Paula Fox - Die einäugige Katze / One-Eyed Cat

  • Erster Satz
    Ned war das einzige Kind des Pfarrers.


    Zusammenfassung
    Neds Onkel Hilary schenkt ihm zu seinem 11. Geburtstag ein Luftgewehr. Sein Vater nimmt es ihm aber weg, er sei noch so jung dafür. Nur einmal möchte Ned mit dem Luftgewehr schießen und holt es nachts aus seinem Versteck. Er geht nach draußen. Bei der Scheune erscheint ein Schatten, auf den Ned schießt.
    Dann taucht beim alten Mr. Scully, dem er nach der Schule zur Hand geht, eine einäugige Katze auf. Ned kämpft gegen seine Schuldgefühle. Er kann niemand erzählen, dass er es vielleicht war, der diese Katze angeschossen hat.
    Dieses erste Geheimnis zieht Lügen und weitere Lügen nach sich, die Ned immer mehr belasten.


    Persönlicher Eindruck
    Die Geschichte wird aus der Sicht von Ned erzählt. Ned erlebt alterstypische Sachen und hat mit seiner ersten großen Lüge zu kämpfen. Wir erleben die Geschichte durch seine Augen und wissen, wie er über etwas denkt.


    Die Charaktere sind gut ausgearbeitet. Sein Vater ist Pfarrer und sieht immer das Gute in einem Menschen. Seine Mutter ist schwer an rheumatischer Arthritis erkrankt, hat oft Schmerzen und sitzt die meiste Zeit im Rollstuhl. Dennoch haben Ned und sie ein inniges Verhältnis. Mir hat besonders der beiderseitige respekt- und liebevolle Umgang zwischen Ned und seinen Eltern gefallen.
    Mir hat auch die Darstellung der Freundschaft zwischen Ned und Mr. Scully gut gefallen, die sich trotz des großen Altersunterschieds immer was zu erzählen haben und sich gemeinsam um die Katze kümmern.


    Die Autorin verwendet eine altersangemessene, fast schon leichte Sprache. Mir gefielen besonders die ungewöhnlichen sprachlichen Metaphern, z.B. die Haushälterin Mrs. Scallop lauschte oft "und was immer sie dann hörte, machte sie satt wie ein riesiges Nachtmahl" [S. 27]. Oder: "Jetzt steckte das Gewehr wie ein Splitter in seinen Gedanken." [S. 85]


    Die Geschichte ist atmosphärisch und die Autorin lässt sich viel Zeit mit der Geschichte. Sie war mir schon fast zu zäh, zumal nichts weltbewegendes passiert.


    Lesen oder nicht?
    Ein wirklich netter Kinderroman, den ich entgegen der Herstellerempfehlung eher für 11-13-jährige empfehlen würde. Der Roman bietet kreative und schöne sprachliche Metaphern, eine stimmige, atmosphärische Erzählstruktur sowie alterstypischn Fragen eines sympathischen Protagonisten, mit dem sich die Kinder gut identifizieren können.



    Zitate
    Er hatte es fertig gebracht, seine Mutter anzuschwindeln; ihm wurde ein bisschen übel dabei.
    Eine Lüge war so ordentlich wie ein kleines Kästchen, das er aus ein paar dünnen Brettchen mit Nägeln und Leim bauen konnte. Aber die Wahrheit lag überall verstreut herum wie das Durcheinander oben auf dem Speicher. [...]
    Seine Mutter sah ihn unverwandt an. Plötzlich begriff er, dass sie versuchte, in seinem Gesicht zu lesen, und empfand eine seltsame Erleichterung. Er hatte sie nicht restlos überzeugt; dadurch fühlte er sich sicherer, wenn er auch nicht wusste, warum. [S. 53]


    (die anderen Zitate im Blogbeitrag)