Kristina Ohlsson - Schwesterherz / Lotus Blues

  • Originaltitel: Lotus Blues (2014)


    Inhalt:
    Wer war Sara Texas? Kaltblütige Serienmörderin oder unschuldiges Opfer?
    Staatsanwalt Martin Benner will Bobby Tell eigentlich schnellstmöglich wieder loswerden: Dieser ungepflegte, nach Zigaretten stinkende Kerl wirkt erst mal wenig vertrauenswürdig. Sein Anliegen ist nicht weniger prekär: Tells Schwester Sara – eine geständige fünffache Mörderin, die sich noch vor der Verfahrenseröffnung das Leben nahm – soll unschuldig gewesen sein, und Benner soll nun posthum einen Freispruch erwirken. Vor Gericht hätte die Beweislage damals nicht mal ausgereicht, um Sara zu verurteilen, doch unbegreiflicherweise legte sie ein umfassendes Geständnis ab und konnte sogar die Verstecke der Tatwaffen präzise benennen. Benners Neugier ist geweckt, und er nimmt das Mandat an …


    Die Autorin:
    Kristina Ohlsson, Jahrgang 1979, arbeitete im schwedischen Außen- und Verteidigungsministerium als Expertin für EU-Außenpolitik und Nahostfragen, bei der nationalen schwedischen Polizeibehörde in Stockholm und als Terrorismusexpertin bei der OSZE in Wien. Mit ihrem Debütroman "Aschenputtel" gelang ihr der internationale Durchbruch als Thrillerautorin, gefolgt von "Tausendschön", "Sterntaler", "Himmelschlüssel" und "Papierjunge" – allesamt Fälle des bewährten Ermittlerteams Fredrika Bergmann und Alex Recht. Mit "Schwesterherz" und "Bruderlüge" schickt Kristina Ohlsson einen neuen Ermittler ins Rennen und erobert wieder einmal die schwedischen Leserherzen.


    Meinung:
    In "Schwesterherz" geht es um einen komplexen, verworrenen Fall: den der vermeintlichen Serienmörderin Sara 'Texas' Tell, die fünf Morde gestanden und sich vor der Verurteilung das Leben genommen hat. Man könnte meinen, dass die Angelegenheit abgeschlossen wäre, doch ihr Bruder ist von ihrer Unschuld überzeugt und fleht den Protagonisten, einen Anwalt namens Martin Benner, an, sich mit dem Fall zu befassen. Obwohl Benner zunächst nicht glaubt, dass sein Klient recht hat, verstrickt er sich immer mehr in Widersprüchlichkeiten und unglaublichen Details. Das hat mir gut gefallen. Als Leser erfährt man zusammen mit dem Protagonisten immer mehr Einzelheiten über die furchtbaren Geschehnisse, aber man weiß nie, was man glauben soll. Hat Sara die Morde begangen oder ist sie unschuldig? Wer steckt hinter allem? Wieso wurde gerade Benner als Anwalt ausgewählt? Die Geschichte wirft Fragen über Fragen auf, präsentiert vermeintliche Antworten, entwickelt sich dann aber in eine ganz andere Richtung. Die Handlung ist wendungsreich und bleibt, da man immer alles hinterfragen und anzweifeln muss, spannend, vor allem, nachdem der Protagonist selbst involviert wird.


    Benner ist ein sympathischer Charakter, der eindeutige Schwächen hat, große Fehler macht und sich zugleich bemüht, zu tun, was er für richtig hält. Ich mochte, wie beharrlich er war, selbst wenn er zweifelte oder nicht wusste, wonach er eigentlich suchte. Gefallen hat mir auch die innige Beziehung, die er zu seiner Tochter hat und dass er bereit war, alles für sie zu tun. Lucy, seine Partnerin und Ex-Freundin, mochte ich ebenfalls; die anderen Figuren sind weniger gut ausgearbeitet, da sie hauptsächlich im Zusammenhang mit den Ermittlungen auftreten, doch selbst hier entdeckt man in vielen Fällen nach und nach immer mehr Schichten und Geheimnisse.
    Die Geschichte selbst ist von einigen Ausschnitten eines Interviews, das Martin scheinbar nach den Ereignissen gegeben hat, unterbrochen und es gibt zwischendurch Andeutungen, dass er diese oder jene Handlung später bereuen würde. Dies hat mich nicht gestört, sondern hat mich im Gegenteil neugierig auf den Rest des Buches gemacht. Hier muss auch gesagt werden, dass "Schwesterherz" keine abgeschlossene Erzählung liefert. Einige wichtige Punkte wurden geklärt und ein guter Punkt für den Schnitt gefunden, doch viele Fragen bleiben offen und am Ende wird klar, dass in "Bruderlüge" noch einiges auf den Protagonisten zukommen wird. Deshalb bin ich schon sehr gespannt auf den zweiten Band.


