bei diesem Buch alles andere als der Fall, deshalb wurde es von mir auch erwähnt.
    Ich finde es gut, dass es verschiedene Geschmäcker und verschiedene Meinungen gibt. Aber nur weil einer wohl massiv aus der Reihe tanzt, sagt das doch nichts aus und ist - wie ich finde - genauso zu akzeptieren wie Meinungen von Personen, die Bücher oder was auch immer bis in den Himmel loben.

  • Seit dem 13.Oktober ist die Verfilmung des Buches hier in Frankreich in die Kinos gekommen:


    Realisiert von Lucie Borleteau

    Mit Karin Viard, Leila Bekhti, Antoine Reinartz, Assya Da Silva, Noëlle Renaud

  • Ich schaue nie in Rezensionen von Büchern, die ich selbst noch lesen möchte; erst danach schaue ich mir alles an. Ich habe zwar das Hörbuch gehört, aber hier bei den Rezensionen zum Buch ging es ja hoch her, deshalb gebe ich meinen Senf hier dazu. Schade, dass es nicht oft zu solch erhellenden Austauschen zwischen den Lesern hier kommt.
    Das Buch hat mir nicht ‚gefallen‘, aber es hat doch einige Emotionen in mir geweckt und deshalb ist es für mich ein gutes Buch.
    Hätte die Katastrophe vermieden werden können? Meiner Meinung nach ja, sehr leicht sogar.
    Wer soll jetzt auf die Anklagebank? Meiner Meinung nach vor allem Myriam, die Superanwältin


    Myriam und Paul, die Eltern, interessieren sich nicht für Louise als Mensch; ihr bisheriges Leben, ihre Pläne für die Zukunft, ihre Sorgen sind für die Arbeitgeber völlig außen vor


    Genau so ist es!
    Ich stelle immer wieder fest, dass ich in Büchern nicht die enthaltenen Gefühle herauslese, sondern die geschilderten Realitäten analysiere und bewerte (ich bin halt leider Kopfmensch und nicht Gefühlsmensch).
    Es gibt zwei Sorten von Arbeitgebern: diejenigen, die bei allen ihren Aktionen auch das Wohl und Wehe ihrer Mitarbeiter bedenken und solche, die nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind. Paul und Myriam gehören zu letzteren.
    Beispielsweise sagt Paul einmal zu Myriam, Louise sei keine Freundin, sondern eine Angestellte. Oder Myriam, der die Tüchtigkeit von Louise peinlich ist; sie weiß genau, dass das Preis-Leistungsverhältnis nicht stimmt. Aber was macht sie? Sie ‚verbietet‘ Louise die Mehrarbeit, wohl wissend, dass sie trotzdem weitermacht. Sie erhöht nicht das Gehalt; stattdessen kauft sie ihren Kindern auch die angesagten Kleider- und Schuhmarken.
    Das Mitnehmen in den Urlaub ist keinesfalls ein Benefit für Louise, sondern Bequemlichkeit für die Eltern. Ein Benefit wäre, Louise für die Zeit des Urlaubs einen Urlaub z. B. an der französischen Küste oder in den Bergen zu schenken.
    Hätten sich die Arbeitgeber nur ein wenig um den Lebenshintergrund ihrer Nanny gekümmert, wäre schnell zutage getreten, dass Handlungsbedarf besteht. Spätestens aber bei der Lohnpfändung hätte die Anwältin tätig werden müssen (es ist übrigens in der Realität nahezu ausgeschlossen, dass ein Arbeitgeber das Schreiben einer Lohnpfändung an den Arbeitnehmer gibt mit dem Auftrag, ‚das in Ordnung zu bringen‘). Die Verantwortung für die Schulden des Ehemannes hätte man vielleicht noch abwenden können, zumindes hätte man aber eine Privatinsolvenz in die Wege leiten können. Und eine bessere Wohnung hätte man mit Arbeitgebergarantie auch besorgen können. Mit anderen Worten: man hätte Louise von ihren finaziellen Sorgen befreien können. Die vom Leben geschlagenen sonstigen Wunden wären Louise allerdings geblieben; aber vielleicht hätte da eine Therapie auch Besserung bringen können.


    Ich bin jetzt noch empört über das Verhalten von Paul und Myriam!

    Wenn es nicht so zynisch wäre würde ich sagen: die beiden haben bekommen, was sie verdienen.

    Die Erfindung des Buchdruckes ist das größte Ereignis der Weltgeschichte (Victor Hugo).