Carla Fischer - FX-97

  • Die Natur des Sondermülls


    Klappentext:

    Eine Raumnavigatorin – ein Routineflug – eine entsetzliche Entdeckung
    In nicht allzuferner Zukunft ist das Sonnensystem wirtschaftlich vollständig erschlossen. Gigantische interplanetare Bergbaugesellschaften beherrschen die hart umkämpften Rohstoffmärkte, in denen tausende kleinster Weltraumtransportunternehmen ihr schmähliches Auskommen suchen.
    Für eines von Ihnen arbeitet die Raumnavigatorin Michelle Broyder. Nur begleitet von dem intelligenten Bordcomputer Lily transportiert sie mit ihrem Raumfrachter FX-97 Sondermüll zur Venus. Unablässig fliegt sie die gleiche Route.
    Ein unbedeutender Fehler im Betriebsablauf und die zermürbende Routine ihrer Flüge bringen sie schließlich dazu, sich für ihre Fracht näher zu interessieren. Ein nicht ganz ungefährliches Unterfangen – mit verhängnisvollen Folgen.


    Rezension:
    Michelle ist Pilotin eines Entsorgunsraumschiffs auf einsamer Mission. Seit Jahren pendelt sie nur zwischen dem Übergabepunkt der Sondermüllcoatainer und der Venus, in deren Atmosphäre der Müll verkappt wird, hin und her. Eine kleine Funktionsstörung bietet jedoch Gelegenheit, sich einen der Container einmal näher anzusehen, und was sie dort findet, ist ein echter Schock für sie. Hals über Kopf entschließt sich Michelle, schnellstmöglich mit den Containern zur Erde zu fliegen.
    Carla Fischer macht den Leser schnell mit ihrer sympathischen Protagonistin vertraut. Wenig später macht diese auch schon ihre überraschende Entdeckung, die den Aufhänger zur eigentlichen Handlung dieser kurzen SciFi-Geschichte darstellt. In sehr unterhaltsamen Stil wird dabei die Spannung aufgebaut.
    Eine besonders herausragende Eigenart dieser Story besteht darin, dass die Autorin die realen physikalischen Bedingungen des Raumflugs wie beispielsweise Hyperbelbahnen berücksichtigt und das Raumschiff nicht wie in den meisten anderen vergleichbaren Abenteuern einfach mal zum Direktflug in gerader Linie beschleunigen lässt.
    Nach dem vielen Lob kommt jetzt allerdings auch ein großes ABER. Die Handlung endet mitten in Michelles Wiedereintritt in die Erdatmosphäre schlagartig. Weder das weitere Schicksal der Protagonistin, die sich mittlerweile einige Feinde gemacht hat, noch irgendeine der zahlreichen sich ergebenden Fragen wird auch nur ansatzweise aufgeklärt. Der Leser erfährt leider absolut nichts über die Vorgänge, die sich hinter der besonderen Ladung verbergen. Das macht die bis dahin wirklich gute Geschichte leider größtenteils zunichte.


    Fazit:
    Die interessanten und gut geschriebenen Abenteuer der Pilotin des Raumschiffs FX-97 enden leider im Nichts. Eine Auflösung erfolgt nicht.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


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  • Ein toller Science Fiction Kurzroman, der quer durch unser Sonnensystem führt. Eine Raumnavigatorin, die vor ein moralisches Problem gestellt wird und eine Zukunft, die zum Nachdenken anregt.


    Inhalt:
    Raumnavigatorin Michelle Broyder arbeitet für ein kleines Weltraumtransportunternehmen, das kleinere Aufträge für die großen interplanetaren Bergbaugesellschaften erledigt, die sich die Rohstoffe unseres Sonnensystems aufgeteilt haben. Ihre einzige Begleitung ist ihr intelligenter Bordcomputer Lily, der sie an Bord ihres Raumfrachters FX-97 bei dem eintönigen Transport von Sondermüll auf immer derselben Route begleitet.
    Eines Tages kommt es zu einem Zwischenfall, der Michelles Leben auf den Kopf stellt und alles in Frage stellt, was sie in den letzten fünf Jahren gemacht hat.


    Setting und Stil:
    Carla Fischer gelingt es mit ihren plastischen Beschreibungen FX-97 und die Arbeiten und die Abläufe an Bord hervorragend für den Leser erlebbar zu machen. Michelle bewegt sich in einer realistischen Umgebung, bei der jede Kleinigkeit stimmt. Insbesondere die Entscheidungen, welche Flugbahnen benutzt werden, weshalb man welchen Schritt als nächstes machen kann, passen perfekt in unsere, durch physikalische Regeln begrenzte Welt.
    Die Geschichte wird in dritter Person erzählt, wodurch dem Leser leichter die technischen Zusatzinformationen nahegebracht werden können. Im Anhang werden die verwendeten Fachbegriffe zusätzlich ausführlich erklärt.


    Charaktere:
    Michelle ist weit ab von jeder menschlichen Gesellschaft, treibt sich seit fünf Jahren in den Weiten unseres Sonnensystems herum und hat als einzige Unterhaltung den Bordcomputer Lily, der dank erweiterter künstlicher Intelligenz als Gesprächspartnerin geeignet ist. Man freundet sich als Leser schnell mit ihr an, erlebt die Einsamkeit hautnah und kann jede ihre teilweise lebensverändernden Entscheidungen nachvollziehen.


    Geschichte:
    Der Kurzroman hat einen entscheidenden, lebensverändernden Moment, der dazu führt, dass Michelle alles dagewesene zu hinterfragen beginnt. Daraus ergeben sich Schlussfolgerungen, die den weiteren Verlauf vorgeben. All dies mündet in ein äußerst offenes Ende, das mir besonders gut gefallen hat. Der Leser kann die Handlung selber weiterspinnen, sich seine Gedanken machen und so die Wirkung der Handlung um einiges erhöhen.
    Durch diesen Handlungsaufbau würde sich die Geschichte auch für viele SciFi-Anthologien eignen.


    Fazit:
    Mir hat Carla Fischers emotional fesselnder Ausflug in die nahe Zukunft sehr gut gefallen. Die Handlung regt zum Nachdenken und Füllen der absichtlich gelassenen Lücken an. Eine Science Fiction Geschichte, die in Tradition großer Vorbilder steht und besteht. Einzig gewünscht hätte ich mir eine etwas größere Schrift, die das Buch dann auf dem Preis angepasste 100 Seiten gebracht hätte.