    Fazit:
    "Schwesterherz" bekommt von mir :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: . Die wendungsreiche Handlung, bei der sich die wahren Ereignisse nur langsam herauskristallisierten, hat mich sehr gepackt und gerade das letzte Drittel war sehr spannend. Ich hoffe, dass die unbeantworteten Fragen in der Fortsetzung befriedigend aufgeklärt werden können.
    _________________
    Herzlichen Dank an die Verlagsgruppe Random House für das Leseexemplar.

    Carpe Diem.
    :study: Yrsa Sigurðardóttir - Gespenstisches Island

    2024 gelesen: 13 Bücher | gehört: 4 Bücher

  • Das Original gibt es auf Amazon.de wohl leider nur ohne Cover oder richtigen Namen. Hier ist die Verlagsseite.

    Carpe Diem.
    :study: Yrsa Sigurðardóttir - Gespenstisches Island

    2024 gelesen: 13 Bücher | gehört: 4 Bücher

  • Endlich was neues von Kristina Ohlsson. Auf diese neue Serie freute ich mich wie blöde und konnte es gar nicht erwarten!
    Der Klappentext gibt eigentlich schon einen guten Einblick, was einen als Leser in der Handlung erwartet. Bobby Tell hat Martin Benners Neugier also geweckt und er begibt sich auf Spurensuche. Martin Benner ist übrigens nicht Staatsanwalt, sondern nur Anwalt. Das sei nur mal so erwähnt. Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von Martin Benner. Er erzählt die Vorkommnisse einem Journalisten. Es ist also schon alles passiert. Der Roman ist in mehrere Teile aufgeteilt und am Anfang steht jeweils ein Dialog zwischen Benner und dem Journalisten. Diese Dialoge machen schon sehr neugierig auf die Handlung und man überlegt schon was sich während Martins Recherchen wohl zugetragen haben könnte.
    Leider fand ich die Umsetzung alles andere als Gelungen. Die Handlung hatte spannende Ansätze, konnte mich aber nie wirklich überzeugen oder mit sich reißen. Mein größtes Problem stellte Martin Benner selber dar. Er ist für mich nur ein Trieb gesteuerter Narziss. Ist das jetzt in Mode bei Skandinavischen Autoren Ermittler mit besonders sexuellen Leidenschaften oder Vorlieben? Nicht, dass ich etwas gegen eine gute Prise Liebesleben in einem Thriller hätte. Bei dieser Erzählung fand ich es nur nervend.
    Eine spannende Herangehensweise waren die Dialoge zwischen Benner und dem Journalisten zu Beginn der jeweiligen Teile. Es wurden Andeutungen gemacht, die einen Nervenkitzel vermuten ließen. Leider empfand ich eben diesen in den jeweiligen Abschnitten überhaupt nicht oder nur mäßig. Zum Ende hin hatte man viele Informationen, hat aber nicht wirklich etwas erfahren. Kurz und gut : zum Schluss ist man genau so schlau wie am Beginn, man weiß einfach gar nichts!
    Mein Fazit:


    Eine grandiose Enttäuschung für mich. Der Thriller kann bei weitem nicht mit den Büchern mithalten, welche die Autorin früher abgeliefert hat. Soll man sich als Leser, durch das nicht gegebene Ende, dann auch noch die Qual antun und den nächsten Band lesen? Diese Entscheidung muss wohl jeder für sich fällen. In der Hoffnung, dass die Autorin danach wieder zu ihren alten Stärken zurückfindet, setzte ich da mal aus!


    Von mir gibt es dafür nur :bewertung1von5::bewertung1von5:

  • "Schwesterherz" ist fast durchgängig spannend geschrieben und man fiebert der Auflösung um den Fall Sara Texas entgegen. Ich bin wirklich nur so über die Seiten geflogen. Dabei bleiben für mich jedoch die Charaktere ein wenig auf der Strecke, sie bleiben blass und sind mir auch nicht wirklich sympathisch geworden. Auch muss ich sagen, dass bereits einen Tag nach Beendigung des Buches nicht mehr viel von der Geschichte in meinem Kopf ist, sie hat keinen wirklich bleibenden Eindruck hinterlassen. Das Buch reicht für mich nicht an die Klasse der Fredrika Berrgmann Reihe heran, bei der ich bisher jedes Buch wirklich spitze fand.
    Insgesamt also spannende Unterhaltung für ein paar kurzfristige Lesestunden ohne viel Nachdenken :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: Band 2 werde ich sicher noch lesen, da die Geschichte noch nicht abgeschlossen ist. Man hätte eigentlich genauso gut stat zwei dünnerer ein dickes Buch veröffentlichen können.

  • Geständig, aber unschuldig?
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:
    Die interessante Grundidee lässt den routinierten Thriller-Fan aufhorchen: Anwalt Martin Brenner soll nachweisen, dass eine geständige Mörderin die Morde gar nicht begangen hat – und zwar posthum, hat sie sich doch vor der Urteilsverkündung umgebracht. Aber damit sticht Brenner in ein Wespennest, denn es gibt direkt mehrere Menschen, die kein Interesse daran haben, dass die Wahrheit ans Licht kommt...


    Eine posthume Neuaufwicklung eines Falles, der schon als gelöst zu den Akten gelegt wurde, ist meines Erachtens eine unverbrauchte, interessante Idee! Damit hatte das Buch schon mal ein paar Pluspunkte gut – die es aber relativ schnell wieder abgeben musste, da sich meine Begeisterung leider in Grenzen hielt.
    Die Spannung kommt und geht: streckenweise zieht sich die Geschichte etwas, dann galoppiert sie wieder in rasantem Tempo davon und die Ereignisse überschlagen sich. Besonders in der zweiten Hälfte gibt es immer wieder unerwartete Wendungen, und ich rechne der Autorin hoch an, dass der Kriminalfall sowohl komplex als auch solide konstruiert ist. So richtig bei der Stange halten konnte mich die Geschichte dennoch nicht; ich fand nicht alles glaubhaft und manche Entwicklungen wirkten auf mich sogar ein wenig konstruiert.


    Die größten Probleme hatte ich allerdings mit dem Protagonisten.


    Martin Brenner ist in meinen Augen vieles: selbstverliebt, sexistisch, egoistisch. Er kommt sich unglaublich toll dabei vor, jede Frau, die er haben will, mühelos ins Bett zu kriegen, und man hat den Eindruck, für ihn gibt es nur drei Arten von Frauen: will ich – will ich nicht – nehm' ich, wenn es gerade nichts Besseres gibt... Einteilung nach Beuteschema.


    Obwohl er durchaus auch die ein oder andere gute Eigenschaft hat, war er mir dermaßen unsympathisch, dass es mir das Buch etwas verleidet hat. Dabei kann ein schwieriger Protagonist durchaus interessant sein und einem Thriller zusätzliche Würze geben! Dann muss er jedoch etwas an sich haben, was ihn darüber hinaus besonders macht, und das geht Martin Brenner meiner Meinung nach ab.


    Er pflegt eine sehr oberflächliche Lebensweise: alles muss schick, edel und teuer sein, da ist eine Armbanduhr für umgerechnet etwa 8500 Euro ein echtes Schnäppchen. Diese Einstellung gibt er schon an seine kleine Ziehtochter Belle weiter (eigentlich seine Nichte, die er nach dem Tod seiner Schwester zu sich genommen hat), die öfter schick gekleidet im Nobelrestaurant mit ihm brunchen geht. Die Kleine kam mir manchmal vor wie ein Accessoire; er betont zwar öfter, wie wichtig sie ihm geworden ist, die Verantwortung und Betreuung delegiert er dann aber doch lieber an andere.


    Mit seiner Geschäftspartnerin Lucy verbindet ihn eine unverbindliche sexuelle Beziehung, wobei jedoch ein deutliches Ungleichgewicht besteht. Lucy tut alles für ihn, auch wenn sie nicht seiner Meinung ist, und ich fand sehr schade, dass sie sich ihm so unterordnet, denn eigentlich war sie für mich der interessantere, sympathischere Charakter!


    Mein Liebling ist auf jeden Fall der Ganove Boris, und der ist im Kontrast zu Martin das beste Beispiel dafür, dass auch ein schwieriger, zwiespältiger Charakter mit fragwürdiger Moral ein großartiger Charakter sein kann! Schade, dass der Autorin dieses Kunststück aus meiner Sicht bei ihrem Protagonisten nicht gelungen ist...
    Der Schreibstil ist für meinen Geschmack etwas zu anspruchslos für einen intelligent geschriebenen Thriller, mit einfach strukturierten Sätzen und schlichter Wortwahl. Das Buch liest sich vom Tonfall her sehr 'männlich', was natürlich gut dazu passt, dass Martin Brenner als Alphamännchen im Mittelpunkt steht.


    Von Krimi-Reihen oder -Mehrteilern bin ich es gewohnt, dass jedes Buch zumindest teilweise in sich abgeschlossen ist, hier wird indes tatsächlich nur sehr wenig aufgelöst, so dass die Geschichte wirklich nicht ohne den zweiten Band stehenbleiben kann. Schade, denn der erste Band hat mich nicht genug überzeugt, um auch den zweiten lesen zu wollen.


    Fazit:
    Die Geschichte klingt sehr ansprechend: Eine junge Frau, die fünf Morde gestanden hat, bringt sich vor der Verhandlung um. Ihr Bruder ist jedoch überzeugt von ihrer Unschuld und wendet sich an Staranwalt Martin Brenner, um zu beweisen, dass sie ein falsches Geständnis abgegeben hat. Der will erst ablehnen, lässt sich aber dann doch hineinziehen in einen Fall, der für ihn zunehmend brisant wird.


    Ich wollte das Buch wirklich mögen, und der Kriminalfall ist eigentlich auch spannend und originell – leider fand ich Martin Brenner als Protagonisten jedoch furchtbar unsympathisch, und das nicht mal auf interessante Art. Auch die Spannung blieb für mich nicht durchgehend aufrecht erhalten, und dazu kommt noch ein eher einfacher Schreibstil.

  • “Schwesterherz” von Kristina Ohlsson ist mein erster Krimi von ihr. Dementsprechend habe ich keinen Vergleich zu ihren anderen Werken, ging dennoch durch viele Hinweise auf ihren Schreib- und Plotstil mit großen Erwartungen an das Buch heran.


    Vielleicht waren meine Erwartungen zu hoch. Denn es war anders als ich erwartet habe. Es begann vielversprechend mit dem Auftritt von Bobby in der Kanzlei von Martin Benner und der Fall verspricht auch einiges an Hochspannung. Denn die Unschuld einer Toten zu beweisen habe ich noch nie als Krimimotiv gehabt. Das hat mir dann dementsprechend gut gefallen und die Hoffnung auf eine spannende Ermittlung. Bei der ich von vorneherein wusste, dass es eine Duologie ist und davon ausging, dass es einen Cliffhanger geben wird. Darauf war ich vorbereitet.


    Hingegen war ich nicht auf den sprachlichen Stil vorbereitet. Kurze, knappe und abgehackte Sätze, die nicht von Tiefe zeigen und mich sehr irritiert haben waren das eine. Irritiert hat mich außerdem, ich kenne es nicht so von einem Thriller, dass unheimlich viel Dialog vorkommt. Das lässt einen zwar gut voran kommen, aber es nicht das, was ich mir unter einem Thriller vorstelle. Etwas mehr Text dazwischen hätte mir besser gefallen und hätte dem Buch auch gut getan. Das zweite war dann desöfteren Martin Benners Wortwahl, die nicht viel von einem Anwalt, sondern eher etwas von den Jungs auf der Straße hatte. Sehr derb und laut. Okay, damit habe ich versucht zu leben und habe es weiter gelesen. So etwas hält mich nicht vom Lesen ab und habe es als Stilmittel angesehen.


    Nicht jeder Protagonist muss mir sympathisch sein, klar ist es für den Lesefluss angenehmer, wenn man mit dem Protagonisten mit fühlen kann, aber nicht immer ist dies möglich. Martin Benner gehört zu dieser Kategorie von Protagonisten. Er ist überheblich, laut, sexistisch, selbstherrlich auf der einen Seite und das ist die Seite, die ich überhaupt nicht mag. Dann ist da die andere Seite: Er kümmert sich um seine Nichte, die Tochter seiner verstorbenen Schwester. Da ist er dann einfühlsam und ja, er hat eine eigene Art von Kindererziehung. Vor allem seine Art mit Menschen umzugehen, sei es Lucy, seine On-Off-Beziehung und Partnerin in der Kanzlei, kann ich nicht abhaben. Wobei ich mir gewünscht hätte, dass sie sich öfters mal durchsetzt und nicht zu allem Ja und Amen sagt. Sie war für mich etwas blass und einfach dargestellt. Als ob es zu viel Mühe gewesen wäre, neben diesem Charakter von Martin Benner etwas positives und kämpferisches zu setzen. Schade um den Charakter.


    Vor allen Dingen hat es Ohlsson geschafft ihre Charaktere nicht schwarz-weiß zu gestalten, jeder hat gute und weniger gute Seiten, so auch Lucy. Die sich immer wieder um Belle, Benners Ziehtochter kümmert. Dennoch wurde ich mit keinen der Charaktere richtig warm.


    Hingegen hatzu Beginn mich die Handlung überzeugt. Sie ist spannend, da ich gerne mehr über Sara Texas und Bobby erfahren hätte. Es kommen auch immer wieder neue Aspekte hinzu. Teilweise zu viele und ich musste versuchen den Überblick zu behalten. Denn ich wollte unbedingt wissen, was es mit Sara Texas und den Morden auf sich hat. Je mehr Martin Benner ermittelt und je mehr er sich in die Sache vestrickt, desto gefährlicher wird es. Nicht nur für ihn, sondern auch für seine Familie und Lucy.


    Eine Szene verdeutlicht dies besonders und ich fand sie einfach nur heftig und grausam. Aber sie zeigt auch wie sehr Benner schon im Teufeskreis des Superschurken steckt. Wenn man gerade denkt, man hat eine Spur unterbricht Ohlsson dies durch die Einschübe mit den Interviews.

    Diese spielen in der Gegenwart und verraten schon etwas von dem Geschehen in den nächsten Kapiteln, was wiederum nicht so glücklich ist, aber es wird auch etwas an der Spannungsfahrt herausgenommen und man konnte mal wieder durchatmen. Um dann direkt wie bei einer Achterbahn wieder auf den nächsten Spannungshöhepunkt hin zu rasen. Nicht gerade angenehm, denn sobald man ihn erreicht hatte, gab es wieder den Einschub.


    Hinzu kamen immer mehr Baustellen und ich frage mich auch jetzt noch, ob es Ohlsson gelingen wird mit dem zweiten Teil “Bruderlüge” alle losen Ende zu verknüpfen, so dass es noch ein Ende findet, das nicht völlig an den Haaren herbeigezogen ist, wie die Story um Sara Texas. Sie scheint nur ein Aufgallopp für den zweiten Teil zu sein, denn plötzlich taucht der Superschurke “Lucifer” auf und Martin Benner hat es mit ihm zu tun. Genau, da fragte ich mich, was will Ohlsson?


    Ich bin bis jetzt auch nach dem Ende des ersten Teils der Duologie nicht dahinter gekommen. Dennoch werde ich den zweiten Teil lesen, da ich doch wissen möchte, wie es mit Benner weitergeht und wer in aller Welt Lucifer ist.

    Fazit

    Ein temporeicher erster Thrillerband der Duologie, mit Ecken und Kanten wie sein Protagonist. Sprachlich nicht immer mein Fall.

    Liebe Grüße von der buechereule :winken:


    Im Lesesessel


    Kein Schiff trägt uns besser in ferne Länder als ein Buch!
    (Emily Dickinson)



    2024: 010/03.045 SuB: 4.302

    (P/E/H: 2.267/1.957/78)

  • Klar, ich könnte jetzt maulen. Über den unsympathischen Protagonisten, einen Rechtsanwalt, der seine Sexsucht mit wohlfeilen Argumenten zu verteidigen und mit stolz geblähter Brust von seinen Eroberungen zu erzählen weiß.

    Was mein Verständnis übersteigt: Warum eine Frau wie seine Kanzlei-Partnerin Lucy, intelligent, selbstbewusst, gut aussehend, die die Liebesbeziehung zwischen ihnen vor einiger Zeit beendet hat, sich immer wieder und immer noch von ihm ins Bett einladen lässt – meist muss sie nicht lange gebeten werden.

    Ich weiß nicht, ob die Autorin meint, dass Männer so ticken oder ob sie Sebastian Bergman kennt.


    Nein, ich maule nicht. Nicht über Martin, nicht über Lucy und erst recht nicht über den Fall. Denn hier habe ich endlich wieder einen Krimi gelesen, der mich in Atem hielt. Der Verknüpfungen und Verknotungen anbietet, die (natürlich) unrealistisch, aber logisch sind, und die Schritt für Schritt und Puzzlestück um Puzzlestück weiter führen. Der ohne Verfolgungsjagden Spannung aufbaut und konstant oben hält.

    Um am Ende zu sagen: Ätsch. Für die richtige Auflösung musst du, lieber Leser, Band 2 lesen. (Aber immerhin hat Kristina Ohlsson nicht wie Hakan Nesser 12 Jahre gewartet, um ihn zu schreiben.):)


    Dass die Haupthandlung von Interviews unterbrochen wird, die Martin einem Journalisten gibt, habe ich nicht als störend empfunden, sondern im Gegenteil als kurze Ruhepause zwischen zwei Stürmen. Die kleinen Andeutungen, die auf die folgenden Geschehnisse hinweisen, fachen die Neugier zusätzlich an.


    Ob ich das Ende mit anderen Augen betrachtet und zähneknirschend zur Kenntnis genommen hätte, wenn ich Band 2 nicht schon hier gehabt hätte? Vermutlich. Vielleicht hätte ich auch darüber gemault. :wuetend:

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Dieser Thriller lässt einem fast nicht mehr zu Atem kommen, so spannend liest er sich. Man langweilt sich keine Sekunde, ohne grosse Abschweifungen, dennoch nicht zu knapp werden die Ereignisse geschildert. Martin Benner die Hauptperson erzählt die Geschichte, unterbrochen von einem Interview in einem Hotelzimmer mit einem Journalisten. Diese kurzen Gespräche beinhalten jeweils einen kleinen Interessenten Hinweis was im weiteren auftauchen könnte.


    Einige Andeutungen lassen den Leser eigene Vermutungen anstellen, jedoch man weiss nie wird man nicht in die Irre geführt.


    Durch die Einblicke in die Vergangenheit lernt man die Protagonisten besser kennen und verstehen. Besonders die Entwicklung welche Martin Benner durchmacht gefällt. Klug gelöst oder eben nicht gelöst die Schlussfolgerungen, somit... Der zweite Band liegt bereit zum lesen.


    Allerdings gibt es schon einiges an Ungereimtheiten was Kopfschütteln verursachte, oder ich dachte "so schnell lässt sich die Polizei an der Nase herumführen". Oftmals stellt man in diesen Thrilern fest dass sich die Autoren selbst in eine Sackgasse schreiben, aus welchen sie sich danach irgendwie auch wenn nicht besonders plausibel herausmanövrieren müssen. Jedoch ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt und somit :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    Nochmals einige Worte zum Anwalt Martin Benner. Natürlich ist er kein Sympathieträger, seine Sprache, seine Sprüche sind gewohnheitsbedürftig. Er ist einfach ein Macho, der mit seinem Porsche, seiner Uhr einer Breitling, seiner luxuriösen Wohnung angibt. Das kann man so stehen lassen, denn auch sein Freund der Polizist trägt nur Markenklamotten aus Italien.

    Ausserdem jemand muss doch diese überteuerten Luxusartikel kaufen und wenn Männer damit glücklich werden...

    In andern Krimis saufen und koksen die Ermittler, sind so abgehalftert und verkorkst dass sie besser in der Psychiatrie aufgehoben wären wie noch auf Personen losgelassen zu werden.

    Nette, höfliche „normale“ Ermittler findet man doch nur noch in den Romanen wie denen von Donna Leon mit ihrem Guido Brunetti oder auch dem Rabbiner Gabriel Klein bei Alfred Bodenheimer. (Das sind zwei Beispiele, da ich diese Krimis lese)


    Dennoch im weitern lesen lernt man Martin Brenner besser kennen. Wie er sich um Belle seine „Adoptivtochter“ !!! kümmert. Natürlich auch das mit einem gewissen Snobismus verbunden, dennoch hier zeigt er viel uneigennützige Liebe.

    Die Geschehnisse in deren Strudel er und Personen welche ihm nahe stehen, hineingezogen werden, bewirken zudem dass er eine positive charakterliche Wandlung durchmacht, seine Arroganz bröckelt. Die Sorgen welche er sich machen muss lassen ihn nicht kalt denn diese kann er nicht einfach mit seiner Kaltschnäuzigkeit wegwischen.

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter