Camilla Grebe - Wenn das Eis bricht / Älskaren från huvudkontoret

  • Kurzmeinung

    Marie
    ca. 2/3 Hintergrundgeschichten, durchaus fesselnd zu lesen. Überraschung am Ende, aber insgesamt zu lang
  • Camilla Grebe - Wenn das Eis bricht


    WANN BRICHT DAS EIS UND WAS KOMMT DARUNTER ZUM VORSCHEIN?
    In Stockholm herrscht ungemütliches Schneematschwetter. Es ist kurz vor Weihnachten. Peter Lindgren steht am Grab seiner Mutter und reflektiert sein bisheriges Leben. Er ist Ermittler bei der Kripo, 49 Jahre alt und stellt sich die Sinnfrage für sein Tun. Warum klärt er Morde auf? Die Toten bleiben doch tot! Mitten in seine Grübeleien platzt der Anruf von seinem Kollegen Manfred. Er wird zu einem Tatort, ins Haus eines bekannten Geschäftsmannes gerufen, ein Mann, den die Medien, die Gewerkschaften und eine Menge Frauen hassen. Dort geschah ein gräßlicher Mord. Die Tote liegt in einer riesigen Blutlache. Sie wurde geköpft. Der Kopf steht neben der Leiche. Der Mörder, ein Perverser? Der Hausherr, der reiche Modekönig Jesper Orre, ist spurlos verschwunden...
    Hanne, die Kriminalpsychologin, die vor zehn Jahren bei einem fast identischen Fall mit ermittelte, wird hinzugezogen. Damals war das geköpfte Opfer ein junger Mann. Die Tat wurde nie aufgelöst. Leider bekam sie gerade eine furchtbare Diagnose für eine Krankheit, für die es keine Heilung gibt. Wie wird sie sich entscheiden? Wird sie dem Team eine Hilfe sein?
    Der Ermittler Peter Lindgren wiederum wird immer öfter von Selbstzweifeln geplagt. Hanne bezeichnet ihn als einen müden Polizisten mit angeknackstem Selbstbewußsein und pathologischer Bindungsangst.
    Die drei Protagonisten Peter, Hanne und Emma berichten in der Ich-Perspektive. Detailreiche, vielschichtige Erzählstränge, gekennzeichnet mit dem jeweiligen Vornamen, wechseln sich ab. Camilla Grebe zieht den Leser unaufhaltsam in die Geschichte hinein. Sie schreibt packend, elektrisierend mit viel Einfühlungsvermögen, so dass ich den Thriller in einem Rutsch hätte durchlesen wollen.
    Zwischenmenschliche Beziehungen spielen eine große Rolle. Die Geschichte beschäftigt sich mehr mit den Menschen als mit der Tat an sich. Jeder hat sein Päckchen zu tragen. Keinem Menschen kann man hinter die Fassade blicken. Gut dargestellt, was jeder so mit sich herumträgt.
    Die Handlung wurde hervorragend ausgearbeitet durch die Autorin. Ihre Herangehensweise mit dem ständigen Wechsel der berichtenden Personen fand ich sehr aufschlussreich und ungewöhnlich. Peter und Hannes Sichtweisen ergänzen sich, aber Emma bleibt in ihren Erzählungen für sich und unwidersprochen. Alle drei sind schwierige Charaktere.Der Leser ist immer mittendrin und man glaubt mehr zu wissen als die Ermittler. Was für ein Trugschluß! Geschickt behält Camilla Grebe die Handlungsfäden in der Hand, verwebt sie, legt Spuren. Die Zusammenhänge werden am Ende klar und deutlich. Die „Bombe“ platzt fast zum Schluss.


    „Wenn das Eis bricht“ ist ein psychologisch fundierter Titel.
    Immer wieder zwischendurch musste ich an den Titel denken. Wann bricht das Eis, und was kommt darunter zum Vorschein?


    Camilla Grebe zeichnet Charaktere, die einen tiefen, realistischen Wahrheitsgehalt haben. Sie beschreibt plastisch, lebendig bishin zu Gerüchen. Ein handwerklich ausgefeilter Thriller! Allerdings nichts für Leser, die an ständigen Actions und grausamsten Details bei den Ermittlungsarbeiten interessiert sind.
    In unaufgeregter, ruhiger Erzählweise mit einem wunderbaren Gefühl für die Sprache verfaßte Camilla Grebe ihr erstes Buch ohne die Schwester Asa Träff. Sprachlich top-vielen Dank auch an die Übersetzerin Gabriele Haefs.
    Für mich ein bemerkenswertes Leseerlebnis. Dafür von mir fünf von fünf Sternen! :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Angekündigt wird dieser 600-Seiten-Wälzer als Psychothriller, "... so kalt und gewaltig wie kaum einer sonst." (Daily Mail) Wenn sich Letzteres auf das Wetter beziehen sollte, dann stimmt es vermutlich sogar, denn die Handlung spielt um Weihnachten herum, bei widerlich ekligem Wetter :wink: Ansonsten empfinde ich die Aussage aber deutlich übertrieben, denn mindestens die Hälfte der Handlung, wenn nicht sogar mehr, beschäftigt sich mit dem Innenleben zweier beteiligter Personen, das mit dem eigentlichen Fall absolut nichts zu tun hat.
    Im Hause eines reichen Geschäftsmannes wird eine enthauptete Frau aufgefunden, alle Indizien deuten auf den Hausbesitzer, der spurlos verschwunden ist. Erzählt wird abwechselnd aus drei Perspektiven: Da gibt es Hanne, Verhaltenstherapeutin und Psychologin, die neben schweren Eheproblemen auch mit ihrer Diagnose Demenz zu kämpfen hat und die Mitarbeit an diesem Fall nutzt, um in ihrem Leben reinen Tisch zu machen. Und Peter, einer der verantwortlichen Kommissare, der beruflich zwar erfolgreich, im Sozialen jedoch ein völliger Versager ist. Auch für ihn wird dieser Fall eine Auseinandersetzung mit seinem eigenen Leben, in dem Hanne ebenfalls eine Rolle spielt. Die Dritte im Bunde ist Emma, deren Bericht zwei Monate vor dem Fund der Leiche beginnt. Ist sie die Tote? Ihr Erzählpart steuert nach und nach auf den Tag der Tat zu und es ist klar, dass sie eine der Hauptfiguren darin ist.
    Neben den Ermittlungsschilderungen sind sicherlich mehr als die Hälfte Rückblenden der drei Personen, was in Emmas Fall durchaus zur Spannung beiträgt, da sie direkt mit dem Verbrechen verbunden ist. Bei Hanna und Peter sind es dagegen (nur) Erinnerungen an das eigene Leben; wie sie zu den Menschen wurden, die sie jetzt sind; weshalb sie jetzt so und nicht anders handeln. Camilla Grebe schreibt gut und die Psychogramme ihrer Protagonisten sind schlüssig und auch fesselnd zu lesen - nur mit dem eigentlichen Fall haben sie nichts zu tun. So könnte, wer aufgrund der Lobeshymnen auf dem Cover und dem Klappentext einen durchweg packenden Thriller erwartet, enttäuscht werden. Denn die überraschenden Wendungen beginnen erst ca. 100 Seiten vor dem Ende, aber dann haben sie es auch in sich. Bis dahin ist es ein gut geschriebener und spannend aufgebauter Krimi mit zwei Figuren, die durchaus das Potenzial für einen weiteren Fall hätten.

    :study: Das Eis von Laline Paul

    :study: Der Zauberberg von Thomas Mann
    :musik: QUALITYLAND von Marc-Uwe Kling

  • Gerade kürzlich habe ich mein erstes Buch von Camilla Grebe, die mit ihrer Schwester Asa Taff gemeinsam Kriminalromane schreibt, gelesen: Die Therapie. Ich fand es zwar nicht ganz so stark. Ich habe mich aber bewusst für „Wenn das Eis bricht“ entschieden, denn ich war neugierig, wie sie als alleinige Autorin schreibt. Noch dazu habe ich ein Faible für skandinavische Autoren.


    Das Buch wird aus drei Erzählsträngen geknüpft.
    Ein Polizist, der zu einem Haus mit einer geköpften Leiche gerufen wird. Ihm hilft die Kriminalpsychologin Hanne. Eine weitere Beteiligte ist Emma.


    Hat der Mord mit einem ungeklärten Fall von vor ca 10 Jahren zu tun? Einiges weist darauf hin. Und welche Rolle spielt Emma?


    Die Stränge verweben sich immer dichter und lassen einen doch in der Luft hängen bis dann ganz unerwartet noch eine Sache eingewoben wird, die alles ändert.


    Das Cover mit seinen hellen Farben passt sehr gut zum Titel. Eiskalt und zerbrechlich.


    Ein sehr spannend geschriebener Psychothriller. Obwohl das Buch mit über 600 Seiten sehr dick ist, war es schnell gelesen.

  • Die Autorin (Quelle: Amazon)


    Camilla Grebe, geboren 1968 in Älvsjö in der Nähe von Stockholm. Sie studierte an der Stockholm School of Economics, hat den Hörbuchverlag "StorySide" gegründet und betreibt ein Beratungsunternehmen. Geimeinsam mit ihrer Schwester schrieb sie die erfolgreichen Krimi-Reihe um die Stockholmer Psychotherapeutin Siri Bergman. Wenn das Eis bricht ist ihr erster eigener Roman, der für seine einzigartige Stimme in der Presse hochgelobt wurde. Camilla Grebe lebt mit ihrer Familie in Stockholm.


    Dr. Gabriele Haefs studierte in Bonn und Hamburg Sprachwissenschaft. Seit 25 Jahren übersetzt sie u.a. aus dem Dänischen, Englischen, Niederländischen und Walisischen. Sie wurde dafür u.a. mit dem Gustav- Heinemann-Friedenspreis und dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet, zuletzt 2008 mit dem Sonderpreis für ihr übersetzerisches Gesamtwerk. Sie hat u.a. Werke von Jostein Gaarder, Håkan Nesser und Anne Holt übersetzt. Zusammen mit Dagmar Mißfeldt und Christel Hildebrandt hat sie schon mehrere Anthologien skandinavischer Schriftsteller herausgegeben.




    Produktinformation (Quelle: Amazon)


    • Broschiert:608 Seiten
    • Verlag:btb Verlag (10. April 2017)
    • Sprache:Deutsch
    • ISBN-10:3442757177
    • ISBN-13:978-3442757176
    • Originaltitel: Alskaren Fran Huvudkontoret



    Sehr enttäuscht


    Peter ist bei der Kriminalpolizei. Gerade als er das Grab seiner Mutter besucht, wird er zu einem Leichenfundort gerufen….


    Die Leiche ist schrecklich zugerichtet….


    Emma ist eine Verkäuferin in einem Bekleidungsgeschäft. Als eines Tages ihr Vorgesetzter bei ihr einkauft, verliebt sie sich in ihn … Und ihm scheint es genauso zu gehen….


    Hanne ist mit Owe verheiratet. Doch Owe ist sehr bestimmend, überhaupt seit er auch noch weiß, dass Hanne krank ist… Und die Krankheit wird schlimmer werden….


    Emma hat Jesper Orre Geld geliehen. Und als dieser nicht mehr zu ihr kommt, fehlt auch noch ein kostbares Bild….Sie weiß nicht mal, wo er wohnt, hat nur noch einen Verlobungsring von ihm….


    Wer ist die Leiche, die gefunden wurde? Inwiefern ist sie so schrecklich zugerichtet? Ausgerechnet in ihren Vorgesetzten hat sich Emma verliebt? Ob das gutgeht? Auch wenn er anscheinend genauso fühlt? Warum ist Owe so bestimmend zu Hanne? Welche Krankheit hat sie? Warum wird sie schlimmer werden? Warum hat Emma Jesper Geld geliehen? Wieso weiß sie nicht mal, wo er wohnt? Sie ist doch mit ihm verlobt, wenn sie einen Ring von ihm hat? Warum sollte er das geheim halten? Alle diese Fragen – und noch viel mehr – werden in diesem Buch beantwortet.




    Meine Meinung


    Zwar ließ sich das Buch gut lesen, aber es hat mich trotzdem enttäuscht. Ich hatte wesentlich mehr erwartet. Spannung gab es ganz am Anfang und vielleicht noch ein bisschen ziemlich am Schluss. Beides war schnell wieder verflogen, denn die Geschichte plätscherte mehr oder weniger nur so dahin. Emmas Geschichte mit der Verlobung mit Jesper, Peters Probleme mit Beziehungen, und letztendlich Hannes Krankheit. Von Psychothriller merkte ich lange gar nichts. Das wurde mir erst im letzten Drittel klar. Und für einen Thriller war definitiv zu wenig los in diesem Buch, es passierte einfach zu wenig. Was mich auch noch sehr gestört hat ist, dass oft einfach beim nächsten Absatz in die Vergangenheit gegangen wurde. Erst nach zwei oder drei Sätzen – über die ich mich sehr wunderte – merkte ich, dass es um die Vergangenheit ging. Das war bei Emma genauso wie bei Peter und Hanne. Bei Emma ging ja sowieso das meiste um die Vergangenheit. Doch selbst hier wurde noch von noch vergangeneren Zeiten erzählt. Wenn man das wenigstens kenntlich gemacht hätte, dann wäre das ja OK. Aber nicht mal kursiver Schrift, oder vielleicht auch eine Überschrift, wiesen darauf hin. Es tut mir leid, aber für dieses Buch kann ich keine Leseempfehlung aussprechen.

    Liebe Grüße
    Lerchie



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    nur wer aufgibt, hat schon verloren

  • Subtil und raffiniert


    Mehr als 600 Seiten umfasst dieser Psychothriller und ist also ausdauernden und geduldigen Lesern zu empfehlen. Geduld braucht man auch deshalb, weil nicht so sehr viel passiert, sondern Erinnerungen und Gedanken den Hauptteil des Buches ausmachen.


    Drei Personen erzählen in der Ich-Perspektive, sodass man als Leser radikal auf deren Sicht beschränkt wird. Da ist zum einen Emma, eine junge Verkäuferin, die ein heimliches Verhältnis mit ihrem Chef hat. In Rückblenden erfährt man von ihrer traurigen Kindheit in einem lieblosen, konfliktbeladenen Elternhaus. Zum anderen der Ermittler Peter, der absolut bindungsunfähig ist, aber auch selbst darunter leidet. Außerdem kann er immer weniger Sinn darin erkennen, Morde und andere Verbrechen aufzuklären.


    Als in der Wohnung des reichen Geschäftsmannes Jesper Orre die Leiche einer unbekannten Frau gefunden wird, erinnert dies Peter und seine Kollegen an einen alten Fall. Vor 10 Jahren war die Leiche eines Mannes auf dieselbe Art und Weise in Szene gesetzt worden und dieser alte Fall konnte nie aufgeklärt werden. Deshalb wird die Kriminalpsychologin Hanne, die auch beim damaligen Fall an den Ermittlungen beteiligt war, wieder hinzugezogen. Sie ist die dritte Figur, aus deren Perspektive erzählt wird. Sie leidet an beginnendem Alzheimer und versucht, ihr Leben neu zu ordnen.


    Durch die abwechselnden Perspektiven, die sich auch zeitlich aufeinander zu bewegen, erhält man nach und nach einzelne Puzzlestückchen. Die Ich-Perspektive der Figuren führt dazu, dass man eine sehr genaue und sehr ehrliche Innensicht auf sie bekommt, was aber nicht unbedingt zur Identifikation mit ihnen führt. Stellenweise ist man sogar abgestoßen oder man fühlt mit und will helfen. So z.B. Peter, der mit seiner Ex-Frau und seinem 15-jährigen Sohn nicht klarkommt und lieber alles verdrängt oder vor sich herschiebt, als endlich zu handeln.


    Trotz der eher ruhigen Erzählweise ist die Handlung packend und spannend, da man auch als Leser nicht weiß, wessen Sicht man nun eigentlich trauen soll und wann das Eis tatsächlich bricht.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Zunächst mal muss ich sagen, dass ich ebenfalls ein Faible für skandinavische AutorInnen habe. Ich mag die generell ruhige Schreibweise, die jedoch keinesfalls Spannung ausschliesst, was auch bei diesem Buch der Fall ist. Das Ganze wurde, wie schon erwähnt, aus drei Perspektiven geschildert, was ich sehr positiv fand. Mich hat jedoch das kindische Beziehungsproblem von Hanne und auch die Haltung von Peter ziemlich gestört. Auch das Ende hat mir nicht gefallen. Als Psychothriller würde ich das Buch jetzt nicht unbedingt bezeichnen. Aber ansonsten fand ich es sehr gut geschrieben, total spannend und es hat mich prima unterhalten. Gerne vergebe ich :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    ☆¸.•*¨*•☆ ☆¸.•*¨*•☆ La vie est belle ☆¸.•*¨*•☆☆¸.•*¨*•☆

  • mittelmäßiger "Thriller"


    Inhalt:
    In der Wohnung des reichen Geschäftsmanns Jesper Orre wird die Leiche einer jungen Frau gefunden – auf brutale Art ermordet. Von ihm fehlt jede Spur. Vor zehn Jahren gab es einen ganz ähnlichen Fall – ungelöst. Hanne, die Kriminalpsychologin von damals, soll deshalb ermitteln. Sie muss in die Vergangenheit eintauchen, dabei verschwimmt gerade ihre Gegenwart – sie fürchtet, an beginnendem Alzheimer zu leiden. Ihre Existenz bekommt zunehmend Risse, und die beiden Fälle verbinden sich auf ungute Weise. Kann Hanne sich selbst und ihren Erinnerungen trauen? Ist sie auf der richtigen Spur? Wann bricht das Eis, und was kommt darunter zum Vorschein?


    Mein Fazit
    Die Geschichte wird aus drei perspektiven erzählt, das fand ich einen sehr interssanten Ansatz. Das was erzählt wurde war dagegen eher langatmig und dadurch etwas langweilig. Für einen Thriller wurde viel zu viel beschrieben und ins Detail gegangen bei Dingen die nicht von Relevanz sind.
    Durch die drei Perspektiven, ist man den drei Personen sehr nah gekommen und konnte sie richtig gut kennenlernen.
    Der Spannungsbogen hat mir etwas gefehlt.
    Also guter Ansatz und gute Idee, aber so ganz ging das Konzept nicht auf, und ein richtiger Thriller ist es in meinen Augen nicht.

  • Psychothriller aus Schweden



    „Wenn das Eis bricht“ ist ein Psychothriller aus der Feder der schwedischen Autorin Camilla Grebe. Wo fange ich an? Beim ersten Eindruck und damit beim Cover des Psychothrillers. Eigentlich ist das Cover relativ schlicht gehalten, vermittelt aber durch die im Wind scheinbar schwankenden Baumspitzen und die Eiszapfen, die scheinbar vom oberen Rand des Covers herabhängen, einen Eindruck von Kälte, Eis und Schnee. Und die Landschaft ist in der Tat verschneit, als der Polizist Peter zu einem Tatort gerufen wird. Der hat allerdings neben dem Mordfall einen ganzen Haufen privater Sorgen.
    Es ist ein schrecklicher Tatort, eine junge Frau wird in der Wohnung eines Geschäftsmannes gefunden, zunächst einmal weiß niemand, um wen es sich bei ihr handelt. Vom Besitzer der Wohnung fehlt jede Spur.
    Camilla Grebe erzählt ihre Geschichte aus mehreren Perspektiven. Da ist zum einen der bereits erwähnte Polizist, Peter. Aber auch Hanne, eine Kriminalpsychologin, die vor Jahren an den Ermittlungen in einem ähnlichen Fall mitgewirkt hat, kommt die Rolle einer Erzählerin zu.
    Die dritte Erzählstimme ist Emma, die Freundin des Wohnungsbesitzers. Durch sie werden Einblicke in die Zeit vor dem Beginn des Thrillers, also vor dem Mord an der jungen Frau, gewährt.
    Geschickt wechseln sich die einzelnen Erzählstimmen, Perspektiven und Informationen ab. Und Camilla Grebe erzählt ihre Geschichte detailliert. Dadurch haben sich manche Passagen aber für mich leider etwas gezogen. Der Perspektivenwechsel und das Aufdecken der Informationen, die nach und nach ein Bild ergeben, sorgen allerdings dafür, dass man trotzdem neugierig auf den weiteren Verlauf der Handlung bleibt.
    Insgesamt komme ich auf eine Wertung von 4 von 5 Sternen.

  • Inhalt

    Im Haus des wohlhabenden Textilkaufmanns Jesper Orre wird kurz vor Weihnachten die übel zugerichtete Leiche einer Frau gefunden. Für die Ermittler stellt sich die Frage, ob ein Zusammenhang zwischen dem Mord und einer kürzlichen Brandstiftung auf Orres Grundstück besteht und wer die Tote überhaupt ist. Erzählt wird der übertrieben gehypte Roman von drei Icherzählern: dem Kriminalbeamten Peter Lindgren, Orres Angestellter Emma Bohmann und Hanne Lagerlind, einer Profilerin, die früher einmal mit Lindgrens Abteilung zusammengearbeitet hat. Während die Ermittlungen am Tatort zunächst in den Hintergrund treten, erzählt Emma in mehreren Schritten in Form von Rückblenden aus ihrem Leben. In schwierigen Familienverhältnissen aufgewachsen, hat sie die Schule abgebrochen und arbeitet nun als Textilverkäuferin in einem von Orres Läden. Der Textilkönig hat wegen seiner Frauengeschichten einen schlechten Ruf und ist zudem wegen der Arbeitsbedingungen in seinen Läden ins Kreuzfeuer der Presse geraten. Seit kurzem hat Emma eine Beziehung mit Jesper, die allerdings anders verläuft, als Emma sich das vorgestellt hat.


    Die Ermittler Peter und Manfred stehen an der Schwelle zum Burnout, weil sie sich als Putztruppe der Gesellschaft erleben und ihre Arbeit nicht genug Anerkennung findet. Hanne hat sich als Wissenschaftlerin intensiv mit Behaviorismus befasst und früher als externe Mitarbeiterin mit Peters Abteilung zusammengearbeitet. Peter möchte sie zu dem Fall hinzuziehen, als sich Verbindungen zu einem Jahre alten Fall ergeben. Privat ist Hanne gerade mit der Diagnose konfrontiert worden, dass sie an einer aggressiv verlaufenden Form von Demenz erkrankt ist. Da ihre Ehe schon länger kriselt, bringt sie ihre Erkrankung in eine schwierige Situation. Schon bald wird sie nicht mehr ohne Hilfe leben können. Ihr Traum von einer Forschungsreise nach Grönland wird wohl Traum bleiben müssen. Die Bilder, die die Icherzähler von sich zeichnen, bringen verblüffende Gemeinsamkeiten der drei Persönlichkeiten ans Licht. Emma zeigte bisher eine klassische Opferpersönlichkeit, die von dominanten, manipulativen Menschen leicht auszunutzen war. Ähnlich empfand sich Hanne von Beginn an in ihrer Ehe, in der ihr Mann den dominanten Part spielte. Peter ist ebenfalls kein sympathischer Zeitgenosse, auch er hat in der Vergangenheit Menschen verletzt und ausgenutzt. Die Charakterisierungen der drei Beteiligten scheinen anfangs von der Tat eher wegzuführen, fügen sich jedoch schließlich zu einem veränderten Bild zusammen, ehe die Handlung in einem dramatischen Storytwist rasant an Tempo gewinnt.


    Fazit

    Die Beziehungen zwischen Zeugen, Verdächtigen, Opfern und Ermittlern sind psychologisch raffiniert angelegt. Allerdings hat mich von Anfang an nicht überzeugt, warum Hanne im Plot überhaupt auftreten muss. Zwar wird sie glaubwürdig beschrieben, nicht etwa als vom Schicksal gebeuteltes Supertalent, mir war ihre Rolle jedoch zu deutlich aus plot-taktischen Gründen angelegt. Als durchschnittlichem Schwedenkrimi würde ich dem Buch 3 1/2 Sterne geben. Da der Klappentext sehr hohe Erwartungen weckte, die der Text nicht erfüllte, durchschnittliche 3.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Ravik Strubel - Blaue Frau

    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow